44. Drei Tage vor Silvester

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Die drei Tage des alten Jahres verflogen quasi.

Einen Tag nutzten wir für uns und taten uns einfach mal die Ruhe an. Am Abend entführte Kate mich zu einem Ausflug in eine Wohnsiedlung, von der in der Zeitung berichtete wurde, da die Besitzer ihre Häuser komplett Weihnachtlich beleuchtete hatten. Es war der pure Wahnsinn, ich fühlte mich wie ein kleines Kind und konnte mich zur Freude von Kate gar nicht satt sehen.

>So was hatte ich noch nie gesehen<

Einige Häuser waren wirklich über und über mit bunten Lichterketten geschmückte, wie man es sonst nur aus dem TV oder den USA kennt. Andere hingegen hatten einen Rentierschlitten auf dem Dach, ein komplette beleuchtete Krippe und Engelsfiguren im Vorgarten. Mein Favorit war ein kleineres Haus, dessen Besitzer sich sehr viel mühe gegeben hatten und sogar Kunstschnee im Vorgarten verstaut hatte, damit die Schneemann Familie und die Festlich beleuchtete Tanne noch besser zur Geltung kamen. Zum Abschluss gönnten wir uns einen Kakao an einem kleinen Gartenhaus, dessen Besitzer dort Glühwein und warmen Kakao verkauften. Es rundete die Weihnachtliche Stimmung ab und da machte mir der Verzicht auf echten Schnee gar nicht mehr so viel aus.

So sehr wie ich mich auf das neue Jahr freute, fand ich es eben so schade das Weihnachten bereits vorbei war.

>Schließlich hatte ich mal Perfekte Weihnachten erlebt<

Am zweiten Tag kauften wir für unsere kleine Silvester Party Lebensmittel, Getränke, Snacks und Deko ein. Ich hielt mit Marius und Dean Rücksprache, was sie am liebsten trinken würden oder was ihrer Ansicht nach noch fehlte. So wuselte ich immer wieder, mit einer schon leicht genervten Kate im Schlepptau, durch verschiedene Läden.

>Wenn Party dann richtig<

Am 30.12 war ich nachmittags mit Kate in meiner Wohnung, um nach dem rechten zu sehen. Dabei stellte ich überrascht fest das mir das Jugendamt, eine Weihnachtskarte von meiner Mutter, weitergeleitet hatte. Sie war belanglos gehalten, aber wie Kate es kommentierte, war es doch kein schlechtes Zeichen, wenn sie zu den Feiertagen an mich dachte.

>Das würde sich wohl noch zeigen<

Marius hatte sich kurz vorher gemeldet und es war klar dass er seine Neugierde wegen dem Haus stillen wollte. Kate ließ uns die Zeit allein und fuhr bereits heim. Marius würde mich später wieder zu ihr bringen.

Wir saßen gemütlich im Wohnzimmer zusammen und Marius kam auch recht schnell auf den Punkt. „Ich würde nie dagegen sprechen, aber genau das Haus?" Fragte er skeptisch. „Ich mein wenn es um deine Heimat geht, kann ich das verstehen, aber solltet ihr dann nicht vielleicht nach irgendeinem anderen Haus ausschau halten?" Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein es geht auch um das Haus. Wie Kate meinte ist es Schicksalsträchtig und es ist mein Schicksal und ich habe vor es ganz und gar zu besiegeln." Ich sah nachdenklich aus dem Fenster. „Weißt du es gab da ein paar Momente, die es mir sehr klar gemacht haben." „Und die wären?" Fragte Marius leise. Ich fing an von Kates begeisterung zu erzählen, davon das es keine Interessenten gab, weil zu viele von den Ereignissen wussten. Von meiner plötzlichen Stimmung änderung im Haus und speziell in meinem Zimmer und dem Ereignis als wir es verlassen hatten. „Wow..." Marius rieb sich über den Arm. „Da bekomme ich ja Gänsehaut." Ich nickte leicht. „Ich glaube ich habe in der kurzen Zeit dort mit Kate sämtliche Emotionen durchlebt und irgendwie war da immer diese kleine innere Stimme, die den Ort zu etwas besserem machen wollte. Mein Opa hat es eigenhändig für seine Familie erbaut. Das Gemäuer kann nichts für die Taten die dort geschehen sind. Die Schuldigen, speziell mein Vater, ist tot. Das Interesse meiner Mutter hält sich in grenzen." Ich hob die Weihnachtskarte vom Tisch und schob sie ihm rüber. Er nahm sie und sah kurz rein. „Mhh..." Machte er nachdenklich, als er sie wieder zurück auf den Tisch legte. Ich zuckte mit den Schultern. „Kate meint kein schlechtes Zeichen, wenn sie doch noch an mich denkt." Er nickte leicht. „Und mit deinen Großeltern ist nun auch auf Ruhe und Frieden zu hoffen, so wie du erzählt hast." „Ja, ich denke schon." Er rieb sich über das Kinn und nickte immer wieder. „Also könntest du dies Mal tatsächlich ohne Sorgen und Ängste zurückkehren?" Leise räusperte ich mich. „Darauf hoffe ich. Zu 100% weiß ich es noch nicht, aber Birte und Frank kümmern sich für mich darum." „Was gibt es denn noch?" Fragte Marius skeptisch und auf seiner Stirn zeichneten sich tiefe Falten ab. Ich ließ den Blick sinken und biss mir auf die Unterlippe. „Das hab ich noch nicht mal Kate erzählt, weil..." Ich sah zu ihm auf und zuckte mit den Schultern. „Ich will nicht sagen, dass es nicht so wichtig ist, schließlich musste ich aus dem Grund umziehen, aber er ist danach nur noch ein Mal aufgetaucht und dann nie wieder, also hab ich es sehr weit in den Hintergrund geschoben." Marius hob die Hand. „Moment. Wer ist Er?" „Der Bruder meines Vater, also mein Onkel." Erklärte ich leise. Er sah mich weiterhin fragend an und ich seufzte leise und ließ mich ins Polster sinken als ich ihm von dem damaligen Zusammentreffen erzählte. „Er wollte seinen Bruder rechen, er gab mir die Schuld an seinem Suizid, darum hat er es getan." Marius rieb sich über die Stirn und stieß hart die Luft aus. „Wie viel Scheiße kann einem Menschen nur passieren." Ich nickte stumm und sah zu Boden. „Birte will nun für mich einen Privatdetektiv engagieren und der soll ihn erst mal ausfinden machen und dann mal seinen Hintergrund beleuchten. Damit ich erstens weiß wo er sich aufhält und zweitens wie seine Bindung zur Familie ist. Ich hätte ja schlecht Oma und Opa fragen können, ob sie noch Kontakt haben." Er runzelte wieder die Stirn und verzog den Mund zu einem skeptischen lächeln. „Hast du vor, dich dann auch noch mal mit ihm auseinander zu setzten?" Energisch schüttelte ich den Kopf. „Wir haben herausgefunden, dass er nicht mehr im Ort wohnt, also hoffe ich darauf, dass er weiter weg gezogen ist und ich dem ganzen einfach so aus dem Weg gehen kann. Darum hab ich es Kate auch nicht erzählt." Marius blies die Wangen auf und ließ die Luft langsam entweichen, als er sich im Sitzsack zurück lehnte. „Mach keine heimlichen Sachen, hinter dem Rücken von Kate. Das Endet nicht gut, das solltest du mittlerweile wissen." „Sie weiß schon so viel und es war einfach erst Mal nicht wichtig..." Er richtete sich wieder etwas auf. „Und warum dann das nicht? Willst du das Haus so dringend, das du Angst hast sie könnte sich umentscheiden, wenn dein Onkel doch in der Nähe Wohnt?" „Nein, so dringend will ich es nicht und sollte er tatsächlich in der nähe Wohnen, würde ich mit ihr darüber sprechen, jetzt ist es eher so, warum die Pferde scheu machen, wenn ich noch nichts genaues weiß." Marius faltete die Hände im Schloss und verzog den Mund. „Ich bleib dabei. Sprich mit ihr, am besten noch heute." Leise seufzte ich auf. „Okay, du hast ja recht." Marius erhob sich sofort und ich sah ihn überrascht an. „Na komm, hopp hopp, du hast da was zu klären!" „Aber ich meinte doch nicht jetzt sofort." „Ich aber." Erwiderte er grinsend und ging bereits in den Flur.

>Ab und zu war seine Spontanität anstrengend<

Leicht irritierte sah ich zu Marius der mit ausgestiegen war, als ich klingelte und dann die Haustür aufschloss. Kate kam aus ihrem Büro und begrüßte uns lächelnd. Marius drückte mich kurz und warf mir einen warnenden Blick zu, bevor er sich zu Kate drehte. „Sie hat dir was zu erzählen. Ich muss dann mal wieder. Man sieht sich!" Schon hatte er die Tür wieder hinter sich zu gezogen und ich stand verdattert an Ort und Stelle.

>Das konnte doch nicht wahr sein<

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