Avalon Kapitel 14

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Avalon 


Kapitel 14



Arthur öffnete langsam seine Augen. Es war hell und er musste einen Augenblick blinzeln. Er schaute in einen strahlenden blauen Himmel und....er lag an einem See. Er runzelte die Stirn und lehnte sich auf seine Ellenbogen, um besser zu sehen. Ja....der See....wieso lag er hier am See?
„Eure Hoheit ist aufgewacht. Sehr schön!"
Eine junge Frau trat in sein Blickfeld und er schaute zu ihr hoch. Sie hatte lange braune Haare und war eigentlich sehr hübsch. Sie trug ein dunkelgrünes schönes Kleid und lächelte ihn an.
„Wo....wo bin ich?"
„In Avalon!"
„Bin ich tot?"
Sie sah ihn amüsiert an.
„Ja, mit Sicherheit! Sonst wärst du nicht hier."
Jetzt stand Arthur auf und schaute sie misstrauisch an. Freya ging langsam um ihn herum und musterte ihn von oben nach unten. Sie hatte ihn nur einmal kurz gesehen, in ihrer Tiergestalt, kurz bevor er sie so verletzte, das sie wenig später in Merlins Armen starb. Er war ein wirklich schöner, attraktiver Mann, das musste sie zugeben. Seine hellblonden Haaren lagen zerzaust in seiner Stirn. Aber was hervorstach, waren seine schönen blauen Augen, die ihr jetzt argwöhnisch folgten, als sie ihn langsam umkreiste. Dabei tippte sie nachdenklich mit einem Finger auf ihre Wange.
„Hmm....was ist das nur mit euch zwei, das ihr einfach nicht getrennt sein könnt?"
„Was? Was meinst du?"
„Merlin und du!"
Jetzt wurde Arthur hellhörig
„Merlin....wo ist er? Ich will ihn sehen!"
Freya stellte sich wieder vor ihn
„Nur mit der Ruhe! Wir haben Zeit!"
Arthur sah sie ärgerlich an
„Nein, ich will ihn jetzt sehen! Und ....und wer bist du überhaupt?"
Jetzt lachte Freya, doch dann sagte sie leicht belustigt
„Eigentlich sollte ich jetzt beleidigt sein, das du nicht weißt, wer ich bin. Schließlich hast du mich getötet!"
Arthur zog überrascht die Augenbrauen hoch, aber dann hob er das Kinn an, lächelte sie hochmütig an und sagte überheblich
„Glaub mir Mädchen, ich würde es wissen, wenn ich dich getötet hätte."
Freya nickte nachdenklich, aber dann sagte sie schmunzelnd
„Merlin hatte recht....du bist ein Trottel!"
Arthur kniff die Augen zusammen. Wer war diese Person, die so mit ihm sprach? Wusste sie nicht, wer er ist?
„Wie bitte? So kannst du nicht zu mir sprechen. Ich bin der König von Camelot!"
Wieder lachte sie und verwirrte ihn damit
„Nein, du warst der König von Camelot und jetzt bist du tot! Und hier....hier sind wir alle gleich. Kein König....kein Diener oder sonst etwas. Hier haben wir alle etwas gemeinsam....nämlich, das wir tot sind."
Aber er fühlte sich lebendig, obwohl er wusste, das er tot war. Er erinnerte sich an alles. Der Kampf....Morgana....seine Verwundung und das er starb. Wieso stand er hier....er war kein Geist, soviel war sicher. Das war alles verwirrend!
Er sah sie fragend an. Freya wusste, was ihn beschäftigte und erklärte es ihm
„Das ist Avalon, das Reich der Feen und du hast die Ehre hier zu sein. Das ist ein Privileg! Und du existierst durch die Magie von Avalon, wie alles hier. Ich weiß, du hast viele Fragen."
Sie dachte einen Moment nach
„Ich denke, das ich dich jetzt zu Merlin bringe. Er kann dir alles erklären."
Dann lächelte sie wieder, als sie an den jungen Zauberer dachte
„Ich habe ihm nicht gesagt, das du hier bist. Ich bin froh, das er tot ist, sonst würde er wohl einen Herzschlag bekommen. Komm mit!"
Sie führte ihn vom See weg, den gleichen Weg, wie sie Merlin begleitet hatte. Arthur kam, wie einst Merlin, nicht aus dem Staunen heraus, als er das wunderschöne Reich betrachtete.
„Das ist das Reich der Feen?" fragte er staunend „Es ist....es ist unbeschreiblich schön!"
„Ja....und es ist magisch, deshalb lebst du....auf eine gewisse Art."
„Und wo ist Merlin?"
„Wohl zuhause."
„Zuhause?"
„Ja, er lebt mit einem Freund zusammen."
Jetzt blieb Arthur geschockt stehen.
„Er....er lebt mit jemandem zusammen? Mit wem?"
Freya drehte sich nach ihm um und sah ihn an
„Du wirst es sehen!"
Arthur blieb noch einen Moment fassungslos stehen. Er fühlte, wie sich Eifersucht seines Körpers in Windeseile bemächtigte. Was war los? Merlin! Hatte er ihn vergessen? Hatte er sich im Tod jemandem anderen zugewandt? Er schüttelte den Kopf. Das hörte sich irgendwie sonderbar an....im Tod jemandem zugewandt. Freya riss ihn aus seinen Gedanken
„Komm weiter. Wir sind bald da."
Arthur trat neben sie und sie gingen weiter. Als sie über den Hügel kamen, blieb Freya stehen und deutete mit ihrem Arm auf einen Punkt
„Siehst du die Hütte dort?"
„Ja!"
„Dort ist Merlin!"
Arthur fühlte, das er nervös wurde. Seltsam! Alles, was er je wollte, war bei Merlin zu sein. Warum war er jetzt so aufgeregt?
Sie gingen auf die Hütte zu.




Lancelot saß immer noch auf der Veranda, nachdem Merlin gegangen war. Er machte sich Sorgen um den jungen Zauberer. Es wurde immer schlimmer mit ihm und er war erst ein Jahr hier. Was würde passieren, wenn er ewig hier wäre. Lancelot seufzte und fuhr sich durch die Haare. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken. Er wusste keinen Rat und beschloss, mit Freya über Merlin zu reden. Vielleicht wusste sie einen Rat. Er seufzte wieder und schaute über die Wiese, als er von Weitem Freya kommen sah. Er lächelte. Sie war schneller da, als er gedacht hatte. Aber sein Lächeln verschwand, als er bemerkte, das sie jemand begleitete. Er stand auf, kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Groß. Muskulös, blond mit einem roten Umhang, der ihm sehr vertraut vorkam. Als sie noch näher herankamen, stockte ihm der Atem. Nein....das das konnte nicht sein! Arthur? Gott....das war Arthur! Hier in Avalon! Das bedeutete, das er....das er tot war. Er schaute schnell in die Runde. Merlin war nicht zu sehen. Er stand immer noch, wie unter Schock, als sie herankamen.
„Hallo Lancelot! Hier ist jemand, der euch sehen will. Ich denke, ich brauche ihn dir nicht vorzustellen."
Arthur sah ihn total überrascht an
„Lancelot! Du hier? Wieso bist du hier?"
Lancelot ging auf ihn zu
„Hallo....Arthur. Ich hätte nie gedacht, dich hier zu sehen."
Er streckte ihm seinen Arm zur Begrüßung hin und Arthur nahm ihn und grinste.
Lancelot sah zu Freya, die mit den Schultern zuckte, dann wendete er sich wieder an Arthur
„Was tust du hier?"
„Ich bin tot! Gestorben an den Folgen durch einem Kampf mit Morgana."
Arthur schaute sich um
„Wo ist Merlin?"
„Er ist nicht da. Er wollte spazieren gehen. Ich denke, er kommt bald zurück."
Er wandte sich wieder an Freya
„Freya, warum hast du nichts gesagt?"
Sie lächelte ihn an
„Ich wollte euch überraschen."
Er nickte ernst
„Glaub mir, das ist dir gelungen!"
Er wandte sich wieder an Arthur
„Komm erst mal herein. Wir haben viel zu erzählen."
Arthur nickte.
„Ich muss jetzt gehen. Ich habe ein Treffen mit dem König."
Freya drehte sich um, winkte noch einmal und ging über die Wiese zurück.
Die beiden betraten die Hütte. Arthur sah sich staunend um
„Du wohnst hier?"
„Ja sozusagen....mit Merlin."
Er zeigte Arthur das kleine Haus. Als der König das einzige Bett sah, das in dem angrenzenden Zimmer stand, wurde sein Gesicht nachdenklich und ernst. Als er nichts sagte, sah Lancelot ihn an und konnte in seinem Gesichtsausdruck lesen, wie in einem Buch. Er lächelte, als er daran dachte, was Arthur durch den Kopf ging, als er sagte
„Es ist nicht so, wie du denkst. Merlin und ich sind nur Freunde. Wir sind hier zusammen, damit keiner von uns allein ist."
Arthur sah ihn an und Lancelot bemerkte, das er sich verändert hatte. Als er ihn das letzte Mal sah, war er ein junger Prinz. Jetzt war sein Gesicht markanter, männlicher, aber das Bemerkenswerte an Arthur waren immer noch seine strahlend blauen Augen. Er konnte Merlin irgendwie verstehen, das er verrückt nach diesem Mann war.
„Ich verstehe!"
Für Lancelot klang das halbherzig. Er musste wieder lächeln, als er darüber nachdachte, das Arthur eifersüchtig auf ihn war, deshalb sagte er ernst
„Arthur....Merlin ist verrückt nach dir. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich habe mir Sorgen um ihn gemacht. Er war vor Sehnsucht nach dir.....fast verrückt. Dieser Mann liebt dich abgöttisch. Er hatte tagelang geweint, als er dich am See sah."
„Er hat mich gesehen?" fragte Arthur überrascht.
„Ja, aber du konntest ihn nicht sehen. Avalon ist mit Magie geschützt."
Also hatte sich Arthur nicht getäuscht, als er fühlte, das Merlin nah war.
Lancelot nahm ihn am Arm
„Komm, zieh den Umhang aus und dein Kettenhemd. Das wirst du hier nicht brauchen. Das Reich ist friedlich."
Arthur tat, was Lancelot wollte, dann setzten sie sich auf das Sofa. Aber Arthur war nervös. Er wollte Merlin. Wo war er denn so lange?
Lancelot sah ihn einen Moment an
„Eigentlich bin ich froh, das du hier bist, auch wenn das heißt, das du gestorben bist. Ich bin froh, wegen Merlin. Er hat es sehr schwer genommen, dich nie wiederzusehen."
Arthur nahm tief Luft, bevor er leise sagte
„Vielleicht wäre ich noch am Leben....wenn ich Gaius nicht gebeten hätte, mich sterben zu lassen. Ich wollte nicht mehr leben ohne Merlin. Ich war schwer verwundet, aber anstatt nach Camelot zurückzugehen....wollte ich nach Avalon, um dort zu sterben. Gaius wusste, das ich mich quälte und stimmte letztendlich zu."
Lancelot sah ihn entgeistert an
„Was?!"
Er konnte es nicht glauben. Arthur war mit Absicht gestorben. Nur, um bei Merlin zu sein. Was war das nur, was die zwei so tief miteinander verband?
Liebe....Seelenverwandtschaft....Abhängigkeit? Er wusste es nicht. Er wusste nur, das er so etwas noch nie erlebt hatte.
Arthur riss ihn aus seinen Gedanken
„Ich liebe Merlin....mehr als mein Leben. Ich konnte nicht mehr ohne ihn leben. Ich war verzweifelt."
Lancelot nickte. Diese Worte kamen ihm bekannt vor. Merlin hatte fast das Gleiche gesagt.
„Ich bin froh, das du hier bist....für Merlin und für dich auch. Ich hoffe, das ihr jetzt endlich glücklich werdet."
Arthur lächelte
„Das werden wir!"
Draußen hörten sie Schritte auf der Veranda. Merlin kam zurück.
Beide standen auf und sahen erwartungsvoll zur Tür.

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