Erst am Abend des übernächsten Tages waren sie zurück.
Gertraud hatte zwei verzweifelte Tage und zwei schlaflose Nächte hinter sich und saß, blass und übernächtigt, mit Marianne und zwei jungen Mägden an einem Tisch in der weiträumigen Hauptküche der Burg.
Hier war es geschäftig, behaglich und warm. Die Mädchen entbeinten gemeinsam gekochtes Geflügel, während die Frau der Ritters daneben saß, die Hände im Schoß und mit halbem Ohr den Alltagsgesprächen um sie her lauschte. Da hörten sie von draußen die Hunde und das Rufen der Wachen und Bediensteten im Hof. Die Jagdgesellschaft kam zurück.
Es wurde mit einem Mal still im Raum und die junge Frau spürte plötzlich die verstohlenen Blicke, die jetzt auf ihr ruhten, obwohl noch vor fünf Minuten kaum jemand von ihr Notiz genommen hatte. Sie stand auf, strich ihr Kleid glatt und ging ruhig zur Tür.
Die Jäger waren inzwischen schon in der Halle angekommen und hielten auf den kleinen Saal zu. Der Ritter sprach gerade mit dem Verwalter, während sich draußen Leute um Gepäck, Pferde und Jagdbeute kümmerten.
Hardrich sah Gertraud, kam gutgelaunt auf sie zu und küsste sie flüchtig auf die Stirn.
Leise sagte er:
„Ich werde erst mit den Männern essen. Ich suche Dich hinterher auf."
Schweigend verneigte sie sich leicht und nickte auch den Männern zu, die ehrerbietig grüßten. Dann ging sie nach oben und wartete ungeduldig auf sein Erscheinen. Sie wollte so dringend mit ihm reden. Endlich hörte sie seine schweren Schritte die Treppe hinaufkommen und in seine Gemächer gehen. Sie fragte sich schon, ob er sie vergessen hatte, als eine Magd klopfte und ihr mitteilte, der Ritter erwarte sie in seiner Badestube. Dort fand sie ihn bis zu den Achseln im warmen Wasser sitzend.
Er seifte sich gerade Kopf und Nacken ein und sagte wohlig:
„Darauf habe ich mich den ganzen Rückritt über gefreut! Aah, ich bin so durchgefroren! Komm, hilf mir mal."
Er wies auf einen kleinen Zuber. Sie krempelte sich die Ärmel hoch, füllte den hölzernen Bottich in der Wanne und goss das Wasser vorsichtig über seinen Kopf, wobei er die verletzliche Stelle zusätzlich mit einer Hand schützte. Als sie ein zweites Mal Wasser schöpfen wollte, packte er sie plötzlich mit beiden Händen und zog sie mit Schwung zu sich in die Wanne, so dass das Wasser in vollem Schwall über den Rand schwappte.
Sie schrie erst erschrocken auf, doch dann mussten sie beide über seine Kinderei lachen. Und mit ihrem befreienden Lachen fiel endlich die furchtbare Spannung der letzten Tage von ihr ab.
Sie sah ihren Mann an. Seine Augen blitzten jungenhaft und Wasser tropfte von seinen schwarzen Brusthaar. Sie spürte die Kraft, die er ausstrahlte körperlich und mit einem Mal verlangte es sie sehr nach seiner Nähe. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und fasste seine Schulter.
Dann schlang sie die Arme um ihn und begann, ihn stürmisch zu küssen. Ganz und gar wollte sie sich um ihn schlingen, ihn mit jeder Faser spüren.
Hardrich war überrascht, ließ sich aber von ihrem Feuer mitreißen. Er half ihr, sich mit fahrigen Finger aus dem engen Kleid, der Haube, den Schuhen und Strümpfen zu befreien und warf alles aus der Wanne. Dann zog sie das dünne Unterkleid, das ihr klatschnass und durchscheinend am Körper klebte, bis über ihre Taille hoch. Die Luft dampfte und das zerzauste Haar hing ihr in feuchten Strähnen ins gerötete Gesicht. Sie setzte sich rittlings über ihn und hielt sich rechts und links am Wannenrand fest. Er umfasste mit beiden Händen ihre Taille und zog sie noch enger an sich heran. Bis sie sein Geschlecht fest unter sich spürte.
Beide rangen nach Atem und sahen sich an. Doch dann schlug sie mit einem Mal die Augen nieder. Verlegenheit überkam ihr Verlangen.
Er bemerkte ihre plötzliche Unsicherheit und gebot ihr leise:
„Nimm ihn. Nimm ihn in die Hand und weise ihm den Weg, Frau."
Mit hochroten Wangen, tat sie, wie geheißen.
„Und nun bewege Dich. So...", flüsterte er ihr heiser ins Ohr und bewegte mit festem Griff ihre Hüfte vor und zurück.
Doch sie war inzwischen so verschämt, dass er schließlich die Führung übernahm. Nach ein paar Stößen, griff er hinter sie und zog sie fest an sich. Er warf den Kopf in den Nacken und ächzte laut auf. Eine ganze Weile lagen sie danach noch aneinander geschmiegt da, küssten und liebkosten einander, bis das Wasser zu erkalten begann.
Da löste er sich von ihr und stieg aus dem riesigen Bottich. Der ganze Boden schwamm. Er griff sich einen Stapel trockener Tücher und warf sie vor die Wanne. Dann half er Gertraud, darauf zu steigen und zog ihr das tropfende Unterkleid über den Kopf. Er wickelte sie fürsorglich in ein großes Tuch, rubbelte sanft ihr nasses Haar und trug sie ins Schlafgemach. Dort zog er ihr eines seiner riesigen Nachthemden an und deckte sie zu.
Während er dann sich selber ein frisches Hemd überwarf, grinste er und brummte:
„Wo hast Du nur solche Sachen gelernt, meine schöne Hetäre?"
Gertraud verkroch sich schamhaft unter der Decke und jammerte:
„Mein Gott! Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist. Ich schäme mich ganz furchtbar."
Er legte sich zu ihr und zog die Decke von ihrem Gesicht.
Lächelnd sah er sie an und sagte:
„Unsinn! Also... Ich fand es sehr... reizvoll. Wirklich. Mit so einer Begrüßung hatte ich gar nicht gerechnet."
„Ich hatte das auch nicht vorgehabt! Bestimmt nicht", entgegnete sie heftig und hielt kurz inne.
Und dann sprudelte heraus, was ihr in den letzten Tagen wieder und wieder durch den Kopf gegangen war:
"Ich wollte Dich mit diesem Brief nicht hintergehen! Und mein Vater auch nicht. Wir dachten beide nicht daran, dass es schaden könnte. Er wollte doch nur mein Heimweh lindern und ..." Aber er unterbrach sie stirnrunzelnd:
„Das weiß ich doch! Ich verstehe das alles, denn ich bin ja nicht schwachsinnig. Aber als ich Deinen Bruder mit dem Schreiben in der Hand dort am Tor stehen sah, konnte ich nicht denken. Da war nur Platz für Zorn in meinem Kopf. Alles schrie Verrat... Ich bin dann nicht ich selber. Und so etwas geschieht immer wieder. Ich hoffe nur, dass das Versprechen, das Du mir klugerweise abgerungen hast, weiter wirkt."
Er seufzte und fuhr dann fort:
„Hör zu. Ich will nicht, dass Du Dich mit dem Jungen hier triffst. Es geht nicht. Sieh das ein, Frau. Schreib an von Trettin, damit er sich einen anderen Boten für seine Briefe sucht. Das Schreiben kann ich ihm ja wohl kaum verbieten."
Gertraud rückte näher an ihn heran und murmelte erleichtert:
„Ich bin froh, dass Du wieder Du bist. Ich habe zwei Tage und Nächte lang geweint. Oh, Hardrich... Ich dachte, ich hätte Dich ganz und gar verloren."
„Ach was! Ich muss dann nur den Kopf wieder frei bekommen. Das geht am besten unter freiem Himmel. Frag mal die Leute hier. Die können Dir alle ein Lied davon singen. Wahrscheinlich hat diese dumme Wachtel von Magd das auch schon getan, was?", brummte er.
Als Gertraud nicht darauf antwortete, fuhr er nachdenklich fort:
„Na, wie auch immer. Du brauchst im Grunde sowieso dringend bessere Gesellschaft."
Er blickte auf und sah, dass sie schon eingeschlafen war.
Unendlich zärtlich küsste er sie auf die Schläfe, legte sich sachte neben sie und schlief mit ihrem Bild vor Augen ein.
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Die Tochter des Brauers
Romance"Ihr glaubt wirklich, Eure Küche hätte Zugang zum Baum der Erkenntnis?" "Gut pariert, Frau!", lachte er. Sie bewarf ihn mit dem Apfel, er fing ihn auf, zögerte noch einen Moment und biss hinein. Ein mittelalterlicher Roman. Um? Nun ja. Die Tochte...