Avalon Kapitel 61

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Avalon


Kapitel 61



Nachdem sie Shaylon verlassen hatten, gingen sie schweigend durch die Gänge. Merlin trug die Schatulle vor sich, behandelte sie wie ein kostbarer Schatz, was sie auch war. Sie sprachen erst wieder, als sie in ihren Gemächer waren. Merlin stellte die Kiste vorsichtig auf den Tisch und drehte sich zu Arthur um
„Ich kann es immer noch nicht glauben."
„Was?"
„Das Shaylon uns ein Drachenei gegeben hatte. Ein Drache....ich hätte niemals geglaubt, das ich jemals wieder einen sehe."
Arthur sah ihn
„Der letzte Drache, den ich sah, griff Camelot an....keine schöne Erinnerung!"
Merlin lächelte. Arthur wusste zwar von Gaius, das er ein Zauberer und Drachenmeister war, aber offenbar hatte der alte Arzt vergessen, ihm zu erzählen, das er mit einem Drachen befreundet war und zwar mit dem Gleichen, den Arthur meinte....Kilgarrah.
„Ja, in Camelot....sein Name war Kilgarrah und er war mein Freund!"
Arthur kam näher
„Du warst mit einem Drachen befreundet?" fragte er ungläubig. Arthur kannte Drachen nur als riesige Ungeheuer, die bösartig waren, das sich bestätigt hatte, als der große Drache Camelot angegriffen hatte.
„Ja und er hat mir geholfen, dich zu beschützen."
„Was war das denn für ein Drache....soviel ich von meinem Vater wusste, gab es nur noch einen."
Merlin sah ihn wortlos an und Arthur machte große Augen.
„Der Drache....der.... der Camelot angriff?"
„Er war nicht böse! Er war nur wütend, weil dein Vater ihn betrogen hatte."
Arthur ging zum Fenster, strich sich mit einer Hand durch die Haare, als er sich umdrehte
„Merlin....wir sind jetzt eintausend fünfhundert Jahre zusammen und du hast das nie erwähnt. Du hast mir nie von diesem Drachen erzählt....warum?"
Merlin ging jetzt auf ihn zu, als er antwortete
„Ich dachte, du wüsstest es! Ich dachte, Gaius hat dir alles erzählt! Du wusstest, das ich ein Drachenmeister bin, da ging ich davon aus, das du alles andere auch weißt. Es ist so lange her."
Er schüttelte den Kopf
„Nein....von einem Drachen hat Gaius nie geredet."
Merlin strich ihm über die Wange
„Tut mir leid, das du es jetzt erst erfahren hast, wenn ich das gewusst hätte, dann...."
„Ich weiß das Merlin, tut mir leid, das ich dir Vorwürfe gemacht habe....das konntest du nicht wissen und du hast recht. Es ist so lange her und liegt in der Vergangenheit. Wir sollten nicht darüber streiten."
Merlin lächelte und küsste ihn
„Ich liebe dich!"
Arthur zog ihn an sich und küsste ihn wieder, dann sah er zu dem Ei.
„Wirst du es erwecken?"
„Ja!"
Als Arthur nichts sagte, sah Merlin ihn an
„Du fürchtest dich?"
„Wenn ich ehrlich bin....ja! Ich kenne Drachen nur als böse Geschöpfe, die Menschen verbrennen und ganze Städte zerstören."
„Du hast ja auch gedacht, das Zauberer böse sind, bis du vom Gegenteil überzeugt wurdest."
„Ja, schon....aber so ein Drache ist wirklich riesig und dann dieses Feuer!"
Merlin lächelte, als er so ehrfürchtig sprach. Arthur hatte wirklich Respekt vor diesen Drachen. Kein Wunder....wenn er sich zurückerinnerte, was Kilgarrah mit Camelot angestellt hatte. Es gab damals viele Verluste und die Stadt wurde erheblich zerstört. Wenn Merlin ihn nicht aufgehalten hätte, wäre Camelot wahrscheinlich untergegangen.
„Wann wirst du es tun?" riss Arthur ihn aus seinen Gedanken.
„Wenn wir nach Hause kommen."
Nach Hause! Das erinnerte Merlin daran, das sie jetzt ein eigenes Zuhause hatten. Etwas worüber er sich sehr freute und auch neugierig darauf war.
„Wir haben jetzt unser eigenes Haus....ganz für uns allein!" sagte er stolz zu Arthur
„Ja, das ist so was von toll! Ich bin gespannt, wie es sein wird. Wir gehen aber trotzdem ab und zu noch an unseren See?"
„Natürlich!"
Sie waren immer an den kleinen See gegangen, damit sie Privatsphäre hatten, um sich zu lieben. Nun, mit ihrem eigenen Haus war das nicht mehr notwendig, zumal Shaylon sie ja deutlich auf das große Bett hingewiesen hatte. Sie waren gerne im Schloss bei ihren Freunden, aber ein eigenes Haus war ein eigenes Haus....etwas, was nur ihnen gehörte.
„Wann gehen wir zurück?" wollte Merlin wissen.
„Wenn du willst....morgen. Wir haben hier alles erledigt. Anna geht es gut, Navarr kümmert sich um sie. Wenn sie heiraten, kommen wir eh wieder her. Wahrscheinlich will Lancelot auch zurück, du weißt, das er lieber in seiner Hütte ist. Er wird sich sehr freuen, das er uns los wird."
Merlin lachte
„Ja, dann kann Freya endlich zu ihm ziehen."
Arthur gähnte
„Ich denke, wir gehen schlafen, ich bin so müde."
„Kein Wunder, wenn du dich so verausgabst....erst im Wald, dann beim Baden, also...."
Arthur zog ihn an sich und küsste ihn.
„Führe mich nicht in Versuchung!"
„Nein!" sagte Merlin energisch und löste sich von ihm „Wir gehen jetzt schlafen....morgen haben wir einen langen Weg zurück!"
„Ist ja gut! Wir gehen schlafen!"
Sie zogen sich aus, legten sich ins Bett und kuschelten sich zusammen. Wenige Augenblicke später waren sie eingeschlafen.




Nachdem sie mit Lancelot gesprochen hatten, der auch zurück wollte, beschlossen sie zusammen zu gehen.
Shaylon verabschiedete sie auf dem Schlosshof, erklärte ihnen den Weg zu ihrem Haus. Arthur merkte, das sein Freund nicht glücklich war, das sie gingen. Er ging zu ihm
„Shaylon, ich und Merlin möchten uns nochmal für deine Geschenke bedanken. Das war sehr nett von dir!"
Der König schüttelte den Kopf
„Nein....ich bin glücklich, solche Freunde zu haben! Das ist unschätzbar! Ich wünsche euch eine gute Reise und hoffe, das euch euer Haus gefällt!"
„Mit Sicherheit....mein Freund!"
Sie sahen sich an, dann umarmten sie sich. Merlin kam dazu, um sich zu verabschieden, aber zögerte ihn zu umarmen. Er war zwar auch ein Freund des Königs, aber mit Arthur hatte er eine weit innere Freundschaft, als mit ihm. Aber Shaylon nahm ihm die Entscheidung ab und zog ihn in eine Umarmung.
„Alles Gute, Merlin und viel Spaß mit dem Drachen."
Merlin lächelte....ja, das würde er haben! Sie verabschiedeten sich auch von Anna und Navarr, die vor Glück strahlten. Linume küsste sie auf die Wange
„Bis zum nächsten Mal! Vielleicht machen wir wieder ein Picknick im Wald?" sagte sie schelmisch.
„Lieber nicht!" sagte Merlin etwas verlegen.
Linume lachte
„Kommt schon....das war ja nicht tragisch....wir sind alle erwachsen, oder?"
Sie nickten, dann gingen sie los, Lancelot, Freya, Merlin und Arthur. Sie winkten noch einmal am Tor, dann waren sie verschwunden.
Sie kamen zügig voran und Arthur schloss zu Lancelot auf
„Du bist ja so schweigsam?"
Lancelot sah ihn an
„Ich freue mich, nach Hause zu kommen und noch mehr, das ich euch endlich los bin."
Arthur lachte. Er wusste, das Lancelot das nicht so meinte, sondern ihn wieder ärgern wollte, aber Arthur ging nicht darauf ein. Er war auch glücklich, das er ein eigenes Haus hatte. Er klopfte Lancelot auf die Schulter
„Du bist trotzdem mein Freund!"
Lancelot lächelte und nickte. Am frühen Nachmittag waren sie an der Hütte. Arthur und Merlin packten ihre Sachen und standen vollgepackt im Wohnzimmer.
„So, wir gehen jetzt mal weiter. In ein paar Tagen könnt ihr ja mal vorbeischauen, wenn wir uns eingerichtet haben. Du kennst den Weg, Lancelot?"
Er nickte
„Ja, ich kenne das Tal. Es ist wunderschön. Shaylon hat gut gewählt!"
Dann gingen sie los, Lancelot und Freya winkten ihnen nach. Nach einer guten halben Stunde standen sie auf dem Hügel und schauten hinunter in das Tal. Sie sahen sich sprachlos an.
Unten im grünen, blühenden Tal stand ein großes Haus aus Holz. So wie sie von oben sahen, hatte es eine große, überdachte Terrasse, die um das ganze Haus ging. Es stand in der grünen Wiese, als würde es dort hingehören. Hinter dem Haus schlängelte sich ein kristallklarer Bach, ein Stück weiter, fing der Wald an. Es sah so idyllisch aus.....so wunderschön, das sie nichts sagen konnten. Sie gingen langsam darauf zu. Als sie die Terrasse betraten, sahen sie den Tisch und die Stühle, die mit einem feinen, schönen Stoff überzogen waren. Arthur öffnete die Tür und sie traten ein. Sie sahen sich schweigend um. Das Wohnzimmer war groß, hatte Fenster bis zum Boden und eine Tür, die auf die hintere Terrasse führte. Ein schöner Kamin war an der einen Seite, das Brennholz ordentlich recht und links gestapelt. In der Mitte des großen Raumes stand zur Tür hin in einem schönen weinrotem Ton ein großes, bequemes Sofa mit einem kleinen Tisch davor, der scheinbar aus Kristall war. Das ganze wurde abgerundet von einem geschmackvollem, großen Teppich, der vor dem Sofa lag. Bilder mit schönen Motiven von Avalon hingen an den Wänden und ein Strauß von Wildblumen stand auf dem Tisch. Gegenüber des Sofas stand ein Schrank, neben der Tür, die ins Schlafzimmer führte. Sie legten das Gepäck ab und gingen weiter, öffneten die Tür und standen in einem großen, Licht durchflutendem Schlafzimmer mit großen Fenster, auch bis auf den Boden. Ein dunkelgrüner Vorhang schmückte rechts und links das Fenster, so das sie es abends zuziehen konnten. Was dominierend in diesem Zimmer war das wirklich große Bett, das mit einer Decke abgedeckt war, dessen Farbe die gleiche wie die Vorhänge hatte. Große, flauschige Kissen lagen darauf in einem warmen Braunton. Ein großer Kleiderschrank stand an der anderen Wand und ein riesiger, farblich abgestimmter Teppich lag vor dem Bett und gab dem ganzen Zimmer Gemütlichkeit, wie auch das große Bild, das über dem Bett hing. Sie drehten sich wortlos um, gingen in den Erker, der rundum aus Fenster bestand, auch alle sehr groß. Man sah auf den Bach und den Wald. In diesem Erker standen ein großer, runder heller Holztisch mit Stühlen, die überzogen waren, mit einem Stoff in der Farbe des Sofas. Auch dort standen Blumen auf dem Tisch. Dort war auch die Tür, die auf die hintere Terrasse führte. Gegenüber des Erkers war eine kleine Küche, mit allem darin, was in eine Küche gehört. Merlin öffnete einen der Schränke. Sie waren gefüllt mit allen Lebensmittel, die sie benötigten, sowie ein Schrank mit Wein und Wasser. In einem anderen Schrank stand Geschirr und Becher, genug, wenn sie einmal Besuch bekamen. Sie waren immer noch sprachlos, standen in der Tür und sahen ins Wohnzimmer. Endlich sprach Arthur
„Ist das zu glauben....oder träume ich? Das ist ja so was von schön....ich....ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."
Merlin sagte nichts, seine Aufmerksamkeit fiel auf die kleine Kommode in der Ecke, auf der ein Papier lag. Er ging dorthin und nahm es. Es war ein Brief und Merlin las ihn.
Meine lieben Freunde!
Ich hoffe, das euch das Haus gefällt, denn ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, es einzurichten. Okay....es hat auch Spaß gemacht! Ich denke doch, das ihr diese Farben möchtet, musste ja immerhin daran denken, das ihr Männer seid! Es ist wirklich schade, das ich nicht eure Gesichter sehen kann! Also, nochmal danke für alles, was ihr für uns und vor allem für mich getan habt!
In Liebe Linume

Und noch etwas! Ihr hättet mal sehen sollen, wie Shaylon es eingerichtet hatte....grauenvoll!
Na, typisch Mann....kein Plan!

Merlin lachte und Arthur kam neugierig näher.
„Was ist?"
Merlin gab ihm den Brief. Als Arthur ihn gelesen hatte, lachte er auch.
„Das kann ich mir gut vorstellen! Shaylon war bestimmt damit überfordert. Aber das erklärt auch die Blumen auf dem Tisch....typisch Frau!"
„Was hast du denn gegen Blumen?" wollte Merlin wissen.
„Sie sind so.... ich weiß nicht....mehr für Frauen." antwortete Arthur.
„Finde ich nicht! Blumen sind schön!" sagte Merlin einfach. Arthur küsste ihn lächelnd.
„Ja, sie sind ja auch schön, du hast recht."
Er schaute sich nochmal um und nickte lächelnd
„Ja, Linume....es gefällt uns sehr sehr gut! Danke!" sagte er vor sich hin.
Merlin nickte
„Ja....es ist traumhaft! Kein Vergleich zu Lancelots Hütte."
„Die hat er ja selber eingerichtet und....nun ja. Lancelot war ein Soldat! Seine Hütte ist einfach und zweckmäßig!"
Aber nicht mehr lange." sagte Merlin „wenn Freya dort einzieht!"
„Ja....komm, lass uns die Sachen wegpacken und dann setzten wir uns auf die Terrasse und trinken auf unser neues Heim."
Merlin nickte. Sah sich noch einmal um.
Das Haus war ein Traum und er war Shaylon mehr als dankbar.

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