61.1 Sonntag

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Der Sonntagmorgen begann entspannt, wir schliefen aus, kuschelten und keiner war wirklich motiviert sich aus unserer trauten Zweisamkeit zu lösen. Hecktisch wurde es, als ich zur Uhr sah und feststellte das wir schon in einer Stunde zum Essen bei ihren Eltern sein mussten. So machten wir uns in Windeseile zurecht, packten alle Unterlagen zum Haus zusammen und kamen etwas verspätet dort an. Doris und Gerhard begrüßten uns freudig, gratulierten mir zur bestanden Prüfungen und schon fanden wir uns am Esstisch zusammen. Da Kate und ich das Frühstück ausgelassen hatten, langten wir zur Freude ihrer Mutter ordentlich zu und ich lobte ihre Kochkünste immer wieder.

>Es schmeckte einfach himmlisch<

Kaum war wir mit dem Essen fertig, gingen die Gespräche zum Haus über. Doris scheuchte uns ins Wohnzimmer, damit sie in ruhe den Abwasch machen konnte. Ich suchte alle Unterlagen raus und setzt mich zu Kate und ihrem Vater an den Tisch. Wir erklärten ihm unser Veränderungswünsche und er sah sich die Zeichnungen genauer an. Gerhard räusperte sich und legte die Stirn in Falten. „Also ihr braucht in jedem Fall einen Statiker, weil ich nicht sicher bin ob die Wand oben tragend ist und einfach so ein Stück versetzt werden kann. Die Tür zu machen und dort einen Durchbruch rein, wird nicht das Problem sein." Ich verzog etwas das Gesicht, aber Kate legte ihre Hand auf meine und drückte sie leicht. „Das wird schon gehen. Wir suchen noch heute Abend Telefonnummern raus und rufen gleich morgen dort an." „Hoffentlich." Meinte ich gedämpft und erntete auch von ihrem Vater einen aufmunternden Blick, der kurz darauf das Thema wechselte. „Wie steht es mit euren Finanzen?" Ich legte offen was ich noch auf dem Sparbuch hatte, aber wurde von Kate gebremst die der Ansicht war das sie ja nun ihren Teil beisteuern sollte. Doris kam dazu und Gerhard lächelte sie liebevoll an. „Meine Finanzministerin und ich haben uns etwas überlegt." „Wir werden deine Doppelhaushälfte behalten und dich auszubezahlen. So können wir die Mieteinnahmen beiseite legen fürs Alter." Meinte sie und lächelte Kate liebevoll an. Ich machte große Augen und biss unauffällig die Zähne zusammen. Sie jonglierten mit solch großen Summen als sei es nichts. Kate stimmte dem zu und da ihre Eltern sich schon um alles gekümmert hatten, stand uns das Geld schon in einer Woche zur Verfügung. Doris sah sich die Pläne an, hörte sich unsere Wünsche an und nickte immer wieder. Ich relativierte meine Wünsche etwas, so das das Bad vielleicht doch nicht so groß sein müsste.

>Mein Unwohlsein musste mir wohl anzusehen sein<

„Baby, wir bleiben erst Mal bei unserem eigentlichen Plan, das ist okay, wirklich.." Beruhigte Kate mich und nickte mir aufmunternd zu. Ich nickte abwesend und fragte mich was ich mir vorgestellt hatte, ob ich zu naive an die Sache ran gegangen war. Ein Haus renovierte man nun mal nicht mit ein paar Hundert Euro. Das Gespräch ging in Smalltalk über, wir genossen den Kirschkuchen den Doris gebacken hatte, aber meine Gedanken ließen mich nicht los. Als wir am frühen Abend wieder zuhause waren hielt Kate meine nachdenkliche Schweigsamkeit nicht mehr aus. Kaum das die Tür hinter uns geschlossen war, hielt sie mich an der Schulter fest und sah mich eindringlich an. „Was ist plötzlich los mir dir, bekommst du kalte Füße?" „Nein!" Entfuhr es mir etwas zu laut und ich schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall, ich will mit dir in das Haus ziehen, aber..." Sagte ich gedämpft und machte mich von ihren Händen los und ging gefolgt von ihr ins Wohnzimmer. Hilflos hob ich die Hände und ließ mich auf die Couch fallen. „Ich hab nicht mit solchen Summen gerechnet und bin nun etwas überfordert." Kate blieb vor mir stehen und legte den Kopf etwas schief. „Es ist doch noch nicht gesagt, das wir das ganze Geld brauchen. Alles was über bleibt haben wir als Rücklagen." „Ja ich weiß." Stimmte ich leise zu und ließ den Blick sinken. Sie setzte sich auf meinen Schoss und nahm mein Gesicht in ihre Hände, so das ich sie ansehen musste. „Also kein Grund deine Träume jetzt schon klein zu halten, ohne das wir wissen was möglich ist und was es im Endeffekt kosten wird." Ein leises seufzte entfuhr mir. „Ich will nur nicht das du alles allein bezahlst." Kate schüttelte abwehrend den Kopf. „Das Haus gehört dir. Ja. Du musstest es nicht kaufen, aber das ändert ja nichts am Wert. Nun trage ich meinen Teil dazu bei, so einfach ist das."

>So einfach sah sie das<

Ich konnte unter ihrem liebevollen und eindringlichen Blick die Tränen nicht zurück halten und schluchzte leise. Sie legte die Arme um meine Schultern und drückte mich näher an sich. „Es ist okay." Flüsterte sie mir zu. Ich umklammerte sie fest und versteckte weinend den Kopf an ihrer Schulter. „Vielleicht. Bekomme ich doch kalte Füße!" Wimmerte ich und atmete tief durch. „Ich hoffe so sehr das alles klappt. Nichts wünsche ich mir mehr und das macht mir angst." Kate nahm den Kopf etwas zurück, strich mir beruhigend durchs Haar und lächelte mich an. „Wenn es nur das ist und nicht die Zweifel an uns, kann ich damit leben." Ich seufzte leise und lächelte sie schief an. „Nur ist gut gesagt." Kate zuckte leicht mit den Schultern. „Du weißt was ich meine." Ich nickte leicht und sah ihr in die Augen. „Ich liebe Dich und will dich immer an meiner Seite haben." Sagte ich eindringlich und sah den Glanz in ihren Augen. „Always." Hauchte sie mir zu, legte den Kopf etwas schief und ihre Lippen trafen auf meine. Nach einem letzten kleinen Kuss ruhte ihre Stirn an meiner und sie verzog etwas das Gesicht. „So gern ich weiter knutschen möchte. Wir haben noch was zu tun." Ich strich über ihren Rücken und ließ meine Hände auf ihrem Po ruhen. „Ja, dann lass uns schnell alles ins Auto packen." Seufzend erhob sie sich von meinem Schoss und zog mich ebenfalls hoch. Wir trugen die Taschen zum Auto und Kate verstaute alles was ich ihr brachte. Nachdenklich blieb sie am Kofferraum stehen, als ich verkündete das es alles gewesen sein. „Haben wir was vergessen?" Fragte ich irritiertet und ratterte im Kopf schon die Liste runter, als sich ein Lächeln auf ihr Gesicht legte. „Bist du müde?" Ich kicherte leise und etwas verwirrt über die Frage. „Als wenn ich vor Aufregung schlafen könnte." Sie nickte leicht, kam auf mich zu und schob mich ins Haus. Als die Tür hinter uns geschossen war, legte sie ihre Hände an meine Seiten und sah mich lächelnd an. Das aufgeregt Funkeln in ihren Augen war nicht zu übersehen. „Dann fahren wir jetzt." „Jetzt?" Fragte ich überrascht und schüttelte leicht den Kopf. „Schatz, das sind über sechs Stunden fahrt und wir können Birte und Frank doch nicht mitten in der Nacht aus dem Bett klingeln."

Sie grinste verstohlen. „Ich hab eine Luftmatratze und eine Taschenlampe. Unsere erste gemeinsame Nacht in unserem Haus?" Mein Mund klappte vor Überraschung etwas auf.

>Was eine Verrückte Idee, aber sie gefiel mir<

„Okay." Willigte ich ein und nickte leicht überfordert. Kate drückte mir einen schnellen Kuss auf. „Du kümmerst dich um die Verpflegung und ich suche alles zusammen." Wie abgesprochen machte ich uns aus den Resten im Kühlschrank ein paar Sandwiches, packte das restliche Obst dazu und holt ein paar Snacks und Getränke aus dem Vorrat. Kate lehnte lächelnd im Türrahmen. „Ich hab alles zusammen und bin auch schon durch alle Zimmer gegangen, also wir könnten los." Ich steckte alles in eine Tasche, reichte sie ihr und machte in der Küche Klarschiff. „Dann los." Kate warf mir den Schlüssel zu und wir stiegen ins Auto, aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie die Adresse von Birte und Frank im Navi suchte, als ich mich auf den Weg zur Autobahn machte. Lachend schüttelte ich den Kopf. „Wir machen es wirklich." Das Navi gab mir erste Anweisungen und Kate lehnte sich entspannt zurück und legte ihre Hand auf meinem Bein ab. „Ja und da es keiner weiß, gehört diese Nacht wirklich nur uns." Meinte sie neckend und drückte leicht mein Bein. „Sechs Stunden Vorfreude sind hart, also reiß dich etwas zusammen, mein Schatz." Bemerkte ich grinsend. Kate lachte auf und drehte das Radio etwas lauter. „Du hast freie Bahn, also gib mal ordentlich Gas." Nach drei Stunden legten wir die erste Pause ein und ich äußerte leise meine Zweifel. „Wir haben da nichts. Es ist alles abgestellt." Kate zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, aber was brauchen wir für eine Nacht?"„Eine Toilette wäre toll." Gab ich amüsiert von mir. „Toiletten sind da und wir haben genug Wasser mit, was wir einfach in den Spühlkasten kippen können." Sie nickte zum Auto und ich übergab ihr lächelnd den Schlüssel und wir stiegen wieder ein. „Das ist so verrückt!" Kicherte ich vor mich hin.„Genau wie wir." Antwortete sie grinsend und fuhr los. Die Verkehrslage war wirklich angenehm zu dieser späten Stunde und selbst in Hamburg gab es keine Staus, so das wir viel schneller waren als die letzten Male. Ich schaltete das Navi ab als wir von der Autobahn abfuhren und lotste Kate auf dem Weg zum Haus noch an einer Tankstelle vorbei, da ich doch sicherheitshalber noch mal zur Toilette wollte.

>Außerdem drückte auch die Aufregung auf meine Blase<

Wir wechselten wieder und ich fuhr die letzten Kilometer, parkte mit einem breiten lächeln in unserer Einfahrt und verkündete. „Wir sind Zuhause!"

>Das gehörte nun wirklich alles uns<

Chance 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt