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"Ihr wollt also von Beverns Tochter freien?", fragte er unvermittelt.
De Allinge verschluckte sich am Wasser.
"Ja, Herr. Das ist mein Wunsch", hustete er verlegen mit rotem Kopf, den Blick voller Hoffnung.
"Ich werde dieser Verbindung nicht länger im Wege stehen", fuhr der Ritter bedächtig fort, ohne den Nordländer anzusehen.
Dieser sprang auf, umarmte voller Freude sein verdutztes Gegenüber und redete glückselig auf den Markgrafen ein, bis ihm erschrocken auffiel, dass dieser kein Wort verstehen konnte, da er in seine Muttersprache zurückgefallen war.
"Verzeiht, aber wenn Aufregung kommt, verstecken sich alle richtigen Worte. Danke will ich sagen, hundert mal hundert Dank!", entschuldigte er sich ausgelassen und schüttelte immer wieder Hardrichs Hand.
"Schon gut", knurrte der Markgraf mürrisch und seine Nachgiebigkeit begann ihn bereits wieder zu reuen.
Anfangs hatte der Ritter noch überlegt, sofort zurück zur Stadt aufzubrechen, aber es war bereits zu spät am Tage. Und in dieser mondlosen Nacht würde er dem Weg nicht sicher genug folgen können. Getrieben von einer aufreibenden Unruhe streifte er allein durch den Wald und am See entlang. Er erlegte noch eine auffliegende Ente mit der Armbrust, doch das getroffene Tier schlug mitten auf dem Gewässer auf.
Erst da fiel Hardrich ein, dass er keinen Jagdhund bei sich hatte, der apportierte, sondern dass sie die Bärenhunde für die Hatz und den Kampf mitgeführt hatten. Fast war er versucht, einen seiner Leute in das eiskalte Wasser hinterherzuschicken, doch seine Gedankenlosigkeit beschämte ihn zu sehr.
Wütend stand er am Ufer und sah seine Beute samt des wertvollen Bolzens von Ferne im Wasser treiben.
Es war schon Nachmittag als der Bär endlich abgezogen und zerteilt war. Während alles verpackt wurde, machten sich die wenigen Hunde, die ihnen geblieben waren, über Reste und Knochen her.

Der Ritter kehrte zu den Männern zurück, als Wolfger dem Jungen, der seinen Vater verloren hatte, gerade den Schädel des Bären überreichte.
"Grab ihn in einem Ameisenhügel ein. Dann kannst Du ihn nach ein paar Monaten schön weiß und sauber wieder herausholen und im Dorf aufstellen. Als Mahnung an alle anderen Bären, Dein Dorf zu meiden", sagte der Jäger sanft und schlug das blutige Stück Knochen in ein Tuch ein.
Wortlos und mit tränenverschmierten Wangen nahm der Junge erschüttert das schwere Bündel an sich. Doch lag auf seinem Gesicht auch eine Spur Genugtuung. Einige der Männer sprachen ihm aufmunternd zu oder klopften ihm auf die schmalen Schultern. Andere steckten ihm ein paar kleine Münzen zu.

Bei Anbruch der Dämmerung kehrten die Jäger zurück nach Drelen. Begeistert wurden sie von den Dörflern begrüßt. Kaum dass sie angekommen waren, sprang de Allinge vom Pferd und lief auf seinen künftigen Schwiegervater zu. Glücklich berichtete er die guten Neuigkeiten und die beiden Männer umarmten sich herzlich. Doch auch die Freude und der Jubel um ihn herum konnten die trübe Laune des Markgrafen nicht vertreiben.

Im größten Schuppen des Dorfes waren grobschlächtige Tische und Bänke aufgestellt worden. Hier ließen sich die Jagdgesellschaft und die Dorfobersten nieder. Auch den Jungen rief Wolfger heran und ließ ihn bei den Männern Platz nehmen. In Ecken und Winkeln und in den offenen Türen standen und hockten die übrigen Dorfbewohner, die Frauen und Kinder und gafften und schwatzten. Dies versprach ein Festabend zu werden, von dem noch lange im Dorf gesprochen werden würde. Der Ritter saß mit mürrischem Blick an der Stirnseite und drehte den plumpen Bierbecher zwischen seinen großen Händen. Er war hungrig und es ärgerte ihn, dass er es versäumt hatte, eine Mahlzeit in Auftrag zu geben. Wichard wäre das nicht passiert, dachte er missmutig.
Doch von Bevern hatte für die Vorbereitung eines deftigen Abendessens Sorge getragen und ließ nun von seinem Proviantwagen drei mitgebrachte große Bierfässer abladen und anstechen. Auf Speck geschmorter, schmalztriefender Kohl und dicke Scheiben von dunklem, leicht bitterem Brot wurden aufgetischt. Frauen brachten Holzbretter mit aufgeschnittenen rohen Zwiebeln, Äpfeln und Möhren herein und schenkten den Männern aus großen Krügen Bier nach.

Die Tochter des BrauersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt