Avalon Kapitel 68

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Avalon


Kapitel 68



Tegan landete sanft im Schlosshof. Die Wachen hatten ihn kommen gesehen und ihm bereitwillig Platz gemacht. Arthur und Merlin kletterten schnell von ihm herunter und sahen sich um. Das Schloss war tatsächlich in Alarmzustand. Viele Soldaten tummelten sich auf dem Schlosshof. Berater und Personal rannten umher, alle mit bestimmten Aufgaben betraut.Arthur drehte sich zu Merlin um
„Das ist keine Übung! Da ist irgendetwas passiert!"
Merlin nickte und drehte sich zu Tegan um
„Tegan....mach bitte den Schlosshof frei, aber bleib in der Nähe, bis ich weiß, was los ist!"
„Ist gut, Merlin....bis später!"
Der Drache erhob sich und flog davon. Navarr kam auf die beiden zugeeilt. Er hatte vom Fenster aus gesehen, wie sie angekommen waren.
„Arthur....Merlin....gut, das ihr hier seid! Ich wollte schon eine Fee zu euch schicken, aber im Moment wäre das nicht einfach."
„Was zum Teufel ist denn hier los?" fragte Arthur.
„Das wird euch Shaylon erklären! Kommt mit, ich bringe euch zu ihm!"
Sie überquerten den Schlosshof und steuerten auf die Ratskammer zu. Vor der Tür bat Navarr sie, zu warten, dann ging er hinein. Kurze Zeit später kam er wieder
„Shaylon sagt, ihr sollt in seinen Gemächer warten. Er sitzt gerade mit seinen Berater am Tisch, aber er wird gleich kommen."
Beide nickten und sie gingen zu des Königs Gemächer. Navarr begleitete sie.
„Linume ist bei Anna. Wir können ungestört auf ihn warten."
Sie betraten die königlichen Gemächer und setzten sich in die Sitzgruppe. Aber Arthur war unruhig, stand wieder auf und lief auf und ab. Navarr sah fragend zu Merlin, doch der schüttelte den Kopf. Er kannte Arthur. Wenn irgendetwas passiert war und er wusste, nicht, was es war, dann war er unruhig. Das war schon so, als er König war und würde sich wohl nie ändern. Eine Viertelstunde später ging die Tür auf und Shaylon kam herein. Er wirkte angespannt und Arthur ging auf ihn zu.
„Shaylon, was ist denn hier los?"
Der König atmete tief ein und sagte
„Arthur....wir haben Eindringlinge in Avalon!"
„Was....wer....wieso?"
„Sie durchbrachen letzte Nacht das Tor!"
„Wer sind sie?" fragte Merlin, der jetzt auch aufgestanden war.
Shaylon sah ihn an
„Es sind Zauberer und....sie haben schwarze Magie....sehr starke Magie!"
„Aber....wie....wie ist das möglich?" fragte Arthur, der die Frage mehr Merlin stellte, als Shaylon.
Der König sah Merlin an
„Die Muster ihrer Magie habe ich vor sehr sehr langer Zeit schon einmal gespürt."
Merlin sah ihn erstaunt an, als er leise sagte
„Die alte Religion der Hohepriester?"
Shaylon seufzte, als er nickte
„Ich glaube schon!"
„Das ist nicht gut....gar nicht gut!" sagte er.
Arthur sah von einem zum andern, bevor er die Arme ausbreitete und sagte
„Würde mich mal einer aufklären!"
Merlin wandte sich zu ihm
„Arthur, die alte Religion bestand aus Hohepriester, die schwarze, starke Magie ausübten. Sie waren böse, wollten die Herrschaft über die Menschen und alle Zauberer. Dein Vater hatte ihnen den Krieg erklärt und sie ausgemerzt. Aber scheinbar nicht alle. Nun scheinen einige die Herrschaft von Avalon anzustreben."
„Aber wieso leben sie noch?" wollte er wissen
„Ich glaube, es sind mächtige Nachfahren, die dunkle, böse Magie praktizieren. Sie sind sehr stark, das kann ich fühlen und sie widerstehen mit Leichtigkeit Avalons Magie. Und wahrscheinlich sind sie unsterblich." sagte Shaylon „Ihr Anführer wusste, was er tat. Er fiel in Avalon jetzt ein, da er weiß, das wir kurz vor der Ruhephase stehen. Die Magie ist fast erschöpft und schwach."
Er nickte
„Ja....er wusste genau, was er tat!"
„Wie viele von ihnen sind hier?" fragte Arthur.
„Ich weiß es nicht....sie schirmen sich mit Magie ab, aber mit Sicherheit....mehr als einer."
„Verdammt!" sagte Arthur und wendete sich zum Fenster, aber dann drehte er sich um
„Wer sind sie und was wollen sie?"
„Nun!" sagte Shaylon „Das werden wir bald wissen. Er muss jetzt den ersten Schritt machen und mir den Krieg erklären."
Arthur nickte, er wusste das! Wie viele hatten ihm früher den Krieg erklärt....allen voran Morgana.
„Die Stadt ist abgeriegelt. Niemand darf hinaus, das wäre zu gefährlich. Zumal ich nicht weiß, wo exakt sie sich aufhalten" sagte Shaylon „Niemand ist im Moment da draußen sicher!"
„Lancelot und Freya!" sagte Merlin plötzlich „Sie sind noch in ihrer Hütte und wissen von nichts!"
Shaylon nickte
„Sie müssen unverzüglich hierher, bevor die Zauberer sie finden."
Merlin sah zu Arthur, als er sagte
„Tegan! Ich werde Tegan schicken, um sie zu holen."
„Aber Lancelot hört Tegan nicht! Er weiß dann nicht, warum er gekommen ist!" warf Arthur ein.
„Ja" sagte Merlin nachdenklich „Ich werde ihm ein paar Zeilen schreiben!"
Er ging zu Shaylons Schreibtisch, nahm ein leeres Blatt und sprach zu Arthur, bevor er schrieb
„Ruf Tegan!"
„Tegan?"
„Ja, Arthur?"
„Komm zum Schlosshof! Du musst Lancelot und Freya von ihrer Hütte hierher bringen."
„Was ist denn passiert?"
„Böse Zauberer sind in Avalon eingedrungen. Es wird Krieg geben, denn sie wollen Avalon. Lancelot und Freya sind da draußen nicht mehr sicher."
„Gut, bin gleich da!"
„Er kommt!" sagte Arthur.
Merlin faltete den Brief und sie gingen alle zur Tür und eilten auf den Schlosshof. Tegan war schon da und wartete auf sie. Merlin ging auf ihn zu
„Tegan, du musst diesen Brief Lancelot geben, damit er weiß, was los ist und warum du gekommen bist."
Merlin legte den Brief in seinen Lederbeutel und hielt ihn Tegan hin. Er nahm ihn sehr zart mit seinen Lippen aus Merlins Hand, bedacht darauf, ihn nicht zu verletzen. Merlin musste lächeln, anhand seiner Sanftmut.
„Ich fliege dann mal los, werde nicht lange brauchen."
„Und Tegan? Sei vorsichtig und behalte die Umgebung im Auge!"
„Ja, Merlin....bis später!"
Dann flog er davon.




Es war schon Abend. Die Sonne ging langsam unter, als Lancelot auf der Veranda saß. Er horchte auf, als er ein Rauschen hörte und Tegan dicht vor der Hütte landete. Er sprang auf, denn obwohl er Tegan kannte, hatte er doch gehörigen Respekt vor ihm. Der Drache kam einen Schritt näher und Lancelot sah ihn mit gemischten Gefühlen an. Er ließ etwas vor die Veranda fallen und Lancelot hob es auf. Er öffnete den Lederbeutel und nahm den Brief heraus, den er las
Lancelot
Ich habe Tegan zu euch geschickt, damit er euch ins Schloss bringt.
Feindliche Zauberer sind in Avalon eingefallen und ihr seid hier nicht
mehr sicher. Ich bitte euch, sofort mit Tegan zu kommen! Er weiß Bescheid!
Klettert auf ihn und halte dich an den Zacken fest. Die Lage ist sehr ernst!
Alles weitere, wenn wir uns sehen.
Merlin
Lancelot sah zu dem Drachen, dann rief er
„Freya, komm her!"
„Was ist denn?" sagte sie. Lancelot gab ihr den Brief.
„Wir sollen mit ihm fliegen?"
„Ja, verschließe die Hütte, wir müssen los!"
Ihm war nicht sehr wohl dabei, mit dem Drachen zu fliegen, aber Merlins Brief war ernst und bedrohlich. Freya kam und sie gingen langsam zu Tegan. Er neigte seinen Hals und Kopf und Lancelot zögerte einen Moment. Aber dann kletterte er auf ihn, half Freya hoch, die sich hinter ihn setzte und seine Taille umfasste.
„Sei bloß vorsichtig!" sagte er zu Tegan und hielt sich fest. Tegan erhob sich in die Luft und Lancelot stöhnte.
„Oh Gott!"
„Merlin?"
„Ja!"
„Ich habe die beiden, bin auf dem Weg zurück."
„Sehr gut!"
„Und Merlin....Lancelot hat Angst zu fliegen!"
Merlin lächelte
„Dann flieg nicht so schnell....sei behutsam!"
„Ja, mach ich....bis gleich."
Merlin ging zu Arthur
„Tegan kommt gleich mit den beiden. Er sagt, das Lancelot Angst hat, zu fliegen."
Arthur grinste
„Typisch....frech und vorlaut, aber Angst zu fliegen."
Arthur und Merlin standen im Schlosshof, als Tegan ankam. Er landete sanft und Lancelot und Freya kletterten von ihm runter. Shaylon kam zu ihnen.
„Danke, Tegan!"
„Gern geschehen, Merlin!"
„Bleib hier! Ich will nicht, das du so weit weg fliegst.Es wird dunkel und die Zauberer sind gefährlich."
„Wie du willst!"
Merlin fragte Shaylon
„Kann Tegan hier bleiben?"
„Natürlich!" sagte der König und ging mit den anderen ins Schloss. Merlin sah zum Himmel. Inzwischen war es dunkel. Ihre Heimat wurde angegriffen und er würde alles geben um sie und seine Freunde zu beschützen.





Magnus sah sich in der Höhle um. Sie waren in den Bergen angekommen und hatten auch gleich eine passende Höhle gefunden. Mit Magie richteten sie die Höhle einigermaßen ein, so das sie dort leben konnten.
Er nickte. Ja, bis jetzt lief alles nach Plan. Sie waren in Avalon eingedrungen und hatten ihre Basis eingerichtet. Nun bliebe nur noch übrig, diesem König den Kampf anzusagen. Er wusste, das Shaylon sehr beliebt bei seinem Volk war, angeblich war er sehr gerecht und sanftmütig. Er grinste. Ja, sein Vater war da ganz anders gewesen und wäre bestimmt enttäuscht von seinem Sohn. Diese Sanftmut könnte ihn diesmal seinen Thron kosten und sein Reich. Er konnte es nicht abwarten, ihm gegenüberzustehen und ihn zur Hölle zu schicken.
Magnus hatte seinen Vater geliebt und verehrt. Das er ausgerechnet von einer kleinen Fee getötet wurde, konnte er nicht verstehen....damals. Aber diesmal nicht!
Er ging zu dem Tisch, auf dem die Flasche mit dem Sand stand. Er öffnete sie und nahm ein Sandkorn heraus. Er musste vorsichtig damit sein, denn der Sand war nicht unerschöpflich. Das kleine Korn schimmerte auf dem Tisch, als der Zauberer einen Zauber sagte. Es wurde größer und verformte sich, so das man langsam die Konturen einen Menschen wahrnahm. Bald stand ein Soldat vor Magnus, bewaffnet bis an die Zähne....Schwert, Kurzschwert, Morgenstern und eine Lanze. Magnus lächelte, als er zu ihm sprach
„Du hast den Auftrag, zum Schloss zu gehen und dem König etwas auszurichten. Halte dich unterwegs nicht auf und solltest du jemanden treffen, dann....töte ihn!"
Der Soldat nickte stumm und verbeugte sich leicht. Er sah furchtbar aus, muskulös, groß, aber grobes, hässliches Gesicht mit toten Augen, in denen kein echtes Leben war.
Der Soldat drehte sich um und marschierte los. Magnus sah ihm grinsend nach.
Es ging los....er würde Shaylon den Kampf in seinem Auftrag ansagen!
Und er würde gewinnen! Der König sollte lieber aufgeben, aber Magnus wusste, das er dies nie tun würde.
So sanftmütig, wie er scheinbar war, war er König und das Volk stand hinter ihm.
Aber das war dem Zauberer der schwarzen Magie egal. Avalon würde ihm gehören!

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