Avalon Kapitel 17

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Avalon


Kapitel 17



Gegen Abend kamen Arthur und Merlin zur Hütte zurück. Lancelot saß auf der Veranda und winkte ihnen zu, als er sie von Weitem kommen sah.
Sie betraten die Veranda und setzten sich zu ihm.
„Und wie war euer Ausflug?"
Arthur sah ihn begeistert an.
„Es war toll! Dieses Reich der Feen ist wie ein Traum, so wunderschön und vor allem friedlich. Niemand, der hinter Ecken lauert und dir den Garaus machen will. Merlin hatte mir sehr schöne Stellen gezeigt."
Lancelot sah zu Merlin mit einem schelmischem Lächeln
„Das....kann ich mir vorstellen."
Prompt wurde Merlin rot. Um das zu vertuschen, sagte er schnell
„Und ich habe ihm die Stadt gezeigt!"
Lancelot musste über die Verlegenheit von Merlin lächeln, aber dann wurde er ernst.
„Apropo Stadt. Freya war heute hier. Sie kam von einem Gespräch mit dem König. Sie hatte gesagt....der König will Arthur sehen."
Merlin starrte verwirrt Arthur an, dann Lancelot.
„Was? Warum? Hast du nicht gesagt, das er uns nie sehen will?"
„Ja, das ist auch so....aber Freya sagt, er will ihn morgen sehen."
Arthur meldete sich zu Wort
„Ich verstehe nicht, was daran so schlimm sein soll, das er mich sehen will."
„Im Grunde genommen....nichts. Es ist nur sehr ungewöhnlich." antwortete Lancelot.
Merlin nahm Arthurs Hand, als er sagte
„Ich kann nicht mit dir gehen. Du musst mit Freya gehen. In Ordnung?"
Arthur nickte.
Lancelot legte eine Hand auf Arthurs Schulter
„Freya wird morgen früh kommen, dann brecht ihr auf."
Wieder nickte Arthur.
„Gut....lasst uns etwas essen."
Lancelot stand auf und ging in die Hütte. Sie saßen noch einen Moment schweigsam da, dann sagte Merlin
„Du kannst ganz unbesorgt sein, Freya ist sehr nett."
„Außer, das ich sie getötet habe."
Merlin lächelte
„Arthur....sie ist nicht böse auf dich."
„Das sagst du!"
„Glaube mir, sie war nie böse auf dich. Und jetzt komm, wir wollen etwas essen. Oder hast du keinen Hunger?"
„Ich bin am verhungern!"
„Dann komm!"
Merlin nahm ihn an der Hand und sie gingen in die Hütte.




Am nächsten Morgen kam Freya, um Arthur abzuholen. Sie klopfte an die Tür.
„Herein!" sagte Lancelot.
Freya öffnete die Tür und trat herein. Arthur, Merlin und Lancelot saßen am Tisch.
„Hallo Freya!"
Lancelot stand auf und bot ihr einen Platz an, aber sie winkte ab.
„Nein, danke....wir müssen gleich los. Wir sollten nicht zu spät kommen."
Arthur stand auf.
„Natürlich, von mir aus können wir los."
Merlin stand auf und nahm Arthur in den Arm. Er küsste ihn und sagte
„Also dann....bis später!"
Arthur lächelte
„Bis später!"
Freya sah verwirrt zu Lancelot, aber der grinste nur und zuckte mit den Schultern.
Sie verließen die Hütte, Lancelot und Merlin winkten ihnen nach.
Als sie wieder in die Hütte zurückgingen, setzte sich Merlin nachdenklich an den Tisch.
„Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte Lancelot
„Ja....schon."
„Aber?"
Merlin nahm tief Luft.
„Lancelot....kann ich dich etwas fragen?"
„Ja....natürlich. Du kannst mich alles fragen. Das weißt du doch!"
Merlin antwortete nicht.
Lancelot, der gerade den Tisch abräumte, stellte alles ab und sah ihn an
„Merlin....was willst du wissen?"
Verlegen sah er zu Lancelot hoch
„Es geht....es geht um ....Sex."
Lancelot sah ihn überrascht an
„Um Sex?"
„Ja....ich meine....nun....ich dachte...."
„Merlin, wenn du weiter so stammelst, wird das nichts. Also ....was ist los?"
Merlin atmete wieder tief ein und biss sich auf die Unterlippe. Lancelot musste schmunzeln, angesichts seiner Verlegenheit.
„Also....ich dachte, das du mir helfen kannst."
Er machte eine Pause.
„Es geht um Arthur und mich. Gestern wollte er....wollte er.....du weißt schon, aber ich hatte Angst."
„Warum?"
Jetzt sah Merlin Lancelot an
„Ich habe noch nie.....so was gemacht. Ich weiß nicht, was ich tun muss. Kannst du mir sagen, wie es funktioniert."
Lancelot sah ihn überrascht an und zeigte mit seiner Hand auf sich selbst.
„Wer....ich?"
Er stand auf und ging zum Fenster. Dann drehte er sich zu Merlin um, während er nervös durch sein Haar strich. Sein Lächeln war verschwunden.
„Warum ich.....warum fragst du nicht Arthur. Er war verheiratet."
„Nein! Das geht nicht. Und ich bin keine Frau."
„Das weiß ich auch!"
Es entstand eine unangenehme Stille, bis Merlin leise fragte
„Du weißt nicht.... wie es bei Männer funktioniert?"
„Natürlich weiß ich das!"
Lancelot begann im Zimmer umher zugehen. Verdammt! Jetzt musste er selbst zugeben, das auch er jetzt verlegen war.
„Dann sag es mir!"
„Merlin...warum lässt du es nicht einfach geschehen. Vertrau Arthur!"
„Das tue ich, aber ich will ihn nicht enttäuschen."
Lancelot sah ihn an
„Glaub mir....das kannst du gar nicht!"
„Lancelot bitte! Du bist mein bester Freund! Hilf mir doch!"
Lancelot sah ihn an, fuhr sich wieder durch die Haare und nahm tief Luft
„Also gut! Wenn du darauf bestehst."
Er setzte sich zu Merlin und begann in allen Einzelheiten zu erzählen.
Merlin wurde von zart rot zu leuchtend rot und schaute verlegen unter sich, während Lancelot es ihm im Detail erklärte.
Als alles gesagt war, sagte Merlin nichts.
„Merlin?"
Merlin sah ihn an
„Danke Lancelot!"
„Kein Problem!"
Er konnte ja schlecht zugeben, das es ihm auch unangenehm war.
Nach einem Moment fragte er
„Also, du hast nie ...."
„Nein, ich hatte keine Zeit für so etwas. Ich habe nur einmal Freya geküsst, als ich sie damals in Camelot fand."
„Ich verstehe!"
„Lancelot....hast du schon einmal mit einem Mann....?"
„Nein, aber die Ritter haben oft von so etwas erzählt....früher."
Er lächelte und klopfte Merlin auf die Schulter.
„Das wird schon. Lass es einfach geschehen."
Merlin nickte
„Ich bin wirklich froh, das ich mit dir darüber sprechen konnte."
„ Dafür hat man Freunde, oder?"
Merlin lächelte
„Ja!"
Er stand auf.
„Ich gehe ein wenig spazieren! Ich muss nachdenken!"
Lancelot nickte und sah ihm nach, als er die Hütte verließ.
Er atmete tief durch und fuhr sich mit seinen Händen durch sein Gesicht.
Er hätte niemals gedacht, das er mit Merlin je so ein Gespräch führen würde.
Und er hätte niemals gedacht, das er noch so verlegen werden konnte.



Freya und Arthur gingen schweigend nebeneinander. Das ging eine ganze Zeit so, bis sie ihn anschaute
„Du bist so schweigsam, Arthur. Gefällt dir meine Gesellschaft nicht?"
Arthur sah sie überrascht an
„Nein, natürlich nicht! Es ist ....weil...."
„Weil was?"
„Nun....weil ich dich getötet habe.....es tut mir leid!"
Sie blieb stehen und hielt ihn am Arm fest.
„Arthur, das ist schon sehr lange her....und du hattest keine Wahl. Ich hätte dich getötet und außerdem war es so am Besten."
„Wieso?" fragte er
„Ich war verflucht und musste mich nachts in dieses Monster verwandeln und Menschen töten. Ich wollte das nicht. Merlin fand mich....er war so nett und hilfsbereit....er wollte mit mir aus Camelot weggehen."
„Er wollte mit dir gehen?"
„Ja, aber ich wollte nicht, das er alles aufgab....für mich. So ging ich nachts heraus, um allein zu gehen, aber eure Ritter fanden mich. Es ist gut, das alles so gekommen ist....ich wollte nicht töten!"
Arthur sah sie lange an
„Hast du ihn geliebt?"
„Ich habe seine Aufmerksamkeit, seine Hilfsbereitschaft geliebt. Das er mir half, obwohl er wusste, was ich war. Er ist etwas Besonderes."
„Ja..." sagte Arthur nachdenklich.
Freya trat vor ihn
„Du liebst ihn, nicht wahr?"
„Ja!"
„Deshalb bist du hier....wegen ihm."
Arthur nickte
„Ich konnte nicht ohne ihn leben."
„Ich verstehe! Lass uns weiter gehen."
Er sah sie an, als sie weitergingen und lächelte
„Ich bin froh, das wir das geklärt haben. Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen."
Sie lächelte und gab ihm einen freundschaftlichen Schubs.
„Aber nicht doch, eure Majestät!"
Arthur lachte.
Sie kamen über den Hügel und sahen unter sich die prunkvolle Stadt. Arthur staunte wieder über die wunderschöne Baukunst.
„Wir sind da!" sagte Freya
Sie gingen den Hügel hinunter Richtung Stadt.
Als sie die Stadttore durchquerten, staunte Arthur nicht schlecht. Überall waren Feen....in den Straßen....an den bunten Ständen und manche flogen herum. Arthur bemerkte, das sie hauchdünne Flügeln hatten, die in der Sonne leicht bunt leuchteten, ansonsten durchsichtig waren. Sie waren schön, diese Art von Lebewesen, aber ein wenig kleiner und zierlicher als Menschen. Sie hatten wunderschöne lange Haare, in blond oder dunkel, auch die männlichen von ihnen.
Sie fielen auf, als sie durch die Straßen zum Palast gingen. Einige der Feen nickten Freya lächelnd zu, sahen Arthur aber argwöhnisch an.
„Du kennst einige von ihnen?"
„Ja, ich bin oft hier. Mit ein paar habe ich mich etwas angefreundet."
„Und wie ist der König?" wollte Arthur wissen.
„Nun ja, er ist jung und....etwas ungewöhnlich für einen König."
„Inwiefern?"
„ Du wirst es sehen. Er ist ein wenig wie....du."
Arthur sah sie erstaunt an.
Dann betraten sie das Schloss. Es war keine Burg....es war ein Schloss. Prunkvoll und majestätisch ragte es über die Stadt.
Wachen mit Speeren standen an den Eingängen. Sie überquerten einen großen Hof, auf dem reges Treiben herrschte.
Eine Fee kam auf sie zu. Sie war männlich und etwas älter als Arthur.
„Wer ist das?"
„Er wird uns zum König bringen. Es ist sein Berater."
„Er ist sehr jung für einen Berater." meinte Arthur.
Freya lächelte
„Er ist achthundertsiebzig Jahre alt!"
Arthur sah sprachlos zu dem Ankömmling. Er wirkte nicht älter als er selbst.
„Willkommen!" sagte er, als er sie erreichte und verneigte sich leicht.
Er wandte sich an Arthur
„Ich bin Quildor. Des Königs erster Berater. Willkommen am Hof des Königs."
Arthur verneigte sich leicht und lächelte
„Danke!"
„Wenn ihr mir folgen wollt, bitte!"
Sie gingen über den Hof in das Schloss. Überall standen Wachen. Sie liefen über einen breiten Gang, der in allen Farben leuchtete. Irgendwie überirdisch leuchtete und pulsierte. Arthur staunte. Das war das Schönste, was er je sah.
Dann kamen sie zu zwei großen Türen und die Wachen öffneten sie, als Quildor eine Handbewegung machte.
Sie traten in den Thronsaal. Sie blieben am Eingang stehen und Arthur sah sich sprachlos um. Auch hier pulsierte dieses überirdische Licht, in leuchteten Farben an den Wänden. Es warf den Thronsaal in eine fast unwirkliche Atmosphäre. Männliche und weibliche Feen standen in kleinen Gruppen rechts und links des Weges, der zum Thron des Königs führte. Der Saal war groß und sehr prachtvoll. Der Berater machte eine einladende Handbewegung und sie gingen langsam durch die Mitte nach vorne. Alle sahen sie an. Arthurs Blick wanderte durch den Saal, beobachtete, das die Feen tuschelnd die Köpfe zusammensteckten, wenn er vorbei kam. Vorne auf dem Thron saß der König. Arthur kniff die Augen zusammen, um ihn besser zu sehen. Er war jung....in seinem Alter, aber das hatte nichts zu sagen, das wusste er jetzt. Er hatte lange dunkle, fast schwarze Haare und war....ja....Arthur konnte es nicht anders ausdrücken, als zu sagen ....schön. Gekleidet war er in einer dunklen Hose mir einer Art roter Tunika mit weiten Ärmeln. Ein goldener Ring, geziert mit bunten Steinen, fast wie ein Stirnband umrahmte seinem Kopf.
Sie erreichten die kleinen Stufen vor dem Thron und blieben davor stehen. Der Feen König sah ihn neugierig an. Rechts und links von ihm standen zwei männliche Feen, Arthur konnte sich denken, das es auch Berater waren. Einer von ihnen sprach nun
„Kniet nieder vor dem großen König Shaylon!"
Arthur wollte das gerade tun, als er sah, das der König mit den Augen rollte, in Richtung des Beraters abwinkte und aufstand. Er kam die Treppe hinunter zu Arthur, während er zu ihm sagte
„Achtet nicht auf diesen Dummschwätzer! Er geht mir auf die Nerven mit seinem höfischen Gehabe. Ihr braucht nicht zu knien! Ihr seid ein König!"
Er streckte ihm die Hand entgegen.
„Willkommen an meinem Hof!"

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