Das Erreichen des Jordan hatte den Kreuzfahrern neuen Mut verliehen.
Auf weiter Strecke entlang des Ufers waren sie nach und nach alle ans Wasser geströmt. Jeder von ihnen kannte den Fluss aus den biblischen Geschichten und sie näherten sich ihm voller Ehrfurcht.
Manch einer hatte Tränen in den Augen.
Alle tranken und füllten ihre Wasserschläuche. Nicht einen gab es, der nicht zumindest Gesicht und Hände benetzt hatte. Und viele waren, wie Hardrich, ganz ins Wasser eingetaucht.
Und es schien, als wäre ein jeder danach an Geist, Leib und Seele genesen und gestärkt.
Ausgeruht und voller Tatendrang machte sich das Heer am nächsten Morgen auf die letzte Etappe ihres Weges zur Burg an der Jakobsfurt.
Ihre Überwürfe mit dem aufgenähtem, roten Kreuzen, allesamt frisch gewaschen im Wasser des Jordan, leuchteten in der Sonne und zum ersten Mal seit Wochen wurde während des Ritts wieder gescherzt und laut gelacht.
Sogar Lieder erklangen.
Hardrich blickte auf die Männer, die ihm folgten und dass sie so guter Dinge waren, tat auch ihm wohl.
Als sie gegen Mittag kurz rasteten, ergab es sich, dass er neben Georg von Meez absaß.
Während in aller Eile eine einfache Mahlzeit vorbereitet wurde, schlenderten die Männer ein wenig herum und vertraten sich die Beine.
Zunächst beharrlich schweigend.
Beiden war anzumerken, dass sie nicht recht wussten, wie sie ein unverfängliches Gespräch beginnen sollten. Von Meez ging leicht gebückt und sein Gesicht war von wächserner Blässe. Er wich dem Blick seines Lehnsherrn aus und im Grunde war Hardrich das nur recht.
Schließlich aber räusperte der märkische Edelmann sich und er sprach seinen Herrn doch an:
„Herr von Aven..."
Mit mürrischer Miene blickte Hardrich auf.
„Ja?"
„Wir beide... wir waren nicht immer einer Meinung. Aber sollte ich nicht zurück kehren... Ich bitte Euch. Lastet es nicht meiner Familie an. Meiner Frau. Oder meinem Kind..."
Der Markgraf runzelte die Stirn und erwiderte steif:
„Das liegt mir wahrlich fern."
Einen Moment lang starrten sich die beiden Männer lauernd an.
Fast hatte Hardrich den Eindruck, sein Lehnsmann wolle ihn im nächsten Augenblick auffordern, darauf noch einem Eid zu leisten. Das ärgerte ihn.
Dann jedoch senkte von Meez den Blick und nickte stumm.
„Ihr macht Euch zu viele Gedanken. Eure Familie ist in guten Händen. Es ist Euer eigener Bruder, der für sie Sorge trägt, Mann!", brummte Hardrich und bemühte sich um einen etwas versöhnlicheren Ton.
Doch von Meez schnaubte verächtlich.
„Wilhelm? Der Kindskopf? Ich kann froh sein, wenn das Haus noch steht, sollte ich es je zurück schaffen!", brauste er auf.
Der Ritter setzte gerade zu einer Antwort an, als Herzog Alban auf sie zukam und Hardrichs Lehnsmann sich ohne ein weiteres Wort mit einer Verbeugung entfernte.
Nur wenig später waren sie wieder unterwegs.
Nach allem, was im Vorfeld an Nachrichten zu ihnen vorgedrungen war, hatte ein hochrangiger Tempelritter die militärische Leitung der Festung inne. Eudes de Saint-Amand. Ein Großmeister des Ordens.
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Die Tochter des Brauers
Romance"Ihr glaubt wirklich, Eure Küche hätte Zugang zum Baum der Erkenntnis?" "Gut pariert, Frau!", lachte er. Sie bewarf ihn mit dem Apfel, er fing ihn auf, zögerte noch einen Moment und biss hinein. Ein mittelalterlicher Roman. Um? Nun ja. Die Tochte...