69.2 Abfahrt und Ankunft

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Wir hetzten ins Schlafzimmer und zogen uns an, mein Handy zerriss lautstark die Stille. „Scheiße!" Entfuhr es mir. „Das ist sicher Marius." Ich griff nach meinem Handy ohne darauf zu sehen und nahm den Anruf an. „Ja!" Rief ich etwas atemlos mit dem Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt und versuchte dabei mir weiter meine Hose anzuziehen. Schon an seinem lachen erkannte ich ihn. „Also ich hab vor 15 Minuten schon mal geklingelt, sind die Damen endlich fertig mit der Verabschiedung?!" Fragte er immer noch lachend. „Ja, scheiße. Ich muss mich noch fertig anziehen." Stotterte ich vor mich hin, was ihn nur noch lauter lachen ließ. Auch Kate stieß ein lachen aus, verstummte aber schnell wieder. „Wusste ich es doch! Mach hin." Sagte er amüsiert und legte auf. Ich warf meine Handy aufs Bett. „Ganz toll, er weiß Bescheid!" Fluchte ich und schlüpfte nun endlich ganz in meine Hose und schloss sie. Kate zog sich lachend ihr Oberteil über den Kopf. „Wie könnte er auch nicht, wenn du ihm sagst das du dich noch anziehen musst." Ich seufzte genervt und suchte nach einem Oberteil. „Ich lass ihn schon mal rein." Meinte Kate locker und marschierte Barfuß aus dem Raum. Ich ließ mich seufzend aufs Bett fallen, zog mich fertig an und um mich noch einen Moment zu sammeln, bevor ich ihm ins Gesicht sehen musste, räumte ich unsere verstreuten Sachen im Bad weg. Mit einem paar Socken für Kate ging ich runter und fand die beiden plaudernd in der Küche. Marius nickte mit einem amüsierten grinsen und nahm grade eine Kaffeetasse von Kate entgegen. „Hey!" Brachte ich so locker wie möglich raus und reichte Kate die Socken. Sie nickte dankbar, zog sie sich schnell über und unterhielt sich weiter mit Marius über den die Verkehrslage am Sonntag, welche Route sein Navi vorschlug und welche wir bisher genommen hatte. Erleichtert über die lockere Atmosphäre, verband ich die Gedanken, die bei dem Wort Verkehr sofort wieder aufkamen in die letzte Ecke und nahm mir auch etwas zutrinken. „Ich hab Birte angerufen und gefragt ob es ihr recht ist, wenn auch ich ein paar Tage bei ihr unterkomme." Meinte Marius entspannt und nickte mir zu. Ich sah überrascht auf. „Du hast Birtes Nummer?" Er lächelte schief. „Schon seit der Überraschung zu deinem Schulabschluss, da hab ich doch alles für sie geklärt." „Stimmt. Und musst du im Garten Zelten?" Fragte ich grinsend. Er stieß amüsiert die Luft aus. „Nein sie hat mir die Couch angeboten und Kate meinte vorhin das ihr auch noch eine Luftmatratze da habt."

>Luftmatratze<

Ich nickte unauffällig und hoffte nicht rot anzulaufen, als sich die Bilder vor meinem inneren Auge abspielten. Marius trank seine Tasse aus und stellte sie ab. „So. Ich würde noch mal eben ins Bad verschwinden und dann können wir los?" „Ja." Stimmte ich etwas verhalten zu und deutete auf die Tür gegenüber der Küche. Marius zwinkerte mir grinsend zu, als er aufstand und in die Richtung ging.„Die kenne ich mittlerweile." „Ach ja." Sagte ich mit einem verlegenen Kopfschütteln und widmete dann Kate meine Aufmerksamkeit. Sie lächelte wissend, strich mir liebevoll über die Wange und ließ die Hand an meiner Schulter liegen. „Entspann dich..." Ich stieß verächtlich die Luft aus. „Wie schön das dir das ganze nicht peinlich ist." Kate grinste schief. „Er hat nichts gehört oder gesehen, also ist doch nichts dabei." „Sehr witzig! Das wäre ja noch schöner." Zickte ich sie an. Kate zog mich in ihren Arm und flüsterte. „Hey, ist alles okay?"

