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Als sie schließlich das Hauptlager erreichten, war der Angriff auch dort bereits vorüber. Mit versteinerter Miene ließ der Markgraf sich von von Treptow Bericht erstatten.
Aus dem Nichts heraus waren die Reiter da gewesen und hatten schon im Heranpreschen vom Pferderücken aus alles mit einem Schauer von Pfeilen überzogen. Dann waren sie ebenso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren und hatten Tote und Verletzte zurückgelassen.

Hardrich ging es nicht gut. Aber er konnte sich jetzt nicht ausruhen. Das Lager musste so schnell es eben ging gegen einen möglichen zweiten Angriff gewappnet sein.
Er brauchte einen Überblick über die Anzahl der Toten und Verletzten und er wollte sich mit Kuno und Carolus besprechen.

Aus dem Kreise seiner Lehensmänner war niemand ernstlich verletzt, denn sie alle trugen, wie er selber, teure Rüstungen. Nur von Echtern hatte einen Streifschuss im Gesicht davon getragen, der aber schon versorgt war.

Getroffen hatte es überwiegend die einfachen Soldaten. Und auch, wenn es zum Teil nur eine vermeintlich leichte Verletzung am Bein war, war es nicht unwahrscheinlich, dass sich das Ganze binnen Tagen zu einer schwärenden Wunde entwickelte, die den Mann tötete.

Hardrich befahl von Bevern, der sich mit bleichem Gesicht immer wieder bekreuzigte, mit seinen Leuten dafür zu sorgen, dass den Heilern alle Hilfe zukam, die sie benötigten. Die anderen sollten einen Ring gerüsteter Männer um das Lager ziehen. Pferde und leicht Gepanzerte würden im geschützten Innern zusammengezogen werden.

Und die Unverletzten sollten Gräber ausheben.

Danach machte er sich auf den Weg, um Kuno und Carolus aufzusuchen.
Erst nach Einbruch der Dunkelheit kehrte er zu seinem Zelt zurück. Das Pochen in seinem Schädel hatte sich zu einem bohrenden Schmerz verstärkt, der nichts Gutes verhieß.

Auch sein Brustkorb schmerzte noch immer und er überlegte, ob wohl Rippen gebrochen waren. Vielleicht war es besser, wenn er Bruder Gernot einen Blick darauf werfen ließ. Schließlich musste er handlungsfähig bleiben.

Er rief nach Till, der ihm aus der Rüstung helfen sollte, denn die Arme zu heben, machte ihm inzwischen auch Schwierigkeiten. Jost schloss sich ihnen an und erstattete weiter Bericht, während sie gingen.

Die Verluste dieses allerersten Angriffs waren verheerend.

Sie betraten das Zelt der Heiler und fanden die Brüder im Kreis beisammen sitzen. Bruder Gernot und ein älterer Mitbruder auf niedrigen Holzschemeln, die anderen auf Fellen und Decken auf dem Boden, wo sie sich leise besprachen und sich bei einer einfachen Mahlzeit und einem Becher Wein ein wenig von den Anstrengungen der letzten Stunden erholten.

Alle sprangen auf, als der Ritter eintrat und Bruder Gernot verbeugte sich.

Er sah müde aus, beeilte sich aber, zu versichern:
„Wir haben uns gerade erst niedergelassen, um etwas zu verschnaufen. Wir gehen gleich wieder an..."

„Schon gut!", unterbrach Hardrich ihn gereizt, „Ich bin nicht hier, um irgendwem Vorhaltungen zu machen. Ihr leistet Eure Arbeit, Bruder. Das weiß ich. Setzt Euch."

Gernot nahm zögerlich wieder Platz.

Der Ritter griff sich den zweiten Schemel und ließ sich leise ächzend darauf nieder, während Jost am Eingang stehen blieb.

„Ich bin von etwas getroffen worden. Ich hätte schwören können, dass es ein Pfeil war. Es ist nicht viel zu sehen, aber das Atmen schmerzt...", brummte er ein wenig unbehaglich, nun da die Blicke alle Anwesenden mehr oder weniger unverhohlen auf ihn gerichtet waren.

„Lasst mich die Stelle ansehen, Herr von Aven. Hans, bring ein Licht!", erwiderte Gernot beflissen und winkte einen jüngeren Mitbruder heran.

Till löste die Schnallen des Harnischs und war dem Markgrafen auch mit dessen Hemd behilflich.

Die Tochter des BrauersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt