Teil 202 - Zoey

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Zoey -
Ich stand vor meinem Spiegel und verdrehte meine Augen. Kennt ihr diese Tage, da schaut ihr euch im Spiegel an und denkt einfach nur ‚Oh mein Gott, siehst du scheisse aus!'? und ja, so einen Tag hatte ich heute. Toll... Gerade heute. Ich versuchte meine Frisur noch irgendwie zu retten aber scheiss drauf, es war sinnlos. Dann nahm ich meine Sachen und lief los. Der Schnee war wieder etwas geschmolzen, da die Sonne an diesem Tag geschien hat und es einiges wärmer war als am Vorabend. Ich liebte diese Tage in Helsinki. Die sonnigen Tage. Doch gleichzeitig liebte ich auch die verschneiten Tage. Der Schnee, der auf der Strasse liegt und alles einfach wunderschön aussieht, wie in einem Märchen. Das mit Sanna und den Mädels versuchte ich mal zu vergessen, vielleicht spreche ich mit Samu heute noch darüber. Ich stand vor der Haustür. Wie wird's wohl sein, wenn ich hier drin bin? Mein Zuhause. Mit zittrigen Händen klingelte ich an der Tür. ‚Reiss dich mal zusammen!' dachte ich mir. Nach keinen fünf Sekunden öffnete Samu die Tür. Oh je... Und weg war ich für ein paar Sekunden. Ich starrte ihn nur an. Wie gut sah er wieder mal aus? Er hatte ein schwarze Jeans an und ein schwarzes T-Shirt. Er wusste wohl, dass er mir so am besten gefiel. Seine Augen stachen heraus und er sah einfach umwerfend aus. Ich blieb kurz stehen und speicherte das Bild in meinem Kopf. „Hey." räusperte ich mich. „Hey." lächelte Samu und liess mich in die Wohnung. Er schloss die Tür hinter sich und wandte sich zu mir. „Hey." sagten wir nochmals beide zur gleichen Zeit und fingen an zu lachen. Sollen wir uns küssen? Das hatten wir ja gestern aber keine Ahnung... Samu lächelte mich an bevor er mich aber dann in seine Arme schloss. Er duftete wieder mal unglaublich. Ich versuchte nicht zu tief einzuatmen, weil das würde sicher etwas seltsam rüberkommen. Ich schloss aber kurz meine Augen, genoss das Gefühl wieder in Samus starken Armen bevor ich ihn los liess. Ich schaute in seine Augen und dann um mich und seufzte. Lang ist es her. Samu nickte mir zu bevor er nach der Einkaufstasche griff und in Richtung Küche lief. „Komm." sagte er als er zurückblickte, weil ich kurz zögerte. Ich blickte nach rechts in's Schlafzimmer. Ich erinnerte mich nicht, dass Samu und ich hier jede Nacht nebeneinander eingeschlafen sind. Ich dachte immer ich war alleine. Was wir hier wohl sonst noch angestellt haben? Ich schüttelte schnell meinen Kopf um wieder auf klare Gedanken zu kommen, was aber in Samus Gegenwart noch nie richtig klappte. Samu stand schon in der Küche und durchwühlte die Einkaufstasche. „Geil!" grinste er vor sich hin mit dem Kopf fast in der Tasche. Ich fing an zu lachen als ich ihm zusah wie er mit einem riesiegen Grinsen die Tasche ausräumte. Dann konnte er wohl wirklich nicht kochen. Ich sah mich um und es sah alles noch so aus wie ich es in Erinnerung hatte. Nur, dass Samu hier war. Ich lief in's Wohnzimmer und sah mir die Bilder an, die auf einer Kommode standen ansah. Es waren alles Bilder von Samu, unseren Freunden und mir. Eins fiel mir sofort auf. Es war an einem Eishockeyspiel. Samu und ich hatten die gleiche IFK Mütze auf und wir lachten in die Kamera. Er trug mich auf seinem Rücken, meine Hände waren um seinen Hals und meine Beine um seine Taille und scheisse, sahen wir glücklich aus. „Das war letzten September." hörte ich Samu hinter mir. Ich schreckte kurz auf und drehte mich um. Er lächelte mich herzlich an. „Wir waren am Spiel mit Mikko, Charlotte und Riku und wir haben gewonnen. Das war unser erstes Spiel zusammen seit du hier lebst." Ich