>Nein, Gefühlschaos pur<

„Ja. Bis auf das ich dich wieder schrecklich vermissen werde, ist alles okay." Versicherte ich ihr, drückte sie noch mal fest an mich und gab sie dann wieder frei. „Ich werd dich auch vermissen!" Seufzte sie leise und gab ihr noch einen Kuss. Marius kam aus dem Bad zurück und räusperte sich. „Also ich warte dann mal im Auto. Bis Bald Kate!" Verabschiedete er sich und legte einen schnellen Abgang hin. „Bis Dann!" Rief sie ihm über die Schulter nach und sah dann wieder mich an. „Also..." Ich nickte schwach. „Dann mach ich mich mal fertig." Zögernd löste ich mich von ihr, ging in den Flur vor, schlüpfte in Schuhe und Jacke und nahm meinen Rucksack, den ich an der Treppe stehen gelassen hatte. Kate öffnete mir die Tür und ich blieb vor ihr auf dem Absatz stehen. „Es ist ja nicht für lange." Meinte sie sanft strich mir über die Wange zu meinem Kinn und hob meinen Kopf etwas. Ich lächelte leicht, schlang die Arme um sie und küsste sie zärtlich. Mit einem seufzen trennten wir uns und ich hielt ihr Hand weiter in meiner „Ich ruf dich später an!" Sie nickte und drückte kurz meine Hand. „Bis Später." Ich drückte ihr noch einen letzten Kuss auf. „Bis Später!" Erwiderte ich und im gehen lösten sich langsam unsere Hände. Ich öffnete die Beifahrertür, sah noch mal zu Kate und versuchte mich an einem aufmunternden lächeln. Sie warf mir einen Luftkuss zu und winkte als ich einstieg. „Na kann es los gehen?" Fragte Marius gedämpft und ließ den Motor an. „Eigentlich nicht, aber muss ja." „Alles klar." Er setzte Rückwerts aus der Ausfahrt und ich winkte Kate solange bis ich sie nicht mehr sah. Ich war dankbar das Marius einfach schwieg, das Navi einstellte und das Radio etwas lauter drehte. Erst als ich mir unauffällig über die Augen wischte, schenkte er mir ein kleines Lächeln. „Ich kenne das Gefühl nur zu gut." Ich nickte wissend und atmete tief durch. „Die Zeit ist Gott sei dank absehbar, bis es sich ändert." „Ja, das stimmt. Ihr habt schon das passende gefunden und wir hoffentlich auch bald." Ich drehte das Radio etwas leiser und ließ mich ganz auf das Thema ein. „Was stellt ihr euch denn vor. Gleich ein Haus oder erst mal eine Wohnung?" Fragte ich lächelnd. Marius schnaubte amüsiert. „Ein Haus können wir uns wohl nicht sofort leisten, dafür müsste ich irgendwo den Jackpot knacken." Fing er an über den Immobilienmarkt und ihre Vorstellungen zu erzählen. Ich entspannt mich immer mehr, genoss die Fahrt und freute mich mit der Zeit immer mehr, ihm das zukünftige Heim von Kate und mir zeigen zu können. Marius drehte von Zeit zu Zeit das Radio etwas lauter und drückte ordentlich aufs Gas. Wir lachten viel und amüsierten uns prächtig.

>Es war so schön nicht allein zu sein<

Wir machte eine größere Pause, aßen eine Kleinigkeit und dann ließ er mich ans Steuer. Als wir von der Autobahn abfuhren, erklärte ich ihm mit einem gewissen Stolz die Umgebung, fuhr an der WG vorbei und zögerte kurz. „Ist es okay wenn wir erst morgen zum Haus fahren?" Marius räkelte sich leicht im Sitz und gähnte. „Ja klar." So schlug ich den dirkten Weg zu Birte und Frank ein. Mein Handy klingelte und ich bat Marius, ran zu gehen. „Es ist Birte." Verkündetet er und nahm den Anruf an. „Hi Birte, Marius hier." „Ähm." Machte er nachdenklich und sah mich an. „Wann sind wir da?" „In 10 bis 15 Minuten." Antwortete ich ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Er lächelte erfreut. „Alles klar. Bis Gleich." Marius legte auf und steckte mein Handy zurück in die Tasche. „Wir kommen pünktlich zum Essen." Verkündete er freudig. Ich verzog amüsiert das Gesicht. „Hast du eigentlich immer Hunger?" Marius hob empört die Hände. „Das letzte mal ist doch schon über zwei Stunden her und da gab es nur eine Kleinigkeit." Verteidigte er sich lächelnd.

Wenig später bog ich in die Einfahrt, parkte vor dem Haus und zog den Schlüssel den ich immer noch hatte aus meiner Tasche und schloss auf. Freudig wurden wir von Beiden begrüßt und kaum hatten wir unsere Sachen ins Haus gebracht, bat uns Birte auch schon an den Esstisch. Wir plauderten munter über die Fahrt und über alles was so in der Woche passiert war. „Ihr wart noch nicht am Haus?" Fragte Frank als er mit dem Essen fertig war. „Nein, dafür war es schon zu spät. Außerdem können wir eh gleich morgen früh hin, da vermutlich schon die Bauarbeiten starten." Erklärte ich und Marius sah mich fragend an. „Vermutlich?" „Der Chef sprach von morgen oder übermorgen, aber da ich nichts weiter gehört habe, ist es wohl morgen." „Na dann machen wir es uns nun gemütlich." Forderte Birte uns auf und fing an den Tisch abzuräumen. Ich zeigte Marius das Gästezimmer und er machte sich sofort daran die Luftmatratze aufzupumpen, während ich Birte beim aufräumen half. Abgekämpft kam er kurz darauf wieder zu uns und wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn. „Geschafft!" Frank stand in der Vorratskammer und lugte um die Ecke. „Na dann. Ein Bier?" „Da sag ich nicht nein." Meinte er lächelnd und nahm kurz darauf lächelnd eine Flasche entgegen. Die drei machten es sich auf der Couch gemütlich und ich ging ins Gästezimmer und telefonierte mit Kate. Als ich zurück kam konnte ich mein lachen nicht unterdrücken. Marius und Frank spielten Karten. „Vorsichtig der Zockt dich ab!" Warnte ich Frank grinsend. Marius stieß abfällig die Luft aus. „Momentan ist es eher andersrum." „Anfänger Glück!" Meinte Frank warf seine Karten auf den Tisch und hatte erneut gewonnen. Ich ließ mich in die Couch sinken und seufzte leise. „Wo ist Birte?" Frank nickte lächelnd zur Uhr an der Wand. „Im Bett, sie hat morgen wieder Frühdienst." Skeptisch folgte ich seinem Blick. „Upss!"

>Ich hatte mehr als eine Stunde mit Kate telefonierte ohne es zu merken<

Was vielleicht auch daran lag, das wir einen Videocall gestartet hatten, weil wir uns unbedingt sehen mussten. Ich hatte nicht daran geglaubt, aber es klappte ohne Tränen zu vergießen. Zufrieden und mit einer gewissen Bettschwere sah ich Marius und Frank beim spielen zu. Gähnte und streckte mich kurz und beschloss dann ins Bett zu gehen. „Wir machen auch gleich Schluss." Meinte Frank und wünschte mir eine Gute Nacht. Umgezogen kuschelte ich mich ins Gästebett was Birte frisch bezogen hatte. Es war lieb gemeint, aber nun fehlte mir der Geruch von Kate, stellte ich leicht schmollend fest. Marius kam leise ins Zimmer, aber ich winkte ab. „Bin noch wach." „Ah okay." Er kramte Sachen aus seiner kleinen Reisetasche verschwand für ein paar Minuten und kam dann umgezogen wieder. Ich machte die Nachttischlampe neben meinen Bett an, als er das Licht löschte und es sich auf der Luftmatratze bequem machte. Wir wünschten uns eine Gute Nacht und bereits nach ein paar Minuten, in denen ich grade eine bequeme Position gefunden hatte, hörte ich die ersten leisen Schnarchgeräusche von ihm. Wie konnte er so schnell einschlafen, stellte ich verwunderte fest, drehte mich wieder zur anderen Seite, nahm mir das zweite Kissen und begrub meinen Kopf darunter um ruhe zu haben.

>Das konnte ja noch heiter werden<

Chance 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt