Avalon Kapitel 52

89 12 0
                                    


Avalon


Kapitel 52



Anna stieg auch aus. Gemeinsam gingen sie zum Seeufer. Das Boot war noch nicht da. Navarr drehte sich zu Anna um, nahm ihre Hände. Sie sah ihn an. Seine Augen waren so voll Trauer, als er sagte
„Anna....ich muss jetzt gehen! Ich werde dich immer lieben und nie vergessen. Wir hatten doch nie eine Chance!"
Sie schüttelte den Kopf
„Nein....aber ich bin trotzdem dankbar....für die wenigen Stunden, die wir hatten! Ich werde dich immer lieben....Navarr....vergiss mich nicht!" sagte sie leise und traurig.
Er schüttelte den Kopf „Nie!" Dann küsste er sie, legte all seine Liebe in diesen einen Kuss. Dann ließ er sie los, drehte sich um und ging zu Shaylon, beide leuchteten kurz auf und hatten ihre Feengestalt wieder. Anna lächelte traurig. Wieder wurde ihr schmerzlich bewusst, das er kein Mensch war. Arthur wollte sich gerade verabschieden, als sie eine wohlbekannte Stimme hörten
„Wusste ich doch, das ihr wieder hier am See seid! Wolltet wohl wieder mit dem Boot abhauen, was? Aber diesmal kommt ihr nicht davon, denn jetzt hat das Ganze ein Ende....jetzt und für immer!"
Max stand zehn Meter von ihnen entfernt, sah sie hasserfüllt an, eine Waffe in der Hand, mit der er auf sie zielte.
Navarr stellte sich neben Anna. Shaylon und Arthur, der Merlin am Ufer abgelegt hatte, standen unmittelbar neben Navarr.
„Sieh mal an....da ist ja auch unsere vermisste Kreatur wieder und.... sogar zwei von ihnen." grinste Max boshaft.
„Nun gut....ich denke, das die Wissenschaftler auch tote Kreaturen interessant finden."
Er lachte fast irre auf
„Ich werde euch alle abknallen.... außer Anna natürlich, die brauch ich noch für heiße Nächte!"
Anna nahm unbewusst Navarrs Hand in ihre Hand, rückte ein wenig näher an ihn. Max sah das!
„Was soll das Anna? Komm zu mir! Geh weg von dieser Kreatur!"
Anna schüttelte den Kopf
Max trat einen Schritt näher, sah sie einen Augenblick an, dann zu Navarr
Sein Blick wurde bösartig, als er voller Wut schrie
„Du hast mit dieser Kreatur gefickt? Wahrscheinlich hast du sie alle gefickt! Aber mich wolltest du nicht ficken, was.....du kleine Hure! Aber das können wir jetzt noch nachholen....ich kann es dir auch richtig besorgen!"
Navarr trat einen Schritt vor, aber Shaylon warnte leise
„Navarr!"
Anna sprach jetzt
„Du bist doch krank und wahnsinnig! Ich liebe dich nicht....habe ich nie! Ich will, das du mich in Ruhe lässt und diese Leute auch! Lass sie gehen!"
„Sie gehen lassen?" Er lachte böse auf. „ Ich werde sie töten und du kannst dabei zusehen!"
„Aber zuerst....komm her....du kleine Hure! Du gehörst mir!"
„Jetzt reicht es!" sagte Navarr „Wenn du sie noch einmal so nennst, dann töte ich dich!"
Max grinste diabolisch
„Ah, der noble Retter! Sag mir....hat es Spaß gemacht, sie zu vögeln.....du Missgeburt!"
Navarr grinste
„Natürlich....es war unbeschreiblich! Etwas....was du nie erfahren wirst....du Bastard!"
„Navarr....verdammt!" zischte Shaylon wieder. Er wusste, das Navarr ihn damit nur noch mehr provozierte.
Max sah ihn voller Wut an, als er Navarr anschrie
„Sie gehört mir....nur mir!"
„Ich gehöre zu Navarr....ich liebe ihn!" schrie Anna zurück „Ich werde dir nie gehören!"
Arthur sah besorgt zu Shaylon, dann zu Max. Er hatte den irren Blick in Maxs Augen bemerkt und er hatte kein gutes Gefühl, als er ihn schreien hörte
„Also gut! Wenn ich dich nicht haben kann....dann wird dich keiner haben!"
Was dann geschah, passierte in Sekunden. Es knallte und alle zuckten zusammen. Anna drehte sich zu Navarr, hielt sich ihre Hand an den Bauch. Sie nahm die Hand weg....sie war voller Blut, als sie Navarr mit großen, erschreckten Augen ansah und leise keuchte
„Navarr?"
Sie brach in seinen Armen zusammen und Navarr sank mit ihr zu Boden.
Arthur richtete seine Aufmerksamkeit auf Anna, sah wie sie zusammenbrach und hörte Max schreien. Er sah zu ihm und schaute ihn überrascht mit offenem Mund an. Max war in ein grünes Leuchten eingehüllt und er schrie vor Schmerzen. Arthur sah zu Shaylon. Er hatte den Kopf leicht gesenkt und seine Augen glühten intensiv grün.... seine schwarzen, lange Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Wieder sah er zu Max, dessen Haut sich langsam aufzulösen begann. Man konnte schon teilweise das rohe Fleisch sehen. Er schrie immer noch wie verrückt. Noch nie hatte Arthur jemanden so qualvoll schreien gehört, selbst früher die Zauberer nicht, wenn sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Sie waren dafür viel zu stolz gewesen, starben mit Selbstachtung und Tapferkeit. Wieder sah Arthur zu Shaylon, trat unbewusst einen Schritt zurück, als er den mörderischen Ausdruck in seinem Gesicht sah.
Er hatte immer noch den Kopf leicht gesenkt, die Augen intensiv grün und das schwarze Haar wirr im Gesicht. Mit den Flügel in seinem Rücken erinnerte er Arthur mehr an einen Racheengel, als an eine Fee.
Max Schreien war in ein Wimmern übergegangen, das jetzt verstummte, weil er starb, aber er sah furchtbar aus. Teilweise waren schon die Knochen zu sehen. Was für ein schrecklicher, schmerzvoller Tod! Arthur sah seinen Freund mit einer Mischung aus Bewunderung und Ehrfurcht an....er hatte ihn noch nie so gesehen!
Von Max war bald nicht mehr viel übrig....er war tot, aber Shaylon ließ nicht nach, bis er komplett verschwunden war. Dann hob er leicht den Kopf, das Glühen in seinen Augen erlosch und er sah einen Moment auf die Stelle, wo Max gewesen war, dann sah er seinen Freund an. Arthur schaute ihn stumm an, nicht sicher, was er sagen sollte. Einen Moment sprach niemand, doch dann sagte Shaylon leise zu Arthur
„Feen können sehr rachsüchtig und grausam sein! Man sollte sie nicht reizen!"
Arthur nickte nur, sah ihn immer noch ehrfürchtig an. Das hatte er Shaylon nicht zugetraut. Er war eigentlich immer so besonnen und ruhig....friedlich. Jemand, der eigentlich Gewalt ablehnte, aber Arthur wusste aus eigener Erfahrung, das dies auch Grenzen hatte. Und wenn man die überschritt, dann.....Und Max hatte sie eindeutig überschritten!
Navarr hatte Anna in seinen Schoß gebettet. Sie atmete hektisch, sah ihn mit angstvollen Augen an.
„Navarr....mir ist so kalt....und ich habe solche Angst!"
„Pssst....hab keine Angst, ich bin bei dir, mein Engel!" Er strich ihr zärtlich durch die Haare.
