Am frühen Abend war die Schlacht entschieden und was nun folgte, war die Stunde der Sieger.
Während die Sonne langsam dem westlichen Horizont entgegen sank, begann das Töten der verwundeten und sterbenden Gegner auf dem Schlachtfeld. Und das Plündern deren Leichen.
Auch einfache Soldaten kamen so mit etwas Glück zu Geld, wenn sie schnell, gründlich und nicht zimperlich waren.
Und zimperlich war hier niemand.
Die Hochstimmung, die der Sieg mit sich brachte und auch der tiefempfundene Hass auf die verfluchten Ungläubigen erstickten jegliche Art von feinsinniger Gefühligkeit.
Kadir hatte heute den Tod seines besten Freundes mit ansehen müssen – erschlagen von einem der Fremden – und er war noch immer voller Groll.
Er stieß eine Verwünschung aus und suchte sich zügig einen Weg hinüber in Richtung Fluss, wo erst wenige seiner Leute sich an den zum Teil grausam verstümmelten Opfern zu schaffen machten. Von Weitem sah er, wie jemand mit Wucht auf eine Hand einhackte, um an den Ring des Toten zu kommen.
Seit fünf Jahren diente Kadir als Fußsoldat im Heer des Sultans und nicht immer erhielt er den ausgemachten Sold pünktlich. Manchmal kam überhaupt nichts bei den unteren Dienstgraden an.
Er hatte heute gut gekämpft und dies war seine Aussicht auf ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit. So wurde es auf allen Schlachtfeldern dieser Welt gehalten und genauso sah Kadir es auch.
Außerdem hatte er vor, sich dieses Jahr zu verheiraten. Um Genna wollte er anhalten, das Mädchen mit dem bezauberndsten Lachen im ganzen Dorf.
Er hatte vor seinem Abmarsch allen Mut zusammen genommen und es gewagt, ihren Vater daraufhin anzusprechen. Und der hatte weder ja noch nein gesagt, sondern ihn nur gefragt, wie viel er denn gespart hätte.
Am Geld hing es. Wieder einmal.
Hier und heute bot sich ihm nun die greifbare Gelegenheit, alle seine Träume wahr werden zu lassen. Entschlossen beschleunigte er also seine Schritte und ließ dabei den Blick über das Schlachtfeld schweifen.
Gefallene Mitstreiter, die zumindest ein ordentliches Begräbnis erhalten würden, lagen zwischen toten Pferden und brennenden Barrikaden. Rauch und Staub trübte den sonst wolkenlosen Himmel. Und durch die noch immer drückende Hitze hier in der Flussniederung waberte der metallene Geruch von Blut. Vereinzelte Schreie drangen an sein Ohr. Doch nach dem grauenvollen Schlachtlärm der vergangenen Stunden, nahm er sie kaum noch wahr.
Die Leichen der Christen, an denen er vorbeikam, waren zum Teil bereits geplündert und lagen halbnackt und grotesk verrenkt auf dem zertretenen Boden. Andere wirkten so zerlumpt und armselig, dass es kaum der Mühe wert schien, sie näher in Augenschein zu nehmen.
Das war es nicht, was er suchte. Missmutig hielt er inne und nagte an seiner Unterlippe.
Da fiel ihm etwas Glänzendes ins Auge, das in einem Gebüsch nahe der Böschung des Flusses lag. Etwas warf das Licht der tief stehenden Sonne zurück. Freudige Erregung ergriff ihn und erfüllt voll fast banger Erwartung ging er darauf zu.
Es war ein Helm.
Aber kein gewöhnlicher.
So etwas hatte Kadir noch nie aus der Nähe gesehen, geschweige denn in Händen gehalten.
Feinste, reich ziselierte Schmiedearbeit mit beweglichem Visier. Und mit einem goldenen Reif als Schmuck.
Kadir spürte, wie sich sein Herzschlag stolpernd beschleunigte.
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Die Tochter des Brauers
Historyczne"Ihr glaubt wirklich, Eure Küche hätte Zugang zum Baum der Erkenntnis?" "Gut pariert, Frau!", lachte er. Sie bewarf ihn mit dem Apfel, er fing ihn auf, zögerte noch einen Moment und biss hinein. Ein mittelalterlicher Roman. Um? Nun ja. Die Tochte...