75. Neustart

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*Katharina's Sicht*

Yun und ich gingen in die Küche und setzten uns an den Tisch. "Du und Santtu habt euch schon wieder zerstritten." sprach ich sie an. Sie zuckte mit den Schultern und starrte auf die Tischplatte. "Ich hoffe nicht wegen mir." Sie sah mich an, doch wandte ihren Blick wieder von mir ab. "Weißt du... Santtu liebt dich über alles und es tut ihm sehr weh, wenn ihr euch streitet. Als ich ihn kennen lernte habe ich schon gemerkt, dass da etwas nicht stimmte, doch bis heute wusste ich nichts davon." Ich stoppte kurz um auf Yun's Reaktion zu warten, doch es kam keine, also sprach ich weiter. "Yun, er will dich und zwar nur dich..." - "Du stehst auf ihn, stimmt's?" unterbrach sie mich. Ich senkte meinen Kopf und sah ebenfalls auf die Tischplatte. Ich spürte Yun's Blick auf mir ruhen. "Ja, doch ich hätte niemals eine Chance gegen dich. In seinen Augen bin ich nur eine gute Freundin. Er beachtet mich noch nicht mal wirklich, wenn du da bist. Du müsstest ihn mal sehen, wenn er von dir redet. Seine Augen funkeln wie sonst nie und strahlen bis zum geht nicht mehr. Von Anfang an habe ich geahnt das da mehr war bei ihm." Ich seufzte und hob meinen Kopf an. "Ich weiß zwar nicht worüber ihr euch gestritten habt, doch ihr dürft euch nicht wegen mir streiten. Ihr seid so süß zusammen. Ich kenne dich zwar nicht und Santtu erst seit kurzem, doch ihr passt perfekt zusammen." Yun sah mich sprachlos an. Man sah ihr an, dass sie nicht wusste was sie dazu sagen sollte. "Egal über was ihr euch gestritten habt. Verzeih ihm. Er meint es ernst mit dir und das letzte was er für dich will ist, dass es dir nicht gut geht." Sie senkte ihren Blick wieder und antwortete mir nicht. Ich wollte, dass Santtu glücklich war und deshalb versuchte ich mit Yun zu reden. Ich wusste, dass sie ihm wichtig war und nur sie wollte. Ich musste einfach damit klar kommen, dass er Yun wollte und ich nur eine gute Freundin war. Er hatte sich für sie entschieden und ich konnte es nicht ändern auch wenn ich es so sehr wollte. "Könnten wir vielleicht nochmal einen Neuanfang machen?" fragte ich nach. "Ich würde dich sehr gerne kennen lernen Yun, da Santtu mir so viele positive Sachen über dich erzählt hat." Sie sah meine Hand an, die ich ihr hin hielt. In ihren Augen spiegelte sich Unsicherheit ab. "Ich bin Katha wie das Cutermesser." Yun lachte leise auf. "Yun." stellte sie sich vor und nahm meine Hand. "Na dann erzähl mal was von dir, oder soll ich anfangen?" - "Fang du an." Ich nickte und stellte mich vor. "Meinen Namen weißt du ja schon, den muss ich dir hoffentlich nicht mehr sagen. Mh... wo fang ich nur an? Aja, ich bin 24 Jahre alt. Ich bin vor kurzem erst nach Helsinki gezogen. Vorher habe ich in einem kleinem Dorf gewohnt, doch ich wollte unbedingt in die Großstadt. Ich habe eine kleine Schwester die nun 18 geworden ist. Ich vermisse sie sehr, doch wir halten den Kontakt und telefonieren so oft es geht. Mh... was könnte ich denn noch erzählen?" - "Hobbys?" Ich sah Yun an und meinte: "Das ist eine gute Idee. Ich gehe sehr gerne mit meinen Freunden aus. Musik ist eine sehr große Leidenschaft von mir. Meine Eltern hatten damals wenig Geld, doch trotzdem bekam ich Querflöte- und Klavierunterricht. Sie wollten, dass ich glücklich bin und das war ich auch. Ach und übrigens bin ich Single. So nun bist du an der Reihe." "Na gut. Mein Name kennst du ja auch. Ich bin heute 16 geworden. Ich wohne schon mein Leben lang in Helsinki und bin Einzelkind. Ein kleines Geschwisterchen würde ich sehr wahrscheinlich nicht ertragen und um ehrlich zu sein bin ich froh, dass ich keins habe. Ich bin gepierct wie man sehen kann, habe heute ein Motorrad bekommen und ja das war's." - "Hobbys fehlen." - "Achso, ja stimmt. Ich liebe die Musik. Samu, also Papa erfüllt mir jeden einzelnen Wunsch. Ich spiele neun Instrumente und singe. Damals bin ich auch immer mit auf die Tour gekommen, da Dad immer gegen ein Kindermädchen war. Mikko jedoch hat einige zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und sogar zu einem Probetag, doch ich habe alle erfolgreich vertrieben. Beziehungsstatus ist ebenfalls Single, genauso wie bei dir."

*Yun's Sicht*

Katharina lächelte mich an. Wir saßen einige Minuten lang schweigend hier, doch dann unterbrach sie die Stille. "Wie lange liebst du Santtu schon?" - "Seit paar Jahren schon. Wir hatten seit meinem fünften Lebensjahr keinen Kontakt mehr. Ich habe mich bei Dad immer erkundigt wie es ihm ginge, doch er gab mir nie eine Antwort darauf. Als ich 14 war durfte ich mich von Papa aus anmelden und habe mit Santtu über Facebook Kontakt aufgenommen. Irgendwann haben wir unsere Nummern ausgetauscht und dann angefangen uns zu treffen. Am Anfang war er wie mein bester Freund, doch dann entwickelte ich Gefühle für ihn und hatte ständig den Drang danach ihn zu küssen. Ich dachte nur so 'What the f*ck, das ist mein Onkel! Das ist doch nicht mehr normal.' Hach ja. Auf jeden Fall ist es passiert." - "Wie süß, doch wie ist das alles passiert? Ich meine das passiert ja nicht alle Tage, dass man sich in seinen eigenen Onkel verliebt." - "Ich habe selbst kein Plan. Wahrscheinlich, weil er immer so gut zu mir war und es sogar immer noch ist. Er ist ein richtiger Gentleman, immer für mich da und einfach perfekt. Weißt du, er ist nicht so ein Arschloch wie die meisten Kerle. Klar er ist 30, jedoch... ich weiß auch nicht. Er ist einfach ein Traum. Mein Traum. Ich bin wirklich froh ihn Mein nennen zu dürfen. Ich habe immer gesagt, wenn ich einen Freund haben will, dann gefälligst so einen der genauso ist wie Santtu. Ich weiß, dass ich jederzeit zu ihm kann, wenn etwas ist und er mir dann helfen wird." schwärmte ich von ihm. "Ach herrje wie süß. Darf ich fragen warum ihr damals kein Kontakt hattet?" - "Sei mir bitte nicht böse, doch das möchte ich jetzt nicht sagen. Vielleicht erzähle ich es dir irgendwann anders." Katha nickte und lächelte mich an. "Okay, zurück zu deinen Hobbys, denn eine Frage habe ich dazu. Was ist mit deinen Freunden?" - "Ich habe keine." - "Ach was! Jeder hat Freunde. Du mit Sicherheit auch." - "Nein wirklich. Ich habe keine. Meine einzigen Freunde sind die verrückten Jungs da draußen und Santtu." - "Du hast niemanden in deinem Alter, der sogar auf deine Schule geht?" fragte sie mit großen Augen erstaunt nach. Ich schüttelte langsam mit dem Kopf und antwortete: "All meine ehemaligen Freunde haben mich nur ausgenutzt damit sie an Samu ran kamen. Die ganze Schule wusste das Samu Haber, der Samu Haber mein Vater ist. Die Schüler und die Lehrer. Einige Lehrerinnen haben mir deswegen sogar extra gute Noten gegeben, obwohl ich in den Fächern total schlecht war. Sie wussten, dass Samu dann in der Schule oder gar bei den Lehrerinnen persönlich anrufen würde oder in die Schule kommen würde, um mit denen zu reden. Es ist nicht so, dass er mir keine guten Noten gönnt, es war einfach nur falsch und ich wollte auch keine guten Noten bekommen nur weil mein Vater Samu Aleksi Haber ist und ich seine Band Kollegen kenne." - "Ach du scheiße." entwisch es Katha, die mir geschockt und mit aufgerissen Augen zu hörte. "Und was ist dann passiert?" - "Ich habe mich immer mehr von meinen falschen Freunden abgeschottet und sogar in der Schule Stress verursacht. In einer Woche kam ich mindestens ganze sieben oder acht Mal zum Schuldirektor. Samu wurde immer wieder angerufen. Irgendwann habe ich angefangen blau zu machen und wurde mal dabei erwischt. Papa hat mich dann von der Schule runter genommen und seitdem her bekomme ich Privatunterricht." - "Ach du scheiße. Yun... das ist... deftig! Mir fehlen gerade echt die Worte. Dein Vertrauen anderen Leuten gegenüber müsste doch total hinüber sein." - "Ist es auch. Ich vertraue nur meiner Familie und den Jungs. Andere müssen mein Vertrauen erst gewinnen und das ist verdammt schwer." - "Es tut mir so leid. Es ist mit Sicherheit echt schrecklich so ausgenutzt zu werden. Ich kann mir das gar nicht vorstellen." - "Das möchtest du auch nicht erleben. Es tut weh und macht einen kaputt." - "Yun ich... oh mein Gott. Deswegen sind dir die Jungs und Santtu so wichtig. Es tut mir so leid." - "Es muss dir nicht leid tun. Versteh mich bitte nicht falsch, doch das letzte was ich will ist Mitleid." Sie nickte, doch man sah ihr an, dass es ihr schwer fiel. Wir unterhielten uns noch sehr lange. Wir vergaßen sogar die Zeit. Katharina war echt ganz anders als ich dachte. Sie war überhaupt nicht eingebildet. Eigentlich war sie recht cool.


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