Avalon Kapitel 67

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Avalon


Kapitel 67



Neunzig Jahre später.....
Es waren inzwischen neunzig Jahre vergangen. Jahre, in denen sie glücklich und zufrieden waren.Merlin kam es so vor, als hätten sie erst gestern Tegan zum Leben erweckt. Der Drache war inzwischen ausgewachsen. Merlin war sich sicher, das Tegan etwas größer war, als damals Kilgarrah. Aber es war so lange her und er konnte sich auch täuschen, aber was absolut sicher war....Tegan war anders. Er war groß, aber seine Figur schlank, er glitt wie ein Pfeil durch die Luft. Seine Schuppen glänzten ein wenig in der Sonne und waren pechschwarz. In der Nacht konnte man ihn am Himmel nicht mehr ausmachen. Sein Kopf stand im Gleichnis mit seiner Figur, gekrönt von zwei Hörner. Entlang seines Halses hatte er Zacken, die an seinem Rumpf aufhörten. Seine leuchtenden grünen Augen waren sehr bemerkenswert, umrandet von schwarzen, gezackten Ringe. Was seine Feuerkraft anging....die war absolut anders. Es war nicht nur normales Feuer, es war ein Feuer, das bläulich, orange war und Merlin war sich sicher, das es heißer war, als normales Feuer.
Tegan schlief immer noch auf der großen Wiese vor oder hinter dem Haus. Er hatte beschlossen, in der Nähe von ihnen zu bleiben und wollte keine Höhle.
Sie waren jetzt immer regelmäßig zu Besuch im Schloss, da sie jetzt mit Tegan flogen, sehr zur Freude von Shaylon und den anderen.
Arthur kam auf die Terrasse mit Getränken und setzte sich zu Merlin
„An was denkst du?"
„Ich dachte gerade daran, wie schnell neunzig Jahre vergangen sind. Mir kommt es so vor, als hätten wir Tegan erst gestern bekommen."
„Ja....der Effekt der Unsterblichkeit! Neunzig Jahre sind nichts in ihr."
Merlin nickte
„Ja, in knapp zehn Jahren gehen wir in die Ruhephase. Mal sehen, wie lange wir diesmal schlafen."
„Ja" sagte Arthur nachdenklich „ Wo ist denn Tegan?"
„Er hatte Hunger! Ich denke, er ist jagen!" sagte Merlin.
Arthur zog sich einen Stuhl bei und legte seine Beine darauf. Er seufzte zufrieden
„Mein Gott....ich hätte niemals gedacht, das ich einmal so zufrieden sein könnte. Ich war König, hatte ein großes Königreich, aber auch Verantwortung, die manchmal erdrückend war. Aber hier....hier bin ich zufrieden....kein Druck, nur Glück an der Seite des Mannes, den ich über alles liebe."
Merlin lächelte ihn liebevoll an.
„Und dann Tegan" sprach Arthur weiter „Das mir ein Drache so ans Herz wachsen kann, hätte ich niemals gedacht. Er ist so liebenswert und lustig. Mit ihm zu fliegen ist das Tollste!"
Merlin grinste. Arthur und Tegan machten oft einen Ausflug und Tegan zeigte ihm Avalon aus der Luft. Er wusste, das Arthur verrückt danach war, mit ihm zu fliegen und Tegan unterstützte das auch noch. Aber Merlin war glücklich, das er den Drachen so liebte, wenn er daran dachte, wie voreingenommen er doch am Anfang war.
Merlin nahm seine Hand und drückte sie zärtlich
„Ich bin auch glücklich! Du bist alles, was ich brauche, um das zu erreichen. Ich lebe für dich, Arthur. Und ich denke, das...."
„Merlin!"
„Ja, Tegan!"
„Irgendetwas stimmt nicht!"
Arthur sah ihn an, als er nicht weitersprach und fragte
„Tegan?"
Merlin nickte und lauschte dem Drachen.
„Was ist denn los?"
„Ich bin gerade über die Stadt geflogen. Die Bewohner sind aufgeschreckt und vor dem Schloss stehen viel mehr Wachen! Ich habe das Gefühl, das etwas nicht in Ordnung ist."
„Bist du noch über der Stadt?"
„Ja, ich kreise!"
„Siehst du jemanden....Shaylon oder Navarr?"
„Nein, aber das Schloss kommt mir so vor, als wäre es im Alarmzustand!"
„Warte einen Moment!"
Merlin sah erschreckt zu Arthur
„Tegan berichtet, das etwas in der Stadt los ist. Er denkt, das Schloss ist im Alarmzustand. Er kreist gerade dort."
Arthur sah ihn fassungslos an
„Was kann denn da los sein?"
„Ich weiß es nicht, aber Tegan sagt, das viel mehr Soldaten vor dem Schloss stehen und die Bewohner aufgeschreckt sind."
Arthur stand auf
„Ruf ihn zurück! Wir fliegen sofort in die Stadt!"
Merlin nickte
„Tegan?"
„Ja!
Kannst du uns holen kommen, wir wollen nachsehen, was dort los ist."
„Ja....beeile mich....bin gleich da!"
Merlin stand auf und ging hinein. Sie machten sich fertig und gingen nach vorne auf die Terrasse.
„Ich habe kein gutes Gefühl!" sagte Arthur
„Vielleicht ist es nur eine Übung!"
„Und warum sind dann die Bewohner so aufgeschreckt? Nein, da stimmt etwas nicht! Wo bleibt denn Tegan?" sagte Arthur unruhig.
„Er wird gleich kommen. Bleib ruhig, Arthur!"
Fünf Minuten später landete Tegan und beide kletterten auf ihn, dann erhob er sich wieder.
„Was ist denn dort los, Tegan? fragte Arthur
„Ich weiß es nicht, aber etwas stimmt nicht!"
„Beeil dich!"
„Gut, haltet euch fest!"
„Merlin....er fliegt schneller, halte dich fest!"
Merlin nickte, umgriff fester den Zacken und Arthur griff um Merlins Hüfte.
„Los!"
Tegan beschleunigte das Tempo.




In der realen Welt.....
Es war Mitternacht, als eine dunkle Gestalt am See von Avalon stand und schweigend über den See blickte. Hinter ihm standen zwei weitere Personen. Die Gestalt drehte sich um und sagte
„Es ist soweit! Wir haben lange gewartet, aber jetzt ist die Zeit gekommen. Beruft in einer Stunde die Bruderschaft ein!"
Die Personen neigten den Kopf
„Ja, Sire!"
Dann gingen sie und die Gestalt drehte sich wieder zum See. Ja, die Zeit war gekommen....er würde seine Rache bekommen. Er lächelte bösartig und verschwand in der Dunkelheit.




In einem großen Kellergewölbe saßen elf Gestalten an einem ovalen Tisch. Sie hatten alle Umhänge an und die Kapuze über den Kopf gestreift. Sie sprachen nicht, warteten auf ihren Anführer. Die Tür ging auf und eine weitere Person kam herein. Auch sie hatte diesen Umhang an und die Kapuze über dem Kopf. Er stellte sich an das Ende des Tisches und zog die Kapuze herunter. Alle andere taten das auch. Der Mann am Ende des Tisches hatte braunes Haar, das schulterlang war. Er war so Mitte dreißig und seine Augen waren dunkel. Er war groß, schlank und eigentlich sehr gutaussehend. Er sah in die Runde.
„Magnus....warum hast du uns einberufen?" fragte einer der Personen. Sie waren durchweg auch nicht älter, als ihr Anführer.
„Weil die Zeit gekommen ist!"
„Avalon?" fragte ein anderer
„Ja! Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Die Magie ist schwach und nun können wir das Tor durchbrechen, denn unsere Magie ist sehr stark!"
„Wann?"
„Morgen Nacht schlagen wir los! Bereitet euch vor! Wir treffen uns um Mitternacht am See!"
Alle nickten, dann standen sie wortlos auf und verließen den Raum. Magnus setzte sich an den leeren Tisch. Er machte eine Handbewegung und ein Becher stand plötzlich vor ihm, gefüllt mit Wein. Er war ein Zauberer, aber kein gewöhnlicher. Sie alle waren die Letzten der Blutlinie der alten Religion. Sie waren die letzten Zauberer, die die mächtigste, schwarze Magie der alten Hohepriester besaßen. Die Bruderschaft der Zwölf bestand nur aus Zauberer, alle sehr mächtig, aber er war der Mächtigste von ihnen. Und er war unsterblich! Das waren die anderen auch. Er hatte all die vielen, vielen Jahre gewartet, um seine Rache zu bekommen....um den Tod seines Vaters zu rächen....und um Avalon zu besitzen. Der Großvater des jetzigen Königs von Avalon hatte seinen Vater getötet, als er versuchte, in Avalon einzudringen. Er war damals noch ein Junge, aber er hatte das nie vergessen. Geduld war seine Stärke, und jetzt wurde er belohnt.
Shaylon, der jetzige König und Enkel würde seine Rache zu spüren bekommen. Er würde Avalon einnehmen und ihn qualvoll töten. Er grinste. Sie hatten vor sechzig Jahren eine Fee gefangen, die ihnen einiges erzählt hatte....natürlich nicht freiwillig. Später wählte sie dann den Freitod, in dem Glauben, Avalon verraten zu haben. Aber Magnus wusste genug, um zu wissen, wann er zuschlägt. Und das war jetzt!
Er stand auf und verließ den Raum.




Es war nach Mitternacht, als zwölf Personen in das Boot stiegen. Sie sprachen nicht, als sie in den Nebel fuhren. Magnus hatte eine große Glasflasche, die mit grobem Sand gefühlt war, und einer der Zauberer, der neben ihm saß, fragte
„Was hast du da, Magnus?"
Er grinste
„Wir sind nur zwölf....wir brauchen Soldaten! Das ist kein gewöhnlicher Sand. Er ist sehr alt und mein Vater hatte ihn von seinem Vater. Er ist magisch! Mit einem Zauber kann ich jedes Sandkorn in einen Soldaten verwandeln."
Der andere Zauberer grinste. Sie fuhren in den Nebel ein und nach einer Weile stand Magnus auf und murmelte einen Zauber. Die anderen fielen mit hinein und alle murmelten den Zauber. Plötzlich sahen sie vor sich das Tor von Avalon. Es schimmerte in den Farben der Feenmagie. Die Zaubersprüche wurden lauter....aggressiver. Dann geschah es! Das Tor flackerte, erlosch kurz und flackerte wieder. Das war die Zeit, die sie brauchten, um hindurch zu fahren. Als sie zurück sahen, war das Tor wieder stabil, aber sie hatten erreicht, was sie wollten....sie waren in Avalon eingedrungen.
Magnus lächelte triumphierend. Der erste Teil war geschafft! Nun musste er Shaylon töten und Avalon wäre sein! Shaylon würde nicht kampflos aufgeben, das wusste er, aber er hatte einen Trumpf! Dem König würde es schwer fallen, sein Reich zu schützen, denn die Magie war jetzt schwach.....nach neunzig Jahren! Er lächelte noch mehr
Ja.....Geduld war eine mächtige Waffe....und eine kleine Fee, die ihm unter der Folter gesagt hatte, wann das Reich ruhen musste.
Sie erreichten das Seeufer. Es war Nacht. Sie stiegen aus und gingen Richtung Berge.
„Was tun wir jetzt?"
„Wir brauchen eine Basis, von der wir unsere Angriffe leiten können. Ich denke, in den Bergen werden wir eine Höhle finden." sagte Magnus. Er fühlte, auch wie die anderen Zauberer, das die Magie von Avalon an ihm zerrte, aber sie war nicht stark genug, um ihnen ernsthaft zu schaden.
Sein Vater und seine Freunde hatten damals den Fehler gemacht, Avalon anzugreifen, als die Magie sehr stark war. Seine Freunde starben kurz darauf, aber sein Vater war stark. Aber geschwächt von der ständigen Abwehr der Feenmagie war er ein leichtes Ziel für den Feenkönig, der ihn in einem Kampf gnadenlos tötete. Diesen Fehler würde er nicht machen. Deshalb hatte er gewartet, bis Avalon kurz vor der Ruhephase stand und die Magie schwach und verbraucht war. Denn jetzt brauchten sie keine starke Abwehr, die sie schwächen würde. Die Feenmagie abzuwehren, war jetzt ein Kinderspiel....für alle zwölf.



Shaylon schreckte aus dem Schlaf. Er machte mit einer Handbewegung Licht und stand auf, ging zum Fenster und starrte hinaus.
„Was ist denn los?" fragte Linume verschlafen.
„Jemand ist in Avalon eingedrungen!"
„Was?" Linume war jetzt hellwach
„Jemand hat das Tor durchquert!"
Linume stand auf und ging zu Shaylon
„Aber das ist unmöglich. Niemand kommt lebend durch das Tor."
„ Zauberer schon!" sagte Shaylon
„Du denkst....das Zauberer in Avalon sind?" fragte sie erschreckt.
„Ja! Und sie sind böse....schwarze Magie!"
„Oh Gott!"
Shaylon nahm sie in den Arm. Er war mit der Magie verbunden und er fühlte die Eindringlinge, wie auch die schwarze Magie, die sie umgab. Von dem Augenblick an, als sie das Tor durchquerten, signalisierte ihm die Magie, das sie eingedrungen waren.
„Wachen!"
Die Tür ging auf und ein Soldat kam herein
„Rufe Taleron! Ich möchte ihn sofort in der Ratskammer sprechen!"
„Ja, Majestät!"
Wenig später kam sein Kommandant in in die Ratskammer, gefolgt von Navarr, der Nachtwache hatte. Shaylon saß voll bekleidet am Tisch und nickte ihnen zu, das sie sich setzen sollten.
„Sire!" sagte Taleron und neigte leicht den Kopf.
„Wir haben ein Problem! Zauberer, die schwarze Magie praktizieren, sind in Avalon eingedrungen!"
„Was?" sagte Navarr fassungslos „Wie ist das möglich?"
Shaylon schüttelte den Kopf
„Ich weiß es nicht, aber ich spüre starke Magie. Ich vermute, das unsere Magie sie nicht aufhalten kann. Wir sind kurz vor der Ruhephase und sie ist jetzt nicht mehr stark."
„Verdammt!" sagte Navarr.
Shaylon wandte sich an seinen Kommandanten
„Taleron, setze die Stadt und das Schloss in Alarmzustand....und informiere das Volk. Ich will nicht, das jetzt jemand die Stadt verlässt, denn ich weiß nicht, wo sich die Zauberer aufhalten. Sie schirmen sich durch Magie ab. Die Garnisonen sollen sich bereit machen. Das ist keine Übung!"
Taleron stand auf
„Ja, Sire!"
Dann ging er mit schnellem Schritt hinaus.
Navarr schaute Shaylon an
„Wer sind diese Zauberer und was wollen sie?"
„Ich weiß es nicht! Was ich weiß, sie kommen nicht als Freunde!"
„Verflucht! Wie konnte das passieren?"
Shaylon stand auf
„Ich denke, ihr Anführer ist nicht dumm. Er hat gewartet, bis unsere Magie schwach war, wie jetzt....kurz vor der Ruhephase. Er will Avalon....mit Sicherheit! Er ist nicht der erste Zauberer, der das versucht hatte....nur er hat jetzt wesentlich bessere Chancen. Wir werden alles geben müssen, um uns zu verteidigen."
Dann ging Shaylon hinaus. Er musste sich auf einen Krieg vorbereiten, denn er würde sein Reich nicht kampflos aufgeben!

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