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Die kaiserliche Dromone lag im morgendlichen Sonnenschein an der Kaimauer des geschäftigen Prosphorionhafens unweit der Paläste

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Die kaiserliche Dromone lag im morgendlichen Sonnenschein an der Kaimauer des geschäftigen Prosphorionhafens unweit der Paläste.
Dieser Hafen befand sich genau am Beginn des goldenen Horns, dort wo sich die langgezogene, natürliche Bucht in den Bosporus öffnete.
Mehrere Handelshäfen lagen hier nebeneinander, die alle durch eine gewaltige eisernen Sperrkette vor feindlichen Eindringlingen geschützt werden konnte. Die schweren Kettenglieder, auf hölzernen Schwimmern gelagert, überspannten die gesamte sechshundert Schritt breite Mündung. Gestern Abend hatte man die Barriere bereits eingeholt und in die beiden Kettenhäuser auf beiden Ufern verbracht, denn die Dromone des Kaisers sollte natürlich nicht warten müssen.
Es war ein beeindruckendes Schiff. Eine Weiterentwicklung der Galeeren aus römischer Zeit und das Prunkstück der byzantinischen Marine.
Fast siebzig Fuß lang, mit fünfundzwanzig Ruderbänken auf jeder Seite und einem Mast, auf dem bei Bedarf ein dreieckiges Segel für noch rasantere Fahrt sorgte. Dem schlanken, elegant geschwungenen Rumpf entsprang vorne ein verzierter Rammsporn gerade oberhalb der Wasserlinie und oben auf Deck glänzten rechts und links des Bugspriets zwei vergoldete Bronzerohre in der Sonne. Ihre Öffnungen besaßen die kunstvoll gestaltete Form aufgerissener Löwenmäuler, um jedweden Feind zusätzlich in Angst und Schrecken zu versetzen.

Mehrere hundert Schaulustige drängten sich hinter den Absperrungen des Anlegers bis in die angrenzenden Straßen hinein, denn eine Gelegenheit, das Kaiserpaar in der Öffentlichkeit zu sehen und auch einen Blick auf die hohen Kreuzritter zu werfen, wollte sich kaum jemand entgehen lassen.
Manuel und Irene waren bereits eingetroffen und saßen auf Thronsesseln auf der überdachten Tribüne, direkt neben dem Steg, der hinüber zum Schiff führte.
Die Kaiserin war angetan in vollem Ornat, mit einer massiven, zwei Handbreit hohen Goldkrone, die in drei Reihen mit daumengroßen Edelsteinen in allen Farben besetzt war. Dazu lang herabhängenden, goldenen Ohrschmuck. Ihr hellblondes Haar trug sie heute offen, ganz wie der Kaiser sie gerne sah.
Um sie herum standen einige hohe Offiziere, der Kapitän und eine Reihe Höflinge in leuchtend bunten Gewändern, darunter auch Berengar. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete dieser den Kaiser und versuchte für sich zu entscheiden, ob er den Mann nun mochte oder nicht.
Er hatte sich anfangs geschmeichelt gefühlt mit seiner Schwester und dem mächtigen Monarchen so vertraut an einem Tisch zu sitzen und eine zwanglose Unterhaltung zu führen. Manuel pflegte einen durchaus höflichen und nachsichtigen Umgang mit seiner Gemahlin, war freundlich zu den Kindern und hielt seine Mätressen in diskreter Heimlichkeit. So glaubte er wohl zumindest.
Bessi schien einigermaßen zufrieden mit ihrem Leben, was ihren Bruder ehrlich freute, denn er wusste, dass nicht alle adligen Herren so rücksichtsvoll waren.
Doch Berengar hatte den byzantinischen Herrscher in der Zwischenzeit auch anders erlebt. Launisch, schwarzseherisch und arrogant. Nicht nur einmal hatte er ihn verächtlich über die Lateiner reden hören.
Irene hatte ihren Bruder gebeten, von Trebur aufzusuchen, um sicher zu gehen, dass dieser vom Pakt mit den Seldschuken erfuhr.
„Geh zu ihnen, Berengar. Für mich schickt es sich nicht, hinüber zu reiten, aber Du musst eh noch Deinen Abschied nehmen. Ich möchte, dass sie Bescheid wissen", hatte sie gesagt.
„Ist das nicht Verrat an Deinem Mann?", hatte ihr Bruder ein wenig besorgt gefragt.
Darauf hatte sie mit einem Seufzen erwidert:
„In meinen Augen, ist es falsch, dass Manuel sie so behandelt, aber er fragt mich nicht nach meiner Meinung. Sie sind doch Christen wie wir. Und dazu noch Landleute von uns! Sie sollen zumindest wissen, was auf sie zukommt. Daraus erwächst Byzanz kein Nachteil, aber es rettet vielleicht ein paar Leben. Wahrscheinlich haben sie eh bereits davon gehört. Von Trebur lässt in der Stadt Erkundigungen einziehen, wie ich hörte. Der ist nicht dumm. Doch ich möchte sicher sein. Wir können sie nicht ins offene Messer laufen lassen. Geh und sprich mit ihnen, Berengar. Sag ihnen, ich hätte darauf bestanden, dass Du hier bleibst, weil ich um Deine Sicherheit jenseits Doryläums fürchte. Sag ihnen genau das, hörst Du?"
Das hatte er getan.
Und es hatte sich gezeigt, dass seine große Schwester richtig lag. Von Trebur war bereits im Bilde und er war nicht dumm. Denn beim Hinweis auf Doryläum hatte er sofort aufgemerkt.

Die Tochter des BrauersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt