Avalon
Kapitel 7
Arthur ging mit schnellem Schritt durch das Schloss mit dem Ziel zu Gaius Kammern. Er wollte jetzt Merlin sehen. Er hatte lange genug gewartet.Vielleicht war sein Diener schon in den Kammern, als Leon Gaius sah. Als er vor der Tür stand, klopfte er an, konnte aber nicht warten, das er Antwort bekam und stürmte in den Raum. Gaius saß am Tisch, gebeugt über seinem Essen. Er zuckte zusammen, als Arthur herein gestürzt kam.
„Verzeihung Gaius!"
Gaius stand auf. Er hatte sich schon gedacht, das Leon dem König sofort Bericht erstatten würde. Er verneigte sich leicht.
„Sire!"
Arthur sah sich blitzschnell im Raum um. Als er Merlin nicht sah, fiel sein Blick auf die kleine Kammer, in der Merlin schlief. Er durchquerte ohne ein weiteres Wort den Raum und riss die Tür auf, aber die Kammer war leer und das Bett unberührt. Er ging zurück zu Gaius und blieb vor ihm stehen.
„Wo zum Teufel ist Merlin? Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen!"
Gaius sah ihn einen Moment an. Jetzt war der Augenblick gekommen, wovor Gaius sich gefürchtet hatte. Er musste dem jungen König die Wahrheit sagen. Gaius wusste nicht, wie er es Arthur sagen sollte, also entschied er sich, es ohne Umschweife zu tun.
Er nahm tief Luft und sah Arthur an, als er leise und traurig antwortete
„Merlin ist tot!"
Diese drei Worte ließen Arthur das Blut in den Adern gefrieren. Er erstarrte. Irgendwie nahm er seine Umgebung nicht mehr wahr. Er konnte nicht atmen, als diese Worte in seinem Kopf dröhnten und nachhallten, wie bei einem Echo. Er starrte Gaius mit diesen großen blauen Augen und einem ungläubigen Gesichtsausdruck an, unfähig irgendetwas zu tun oder zu sagen. Er wusste nicht, wie lange er so dastand, bis ihm endlich gelang, keuchend ein Wort zu sagen
„Was?!"
„Merlin ist tot! Er starb an seiner Verletzung, die er in der Schlacht bekommen hatte."
Arthur stand immer noch bewegungslos vor ihm und starrte ihn fassungslos an. Es dauerte einen Augenblick, bevor er begriff, was Gaius sagte.
„Was? Wie? Wo? Was für eine Schlacht?" fragte er total verwirrt.
„Camlann!"
Er schüttelte den Kopf....immer wieder.
„Nein....du lügst!"
In seiner Verwirrung war er in die persöhnliche Anrede gefallen, ohne das ihm das bewusst war.
Arthur nahm Gaius an den Oberarmen. Der Griff war fest und schmerzhaft. Aber der Arzt achtete nicht darauf.
„Sag mir, das du lügst! Merlin war nicht mit mir in die Schlacht gezogen! Er hatte mich verlassen!" schrie Arthur verzweifelt.
Gaius schüttelte den Kopf.
„Nein, Arthur, er hatte euch verlassen, um euch besser schützen zu können. Er war in der Schlacht und.... er hat euch das Leben gerettet."
Arthur schüttelte wieder den Kopf. Er ließ Gaius los, trat einen Schritt zurück, drehte sich um, und ging immer noch kopfschüttelnd zwei Schritte in den Raum.
„Ich habe ihn nicht gesehen. Ich wüsste es, wenn er mir das Leben gerettet hätte. Du hast dich getäuscht. Der Einzige, der mein Leben gerettet hatte war......"
Arthur hob den Kopf und wirbelte herum.
„Ein Zauberer!?"
Er sagte das Wort bestimmt, aber es war auch eine unausgesprochene Frage darin.
Er sah Gaius an und in diesem Moment wusste er es. Einen Augenblick konnte er nichts sagen. In seinem Kopf spielte sich wieder die Szene mit Mordred und dem Zauberer ab. Arthur durchbrach die Stille, als er leise fragte
„Ist Merlin ein Zauberer? War der alte Mann mit dem weißen Haar Merlin....der Zauberer?"
Gaius nickte.
„Ja....er konnte euch nur helfen, wenn er unerkannt blieb. Ihr wisst, warum. Deshalb nahm er eine andere Gestalt an. Und ja....Merlin war ein Zauberer....ein mächtiger Zauberer."
Arthur ließ sich auf einen Stuhl fallen und legte sein Gesicht in die Hände.
„Ich hatte....keine Ahnung."
Gaius ging auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter, als er leise sprach
„Ich musste ihm vor seinem Tod versprechen, euch alles von ihm zu erzählen. Er wollte nicht, das ihr ihn in seinen letzten Stunden hassen würdet. Deshalb kam er zu mir."
Der König hob seinen Kopf.
„Merlin! Mein Gott! Ich könnte ihn niemals hassen. Ich....ich habe ihn geliebt und...." Arthurs Stimme brach.
„Aber er war ein Zauberer. Er wusste, wie ihr über Magie dachtet. Merlin kannte die Prophezeiung, das ihr in Camlann sterben solltet, aber er wollte das unbedingt verhindern."
„Das hat er getan! Er hatte sich zwischen Mordred und mich gestellt und so durchbohrte sein Schwert nicht mich, sondern ihn. Er ist plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und....warum hatte er das getan?"
Arthur sah verzweifelt zu Gaius.
„Er hat euch geliebt....mehr als sein eigenes Leben. Ich habe das immer gewusst und gesehen, wie verzweifelt er war, als ihr Gwen geheiratet hattet."
„Ihr wusstet davon?"
„Arthur..... Merlin und ihr seid eins.....ihr beide ward wie eine Seele. Ein Ganzes! Ich wusste das immer."
„Und jetzt ist er tot und ich kann ihm nie mehr sagen, wie sehr ich ihn liebte. Ich habe ihn mehr geliebt, als mir bewusst war. Er hat uns alle gerettet....Merlin. Und seine Magie? Ich hätte es akzeptiert....ich hätte es akzeptiert. Warum hat er nichts gesagt....warum hat er nie etwas gesagt?" sagte Arthur leise mit brüchiger Stimme, beugte sich vor und vergrub sein Gesicht in seine Arme auf den Tisch. Die Schultern des jungen Königs bebten und Gaius konnte sehen, das er weinte. Er kannte Arthur von Geburt an, aber er hatte ihn noch niemals weinen gesehen, noch nicht einmal als Kind. Gaius ließ ihn weinen. Der Hofarzt war überrascht und gerührt, das Arthur vor ihm seine Gefühle offenbarte. Das hatte er noch nie erlebt. Er setzte sich neben ihn und legte zart und tröstend eine Hand auf seine Schulter. Nach einer Ewigkeit hob der König den Kopf. Ohne Gaius anzusehen, fragte er
„Wo....wo ist er?"
„Er ist in Avalon. Wir waren dort hin unterwegs, weil die Bewohner von Avalon die einzigen Wesen waren, die Merlin retten konnten. Das Schwert.....von Mordred war magisch und ein Teil davon war in Merlin und wanderte zu seinem Herzen. Aber kurz vor Avalon ist er gestorben. Wir hatten keine Chance."
„Morgana!" sagte Arthur hasserfüllt „Sie hatte das Schwert verzaubert und es war für mich bestimmt."
„Ja!"
„Warum hat er das getan? Warum ließ er mich nicht sterben?"
„Der Gedanke, das ihr sterben würdet, war unerträglich für ihn! Es war sein Schicksal, euch zu beschützen. Das hat er all die Jahre getan. Er setzte seine Magie zu eurem Schutz ein und zum Schutz von Camelot."
Jetzt verstand Arthur. Alles verstand er jetzt....jetzt, wo es zu spät war. Er lebte noch, weil Merlin ihn all die Jahre beschützt hatte....mit seiner Magie! Er war so dumm gewesen....so überheblich....so selbstgefällig, dabei hatte er alles Merlin zu verdanken. Er hatte recht, ihn Trottel zu rufen. Er war mehr als das.
„Wie soll ich weiterleben....ohne ihn? Er war mein Herz. Und es ist mit ihm gestorben!"
„Sire....ihr habt eure Frau....euer Königreich."
„Es war ein Fehler, sie zu heiraten. Ich dachte....ich liebe sie, aber in Wahrheit liebte ich....zu spät....alles zu spät." sagte er leise.
Arthur nahm zögernd einen Atemzug und fuhr sich mit seinen Händen durch sein Gesicht.
„Hat er sehr gelitten?"
„Nein, Merlin war sehr tapfer und....seine letzten Worte galten euch. Ich soll euch sagen, das er euch mehr geliebt hatte, als ihr euch vorstellen könnt und....das er euch immer lieben wird.....und das es ihm leid tut."
Arthur sah Gaius an und neue Tränen bildeten sich in seinen Augen. Der Hofarzt hatte noch nie solchen Schmerz in seinen Augen gesehen.
„Warum habt ihr mich nicht gerufen? Ich wäre bei ihm geblieben."
Arthur....er wollte nicht, das ihr ihn so sieht....er wollte euch nicht beunruhigen."
Arthur sprang auf.
„Mich nicht beunruhigen? Er lag im Sterben.....verdammt! Merlin....du Idiot! Was hast du nur getan! Was hast du mir angetan?" schrie Arthur voller Schmerz.
Er drehte sich um und rannte aus den Gemächer von Gaius. Er rannte aus dem Schloss und machte erst vor den Stallungen halt. Dieser Schmerz in seiner Brust fühlte sich an, als würde er innerlich verbrennen. Er ging in den Stall und blieb vor der leeren Box von Merlins Hengst stehen. Er hatte ihm das Pferd einmal geschenkt, weil Merlin an dem Tier gehangen hatte. Arthur hatte damals gelacht und ihn einen sentimentalen Idiot genannt. Und nun war das Tier weg....wie Merlin und er war allein. Arthur schüttelte den Kopf.
Ich habe in Wahrheit diese Schlacht verloren, weil....weil ich das Wichtigste in meinem Leben dort verloren habe. Morgana hat gewonnen. Sie nahm mir nicht mein Leben...nein....aber sie nahm mir etwas, für das sich mein Leben gelohnt hatte und für den ich lebten wollte.....Merlin!
Arthur schloss die Augen und fühlte, wie heiße Tränen über seine Wangen liefen.
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Avalon
FanfictionMerlin rettet Arthur in Camlann sein Leben. Aber zu welchem Preis? Und wird Arthur damit klar kommen? Ist Liebe stärker als alles andere? Und werden die beiden ihr Glück finden? Pairing Arthur/Merlin