„Navarr....ich....ich liebe dich....vergiss....mich nicht!" dann schloss sie flatternd die Augen und starb. Arthur und Shaylon hatten stumm hinter Navarr gestanden, dem jetzt die Tränen über die Wangen liefen. Shaylon schaute zum See. Dort lag jetzt das Boot. Navarr presste Anna an sich, wiegte sie sanft in seinen Armen und küsste sie auf ihr Haar, dann hob er den Kopf und sah zu Shaylon
„Shaylon....bitte!" sagte er verzweifelt „Ich bitte dich....dieses einzige Mal....bitte Shaylon!"
Shaylon sah zu Anna, dann fragend zu Arthur, der ihm zunickte. Der König sah Navarr lange an, sah die pure Verzweiflung und unsagbarer Schmerz in seinen Augen. Er hatte ihn noch nie so gesehen. Er war immer ein Springinsfeld gewesen, nahm das Leben nie ernst....lebte von einem Tag zum Nächsten, ohne sich Gedanken zu machen, kümmerte sich um niemanden, außer um sich selbst und brachte ihn oft zur Verzweiflung. Aber jetzt saß ein gebrochener, ernster Navarr vor ihm und flehte ihn verzweifelt an....nicht um seinetwillen....das erste Mal! Wieder sah er zu Arthur, der ihn abwartend anblickte.
Er sah wieder über den See, nahm einen tiefen Atemzug, dann nickte er langsam, als ob er sich entschieden hatte, als er wieder Navarr anblickte und sagte
„Also gut.... nimm sie mit nach Avalon!"
Navarr nahm tief Luft, schloss kurz erleichtert die Augen, dann blickte er Shaylon dankbar an, nahm Anna auf den Arm, trug sie zum Boot und legte sie sanft neben Merlin, den Arthur jetzt auch zum Boot getragen hatte. Dann stieg der König ein und das Boot setzte sich in Bewegung.






Sie trieben auf den Nebel zu. Niemand sprach, aber dann drehte sich Shaylon um und sagte zu Navarr
„Gib Arthur die Tinktur. Wir sind gleich am Tor!"
Navarr griff in seine Tasche, aber dann stockte er und sah zu Shaylon
„Was ist denn los?" fragte der König.
Navarr zog das zerbrochene Fläschchen aus seiner Jacke heraus, das jetzt leer war.
„Es muss passiert sein, als ich mit Max gekämpft habe!" sagte Navarr entschuldigend.
Arthur sah mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck zu Shaylon
„Na toll....und was machen wir jetzt? Soll ich mich im See ertränken?"
Shaylon grinste ihn an, griff hinter sich und hatte seinen Dolch in der Hand.
Arthur schüttelte entsetzt den Kopf
„Oh nein....nicht schon wieder die Nummer mit dem Dolch im Herz! Das hat verflucht weh getan!"
Er sah zu Navarr, der leicht grinste und kniff die Augen zusammen
„Du....das wird noch ein Nachspiel haben!" sagte er grimmig zu Navarr.
Shaylon trat auf ihn zu
„Na komm schon....das Tor ist nah!"
Arthur sah ihn vorwurfsvoll an
„Scheint dir ja Spaß zu machen, deinem besten Freund einen Dolch ins Herz zu stoßen!"
Shaylon grinste
„Nun....ich könnte mich daran gewöhnen!"
„Schöner Freund!" meinte Arthur sarkastisch
„Jetzt komm....ich kann das Tor schon sehen!"
Arthur nickte resigniert, nahm tief Luft, sah noch einmal böse zu Navarr, dann legte er seine Arme rechts und links an den Bootrand und umfasste ihn mit seinen Händen, dann schloss er seine Augen.
„Bis später, mein Freund!" sagte Shaylon, dann stieß er zu. Arthur bäumte sich auf, dann sackte er zusammen. Sein Shirt färbte sich blutrot, als er die Klinge herauszog. Shaylon überprüfte seinen Puls und nickte. Arthur war tot, so wie der Rest im Boot, außer Navarr und Shaylon.
Sie sahen beide hoch, als sie das leuchtende Tor von Avalon passierten und dann waren seine Soldaten da. Sein Kommandant nickte ihm zu
„Majestät! Willkommen zu Hause! Wie ich sehe, ward ihr erfolgreich!"
Shaylon winkte kurz mit seiner Hand zu ihm. Die Feen begleiteten das Boot durch den Nebel bis zum Ufer. Linume, Lancelot und Freya standen dort und warteten auf das Boot. Sie legten an und Shaylon stieg aus. Linume ging auf ihn zu und küsste ihn
„Gott, ich bin froh, das du unverletzt wieder da bist."
Dann umarmte sie ihren Bruder. Sie schaute in das Boot.
„Wer ist das Mädchen?" fragte sie ihn
„Das ist Anna!" sagte Navarr lächelnd
Linume sah ihn entsetzt an
„Du....du hast sie doch nicht getötet, oder?"
Er schüttelte ernst den Kopf
„Natürlich nicht! Was denkst du denn von mir? Sie wurde getötet....von einem Verrückten!"
„Von einem Verrückten?"
„Ja, er hat auch Merlin getötet! Aber dann hat Shaylon ihn langsam und qualvoll mit Feenfeuer getötet!"
Sie sah entsetzt zu ihrem Mann
„Mit Feenfeuer! Aber das ist sehr grausam! Warum ausgerechnet auf diese Art!" sagte sie vorwurfsvoll
Shaylon sah sie einen Moment an, dann sagte er sehr ernst
„Du hast ihn nicht gekannt, Linume! Er hatte den Tod mehrfach verdient, allein schon, was er Merlin angetan hatte, geschweige....Anna! Er hatte sinnlos, zu seinem eigenen Vorteil und Selbstsucht zwei junge Menschenleben ausgelöscht, abgesehen davon, das er Merlin grausam zu Tode gefoltert hatte. Er war ein Bastard....und ein Mörder! Feenfeuer fand ich als angemessen!"
Linume sah zu Merlin im Boot. Er sah furchtbar aus, die Spuren der Folter deutlich zu sehen. Und das hübsche Mädchen lag blutüberströmt neben ihm. Sie nickte und sah wieder zu ihrem Mann, der sie immer noch ansah
„Ja....Feenfeuer war dafür angemessen!"
Er lächelte leicht....ja....Linume war seine Königin! Er war sich sicher, das sie auch so gehandelt hätte....aus Gerechtigkeit....und dafür liebte er sie unendlich. Sie war seine andere Hälfte, die im Einklang mit ihm war.
Er drehte sich zu seinem Kommandanten um, der abwartend im respektvollem Abstand hinter ihm stand.
„Bringt die drei ins Schloss!"
„Ja, Sire!"
Dann sah er zu Lancelot und Freya
„Und ihr könnt auch zum Schloss kommen, ihr seid herzlich eingeladen!"
Sie nickten.
Shaylon sah, wie jeweils zwei Feen Arthur, Merlin und Anna nahmen und mit ihnen weg flogen, der Rest der Soldaten warteten auf ihren König.
Navarr kam zu Shaylon
„Ich fliege mit ihnen....in Ordnung?"
Der König nickte und Navarr schloss sich der ersten Gruppe an.
Shaylon drehte sich wieder nach Lancelot um
„Wollt ihr auch ins Schloss gebracht werden?"
Lancelot sah den fliegenden Feen nach und schüttelte den Kopf
„Nein....nein, wir gehen lieber zu Fuß!"
Shaylon lächelte amüsiert. Fliegen war wohl nicht ihre Leidenschaft.
„Dann....bis später!"
„Bis später, Sire!" sagte Lancelot und neigte leicht seinen Kopf.
Der König und seine Königin erhoben sich in die Luft. Dann flogen sie davon, flankiert von seinen Soldaten.

AvalonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt