27.1 Auto fahren

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Die erste Zeit ließ er mich wieder schalten, dann übernahm er und deutete auf Verkehrsschilder in der Umgebung. Er fuhr mit mir durch eine Wohnsiedlung und erklärte mir Zebrastreifen, die Besonderheiten an Spielstraßen und Kreisverkehren. Als wir aus der Stadt rausfuhren sah ich mich leicht irritiert um. Er deutete immer wieder auf den Tacho und was der unterschied zu Außer- und Innerorts bei der Geschwindigkeit sei. So gut es ging versuchte ich mir alles einzuprägen was ich noch nicht aus dem Buch wusste. Marius fuhr auf einen endlos erscheinenden Feldweg und sah sich um. Es war niemand außer uns hier, als er den Wagen anhielt und mich anlächelte. „Traust du dich?" Fragte er herausfordernd. Skeptisch sah ich ihn an. „Nein, das meinst du nicht ernst." Er stieg aus und lachte. „Na komm schon." Mein Unwohlsein stieg, aber auch die Aufregung als ich mich auf den Fahrersitz setzte. Marius erklärte mir das Armaturenbrett, die Hebel am Lenkrad und wie ich den Sitz und die Spiegel einzustellen hatte.

>So weit so gut<

Er erklärte die Pedale zu meinen Füßen und tippte auf mein linkes Bein. „Mit links bedienst du nur die Kupplung. Mit rechts Gas und Bremse." Ich schluckte schwer und positionierte meine Füße. „Tritt auf die Kupplung und lass den Fuß darauf, nun schaltest du ein Mal durch alle Gänge." Ich folgte seiner Aufforderung und lächelte begeistert. Erst als ich wieder den ersten Gang einlegte wurde mir mulmig. „Den rechten Fuß in die Mitte auf die Bremse, dabei weiter auf der Kupplung bleiben. Er deutete auf das Landkrad und ich legte unsicher meine Hände darum. Marius schob meine Hände in die richtige Position und nickte zustimmend. „Rechte Hand an den Zündschlüssel und umdrehen." „Nein." Platzte es aus mir heraus und ich schüttelte den Kopf.

>Das war doch Verrückt<

Er lächelte. „Becca es wird nichts passieren. „Hier zwischen uns das ist die Handbremse die ist immer noch angezogen." Ich warf einen Blick darauf und schluckte schwer als ich den Schlüssel umdrehte und der Motor zum Leben erwachte. Marius grinste wie ein kleines Kind. „Super. So nun lösen wir die Handbremse." „Du bist doch verrückt!" Entfuhr es mir. Gelassen löste er meine Hand die bereits wieder das Lenkrad umklammert hielt und legte sie mit seiner darauf und löste sie. „Scheiße! Entfuhr es mir leicht panisch." „Alles gut. Lass die Füße wo sie sind und es wird nichts passieren." Sagte er beruhigend. Ich nickte nervös und sah mich nach allen Seiten um. Marius tat es mir gleich. „Bereit?"„Ich soll wirklich fahren?" Er grinste. „Na schauen wir mal. „Fuß von der Bremse und ganz leicht aufs Gas, dabei lässt du die Kupplung ganz vorsichtig kommen." Der Wagen holperte und ging aus.„Bremse." Rief Marius und ich stand sofort wieder auf beiden Pedalen. „Und noch mal, such den Schleifpunkt mit der Kupplung, den spürst du." Nach drei weiteren Versuchen rollte der Wagen und Marius klatschte begeistert in die Hände. „Kupplung treten, zweiten Gang einlegen und dann langsam wieder Gas geben während du die Kupplung kommen lässt." Ich atmete zitternd, aber befolgte seine Anweisungen. „Noch ein bisschen mehr Gas." „Fuck! Ich fahre." Entfuhr es mir und Marius lachte auf. Wir fuhren mit nicht ganz 35 km/h über den Feldweg, aber ich hatte das Gefühl zu rasen. „Vorsichtig abbremsen und dabei auf die Kupplung gehen." Etwas holprig kamen wir zum stehen, aber ich konnte es kaum fassen. „Wahnsinn. Ich bin gefahren...Ganz alleine!" Jubelte ich und bekam das grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Marius hielt mir die Hand entgegen und ich klatschte ihn ab. Er zeigte einige hundert Meter vor uns auf eine Abzweigung. „Dann fahr noch bis da vorne und dann dreh ich um." Er gab mir erneut Anweisungen wie ich den Wagen starten sollte und wann ich schalten sollte. Nach zwei Anläufen fuhr ich in Schrittgeschwindigkeit auf den Weg zu und bremste als Marius es sagte. Ordnungsgemäß nach seinen Anweisungen stellte ich den Wagen ab und erhob mich leicht zittrig aus dem Sitz. Ich fiel ihm in den Arme und wir lachen auf, immer noch völlig begeistert stieg ich auf den Beifahrersitz und war kurz irritiert das Marius nichts verstellte, sondern nur den Wagen wendete und wieder abstellte. Er zwinkerte mir zu. „Du darfst auch noch zurück fahren." Sagte er leichthin und stieg bereits wieder aus. Ich schluckte schwer, öffnete die Tür und kam ihm entgegen als wir wieder die Seiten wechselten. Nachdem wir ein paar Mal das Anfahren geübt hatten, fuhr ich den Feldweg entlang und Marius legte seine Hand mit ans Lenkrad und wies mich an es leicht nach rechts und dann wieder nach links zu bewegen. „Du musst dabei nicht vom Gas gehen." Kicherte er über meine leichte Überforderung. Kurz vor Ende es Feldweges hielt ich an und stellte den Wagen ab. „Mega geil!" Entfuhr es mir als wir vor dem Auto standen. Marius grinste breit. „So nun bist du nicht mehr ganz so unerfahren, aber zum Sport fahre lieber ich uns." Ich lachte ebenfalls auf, als wir uns wieder in die Sitze fallen ließen. Marius stellte wieder alles ein und fuhr los. „Bei dir sieht das so leicht aus." Brachte ich nachdenklich hervor als ich ihn beobachtete. Er zuckte mit den Schultern. „Das kommt mit der Zeit. Ich fahre auch schon ein paar Jahre." Er überließ mir auf dem Rückweg wieder das Schalten und ich blickte dabei immer wieder auf den Tacho um abschätzen zu können, wann er schalten wollte. Immer noch völlig geflasht kamen wir an der Akademie an. „Nicht so stürmisch." Merkte er leise lachend hinter mir an als ich die Tür etwas zu doll aufzog. Betont unauffällig näherte wir uns dem Tresen und hielten nach bekannten Gesichtern Ausschau. Nicole kam aus der Halle und begrüßte uns, kurz darauf kam Kate mit einem breiten lächeln hinzu. Wir waren immer noch unter uns, so gab sie mir schnell einen Kuss und streichelt mir übers Bein. „Du strahlst ja so." „Ja, wir..." Ich brach grinsend ab und suchte nach einer Notlüge

>Das sollte die besser nicht wissen <

„Wir hatten einen Döner zu Mittag und haben noch etwas für die Fahrschule gelernt. War echt cool." Versuchte ich es so natürlich klingen zu lassen wie möglich. Kate lächelte und nickte. „Na dann bis du ja gestärkt fürs Training." „Immer doch." Flötete ich, rutschte vom Hocker, griff meine Tasche und nickte zur Kabine. „Bin gleich wieder da." Die drei lächelten mir zu und auch Marius machte sich auf den Weg in seine Kabine.

Als ich umgezogen in die Halle kam standen Kate und Marius am Rand und ich sah sofort das etwas nicht stimmte. Kate hatte tiefe Falten auf der Stirn und defensiv die Arme vor der Brust verschränkt. Marius hingegen ließ die Schultern hängen, vergrub die Hände in den Taschen und sah schuldbewusst aus. Unsicher ging ich zu ihnen und biss die Zähne zusammen. Kate fuhr zu mir herum und starrte mich ein paar Sekunden an. Bei diesem Blick rutschte mir das Herz in die Hose.

>Oh Fuck!<

„Ihr habt sie doch nicht mehr alle!" Fuhr sie mich an und sah dann wieder zu Marius. Sie schnaubte und schüttelte den Kopf. „Illegal Autofahren üben?" Zischte sie mir zu. Marius erhob leicht die Hände. „Sie ist ja kaum..." Kate hob nur die Hand und starrte mich weiter an. „Dein Ernst?" Ich zuckte unsicher mit den Schultern, was sollte ich nur sagen. „Schatz..." Begann ich leise. Kate hingegen schüttelte den Kopf. „Ich bin froh das dir nichts passiert ist." Warf sie mir erbost an den Kopf, atmete tief durch und setze ihr lächeln auf. Ich wand mich zur Seite und bemerkte nun auch das wir nicht mehr alleine waren. Sie begrüßte die Kinder und es war keine Spur mehr von verärgerung zu sehen.

>Wow, Professionalität in Perfektion<

Marius und ich tauschten einen Blick und er stieß die Luft aus. „Ich hab es verbockt." „Du hast es ihr erzählt?" Fragte ich irritiert und geschockt. Er schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht direkt, aber ich hab mich verplappert. Ich hab erzählt das wir Praxis nah gelernt haben, an meinem Auto. Sie meinte scherzhaft das ich dich ja wohl nicht hab fahren lassen und na ja ich kam mir so erwischt vor." Er stöhnte auf. „Scheiße Becca, wie in der Schule beim Spicken. Sie hat es einfach an meinem Gesicht abgelesen und dann kamst auch schon du." Ich atmete tief durch und rieb mir die Stirn. „Das wird ein toller Abend. Und ein noch besserer Start in die Ferien." Gab ich monoton von mir. „Es tut mir echt leid." Flüsterte Marius und ich schüttelte nur den Kopf. „Ich wollte Fahren und ich hab es Kate verheimlichen wollen, also muss ich auch die Konsequenzen tragen." Er verzog leicht das Gesicht, aber ich nickte nur und atmete tief durch. „Wir sehen uns später!"„Okay. Bis Später." Erwiderte Marius niedergeschlagen und machte sich auf in Richtung Kraftraum.

>Da musste ich nun durch<

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