Avalon Kapitel 128

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Avalon


Kapitel 128



Merlin und Arthur tauchten auf der Terrasse auf. Arthur hielt sich am Pfosten der Terrasse fest, starrte vor sich hin und langsam fühlte er etwas....Trauer, Schmerz und vor allem Schuld, denn sie waren schuld an allem....sie allein! Er konnte Shaylon nie wieder in die Augen sehen. Wie sollte er ihm sagen, das Linume tot war....und sein Baby, das konnte er nicht! Und irgendwie realisierte er es immer noch nicht, das Linume, die sich so auf ihr Baby gefreut hatte....tot war, abgestochen wie ein Schwein....im Auftrag dieses Bastards und langsam gesellte sich unermesslicher Zorn zu seinen anderen Emotionen. Er sah zu Merlin, nicht fähig etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Merlin hatte die Stirn gegen die Hauswand gelehnt und starrte ins Nichts, denn er hatte die gleichen Gedanken, die gleichen Gefühle....Schuld....Trauer....Zorn....furchtbarer Zorn, die Tatsache....versagt zu haben, ihre Freundin nicht retten zu können, die Familie ihres besten Freundes. Die Tür ging auf und Navarr kam herausgerannt, denn er hatte Arthur am Fenster gesehen, gefolgt von Anna, denn die Kinder schliefen jetzt. Kelem und Torin standen hinter ihnen in der Tür.
„Linume?" fragte Navarr leise
Arthur hob den Blick und Navarr schüttelte immer wieder seinen Kopf, als wollte er es nicht hören, nicht glauben, als er die unsägliche Trauer und den Schmerz in seinen Augen sah und Navarr entsetzt auf die blutverschmierte, weiße Tunika von Arthur starrte. Arthur schüttelte traurig den Kopf, nicht fähig, es laut auszusprechen.
„Nein....nein!" schrie Anna und fing hysterisch an zu schreien und zu weinen. Navarr, der selbst mehr als geschockt war, Arthur immer noch anstarrte, als würde er darauf warten, das er das Gegenteil sagte, das dies nur ein Alptraum wäre, doch dann drehte er sich um und nahm Anna in den Arm, die herzzerreißend weinte und starrte zu Merlin, der Zauberer lehnte mit seiner Stirn unbeweglich an der Wand, blickte nicht auf und sagte auch nichts. Kelem und Torin senkten die Köpfe....alle waren betroffen, bis ins Mark, wollten es einfach nicht glauben.
Arthur sah zu Merlin, der jetzt seine Stirn immer wieder gegen die Hauswand schlug, und wollte gerade zu ihm, als der Zauberer herumwirbelte und wegrannte, über die Wiese hinauf zum Hügel. Dort blieb er heftig atmend stehen, sah stumpfsinnig auf das dunkle Gras, aber seine Augen glühten hell golden, die bunte Magie wirbelte darin herum, als er den Kopf hob, seine Arme zum Himmel streckte und schrie....schrie vor unbändigem Zorn und Schmerz, wie Arthur ihn noch nie schreien gehört hatte. Es donnerte und grollte, grelle Blitze zuckten am Himmel, schlugen mit lautem Knall in den Boden um Merlin und der Umgebung ein und alle zuckten zusammen. Immer noch schrie er und Arthur wollte zu ihm, aber Kelem hielt ihn am Arm fest.
„Nicht!" sagte er „ Das ist jetzt zu gefährlich....warte, bis er sich beruhigt hat!" und sah zum Himmel, der von den Blitzen hell erleuchtet wurde. Jetzt fing es in Strömen an zu regnen. Immer wieder schlugen Blitze mit einem lauten Knall in den Boden ein....der geballte, unermessliche Zorn und Schmerz eines mächtigen Zauberers....des mächtigsten Zauberers verwandelte die Natur in ein Chaos. Arthur sah ihn trotz der Tragödie fasziniert an, wie er so da stand und grelle Blitze vom Himmel zog, ein Schauspiel seiner Macht, ausgelöst durch tiefen Kummer und furchtbaren Zorn.
Merlin nahm nach einer Weile die Arme runter, ließ sich auf die Knie fallen und starrte vor sich hin. Es donnerte und blitzte immer noch, aber sie schlugen jetzt nicht mehr in den Boden ein. Arthur lief über die Wiese, es hielt ihn nichts mehr....er wollte zu Merlin, Blitze hin oder her, den Hügel hinauf und blieb neben Merlin stehen.
„Merlin!" sagte er sanft und sah, wie hektisch der Zauberer atmete.
Merlin antwortete nicht, kniete im strömenden Regen und Wasser lief ihm über sein Gesicht. Arthur blieb still neben ihm stehen, wartete ab, dann nach einer Weile stand Merlin auf. Er sah über das Land, als er leise und energisch, als ob er sich schon entschieden hatte, sagte
„Ich werde zurückreisen und sie holen!"
„Eine Zeitreise?" fragte Arthur erstaunt
Merlin nickte.
„Ich werde soweit zurückreisen, um sie aus dem Schlosspark zu holen, bevor ihre Mörder kommen!"
Arthur sah ihn überrascht an
„Aber Merlin....hast du und Shaylon nicht gesagt, das man die Vergangenheit nicht ändern soll!"
„Das ist mir egal!" schrie Merlin und sah ihn an. Seine Augen leuchteten immer noch golden, die bunten Farben pulsierten darin hektisch, immer noch zornig, die Magie an der Oberfläche, das konnte er aus dieser Entfernung sehen. Wieder donnerte und blitzte es und Arthur sah ehrfürchtig zum nachtschwarzen Himmel.
„Merlin...."
Merlin ging auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen. Seine Augen faszinierten Arthur, die immer noch leuchteten, die bunte Magie unruhig, ein Zeichen seines Gemütszustandes....Zorn.... die Magie, bereit wieder auszubrechen, wenn er sie nicht im Zaum hielt.
„Willst du Shaylon, wenn er aufwacht, in die Augen sehen und ihm sagen, das seine Frau und sein Kind tot sind, abgestochen wie ein Tier von Fanatiker, weil er uns nicht aufgeben wollte? Willst du ihm sagen....das wir versagt haben....das wir nicht in der Lage waren, seine Frau zu retten....sein Kind?" schrie er bitter und aufgebracht.
Arthur sagte nichts, drehte den Kopf weg, sah in das dunkle Gras. Nein....er wollte Shaylon nicht diese Nachricht überbringen, denn er wusste, das das seinem Freund das Herz brechen würde und er sich wahrscheinlich nie wieder vollständig davon erholen würde.
Aber nach einem Augenblick sagte er leise
„Wir haben nicht versagt....wir haben versucht....alle zu retten....Anna, die Kinder....Navarr! Wir konnten nicht mehr tun, als immer wieder zu springen....sie in Sicherheit zu bringen....Gott Merlin!"
„Aber nicht Linume und ihr Baby....wir haben versagt....ich habe versagt, obwohl ich so mächtig bin!" Der Zauberer lachte bitter auf, aber dann sagte er „Und ich werde das wieder gut machen....ich reise zurück und danach....danach kümmere ich mich um diese Bastarde! Sie werden es bitter bereuen, das sie Hand an meine Familie....an meine Freunde gelegt haben....ich werde sie töten....sie werden qualvoll sterben, das verspreche ich, so wahr, wie ich Merlin bin!" sagte er zornig und mit Entschlossenheit....seine Augen glühten auf....es donnerte und blitze und Arthur sah wieder zum Himmel. Windböen zerrten an seinen Haaren....die Naturgewalten entfesselt durch den Zorn von Merlin.
Arthur sah ihn ungläubig an, er hatte ihn noch nie so gesehen....Zorn beherrschte ihn bis in den letzten Winkel seines Körpers und seiner Magie.
„Ich komme mit!" sagte er, denn er wusste, das Merlin sich nicht aufhalten ließ, das niemand ihn aufhalten konnte.
„Nein!" sagte er bestimmt „ Du bleibst bei der Familie und beschützt sie....ich gehe allein!"
„Aber Merlin...."
„Ich gehe allein!" schrie er und es donnerte und blitzte wieder. Dann drehte er sich herum und ging zum Haus zurück, Arthur sah ihm einen Moment ungläubig....überrascht nach. Sie waren jetzt eintausend sechshundert Jahre zusammen und er hatte nicht die geringste Ahnung gehabt.....wie wütend und zornig Merlin werden konnte, obwohl er immer scherzhaft gesagt hatte....man sollte einen Zauberer nicht reizen.... aber jetzt wusste Arthur, das das kein Scherz war, sondern die reine Wahrheit. Er sah um sich herum, sah die dunkle, verbrannte Erde, dort, wo die Blitze eingeschlagen hatten, dann folgte er ihm.
Merlin kam ins Haus, Torin und Kelem sahen ihn ehrfürchtig an, als er ohne ein Wort an ihnen vorbeiging, sie konnten auch Blitz und Donner heraufbeschwören, aber keiner der beiden konnte mit so einer Macht Blitze auf den Boden ziehen....das konnte nur Merlin. Anna weinte immer noch leise in Navarrs Arm, der jetzt stumpfsinnig vor sich hinsah. Merlin sagte nichts, blieb stehen und sah zu Shaylon, der noch bewusstlos war, er würde nicht zulassen, das er vor Kummer zugrunde ging und wenn es das Letzte wäre, was er tun würde, dann nahm er sein Zauberbuch und die Tasche mit den Zauberutensilien und war verschwunden. Arthur kam etwas später herein und schloss die Tür....er wusste, Merlin war fort und Kelem fragte leise
„Arthur....wohin ist Merlin gegangen....was hat er vor?"
Arthur sah ihn an, sein Blick undefinierbar, als er leise sagte
„Er holt Linume nach Hause!"




Merlin sprang an ihren See und sah sich einen Moment um, atmete tief durch. Er musste sich beruhigen und sich auf den Zauber konzentrieren. Obwohl er inzwischen den Zauber für die Zeitreise viel geübt hatte....er war immer eine kleine Zeit vor und wieder zurück gesprungen, hatte inzwischen den Bogen raus, um die Zeit zu koordinieren....musste er sich doch darauf konzentrieren, denn es blieb ein schwieriger Zauber. Nach einer halben Stunde begann er den Zauber vorzubereiten, er wollte die Magie für die Zeitreise nicht anwenden, denn Arthur hatte schon recht, man sollte nicht mit der Zeit herumspielen. Aber in diesem Fall hatte er keine Wahl, denn er würde sich und Arthur auch, ewig Vorwürfe machen und ihre Schuldgefühle würden sie langsam und stetig zermürben, abgesehen davon....Shaylon! Er hatte sich so auf sein Kind gefreut und Linume auch, es würde ihn zerstören....vielleicht töten, aber auf jeden Fall würde ein gebrochener Mann zurückbleiben, gezeichnet fürs Leben.
Er malte die letzten Runen, dann stand er auf, nahm seinen Rucksack und sein Zauberbuch und stellte sich in die Mitte des Kreises. Er wollte vier Stunden zurückspringen und Linume im Schlossgarten abfangen, bevor ihre Mörder kamen. Er war sich sicher, Linume zu retten, würde sich auf gar keinen Fall auf die Vergangenheit oder Zukunft auswirken....sie war nur eine Frau, die ihren Mann liebte und sich auf ihr gemeinsames Baby gefreut hatte, ein sanfte, gerechte Königin. Sicher, er könnte zurückspringen und alles ungeschehen machen, aber Beruny würde irgendwann doch handeln und man konnte ihn und seine Anhänger nicht einfach töten, nur weil sie vielleicht auf Verdacht mal zuschlagen würden. Hinzu kam, das er nicht allein war, seine Anhänger waren in der Stadt verstreut und niemand wusste, wer sie genau waren....es wäre ein Fass ohne Boden. So wusste man, was er getan hatte und das Volk der Feen würde seinen Tod verlangen....für den Anschlag auf den König und seine Familie und den Versuch ihn zu stürzen.
Merlins Augen begangen zu leuchten und er sprach den Zauber. Er schloss nicht seine Augen, sah....wie die weißen Wirbel ihn in der Zeit zurück schleuderten. Nachdem es wieder ruhig war und er nach unten sah....der Kreis war verschwunden, ein Zeichen, das der Zauber gewirkt hatte, sprang er in den Schlosspark.
Er sah sich um, Linume war nicht zu sehen und automatisch sah er zur der Stelle, auf der sie blutüberströmt gelegen hatte, die aber jetzt leer war. Er versteckte sich und wartete, es würde bald dunkel werden und sie war bestimmt noch spazieren, bevor die grausamen Mörder kamen. Er musste nicht lange warten, dann sah er sie, wie sie langsam spazieren ging, die Hand liebevoll über ihrem Bauch. Merlin versetzte es einen Stich, als er daran dachte, wie sie auf der Wiese lag und jetzt spazieren ging und vor sich hin lächelte. Als sie in seine Nähe kam, kam er zum Vorschein und sie blieb stehen.
„Merlin....was machst du hier?" Sie sah sich um „Und wo ist Arthur?"
„Er muss etwas erledigen!" sagte er lächelnd und kam auf sie zu. Sie standen in der Nähe der Stelle, wo sie starb und Merlin hielt unauffällig die Gegend im Auge. Und dann sah er sie, zwei männliche Feen, die langsam näher kamen, als würden sie spazieren gehen und sie nicht aus den Augen ließen. Merlin kam näher zu Linume, auf der Hut, denn sie würden zuschlagen, wenn sie nahe genug waren. Er würde sie töten....sie hatten es mehr als verdient, denn ohne zu zögern hatten sie Linume erstochen, ihr ein paar Mal in den Bauch gestochen, um das Baby zu töten.
Als sie auf gleicher Höhe waren, zogen sie blitzschnell ihre Messer und stürzten sich auf die beiden. Merlin reagierte, tötete sie mit einem einzigen magischen Schlag, und er fand, das sie so einen schnellen Tod nicht verdient hatten. Linume drehte sich um, erschrocken, als die Feen tot am Boden lagen und wollte gerade etwas sagen, als ein dritter aus dem Gebüsch sprang und sie aufschrie. Merlin reagierte zu spät, fühlte das Messer, das in seinen unteren Rücken drang, trotzdem drehte er sich schnell um und tötete den Angreifer. Er stöhnte, griff sich an den Rücken, seine Hand blutig. Linume wurde panisch, aber Merlin legte einen magischen Schlaf über sie, fing sie auf und teleportierte zum See. Dort legte er sie unter den Baum und bereitete seine Rückreise vor. Als er vier Stunden zurückreiste und die Wirbel, sowie der Kreis verschwunden waren, sah er unter den Baum und atmete auf. Dort lag Linume, friedlich schlafend....unversehrt und er lächelte, trotz der Schmerzen in seinem Rücken. Wieder tastete er nach hinten zu der Stichwunde und fühlte das Blut, aber sie blutete nicht sehr stark. Er hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern, er musste Linume ins Haus bringen und zu Beruny springen, um ihn zu töten....ihn und seine Anhänger. Er suchte in seinem Buch den Bindungszauber heraus, prägte sich ihn ein, denn er wollte, nachdem er Linume im Haus ablieferte....sofort weiter zu Beruny springen, er wollte auf jeden Fall vermeiden, das Arthur bemerkte, das er verletzt war....er würde ihn nicht mehr fortlassen oder mitgehen wollen. Das wollte er verhindern, denn er wusste nicht, wie lange er in der Lage war zu handeln und konnte ihn vielleicht nicht schützen.
Nein....er musste es allein zu Ende bringen!

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