blinzelte ein paar Mal und sah mir nochmals das Bild an. „Wir hatten richtig Spass, was?" fragte ich. „Ja. Das hatten wir immer, egal was mir unternommen haben." Das konnte ich mir gut vorstellen denn mit Samu war es wirklich immer lustig. Ich nahm dann das Bild in meine Hand und lächelte. „Wir sehen glücklich aus." sagte ich leise. „Das waren wir, ja." Ich stellte das Bild zurück auf die Kommode und wandte mich zurück zu Samu. „So, dann fang ich mal an." „Ich wähle den Wein aus, wie ich es immer getan habe." lächelte Samu. „Das kann ich mir vorstellen. Ich kenne mich da nicht aus, ich..." „Trinke ihn nur." beendete er meinen Satz. „Das hast du immer gesagt." lachte er. „Naja, so ist es." kicherte ich. Ich ging dann in die Küche und fing an zu kochen und Samu brachte mir ein Glas Wein. Es war schon witzig, alles war noch genau so wie es war. Ich meine, die Wohnung. Mit Samu war's aber auch sehr, sehr angenehm. Aber trotzdem war die Spannung immer noch da. Fast noch mehr nach letzter Nacht. Aber es war ein aufregendes Gefühl. Wir sassen am Esstisch im Wohnzimmer und hatten gerade fertig gegessen. Wir hatten eine tolle Unterhaltung. Es ging dieses Mal nicht um uns sondern er erzählte mir von seinem Leben. Und dieses Mal ganz ausführlich denn ich habe ihn darum gebeten, mir das zu erzählen. Ich fand seine Lebensgeschichte unglaublich spannend. Was der schon alles erlebt hat. Und jaaa, ich liebte es, wenn er mir Geschichten erzählte, so wie gestern. Da hatte er Recht. Ich half ihm den Tisch abzuräumen doch er wollte den Abwasch machen, so hatten wir's angeblich immer gemacht. Ich lehnte mich an den Türrahmen, verschränkte meine Arme und beobachtete ihn. Ich starrte ihn einfach nur an. Schaut ihn mal an... Immer wieder fragte ich mich: Warum nur? Wie konnte ich so einen Mann vergessen? Und als ich ihn so beobachtete, wurde mir wieder klar, wie sehr ich mich tatsächlich in ihn verliebt habe. Wird Samu ‚ausrasten', wenn ich ihm das sage? So wie's Sanna gesagt hat. Das werde ich ja dann sehen sobald der richtige Augenblick gekommen ist. Ich hoffte so sehr, dass ich mich bald wieder an etwas Neues erinnern konnte doch ich wusste, dass ich das nicht erzwingen konnte. Ich musste mich wohl gedulden. Oder damit klarkommen, falls nichts mehr kommt aber ich war da sehr positiv eingestellt. Samu zeigte bis jetzt auch viel Geduld doch will er wirklich mit mir zusammen bleiben, wenn ich nicht mal alles von uns weiss? Will er so lange warten bis es so weit ist? Und vorallem, wusste Samu eigentlich von meiner Vergangenheit? Wenn ja, dann wollte er also tatsächlich mit mir zusammen bleiben... Ich versuchte den Gedanken zu vergessen. Das konnte ich ja gut. Okay, nicht lustig, ich weiss. „Zoey?" hörte ich Samu sagen. Er riss mich aus meinen Gedanken. „Sorry." räusperte ich mich. Er kam langsam auf mich zu und ich spürte wie nervös ich wurde. Obwohl er nur sein Glas Wein vom Tisch nahm vor mir. ‚Scheisse, reiss dich mal zusammen!' dachte ich mir. „Wollen wir in's Wohnzimmer?" lächelte Samu. „Gerne." Ich drehte mich um und lag auf das Sofa. Ich machte es mir bequem indem ich mich an die Armlehne lehnte und meine Beine anwinkelte, damit ich Samu ansehen konnte. Samu setzte sich neben mich und sah mich ebenfalls an. „Ich habe heute Sanna und die Mädels gesehen." sagte ich dann. Samu nickte lächelnd. „Sie hat's gesagt, ja." Ich sah ihn fragend an. „Sie hat mich gleich angerufen." „Findest du das nicht merkwürdig?" „Nun, wenn ich ehrlich bin, irgendwie, ja aber du kannst ja nichts dafür." Ich schaute nach unten auf mein Glas. „Sie nennen mich Tante Zuzu." sagte ich leise. Samu fing an zu lächeln. „Ich weiss. Sie lieben dich. Du warst viel mit ihnen spielen." „Ja, an das erinnere ich mich." „Manchmal war ich auch dabei." sagte Samu. Und da war's wieder. Das schlechte Gewissen. Warum hatte ich Samu einfach nie in Erinnerung? Ich meine, mein Gott, ich kannte seine Schwester, seine Nichten und sogar seine Mutter aber hatte keine Ahnung, dass sie noch einen bildhübschen Bruder/Onkel/Sohn hatten. Wie soll ich das nur erklären? Samu bemerkte mal wieder, dass es mich schon beschäftigte, als könnte er meine Gedanken lesen. „Zoey, lass es. Bitte. Mach dir keine Gedanken. Wir haben jetzt doch eine schöne Zeit. Auch gestern, es war wunderschön, Zoey und das sollten wir geniessen." Ich lächelte ihn an. „Du bist so positiv eingestellt." „Ja." nickte er. „Und weisst du von wem ich das gelernt habe?" Ich schüttelte meinen Kopf. Samu legte seine Hand sanft auf mein Knie. „Von dir." Im meinem ganzen Körper kribbelte es. Sobald er mich berührte und mich mit seinen blauen Augen durchbohrte. „Von mir?" flüsterte ich fast. „Von dir." nickte Samu. „Kannst du mir alles erzählen von uns? Ich möchte die ganze Geschichte hören jetzt da ich wach bin." lächelte ich schüchtern. „Ich erzähle dir alles was du willst, Zoey." „Okay." grinste ich und drehte mich um sodass ich meinen Kopf auf seinem Oberschenkel ablegen und zu ihm hochschauen konnte. „So..." fing er an. Ihr kennt ja die Geschichte, doch ich kannte sie damals nicht so detailiert wie es mir Samu erzählte. Irgendwie schon aber hey, ich war im Koma, ich habe das nur mitbekommen aber ich hörte es immer wieder gerne. Samu streichelte meine Haare, blickte immer wieder zu mir runter und erzählte alles, was mit uns geschah. Aber... Nur das Positive. Hm, wir hatten uns doch mal gestritten, oder? Aber es war so schön, sodass ich ihn nicht danach frage. Noch nicht jedenfalls. Er war sicher eine Stunde am reden und ich liebte es ihm zuzuhören. Erstens, um all diese schönen Dinge ganz detailiert zu erfahren und zweitens, seiner schönen Stimme zuzuhören. Die Stimme, die mir damals im Koma half, nicht durchzudrehen. „Ja, das war die Geschichte von uns. Im Detail." lächelte er mich an. Ich lag da und lächelte vor mich hin. Wie schön diese Liebesgeschichte nur ist. Und ich lebte sie, mit Samu zusammen. „Wow." sagte ich leise. „Ich könnte mir diese Geschichte jeden Tag anhören." „Ich kann sie dir gerne jeden Tag erzählen." lächelte Samu. „Wir waren echt der Hammer, was?" grinste ich. „Wir waren perfekt." strich er mir über die Wange. „Das sagten alle. Und ich sagte es auch." „Weisst du, als ich damals im Koma war, hörte ich immer wieder diese Stimme. Sie sprach mit mir. Ich war kurz vor dem Durchdrehen doch sie half mir das nicht zu tun. Als ich dann aufwachte, merkte ich, dass es deine Stimme war." sagte ich und blickte zu ihm hoch. „Wirklich?" sagte er überrascht. Ich nickte ihm lächelnd zu. „Schön, dass ich dich nicht durchdrehen liess." grinste er. „Ja, da war ich froh." Ich musste gähnen. „Soll ich dich nach Hause bringen?" strich er meine Haare über meine Schulter und fuhr seinen Fingern zärtlich über meinen Hals bis zu meinem Schlüsselbein. Oh Mann... „Das ist doch mein Zuhause." lächelte ich. Samu sah mich leicht schockiert an. „Darf ich hier übernachten?" Samu zögerte mit seiner Antwort, er hätte das wohl nicht erwartet. „Natürlich." lächelte er dann. Er stand auf und streckte mir seine Hand entgegen. „Komm." Ich schaute in seine Augen, seine leuchtenden blauen Augen voller Liebe, nahm dann langsam seine Hand und folgte ihm in's Schlafzimmer. In unser Schlafzimmer.

2. Teil / can you call this love? / Samu & ZoeyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt