Kapitel 153

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Langsam ließ ich Daryls Hand los und stand auf, wischte mir mit dem Handrücken die Tränen weg und atmete einmal laut ein und aus. Plötzlich ging die Tür auf und Elijah, Scott und Rick betraten den Raum. "Bist du soweit?", fragte Elijah. Ich nickte wortlos und sah dann zu Boden. "Geh runter Kathrine, wir werden ihn raustragen.", sagte Scott und als ich auf sah, sah er mich mitleidend an. "Ich mache das s...", wollte ich sagen, doch Rick unterbrach mich.

"Geh runter Kathrine, bereitete dich auf das Begräbnis vor und überlasse das uns.", sagte er und meinte es wohl sehr ernst. Doch ich schüttelte den Kopf und sah ihn fest an. "Ich werde ihn runter bringen.", sagte ich und lief auch schon zu Daryl. Behutsam hob ich ihm über meine Schulter und trug ihn ohne ein Wort zu sagen aus dem Zimmer. Mein Herz blutete innerlich, doch äußerlich ließ ich meine Miene kalt wirken. Ich lief langsam die Treppe hinunter, die Gruppe wartete dort schon und alle sahen traurig aus. Sie hatten sich um einen Sarg versammelt, der auf meinem Küchentisch stand.

Sie mussten ihn ins Wohnzimmer gebracht haben. Maggie und Beth weinten am meisten und einige sahen mich mitfühlend an. Ich kam dem Sarg immer näher, doch ich ließ meine Miene weiterhin kalt wirken. Ich war am Sarg angekommen und legte Daryl vorsichtig hinein, die Gruppe hatte den Sarg noch mit Decken und einem kleinen Kissen ausgestattet, so sah es nicht mehr ungemütlich und hart aus. Ich wusste nicht ob ich seine Hände ineinander verschränken sollte oder nicht. Also verschränkte ich sie ineinander und schaute, wie es aussah.

Doch ich erkannte Daryl so nicht wieder, er würde auch niemals die Hände ineinander verschränken. Also legte ich seine Hände jeweils auf eine Seite des Sarges, und dies sah schon mehr nach ihm aus. Ich hielt meine Tränen zurück und mein Gesicht blieb kalt, meine Trauer werde ich nicht zeigen und ich hatte mich im Zimmer bereits von Daryl verabschiedet. Nein, nicht verabschiedet... ich könnte mich niemals von ihm verabschieden, er wird immer bei mir sein, das wusste ich. Ich strich ihm die einzelnen Strähnen aus dem Gesicht und zog sein Shirt zurecht, seine Weste hatte er nicht an, denn ich hatte beschlossen sie zu behalten. Sie wird mir ein wenig das Gefühl geben, dass er bei mir ist.

Er lag nun ordentlich im Sarg und noch immer versuchte ich, nicht zu weinen. Meine Miene blieb weiterhin kalt und ich hörte wie Elijah, Scott und Rick die Treppe runterkamen und schließlich zu uns stießen. Alle stellten sich um den Sarg und schwiegen, die Urvampire nahmen wieder etwas Abstand. Eine Zeit standen wir dort und ich sah, ohne eine Miene zu verziehen, auf Daryl. Innerlich jedoch weinte ich und war verzweifelt, wie sollte ich es ohne ihm nur aushalten?

"Abraham, Scott, Elijah und ich werden ihn zum Grab tragen.", sagte Rick leise. Die vier Männer hoben den Sarg hoch und liefen mit langsamen Schritten nach draußen, die Gruppe folgte ihnen und ich fiel etwas zurück. Ich hätte Daryl eigentlich zum Grab tragen wollen, doch die Gruppe will ihm auch sozusagen die Letzte Ehre erweisen und so ließ ich sie. Ich trat nach draußen, die Gruppe hatte sich um das Grab versammelt und es war still, der Sarg wurde kurz auf der Erde abgesetzt und ich stieß nun auch zur Gruppe. Scott schloss den Sarg mit einer von ihm abgerundeten Holzplatte, die bereits auf einer Seite des Sarges befestigt war.

So konnte man den Sarg auf und zu klappen. Noch einmal sah ich in Daryls Gesicht, bevor der Sarg entgültug geschlossen wurde und Elijah und Rick den Sarg ins Grab reintrugen. Beth und Maggie wollten das Loch mit Erde befüllen und auch damit war ich einverstanden, sie wollten sich von ihm verabschieden und sie hatten das auch das Recht dazu. Doch ich spürte wie ein Teil in mir einfach wegbröckelte, als wenn dieser Teil mit Daryl begraben werden würde. Ich fühlte mich anders, kälter, doch meine Gefühle waren noch angeschaltet. Irgendetwas hatte sich in mir verändert, doch ich wusste nicht was. Plötzlich trat Scott in meinem Blickfeld und er hob mit zwei Fingern meinen Kopf etwas an.

"Deine Augenfarbe.", sagte er leise. "Was ist mit ihr?", fragte ich und ich erschrak über meine Stimme. Sie hörte sich so hart an, nichts sanftes war mehr darin zu finden. "Sie sind außen Rot und in der Mitte werden sie Gold.", sagte er leise und auch die Urvampire schauten sich meine Augen an. Die Gruppe war auch geschockt über die Farbe. Doch ich schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. "Wir besprechen das später!", rief ich sauer. Meine Augenfarbe war jetzt egal, Daryl stand im Mittelpunkt. Sie nickten langsam und verstanden nun auch, dass es nicht der Richtige Zeitpunkt war. Alle wandten sich wieder dem Grab zu und auch ich kam wieder näher. Zusammen standen wir dort noch eine Zeit lang und schwiegen.

3 Stunden später
Ich saß auf dem Drehstuhl im Büro meines Vaters, dort, wo Daryl sich auch damals verschanzt hatte. Ich trank Bourbon und das nicht gerade wenig, ich schaute aus dem Fenster in den Nachthimmel und stellte das Glas schließlich auf dem Schreibtisch ab, erhob mich von meinem Platz und lief durch den Raum. Verzweiflung stieg in mir hoch und die Wut auf meinem Vater wurde immer größer, ich lief wieder zum Schreibtisch und wollte mich erneut hinsetzen, doch ich hatte eine so große Wut.

Ich schmiss das Glas samt Flasche gegen die Wand und schlug mit geballter Faust auf den Schreibtisch, dieser zerbrach und war in der Mitte gespalten. Ich verwüstete den ganzen Raum, schmiss Bücherregale um und zerstörte auch jede Flasche Alkohol, die ich in diesem Raum fand. Schlug gegen die Wände und machte immer weiter, der Drehstuhl blieb auch nicht verschont und wurde am Ende von mir vollkommen zerstört, ebenfalls gegen die Wand geworfen. Laut und wütend schrie ich auf, meine Hände zitterten und ich schlug immer wieder auf eine Wand ein. Doch plötzlich wurde ich an der Schulter nach hinten gerissen und Elijah sah mich mitfühlend und zugleich ernst an. "Hör auf.", sagte er leise.

"Nein!", knurrte ich und schlug wieder gegen die Wand. Erneut wurde ich an der Schulter nach hinten gerissen und er sah mich nochmal mitfühlend und ernst an. "Hör auf.", sagte er nun etwas lauter. "Es bringt nichts, alles zu zerstören.", sagte er. "Es bringt ne Menge.", sagte ich. Die Gruppe und der Rest der Vampire betrat nun auch den Raum. "Nein.", sagte er. "Doch! Es bringt ne Menge! Ich könnte stattdessen auch jemanden aussaugen! Mir geht es langsam auf die Nerven! Ich muss immer die Kontrolle behalten und aufpassen, dass ich niemanden töte. Ich habe mich kontrolliert, damit ich mit Daryl zusammen leben kann! Ich war mir sicher, dass ich dann ein Leben mit ihm haben konnte! Doch diese Kontrolle hat nichts gebracht, denn er ist verdammt nochmal tot!", schrie ich ihn sauer an.

"Bitte Kathrine, beruhig dich.", sagte Rick. "Und wieder soll ich mich kontrollieren?! Ihr könnt mich alle mal!", rief ich sauer und lief aus dem Raum. Ich quetschte mich einfach an der Gruppe vorbei und auch an Scott, dem ich ebenfalls die kalte Schulter zeigte. Immer musste ich mich kontrollieren, so lange habe ich mich kontrolliert, nur um mit der Gruppe und vorallem mit Daryl leben zu können. Und was hatte es gebracht? Nichts.

Denn er war tot und ich war allein. Doch Daryl würde nicht wollen, dass ich gehe und die Gruppe zurücklasse. Ich musste sie beschützen, ihr eine Zukunft aufbauen. Plötzlich setzte ich mir ein neues Ziel im Leben, ich werde der Gruppe eine Zukunft aufbauen. So hätte es Daryl gewollt. Eine Zukunft für die Gruppe, für die Kinder. Ich werde sie alle vor meinem Vater beschützen und diesmal werde ich nicht scheitern, diesmal werde ich die Gruppe erfolgreich beschützen.

Hey Leute!
Wie fandet ihr das Kapitel? :D Würde mich über Kommis und Votes freuen :D
LG,
Elena60100 ^^ :D

The Walking Dead ~ The Vampire in meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt