Avalon Kapitel 54

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Avalon


Kapitel 54




Anna öffnete langsam die Augen. Sie brauchte einen Moment, bis sie realisierte, wo sie war. Sie lag in einem großen Bett....einem Himmelbett, wenn sie genau war, denn der blaue Stoff über ihr, sah sehr kostbar aus. Sie setzte sich leicht auf und sah sich in dem großen, geschmackvoll eingerichtete Zimmer um. Wo war sie?
Erst jetzt bemerkte sie Navarr, der mit dem Rücken zu ihr am Fenster stand und nachdenklich herausblickte.
„Navarr?" sagte sie leise.
Navarr drehte sich um und lächelte, als er auf sie zuging und sich auf das große Bett setzte.
„Gott sei Dank! Du bist aufgewacht! Die anderen sind schon alle munter."
Anna sah ihn verwirrt an
„Wo....wo bin ich!"
„Im Schloss von Shaylon!"
„Ich bin in....Avalon?" sagte sie überrascht.
Navarr nickte und lächelte sie an.
„Aber wieso?"
„Kannst du dich nicht erinnern, Anna?"
Sie dachte einen Moment nach, dann griff sie sich langsam an ihren Bauch.
„Ich bin gestorben....an einer Schussverletzung!" Ihre Augen weideten sich „Max! Er hat mich getötet!"
Wieder nickte Navarr
„Ja, der verfluchte Bastard hat dich getötet, aber es ist ihm nicht gut bekommen. Shaylon hat ihn ausgelöscht."
„Er ist tot?"
„Ja! Es gab keine andere Möglichkeit, sonst hätte er uns womöglich alle getötet."
Anna sah ihn an
„Glaube mir, ich bin alles andere, als traurig darüber."
Navarr strich ihr eine Locke aus der Stirn
„Wir haben dich dann nach Avalon mitgenommen, damit du wieder leben kannst....hier bei mir."
„Ich kann hierbleiben bei dir!"
„Ja, wenn du das willst! Wir wären für immer zusammen, denn du bist hier unsterblich und immer jung. Und wir könnten ein Leben....nein hunderte Leben zusammen aufbauen. Ich liebe dich, Anna und alles was ich mir wünsche....bist du an meiner Seite."
„Navarr" sagte sie zärtlich und zog ihn auf das Bett, küsste ihn zärtlich, dann leidenschaftlicher.
Die Tür flog auf und Merlin trat herein mit Arthur im Schlepptau.
Navarr schreckte zurück
„Verdammt....schon mal etwas von anklopfen gehört, Merlin?"
Arthur winkte ab
„Vergebliche Liebesmüh....das hat er schon nicht getan, als ich noch König in Camelot war. Dort ist er auch immer in meine Gemächer hereingeplatzt."
Anna lächelte, als sie rief
„Merlin....Arthur! Geht es euch gut?"
„Alles bestens!" sagte Merlin und setzte sich auf die andere Seite des Bettes. Anna schaute ihn an. Er sah gut aus, keine Spuren der Folter mehr zu sehen. Er sah aus, als wäre es nie geschehen.
„Und wie geht es dir, Anna?" fragte er
„Ich war tot!"
„Falsch!" sagte Arthur „Das bist du immer noch!"
Anna sah ihn erstaunt an
„Aber ich lebe....atme....fühle....verspüre Hunger und Durst. Wie ist das möglich, wenn ich tot bin?"
„Nun, dieses Phänomen hat einen einfachen Namen.....Feenmagie oder die Magie von Avalon! Durch sie lebst du....nun ja....wir sagen existieren, weil du ja eigentlich tot bist!"
Anna schüttelte verwirrt den Kopf
„Ihr macht mich ganz durcheinander! Leben und doch tot! Ich will gar nicht darüber nachdenken!"
„Genau!" sagte Navarr „Ihr bringt sie nur durcheinander....lasst ihr Zeit!"
„Nun, davon wird sie hier genug haben!" meinte Arthur schmunzelnd.
„Wisst ihr was, Jungs? Ihr verschwindet jetzt nach draußen und ich ziehe mich an. Dann zeigt ihr mir das Schloss und alles andere. Ich will alles sehen von Avalon! Und jetzt....raus!
„Ja, Mylady!" sagte Arthur lächelnd und verbeugte sich. Merlin kicherte, als er aufstand und Anna sagen hörte
„Du auch, Navarr....raus!"
Alle drei verzogen sich nach draußen und schlossen die Tür. Navarr sah sie böse an.
„Das hab ich jetzt davon, das ihr aufgetaucht seid. Sie hat mich rausgeschmissen!"
„Aber sie will sich anziehen und sie ist ein Mädchen." sagte Merlin empört.
Navarr grinste ihn an
„Ich habe sie schon mit weitaus weniger Kleidung gesehen, als sie jetzt an hatte."
Merlin sah ihn verwirrt an, dann zu Arthur, der grinste, dann weitete sich seine Augen
„Oh!" sagte Merlin „Du hast....du hast...."
Navarr verdrehte die Augen
„Ja, hab ich!" Dann wendete er sich zu Arthur „Ist er immer so....naiv?"
Arthur neigte leicht den Kopf
„Nicht, wenn er in Aktion ist!"
„Sieh mal an!" sagte Navarr grinsend und musterte Merlin von oben nach unten.
Merlin sah sie erbost an
„Mir reicht es jetzt mit euren anzüglichen Bemerkungen! Ich gehe zu Lancelot und Freya!"
Dann dampfte er ab. Arthur rief ihm noch hinterher
„Sieh zu, das du vorher anklopfst, sonst könnte es passieren, das....."
Merlin winkte ab und verschwand um die Ecke.




