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Der Ordensritter ließ zwei frische Pferde satteln und wenig später waren sie unterwegs. Hardrich hatte sein Kopftuch neu gebunden und trug seine Krücken mit einem Stück fester Schnur um die Schultern gehängt. So ritten sie hinunter in die Stadt. Der Markgraf achtete genau auf den Weg, den sie nahmen, bemüht, nicht die Orientierung zu verlieren.

In einiger Entfernung kamen die Stadtmauern in Sicht und Ritter Erik brachte sein Pferd zum Stehen.

„Wartet. Lasst mich kurz überlegen", sagte er nachdenklich und rieb sich das Kinn, „Ich bin nicht sicher, ob es klug ist, wenn Ihr hier neben mir zu Pferde dort erscheint. Wenn er vermutet, dass er es mit einem Edelmann zu tun hat, nimmt er Euch nicht."

Im ersten Moment wollte Hardrich dagegen reden, doch im nächsten dämmerte ihm, dass von Ihlenfurth damit richtig lag. Er würde an Bord Befehle befolgen müssen. Und kein Kapitän würden jemanden zwischen seinen Ruderern wollen, der es stattdessen gewohnt war, Befehle zu erteilen.

„Ihr habt recht."

Mit erheblichem Bedauern stieg der Markgraf langsam vom Pferd. Er klopfte dem Tier ausgiebig den Hals und übergab es fast ein wenig zögerlich. Das Reiten, hoch über den Bürgern, die zu Fuß ihren Besorgungen nachgingen, hatte ihn fast ein wenig in alte Selbstverständlichkeiten zurückversetzt. Er seufzte.

Sie ließen die Reittiere für eine Münze aus Eriks Beutel in der Obhut eines Händlers, der in der Nähe seinen Laden hatte. Dann machten sie sich zu Fuß auf. Die Straßen waren voller Menschen und nur langsam bahnten sie sich zusammen einen Weg durch die Menge.

„Der Mittler ist Venezianer. Sprecht Ihr Italienisch?", fragte von Ihlenfurth.

„Nein. Nur Latein. Aber das sollte ich wohl besser nicht durchblicken lassen", murmelte der Markgraf und dachte an Vater Georgios.

„Besser nicht. Hoffen wir mal, dass ihn Euer breites Kreuz überzeugt. Ich werde Euch ein wenig anpreisen müssen, denke ich. Um die Krücken wettzumachen.", antwortete der Templer und lächelte entschuldigend.

Ächzend verzog Hardrich das Gesicht und brummte:

„Tut was immer nötig ist."

„Falls das hier klappt, werdet Ihr erst wissen, für wen Ihr arbeitet und was von Euch verlangt wird, wenn Ihr am Hafen ankommt. Ich kann lediglich raten, für welche Schiffe der Mittelsmann hier Leute anwirbt. Aber wie auch immer. Die Bedingungen an Bord werden überall absolut erbärmlich sein. Ob als Hilfsarbeiter oder tatsächlich an den Riemen. Bedenkt! Ruderer auf einer der Galeeren zu sein ist eine Strafe! Es werden in erster Linie Sträflinge dort eingesetzt. Ist Euch das vollkommen klar?"

Hardrich dachte zurück an die Querung der Meerenge bei Konstantinopel. An die kaiserliche Dromone. Und an die Ruderer im Bauch des prächtigen Schiffes. Er hatte sie gesehen. Aber hatte er wirklich verstanden, was es bedeutete, dort unten zu sitzen?

Er schluckte und brummte:

„Ich werde es aushalten. Ich muss."

„Gut. Dann gehen wir es an."

An der letzten Ecke hielt er ihn noch einmal zurück und raunte:

„Jetzt ist es nicht mehr weit. Dort zur Rechten. Haltet Euch ein, zwei Schritte hinter mir. Ich werde Euch als einen meiner Leute vorstellen und sagen, Ihr seid aufgrund der Erkrankung dienstuntauglich. Aber rudern oder das Deck schrubben könnt Ihr natürlich vortrefflich. Und da Ihr so tapfer gekämpft habt, setzte ich mich jetzt hier für Eure Überfahrt ein. In Ordnung?"

Hardrich antwortete nicht sofort.

Dienstuntauglich... Untauglich?

Das Wort dröhnte in seinem Kopf und drohte ihm wie zäher Klumpen Brei im Halse stecken zu bleiben. Umständlich räusperte er sich, kam zu sich und nickte.

Die Tochter des BrauersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt