Avalon Kapitel 94

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Avalon


Kapitel 94



Arthur und Merlin gingen in ihre Gemächer im Schloss. Sie hatten ihre feste private Räume im Schloss, auch genügend Kleider dort. Sie hatten den Weg über zu ihren Gemächer nicht gesprochen, aber jetzt, da sie die Tür hinter sich schlossen, sagte Arthur
„Wir sind am Arsch!"
Merlin drehte sich um
„Noch sind wir nicht tot....es ist gar nicht typisch für dich, so schnell aufzugeben!"
„Was sollen wir denn tun? Wir kommen nicht mehr an die Pflanze ran, weil es sie nicht mehr gibt und du selbst gesagt hast, das du ohne die Pflanze kein Gegenzauber wirken kannst!"
„Das ist wahr!"
„Also....sind wir am Arsch! Wir können hier sitzen und warten, bis es uns erwischt!"
Merlin trat erstaunt auf ihn zu. Es war wirklich nicht Arthurs Art, so pessimistisch zu sein.
„Arthur....was ist denn los mit dir?"
Er drehte sich um, doch dann schaute er Merlin an
„Du weißt, ich würde alles tun, um uns und unsere Freunde zu retten. Wir haben so viele Schlachten geschlagen und auch Magnus besiegt, wenn es sich auch herausgestellt hatte, das es eigentlich kein Sieg war. Du weißt, das ich der Letzte bin, der aufgibt, aber sieh doch....alle Feinde, die wir hatten, waren real und man konnte sie bekämpfen, aber dieser Feind....dieser Feind ist unsichtbar. Er schleicht sich langsam an uns heran und dann schlägt er zu....tödlich.... und es gibt nichts, was wir tun können!"
Merlin machte einen Schritt auf ihn zu
„Wer sagt denn, das man nichts machen kann!"
„Verdammt Merlin....was redest du denn? Du hast gesagt, das du diese Blüte brauchst, um den Zauber zu zerstören! Und da diese Blüte nicht mehr existiert, kannst du auch nichts machen....es sei denn....du könntest die Vergangenheit aufleben lassen und diese Blume finden, was nur ein Wunschtraum ist!"
Merlin sah ihn sprachlos an und Arthur ging auf ihn zu
„Tut mir leid....ich bin ein wenig nervös. Warum können wir nicht einfach in Ruhe leben?"
Merlin küsste ihn
„Ich weiß nicht, aber ich denke, trotz den vielen Problemen, die wir haben, lass uns ein Bad nehmen. Wir konnten ja nicht in den See und es wird uns gut tun, ein wenig zu entspannen. Wir sind alle nervös!"
Arthur nickte
„Ja, du hast recht! Ein wenig Entspannung kann nicht schaden....tut mir leid, aber ich bin so zornig, wenn ich so hilflos bin!"
„Ich weiß....komm jetzt!" sagte Merlin sanft und bereitete das Bad vor.
Nachdem sie ein Bad genommen hatten, gingen sie zu Bett, aber Merlin konnte nicht schlafen. Arthurs Worte gingen ihm wieder durch den Kopf. Er drehte den Kopf und sah ihn an. Der Gedanke, das er sterben würde, war unerträglich. Shaylon hatte ihnen angeboten, Avalon zu verlassen und in ihre Welt zurückzugehen, bevor Avalon zerstört wurde. Alle Menschen könnten in ihre Welt zurückkehren, wenn sie das wollten, denn das war ihre eigentliche Heimat. Aber die Feen waren zum Tode verdammt, denn sie konnten in der normalen Welt nicht länger als drei Tage verweilen, außer Shaylon, doch er würde sein Volk nie im Stich lassen! Aber Merlin wusste, das Arthur nicht in ihre Welt zurückging, sondern bei seinen Freunden bleiben würde. Und was wäre, wenn sie in die Welt zurückgingen....er war unsterblich....aber Arthur....Arthur würde ein Menschenleben haben und dann sterben....für immer! Er schüttelte leicht den Kopf. Nein....das könnte er nicht ertragen, das Arthur in seinen Armen als alter Mann starb und er für Ewigkeiten verdammt wäre, allein auf Erden zu wandeln mit der unerträglichen Sehnsucht nach ihm. Nein....sie würden zusammen sterben, das hatten sie sich geschworen!
Aber es musste doch eine Möglichkeit geben! Er stand leise auf, zog sich an und verließ die Gemächer. Er ging durch die leuchtenden Gänge und stand nach einer Zeit im Thronsaal. Es war still im Schloss, niemand begegnete ihm, als er aus dem Fenster sah. Avalon war ein Paradies und er würde nicht zulassen, das ein irrer Zauberer das alles zerstörte, nur weil es ihm eine Genugtuung war. Er schloss die Augen und stand einen Augenblick später in seinem Haus. Mit einem Wort wurde es hell im Wohnzimmer und Merlin ging zu dem Versteck, in dem er sein Zauberbuch aufbewahrte. Er nahm es und setzte sich auf das Sofa, begann es zu lesen.
Es dämmerte schon, als er plötzlich stutzte. Sicher, er hatte das Buch lange nicht gelesen, aber er stieß auf Zauber, bei denen er sich ganz sicher war, sie nie zuvor gelesen oder überhaupt gesehen zu haben. Was hatte Gaius noch gesagt, als er ihm das Buch schenkte
„Es ist ein ganz besonderes Zauberbuch! Es ist sehr alt und wurde von drei mächtigen Hexen gemacht, die es mit starker Magie belegten. Ich habe es von einem Zauberer, der mein Freund war und mir das Buch gab, als ich ihn sterbend in seiner Hütte gefunden hatte. Uthers Soldaten hatten ihn getötet. Er sagte, das dieses Buch sehr viel Macht hatte und in dem Besitz von einem mächtigen Zauberer immer mächtiger wurde....er sagte....das dieses Buch sich selbst vervollständigte....je mächtiger der Zauberer war, dem es gehörte. Da ich kein mächtiger Zauberer war, denke ich, das es in deinen Händen besser aufgehoben ist!
Merlin blickte auf. Damals hatte er das nicht geglaubt....eigentlich hatte er damals überhaupt nicht geglaubt, das er der mächtigste Zauberer würde, deshalb hatte er Gaius Worte auch keine große Beachtung geschenkt.
Er sah wieder auf das Buch. Sollte das wirklich wahr sein? Sollten sich wirklich neue Zaubersprüche in diesem Buch bilden, da er ja sehr mächtig war? Er blätterte weiter und je mehr er las, um so sicherer war er, das Gaius Worte wahr waren. Mein Gott! Er hatte nie wirklich gewusst, was er in seinen Händen hielt....bis heute! Merlin wusste, das dieses Buch sehr wertvoll war, es beinhaltete sehr mächtige Zauber, daher war er froh, das er es wieder gefunden hatte. Aber er hatte keine Ahnung gehabt....wie wertvoll das Buch wirklich war. Er blätterte weiter und nach einer Weile gefror ihm das Blut in den Adern. Er hörte auf zu atmen, als er den Zauber las, dann zog er tief die Luft ein und sah auf. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Er hatte gefunden, was er gesucht hatte und dringend benötigte....er hatte einen Zauber gefunden, der sie alle retten konnte....ein sehr sehr mächtiger Zauber und gefährlich....aber für Avalon vielleicht die Rettung! Er nickte entschlossen, er würde alles tun, um ihre Heimat zu retten.... seine Freunde....und vor allem Arthur!
Es war ihm egal, wie gefährlich der Zauber war....er würde es versuchen....was hatte er zu verlieren? Wenn er es nicht tat, dann würden sie alle sterben. Er schlug das Buch zu und stand auf. Er lächelte, als er an den alten Heiler dachte, der sein Mentor war und dem er zu verdanken hatte, wie er sich entwickelt hatte.... und für das Buch, das sie jetzt alle retten konnte! Er sah ihn vor sich, wie er eine Augenbraue hochzog und sarkastisch zu ihm sagen würde
„Warum hörst du mir nie zu, wenn ich dir etwas erzähle! Ich sagte doch, das dieses Buch etwas Besonderes ist!"
„Ich weiß das jetzt.... und ich danke dir!" sagte Merlin leise vor sich hin, dann schloss er die Augen und war verschwunden.





Inzwischen war es schon Morgen, als Merlin vor Lancelots Haus auftauchte. Er ging zur Tür und klopfte.
Lancelot öffnete die Tür.
„Merlin....ich bin froh, das du hier bist. Ich wäre heute zu eurem Haus gekommen! Etwas stimmt hier nicht!"
„Ich weiß! Arthur und ich sind im Schloss....es ist etwas passiert! Magnus hat Avalon vergiftet....es geht zugrunde, wenn wir nichts unternehmen. Ich wollte sehen, ob es euch gut geht, nämlich einige Feen sind erkrankt und eine ist gestern gestorben!"
„Mein Gott!" sagte Lancelot.
„Seid ihr in Ordnung?" fragte Merlin wieder.
„Eigentlich schon, aber Freya ist ein wenig schlecht!"
„Wie lange?" fragte Merlin besorgt.
„Seit ein paar Tagen!"
„Ich würde vorschlagen, das ihr mitkommt und Freya sollte sich mal bei den Heiler vorstellen....sicherheitshalber!"
Lancelot nickte und ein wenig später tauchten alle drei auf dem Schlossplatz auf. Lancelot brachte Freya zu den Heiler und Merlin sprang in seine Gemächer.
„Wo zum Teufel bist du gewesen!" rief Arthur, als er aus dem Nichts dort auftauchte „Ich habe dich schon überall gesucht!"
„Ich war nicht im Schloss! Ich habe Lancelot und Freya mitgebracht....Freya geht es nicht so gut!"
„O mein Gott....du denkst doch nicht....das sie auch krank wird?"
„Ich weiß es nicht, Lancelot bringt sie gerade zu den Heiler."
Arthurs Blick fiel auf sein Zauberbuch, das er unter seinen Arm geklemmt hatte.
„Du warst dein Zauberbuch holen?"
„Ja, ich habe darin die ganze Nacht gelesen und....ich habe etwas Wunderbares entdeckt!"
Arthur kam näher, als er hoffnungsvoll fragte
„Einen Zauber, der uns hilft?"
Merlin lächelte
„Auch, aber etwas noch Wertvolleres!"
„Was denn?"
Merlin nahm das Buch in seine Hände, strich fast liebevoll darüber, als er sagte
„Es ist kein gewöhnliches Zauberbuch! Es ist etwas ganz Besonderes!"
„Wie meinst du das?" fragte Arthur und stand jetzt vor ihm und schaute das Buch an.
„Es schreibt sehr mächtige Zauber von selbst hinein....es vervollständigt sich selbst!"
„Was!?"
Arthur sah ihn ungläubig an.
„Je nach dem, wie mächtig der Zauberer ist, dem es gehört, reagiert das Buch und schreibt Zauber hinein. Da ich, wie du weißt, sehr mächtig bin, sind in diesem Buch auch mächtige Zauber!"
„Du....du meinst....das Buch lebt?"
Merlin kicherte
„Nein, du Dummkopf....es ist magisch! Es liegt ein starker, alter Zauber auf ihm, der das ermöglicht. Ich habe das noch nie zuvor gehört, aber angeblich waren es drei mächtige Hexen, die das Buch machten. Gaius hatte mir mal diese Geschichte erzählt. Angeblich wollten diese Hexen, die Schwestern waren, die Göttin der alten Religion stürzen, aber sie verbannte sie in ein furchtbares Reich. Daraufhin machten sie das Zauberbuch für einen mächtigen Zauberer, damit er ihre Rache an der Göttin ausüben sollte, aber der Zauberer nahm das Buch und verschwand. Man sagt, das diese drei Hexen immer noch an einem furchtbaren Ort gefesselt sind und auf Erlösung warten!"
Arthur verzog das Gesicht
„Das ist ja eine Gruselgeschichte!"
„Mag sein, aber in jeder Legende steckt ein Funken Wahrheit!"
„Und was für ein Zauber hast du gefunden, der uns hilft?"
Merlin schüttelte den Kopf
„Es ist so kompliziert, das zu erklären, deshalb schlage ich vor, das du dich anziehst und nach dem Frühstück gehen wir zu Shaylon. Dann werde ich es euch allen erklären!"
Arthur nickte
„Ist es ein mächtiger Zauber, den du gefunden hast?" fragte Arthur, während er sich anzog.
„Ja....sehr mächtig und...."
„Und was?"
„Gefährlich!"
Arthur sah ihn an
„Arthur....jeder Zauber, der etwas schwierig ist....ist gefährlich. Als ich mit Gaius den Teleportationszauber lernte, bestand die Gefahr darin, das ich mich in einen Gegenstand teleportiere. Deshalb kann ich das nur tun, wenn ich weiß, wohin ich mich teleportiere!"
„Nett, das du mir das auch mal sagst!"
Merlin grinste. Da Arthur endlich fertig war, gingen sie frühstücken. Eine Stunde später standen sie vor Shaylons Gemächer. Arthur klopfte und beide traten ein, als sie der König herein gebeten hatte. Kelem und Torin waren auch schon da. Gemeinsam wollten sie versuchen, die Schäden etwas einzudämmen.
„Es sind jetzt schon doppelt so viele Erkrankte, wie gestern!" begrüßte sie Shaylon „Und....Freya ist auch erkrankt!"
„Was?" sagte Arthur. Er sah geschockt zu Merlin, aber der Zauberer hatte sich das schon fast gedacht.
„Ja, aber bei ihr schreitet die Krankheit nicht so schnell voran. Ich vermute, das liegt daran, das sie ein Mensch ist, aber....wenn wir das nicht in den Griff bekommen, dann stirbt sie auch!" sagte Shaylon.
„Und die Natur....viele Tiere sind verendet!" sagte Kelem.
Arthur dachte an Tegan
„Tegan?"
„Ja!"
„Wo bist du?"
„Im Schlosspark! Hier sterben langsam die Bäume und Blumen!"
„Ich weiß!"
„Arthur?"
„Was?"
„Kann ich jagen gehen?"
„Nein!"
„Aber ich hab Hunger!"
„Tegan....die Tiere sind verseucht und außerdem wirst du nicht gleich sterben, wenn du ein paar Tage nichts fressen tust!"
„Du hast gut reden!"
„Na gut, ich bring dir nachher etwas!"
„Gut!"
Merlin trat vor und legte sein Zauberbuch auf den Schreibtisch des Königs
„Ich habe die ganze Nacht in meinem Zauberbuch gelesen und bin dabei auf zwei sehr erstaunliche Dinge gestoßen!"
Alle sahen ihn an und er hatte ihre volle Aufmerksamkeit
„Also....ich habe festgestellt, das mein Zauberbuch mächtige Zauber von selbst schreibt! Ich habe gestern Zauber gefunden, die ich mit Sicherheit nicht im Buch hatte. Gaius hatte mir erzählt, das dieses Buch von drei Hexen gemacht wurde und sich vervollständigt....mit Zauber, die so mächtig sind, wie der Zauberer, der es besitzt!"
Die beiden Zauberer sahen ehrfürchtig das Buch an und Kelem murmelte
„Ich habe von so einem Buch gehört, aber ich hielt es für eine Legende!"
Merlin schüttelte den Kopf
„Nein....es ist wahr! Dieses Buch ist mächtig und magisch! Ich habe es schon lange, aber erst gestern Nacht habe ich endlich verstanden, das Gaius mir die Wahrheit gesagt hatte!"
Shaylon trat vor und betrachtete das Buch, dann drehte er sich um
„Und das Zweite?"
Merlin lächelte
„Ich habe eine Möglichkeit gefunden....Avalon zu retten!"
„Wirklich?" fragte der König
„Ja, aber der Zauber ist gefährlich....man muss viele Dinge beachten und wenn man sich nicht exakt daran hält, zieht es furchtbare Folgen mit sich."
„Und sagst du uns endlich, was das für ein Zauber ist!" sagte Arthur ungeduldig.
Merlin drehte sich um
„Ich werde in die Vergangenheit reisen!"
Einen Moment sagte niemand etwas.
„Ein Zeitreise?" fragte der König „Das ist gefährlich!"
„Ja! Ich werde nur in der Vergangenheit diese Blüte finden, bevor sie ausgestorben ist!"
Shaylon atmete tief ein und hörbar wieder aus.
„Das ist in der Tat gefährlich! Du darfst auf keinen Fall die Vergangenheit verändern, denn das würde eine Kettenreaktion hinter sich herziehen!"
„Das weiß ich!" sagte Merlin „ Und es wird schwierig sein, eine exakte Zeit zu finden, vor allem, wenn ich zurückreise! Ich darf nicht sehr spät ankommen, aber auch nicht zu früh. Wenn ich zu spät komme, ist Avalon zerstört....das wird schwierig und.... der Zauber ist sehr mächtig und wird viel Macht und Kraft erfordern!"
Kelem trat vor Merlin
„Bist du sicher, das du das kannst? Das ist schon die hohe Kunst der Zauberei! Ich kannte nur zwei Zauberer in meinem ganzen Leben, die das konnten! Und das soll etwas heißen....bei fast zweitausend Jahre!"
Merlin grinste
„Nun, da der Zauber in meinem Buch steht, gehe ich mal davon aus, das das Buch denkt, das ich es kann!"
„Hast du mir nicht gesagt, das es nicht lebt....dann denkt es auch nicht!" warf Arthur ein.
„Arthur....ich sagte, das in diesem Buch Zauber stehen, die dem Zauberer gerecht werden. Das heißt, wenn ich ein schwacher Zauberer wäre, dann stände in diesem Buch nur einfache Zauber! Verstehst du das denn nicht?"
„Doch....ganz blöd bin ich ja auch nicht!" sagte er zerknirscht „Aber du gehst nicht allein....ich komme mit!"
„Arthur...."
„Nein....ich komme mit oder du gehst nicht! Du weißt....was wir uns geschworen haben!"
Merlin atmete tief ein, dann nickte er
„Also gut!"
Merlin sah in die Runde. Alle machten ein skeptisches Gesicht. Er wandte sich an Shaylon
„Entweder das oder wir sind alle verloren!"
Der König nickte
„Wie du willst! Was haben wir zu verlieren? Machen wir uns an die Vorbereitungen!"

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