Sie standen immer noch vor der Tür, als Linume den Gang hinunterkam. Sie sah sie fragend an und sagte, als sie näher kam
„Was steht ihr denn da vor der Tür?"
„Mylady!" sagte Arthur und neigte leicht den Kopf, Navarr grinste seine Schwester an.
„Anna ist aufgewacht und zieht sich gerade an. Wir warten hier, bis sie fertig ist."
„Ah gut! Dann kann ich ja mal mit ihr reden."
Sie klopfte an und öffnete die Tür mit den Worten
„Ihr wartet hier!"
Navarr seufzte.
Dann trat sie ein. Anna stand vor dem Spiegel und kämpfte mit dem Kleid, das man für sie bereit gelegt hatte. Sie sah zur Tür, als die Königin hereinkam. Das Erste, was Anna auffiel war, das diese Fee sehr schön war....mit langem gelocktem Haar, das der Farbe von Navarr auffällig glich, abgesehen, das Navarrs Haar nicht gelockt war. Auch ihre Augen hatten das gleiche grün, nicht so tief grün, wie die des Königs, aber fast die gleichen wie Navarr. Linume kam lächelnd auf sie zu
„Hallo! Nett, das ich dich jetzt auch mal kennenlerne!"
Anna sah sie mit großen Augen an.
„Ich bin Linume, die Schwester von Navarr!"
Jetzt sah sie Anna erstaunt an
„Du....ihr seid die Königin!"
Linume lächelte
„Ja....auch! Navarr hat mir viel von dir erzählt!"
Anna deutete eine leichte Verbeugung an, war unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Linume sah es ihr an und sagte
„Du brauchst dich nicht zu verbeugen. In dieser Hinsicht bin ich wie Shaylon....das höfische Getue kann schon nervig sein."
Sie streckte ihr die Hand entgegen
„Du kannst mich Linume nennen und ich denke, wir bleiben bei der persöhnlichen Anrede, schließlich bist du ja Navarrs große Liebe!"
Jetzt lächelte Anna und nahm ihre Hand
„Ich bin froh, dich kennenzulernen, er hat auch viel von dir erzählt. Steht er noch draußen vor der Tür?"
„Ja, mit Arthur!"
Anna seufzte
„Ich wäre ja schon fertig, aber ich habe Probleme mit dem Kleid. Ich kann es alleine nicht zuknöpfen."
Linume lachte
„Ja, das ist manchmal schwierig....lass mich dir helfen."
Sie stellte sich hinter Anna und knöpfte ihr Kleid zu. Anna sah sie fasziniert an.
„Was ist?" fragte die Königin
„Du bist so anders....als ich mir vorgestellt habe!" sagte Anna.
„Besser oder Schlechter?"
„Besser....Shaylon und du....ihr seid so unkompliziert....ich meine, ihr seid das Königspaar."
„Nun, Shaylon mochte dieses höfische Gehabe noch nie und ich finde es auch nervig, aber wir müssen uns danach richten. Aber bei guten Freunden fühlen wir uns wohler, wenn wir normal behandelt werden."
Anna lachte
„Ja, das kann ich irgendwie verstehen. Ich würde mich auch unwohl fühlen, wenn sich jeder vor mir verneigen würde."
„So fertig!"
Linume trat zurück und schaute Anna an. Sie hatte ein schönes dunkelrotes Kleid an, das wunderbar zu ihrem schwarzem Haar passte.
„Du bist so schön, wie Navarr mir sagte!"
„Navarr....was der alles so erzählt." sagte Anna verlegen
Linume führte sie zu der Sitzgruppe, als sie sagte
„Er erzählt mir alles....du musst wissen, wir sind Zwillinge und sehr miteinander verbunden....das ist so bei uns Feen."
Anna sah sie überrascht an, als sie sich setzte
„Das wusste ich nicht!"
Linume musterte sie einen Augenblick, dann fragte sie
„Liebst du Navarr?"
Ohne zu zögern, antwortete Anna
„Ja, ich liebe ihn sehr....das hätte ich nie gedacht, da ich ja ein Mensch bin, was das Ganze nicht leichter macht. Ich dachte schon, ich hätte ihn verloren, als sie zurückgingen....aber dann....bin ich gestorben und Navarr hatte mich mitgenommen."
Linume nickte
Nun ja....Liebe macht vor keiner Spezies halt. Navarr ist mein Bruder. Er war immer sprunghaft, brachte sich oft in unmögliche Situationen und brachte Shaylon zur Verzweiflung. Aber seit er dich liebt, hat er sich verändert. Wurde auch Zeit, das er sich seines Alters entsprechend verhält."
„Wie alt ist denn Navarr?" fragte Anna neugierig
„Wir sind so um die tausend dreihundert Jahre alt."
Anna sah sie absolut sprachlos mit offenem Mund an.
„Eintausend dreihundert Jahre?" fragte sie fassungslos
Linume lächelte
„Ja, mehr oder weniger. Wir zählen die Jahre nicht so genau, wie Menschen."
Anna konnte es nicht fassen. Wieso auch? Sie war gerade mal fünfundzwanzig Jahre alt. Eine lächerliche Zahl, wenn sie diese mit dem Alter von Navarr verglich. Sie liebte also eine Fee, die eintausend zweihundert fünfundachtzig Jahre älter war als sie und aussah, als wäre sie in ihrem Alter.
„Ist das ein Problem für dich, Anna?" riss Linume sie aus ihren Gedanken.
„Nein....aber es ist für mich oder für Menschen unfassbar, das ihr so alt seid, aber ausseht, wie ich."
„Nun, das kommt daher, das Feen, wenn sie geboren werden....altern, bis sie erwachsen sind. Dann hören sie auf, älter zu werden....zumindest äußerlich. Wenn du hierbleibst, dann wird das auch bei dir so sein. Sieh dir Merlin und Arthur an, sie sind ...."
Sie überlegte einen Moment
„Eintausend fünfhundert Jahre alt und sehen noch genauso aus, als sie damals starben."
Es klopfte an der Tür, dann kam Navarr herein
„Wie lange wollt ihr mich eigentlich vor der Tür stehen lassen?"
Linume lachte
„Ach Navarr....dich habe ich ja ganz vergessen!"
„Typisch....wenn Frauen am Reden sind, vergessen sie alles!" schmollte er
Linume stand auf, fuhr ihm zärtlich über die Wange
„Tut mir leid.....Bruder! Ich lasse euch jetzt allein!"
Sie drehte sich zu Anna um
„War nett, dich kennenzulernen. Ich hoffe, wir verbringen noch mehr Zeit miteinander."
„Das hoffe ich auch!" sagte Anna
Die Königin wandte sich an Navarr
„Du hattest recht.....ich mag sie!"
Dann ging sie hinaus. Anna stand auf und ging zu Navarr
„Deine Schwester ist sehr nett und so natürlich....ich mag sie auch sehr!"
Navarr zog sie in seine Arme und küsste sie, fuhr mit seiner Zunge über ihre Unterlippe und verlangte Einlass, was Anna ihm gab. Sie seufzte in seinen Mund, was Navarr veranlasste, sie leidenschaftlicher zu küssen. Schließlich löste sie sich von ihm und lächelte
„Wenn du so weitermachst, dann kommen wir hier nicht weg."
„Das wäre nicht schlecht!" murmelte er an ihren Lippen.
„Nein, ich habe mich gerade angezogen und ich will jetzt Avalon sehen."
Navarr seufzte
„Schade....aber wenn es unbedingt sein muss!"
„Ja...wo sind Arthur und Merlin?"
„Sie warten am Tor auf uns!"
„Dann los!" sagte sie und zog ihn Richtung Tür. Navarr sah sehnsüchtig zum Bett, aber dann ließ er sich von ihr aus dem Zimmer ziehen.

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