Avalon Kapitel 100

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Avalon


Kapitel 100


Es wurde schon dunkel am nächsten Tag, als Arthur Merlins Hand nahm und sie sanft küsste
„Wünsch mir Glück....Merlin! Ich werde alles tun, um dich zu retten!"
Er seufzte und stand auf. Draußen hörte er, wie Kilgarrah landete und sah zu dem alten Heiler, der jetzt in die Hütte kam.
„Ich muss jetzt gehen!"
Der Heiler lächelte
„Macht euch keine Gedanken, ich achte auf ihn!"
„Ich danke euch!" sagte Arthur, nahm die Tasche und seinen Umhang und ging hinaus.
„Bereit?" fragte der Drache.
„Ja!"
„Dann steig auf!"
Als Arthur saß, erhob sich der Drache in die Luft. Kurz darauf landete er auf der Lichtung. Arthur sprang ab und schaute zum Schloss, dann zu Kilgarrah.
„Ich kann dich nicht rufen....ich bin kein Drachenmeister! Und ich kann dir nicht genau sagen, wie lange ich brauche, um den Kelch zu finden, deshalb....denke ich, wir treffen uns morgen Abend wieder hier!"
„Gut!" antwortete Kilgarrah „Ich werde da sein!"
Arthur nickte und drehte sich um
„Und Arthur!"
Arthur sah ihn an
„Viel Glück und sei vorsichtig!"
Arthur nickte und ging Richtung Schloss. Hinter sich hörte er, wie Kilgarrah sich in die Luft erhob und davonflog.
Nach einer halben Stunde stand er am Ende des Waldes hinter einem Baum und sah die kleine Pforte, die in das Schloss führte. Er schaute nach oben zu den Zinnen, auf denen die Wachen patrouillierten und die jetzt dort standen und über den Wald sahen. Arthur ging weiter hinter den Baum in Deckung, wartete, bis die Wachen sich umdrehten und ihren Wachgang fortsetzten. Dann huschte er zu der kleinen Pforte, aber sie war verschlossen. Wieder einmal verfluchte er sich, das er keine Magie hatte und musste trotz allem grinsen. Er hätte niemals gedacht, das er sich einmal wünschen würde, ein Zauberer zu sein, wenn er daran dachte, wie sehr er früher Magie verabscheut hatte. Aber da Arthur eigentlich wusste, das die Pforte verschlossen war, war er vorbereitet und hatte ein kleines Stück Eisen dabei. Er lächelte leicht, als er das Schloss ziemlich leicht öffnete, denn er dachte daran, das er das früher immer austauschen wollte, aber es nie getan hatte, wofür er sich selbst jetzt dankbar war.
Er huschte in den schmalen Gang und schloss die Tür. Er blieb stehen, lauschte auf Geräusche, aber es war still und so ging er weiter. Er kannte sich hier gut aus, denn diese abgelegene, geheime Gänge ging er früher oft mit Morgana, als sie noch Kinder waren und sich heimlich aus dem Schloss stahlen, um im Wald zu spielen. Uther hätte ihnen das niemals erlaubt. Er kam in den Hauptgang und versteckte sich in einer Nische, als zwei Diener den Gang entlangkamen. Sie hatten ein Tablett mit einer Weinkaraffe und der andere ein Tablett mit Essen auf dem Arm.
„So, wenn wir das Abendessen und die Weinkaraffe in die königlichen Gemächer gebracht haben, dann gehen wir in unsere Kammer!"
Der andere Diener nickte
„Ja, bevor der König von der Ratssitzung kommt, sonst sind wir noch nicht entlassen und ich bin hundemüde!"
Arthur grinste. Also war er noch in einer Sitzung....gut, denn so konnte er ungesehen in seine Gemächer. Er folgte den Diener leise, wartete, bis sie wieder gingen. Dann schlich er zur Tür, legte ein Ohr daran, aber es war still in den Gemächer und er öffnete leise die Tür. Niemand war da, als er hineintrat. Ein Feuer prasselte im Kamin und die Speisen standen auf dem Tisch. Es war hier alles so vertraut in den Gemächer und wiederum wieder nicht. Er strich über das breite, einladende Bett, ging zum Fenster und sah über den Tisch. In der Ecke lag seine Rüstung, die ein Diener dort hingelegt hatte. Arthur hatte das Gefühl, als würde gleich die Tür aufgehen und Merlin, sein Diener käme herein....ein verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht und eine kleine Frechheit auf seinen Lippen. Gott, wie sehr hatte sich alles verändert, seit dieser Zeit, die er vermisst hatte. Ja, er würde lügen, wenn er sagte, das er Camelot nicht vermisst hatte, aber er hatte sich für Merlin und die Liebe entschieden....und hat es bis heute nicht bereut. Er war sich sicher, das sie hier in dieser Zeit nie zusammen sein konnten, zu viele Hindernisse wären hier im Weg gewesen....Gwen....sein Titel....die Tatsache, das sie zwei Männer waren und das so eine Verbindung in Camelot nicht offiziell erlaubt war, obwohl er wusste, das im Volk einige heimlich in so einer Partnerschaft lebten.
Sein Blick fiel auf die Weinkaraffe, die gefüllt war bis fast zum Rand. Er erinnerte sich daran, das er nach Merlins Tod jeden Abend die Karaffe leergetrunken hatte, in der Hoffnung, das es einfach leichter wäre, nicht an Merlin zu denken und ein wenig schlafen zu können. Aber heute Nacht würde er gut schlafen und den darauffolgenden Tag auch! Er goss ein Schluck Wein in den Becher und trank ihn, dann schüttete er den Inhalt des Fläschchen, das das Schlafmittel enthielt in die Weinkaraffe. So....nun bräuchte er nur noch von der Sitzung zu kommen und den Wein trinken. Er sah auf die Speisen, er würde das nicht anrühren, denn er aß aus Kummer damals fast nichts. Wieder sah er sich im Raum um, als wollte er sich alles wieder einprägen, als er draußen Schritte hörte. Er kam aus der Sitzung zurück. Arthur sah sich um, dann fiel sein Blick auf das Bett. Er ging schnell darauf zu und legte sich darunter. Er lächelte, als er daran dachte, das Merlin sich auch einmal unter seinem Bett versteckt hatte. Die Tür ging auf und Arthur, der jetzige König kam herein. Er setzte sich aufs Bett, zog seine Stiefel aus und ging zu seinem Tisch, setzte sich auf den Stuhl. Arthur hörte, wie er sich Wein eingoss und den ganzen Becher trank, dann nochmal einschenkte, wieder trank und leise seufzte
„Merlin....warum hast du mich verlassen....warum nur?"
Arthur versetzte es einen Stich, als er sich so verzweifelt sprechen hörte, denn er wusste ganz genau, wie sich das angefühlt hatte....er würde es nie vergessen. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis der König die Karaffe geleert hatte und nun aufstand und zum Bett wankte. Er war betrunken, als er sich, so wie er war auf das Bett warf und Merlins Namen murmelte. Dann war es still. Arthur wartete noch zehn Minuten, bis er die regelmäßigen Atemzüge hörte....der König schlief! Langsam kam er unter dem Bett heraus und sah auf sich selbst. Es war wirklich ein seltsames Gefühl, sich selbst anzusehen. Er rüttelte den König, aber er rührte sich nicht. Gut, das Mittel wirkte. Inzwischen war es spät und das Schloss war ruhig, denn alle schliefen jetzt. Arthur zog den König nach vorne und warf ihn sich über die Schulter. Gott....er war schwer und er nahm sich vor, in Zukunft etwas zu fasten. Das Problem an der Sache war, das Merlin in ihrem Haus einfach zu gut kochte oder ihm seine Lieblingsspeisen einfach herbei zauberte....aber er würde fasten, schwor er sich, als er keuchend sich selbst zu den Gemächer von Uther schleppte. Vor der Tür nahm er den Schlüsselbund des Königs und schloss auf, denn diese Gemächer waren immer verschlossen, seit sein Vater gestorben war. Es war ein sonderbares Gefühl, nach so langer Zeit in die Räume seines Vaters zu kommen. Sie waren so nüchtern und farblos, wie sein Vater war....irgendwie kalt und ohne Gemütlichkeit. Er legte sich auf das Bett und deckte den König zu.
„Angenehme Träume und....du wirst ihn wiedersehen!" sagte er leise. Dann drehte er sich um, verließ die Gemächer und schloss wieder ab. Er lehnte sich einen Moment an die Wand und atmete durch. So, der erste Teil seines Plans hatte gut geklappt. Er ging zurück zu seinen Gemächer, aß die köstlichen Speisen und trank Wasser, da die Weinkaraffe leer war. Dann kleidete er sich aus, zog seine Nachtkleidung an und ging zu Bett. Er wusste, das Gwen in ihren Räumen schlief, weil er damals sie gebeten hatte, etwas allein zu sein. Morgen würde er dann in der Schatzkammer nach dem Kelch suchen. Mit diesen Gedanken schlief er ein.




„Guten Morgen, Sire....es ist ein schöner Tag!" wurde er geweckt. Arthur blinzelte....ein Diener stand vor ihm, steif und höflich....kein Merlin. Er brauchte einen Moment, bis er realisierte, wo er war und vor allem....wer er war. Er setzte sich auf.
„Euer Frühstück ist fertig und ihr habt heute Morgen Training!"
„Danke!" sagte Arthur „Du kannst gehen und in einer Stunde wieder hier sein!"
„Sehr wohl, Mylord!" sagte der Diener, verbeugte sich und verließ die Gemächer. Arthur stand auf und setzte sich an den Tisch. Im Gegensatz zu sich in dieser Zeit hatte er Hunger und fing an, sein Frühstück zu essen. Die Tür ging auf und Gwen kam herein. Arthur blieb einen Moment das Herz stehen, als sie lächelnd auf ihn zukam.
„Guten Morgen!" sagte sie und küsste ihn auf die Wange „Wie ich sehe, hast du heute Morgen Hunger....das ist gut, ich habe mir schon Sorgen gemacht!"
Arthur lächelte, sagte aber nichts. Er schaute sie nur an....sie war so schön und er fühlte wieder diese Schuld, das er sie nicht so liebte, wie sie es verdient hatte. Das er sich für Merlin entschieden hatte und sie allein ließ. Aber Arthur fühlte auch Erleichterung, weil er wusste, das sie sich wieder verlieben würde und ein glückliches Leben führen wird.
„Gehst du heute Morgen ins Training?" fragte sie.
„Natürlich!"
„Nun, ich frage nur, weil du die letzten Tage nicht warst, weil du....nun....dich nicht wohl fühltest!"
Arthur sah sie an....sie wusste das er im Moment trank und morgens wahrscheinlich einen ausgewachsenen Kater hatte und deshalb nicht ins Training ging.
„Mir geht es gut!" sagte er.
„Das freut mich....vielleicht können wir heute Mittag zusammen essen? Du bist irgendwie anders....etwas glücklicher!" sagte sie. Er stand auf
„Das würde mich freuen!" antwortete er. Sie lächelte und ging auf ihn zu, küsste ihn sanft auf die Lippen.
„Gut, dann bis später!" Sie verließ die Gemächer und ein Diener kam herein, half ihm beim Ankleiden und Anlegen seiner Rüstung. Dann verließ er die Gemächer und ging auf den Übungsplatz. Er musste den Anschein wahren und seinen gewöhnlichen Tagesablauf einhalten.
Alle Ritter warteten schon auf ihn und er hatte Herzklopfen, sie alle wiederzusehen....Gwaine....Leon....Elayn und alle anderen. Sie sahen ihn an, als er näher kam
„Guten Morgen, Sire!" sagten sie und Arthur nickte. Es war komisch, wieder mit seinen Ritter zu trainieren. Sie waren alle so lebendig, denn in seiner Zeit waren sie schon Jahrhunderte tot. Sie trainierten mit dem Schwert und Arthur stellte erfreut fest, das er nichts verlernt hatte. Immer noch bezwang er sie alle....immer noch war er sehr gut mit dem Schwert. Es war schon fast Mittag, als sie den Platz verließen und Arthur sah ihnen lange nach. Er hoffte, das sie alle ein schönes Leben hatten und wenn nicht, das sie einen ehrenvollen Tod im Kampf starben, denn das war für einen Ritter sehr wichtig.
Als er zurück in seine Gemächer kam, wartete ein Diener mit einem Bad. Nachdem er gebadet hatte und angekleidet war, erschien die Königin. Die Speisen wurden serviert und sie aßen schweigend, bis Gwen sagte
„Ich bin froh, das du dich wieder gefangen hast und wieder etwas essen tust."
Er nickte nur, stand nach dem Essen auf und ging zum Fenster. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Gwen trat hinter ihn und umarmte ihn
„Du weißt, ich liebe dich....oder?"
Er drehte sich um
„Ja!"
Sie lächelte, küsste ihn auf die Lippen, dann etwas verlangender. Arthur wusste, das sie sich nach Zärtlichkeit sehnte, denn das hatte er ihr damals nicht mehr gegeben, als Merlin tot war. Er legte den Arm um sie, zog sie näher und küsste sie leidenschaftlich. Sie stöhnte in seinen Mund, ließ sich in seinen Armen fallen. Aber dann ließ er sie los, trat einen Schritt zurück. Nein....er konnte nicht mit ihr schlafen....das würde er Merlin nicht antun....niemals!
„Was ist denn?" fragte sie fast enttäuscht.
„Ich....ich kann nicht!" sagte er.
„Warum....Arthur....ich will dich....ich will dich so sehr!"
Er schüttelte den Kopf
„Ich kann nicht....versteh doch....lass mir Zeit!"
Sie nickte traurig
„Gut....tut mir leid, das ich dich bedrängt habe!"
„Nein, du hast mich nicht bedrängt....ich brauch einfach noch ein wenig Zeit, um zu akzeptieren, das Merlin tot ist!"
„Ja!" sagte sie, küsste ihn auf die Wange und verließ die Gemächer. Arthur sah ihr nach, es tat ihm leid, das er nicht mit ihr schlafen konnte, da sie seine Zärtlichkeiten so sehr vermisste, aber er würde das Merlin nie antun, obwohl Gwen seine Frau war....aber zu einer anderen Zeit. Jetzt gehörte er Merlin....nur Merlin und niemand....niemand konnte das ändern.

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