Avalon Kapitel 49

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Avalon


Kapitel 49



Anna kam fröhlich in das Wohnzimmer, in dem nun alle drei saßen.
„Guten Morgen!"
Sie schenkte Navarr ein glückliches Lächeln, das er zart erwiderte, nicht ohne einen Seitenblick zu Shaylon zu werfen.
„Ich mache euch jetzt das Frühstück."
Sie verschwand in der Küche. Später saßen sie alle am Tisch und frühstückten, als das Telefon klingelte. Anna stand auf und ging ins Wohnzimmer. Sie nahm den Hörer ab.
„Hallo?"
„Anna?"
Ihr Herz machte einen Sprung. Es war Max.
„Max hier! Bist du allein?"
„Natürlich! Was willst du?"
„Ich will dich sehen! Ich habe ein Angebot für dich, das du nicht ablehnen wirst!"
„Was denn?" fragte sie.
„Nicht am Telefon! Können wir uns sehen? Ist ist sehr wichtig!" sagte er ohne Emotionen.
„Ja....wo denn?"
„Heute Nachmittag....im Park....an der Brücke!"
„Wann denn?"
„Um vier!"
„Gut, ich werde da sein!"
„Und Anna? Komm allein und sei pünktlich!"
Dann unterbrach er die Verbindung. Anna legte den Hörer auf. Sie dachte einen Moment nach. Sie war sich sicher, das dieser Anruf etwas mit Merlin zu tun hatte. Sie sah sich um, hörte die anderen in der Küche reden. Sie sah wieder auf den Hörer, dann nickte sie. Sie würde sich heute Nachmittag mit Max treffen und sie würde das den anderen nicht sagen. Sie wollte erst mal sehen, was er wollte. Sie ging zurück in die Küche.
„Wer war das?" fragte Arthur.
„Das war Maya. Sie wollte sich heute Nachmittag mit mir treffen. Ich soll ihr helfen, ein Kleid zu kaufen. Das ist mir nur recht. Ich muss sowieso noch einkaufen für das Abendessen."
„Also ich muss sagen, da unterscheiden sich unsere Frauen nicht von euren Frauen. Linume nimmt auch immer ihre Freundin zu Rate, wenn es um Kleider geht." sagte Shaylon amüsiert.
Anna lächelte. Sie war froh, das ihr alle glaubten.
„Ja, so sind wir eben!"
Es war einen Augenblick still, bis Arthur sagte
„Ich hoffe, dieser Bastard meldet sich bald! Jeder Tag bereitet Merlin mehr Schmerzen. Wir sollten uns beeilen!"
„Sicher....aber wo sollen wir suchen? Wir brauchen diesen Max, damit er uns sagt, wo er ist!" sagte Shaylon
„Ja, ich weiß!" sagte Arthur
Shaylon sah ihn an
„Fühlst du noch etwas?"
Arthur nickte
„Ich fühle seine Präsenz und ich fühle mich nicht sehr gut. Nicht so schlimm, wie gestern, aber auch nicht besser."
„Wir müssen ihn finden!" sagte Navarr
Alle nickten
Am Nachmittag verabschiedete sich Anna von ihnen.
„So, ich gehe jetzt....bis später!"
„Okay!" sagte Arthur „Und bleib nicht so lange, falls er dich kontaktiert. Wir können nicht mit ihm sprechen."
Sie nickte, dann ging sie. Sie parkte auf dem großen Parkplatz und stieg aus. Ein paar Reihen weiter stand ein schwarzer Jaguar. Das hieß, das Max schon da war. Ihr Magen krampfte sich zusammen, wenn sie an ihn dachte. Zum Glück schien die Sonne und viele Menschen waren im Park....mit ihren Hunden oder einfach nur so. Sie ging Richtung Brücke. Es war eine kleine Brücke, die sich malerisch über einen kleinen Fluss im Park erstreckte. Als sie die Brücke betrat, sah sie Max in der Mitte am Geländer stehen. Er grinste sie wieder so anzüglich an, als sie näher kam, das sie am liebsten weggerannt wäre.
„Anna!" sagte er „Allein und pünktlich!"
„Was hattest du erwartet....das ich die Armee mitschleppe?"
Er lachte, doch dann wurde er ernst
„Ich habe dich die ganze Zeit versucht zu erreichen. Wo warst du?"
„Nicht in der Stadt! Warum?"
Er kam näher.
„Wie ich am Telefon schon sagte, habe ich ein Angebot für dich?"
Sie sagte nichts.
„Ach und außerdem....wie geht es denn der Kreatur?" fragte er grinsend.
Anna wurde wütend, als er so über Navarr sprach, aber sie beherrschte sich.
„Ich weiß nicht, von was du da redest!"
„Ach....du weißt nicht, das die Kreatur entkommen ist und das deine sogenannte Freunde irgendwie beteiligt waren?" sagte er gespielt erstaunt.
„Nein!"
„Anna....du warst die einzige außenstehende Person außer mir, die wusste, wo dieses....Ding war! Was willst du mir vormachen? Außerdem habe ich etwas, das beweist, das du darin verwickelt warst!"
„Was denn? Wenn du das denkst, dann verhafte mich doch!"
Max grinste sie an, musterte sie wieder von oben nach unten.
„Verhaften? Nein! Ich denke, ich weiß da etwas viel Besseres!"
Annas Herz rutschte weg, aber sie ließ sich nichts anmerken.
„Max, sag mir jetzt, was du von mir willst, oder ich gehe jetzt!"
Er sah sie ernst an
„Ich will dich....und ich werde dich bekommen!"
Anna schüttelte den Kopf.
„Nein, das kannst du vergessen!"
„Das denke ich nicht, denn ich habe etwas, was dir am Herzen liegt!"
Jetzt kamen sie der Sache schon näher. Er sprach weiter
„Ich hatte die drei schon fast erwischt....die Kreatur und dein dunkelhaariger Freund aus dem Club. Ich bin mir ziemlich sicher, das der blonde Schönling, denn du in dein Bett gelassen hast, auch dabei war. Leider ist er und die Kreatur entkommen, aber der Dunkelhaarige habe ich erwischt. Er war verletzt! Also habe ich ihn von meinen Männer zusammenflicken lassen und nun halte ich ihn gefangen....an einem geheimen Ort!"
Anna wechselte die Farbe. Also war alles wahr, was sie vermutet hatten. Max hielt Merlin gefangen!
„Und....und was willst du jetzt?"
„Da niemand von dem Zwischenfall am See weiß und ich alle Beweise verschwinden ließ, liegt es doch auf der Hand, was ich will!"
Anna schwante Fürchterliches, was sich in seinen nächsten Worten bestätigte.
„Ich will, das du mir zu Willen bist! Ich habe so lange gewartet, doch immer hast du mich eiskalt abserviert.
Ich will dich, Anna! Von der ersten Minute an, wo ich dich sah und jetzt....bekomme ich dich....auf einem silbernen Tablett! Wenn nicht, dann...."
„Was dann?"
„Ich werde deinen Freund töten....langsam!" sagte er eiskalt „ Er ist ein Krimineller und noch etwas. Er hat irgendwelche Kräfte, die er auf der Flucht eingesetzt hatte. Er wollte mir nichts sagen, obwohl ihn einer meiner Männer bearbeitet hatte. Ich halte ihn unter Drogen, so kann er seine Kräfte nicht einsetzen....zumal er sowieso im Moment nicht in der Lage dazu ist."
„Was hast du ihm angetan?" schrie Anna entsetzt.
Max grinste boshaft
„Er wollte einfach nicht reden und hatte mich beleidigt, also....musste Tom ihm Manieren beibringen. Im Moment sieht er nicht so gut aus!"
Anna sah ihn geschockt an. Das war, was Arthur gefühlt hatte! Sie hatten ihn geschlagen und Arthur hatte das gespürt."
„Du bist ein Schwein!" sagte sie angewidert zu ihm.
Er grinste
„Mag sein, aber jetzt sitze ich am Hebel. Entweder kommst du morgen Abend in meine Villa und wir haben endlich etwas Spaß oder ich füge deinem Freund noch mehr Schmerzen zu. Du hast die Wahl!"
„Du bist krank!" schrie sie „Und irre!"
Er kam noch näher, sah sie ernst an
„Und Anna....solltest du irgendjemand davon erzählen, werde ich ihn sofort töten und ihn verschwinden lassen. Einer meiner Männer ist immer bei ihm, es kostet mich nur einen Anruf. Sollte ich bemerken, das noch jemand davon weiß, dann siehst du ihn nie wieder und er wird qualvoll sterben! Wenn du meinen Vorschlag annimmst, dann lasse ich ihn frei....vorausgesetzt du bleibst bei mir, als meine Geliebte, dann lasse ich ihn wirklich frei, um meinen guten Willen zu zeigen. Also, was willst du tun? Wirst du ihn opfern oder kommst du zu mir?"
Er grinste sie überlegen an. Anna dachte an Merlin und wie er litt und an Arthur, der genauso litt. Sie konnte das nicht zulassen! Sie sah ihn an, dann nickte sie leicht
„Also gut....du hast gewonnen! Ich werde morgen Abend zu dir kommen! Aber vorher, lässt du ihn frei....versprochen?"
„Ja, sagte ich doch, aber nur wenn du bei mir bleibst und erst ....danach!"
„Ich werde bei dir bleiben, dann hast du, was du wolltest!"
Er grinste
„Ja, sehr gut! Ich freue mich auf morgen Abend!"
„Aber du lässt ihn jetzt in Ruhe....das ist die Bedingung!"
„In Ordnung, ganz wie du willst! Dann bis morgen....mein Schatz!"
Anna drehte sich wortlos um und ging eilig weg. Diese Worte...mein Schatz...klangen aus seinem Mund, wie ein Hohn. Ihr wurde schlecht, wenn sie an seine Worte dachte. Er hatte Merlin gefoltert....geschlagen und was sonst noch. Sie kam zu ihrem Auto, sperrte auf und setzte sich in den Wagen. Sie legte ihr Gesicht in ihre Hände. Was soll sie jetzt tun? Sollte sie den anderen Bescheid sagen, was los war, oder sollte sie das nicht tun? Max hatte deutlich zu verstehen gegeben, was er tun würde, wenn er merkte, das noch jemand davon wusste. Sie könnte nicht ertragen, wenn dem Merlin irgendetwas passieren würde. Dann wäre Arthur auch verloren, denn er wollte sich ja schon umbringen. Er würde das mit Sicherheit wieder tun, sollte Merlin wirklich tot sein! Das konnte sie nicht riskieren, Max war zu gerissen. Ihr wurde speiübel, wenn sie daran dachte, mit ihm zu schlafen. Er widerte sie an! Aber im Grunde genommen war das nicht so schlimm, als wenn Merlin starb und Arthur daran zugrunde ging. Sie nickte. Sie hatte eine Entscheidung getroffen! Sie würde Max geben, was er wollte....und sie würde das überleben! Dann ließ er Merlin frei und sie könnten wieder zurück in ihre sichere Heimat gehen, ohne das etwas passierte. Sie musste nur vorher klar stellen, das Max Merlin frei ließ, aber obwohl er ein Schwein war, stand er doch immer zu seinem Wort. Er riskierte mit Sicherheit nicht, das sie ihn wieder verließ. Er hatte schließlich endlich, was er wollte.
Sie dachte an Navarr, den Mann, den sie so sehr liebte. Ja, sie liebte ihn und sie hatten eine wundervolle Nacht zusammen verbracht. Er würde wieder zurück nach Avalon gehen, aber diese Erinnerung an diese Nacht konnte ihr keiner nehmen und sie würde sich daran festhalten, wenn sie mit Max schlief. Tränen rannen ihr jetzt über die Wangen, wenn sie daran dachte, das sie nie mit Navarr glücklich sein konnte. Sie würde ein Dasein neben einem Ekel verbringen und hoffte, das sie nicht lange lebte oder er. Denn Anna stand zu ihrem Wort, sie hatte das so von ihrem Vater gelernt und so war auch ihr Charakter. Sie wischte sich das Gesicht sauber und startete den Wagen. Sie ging noch einkaufen, um ihr Alibi zu bestätigen. Dann machte sie sich auf den Heimweg. Ihr Herz war schwer, aber sie durfte sich nichts anmerken lassen.
Als sie zuhause ankam, saßen die drei auf dem Sofa.
„Und wie war der Einkauf?" fragte Arthur
„Ganz schön stressig, aber dann hat Maya etwas gefunden."
Sie ging in die Küche und packte die Sachen aus. Sie durfte jetzt nicht zusammenbrechen.
Die drei kamen in die Küche und Shaylon sagte
„Wir gehen noch kurz an den See. Wir wollen etwas überprüfen. Kommst du allein klar?"
„Ja, sicher! Ich bereite als das Abendessen vor. Wenn ihr zurückkommt, können wir dann essen."
Shaylon nickte und Anna warf einen sehnsüchtigen Blick zu Navarr, als er hinausging. Sie hörte, wie sie gingen und atmete auf. Wenigstens jetzt brauchte sie sich nicht zu verstellen.




Arthur, Navarr und Shaylon gingen Richtung See. Es war noch früh und so herrschte noch Betrieb auf den Straßen. Sie überquerten vorsichtig die Straßen, wollten nicht mit den Krach machenden Wagen in Berührung kommen. Shaylon kannte das auch, er war schon öfter in dieser Zeit gewesen. Sie erreichten den See, sahen sich am Ufer um.
„Hier hat Merlin gelegen....verletzt." sagte Arthur und zeigte auf die Stelle.
Es war nichts zu sehen. Shaylon sah über den See, dann drehte er sich um zu Arthur.
„Wenn wir Merlin haben, dann gehen wir sofort zurück. Ich will mich dann nicht länger hier aufhalten....das würde zu gefährlich werden."
Arthur nickte
„Glaub mir, das liegt auch in meinem Interesse. Ich will wieder mit Merlin glücklich und sicher sein."
Shaylon sah zu Navarr, der bis dahin geschwiegen hatte. Er machte einen niedergeschlagenen Eindruck.
„Navarr?" fragte Shaylon
„Ja, Sire! Das wird das Beste sein!"
Shaylon sah ihn nachdenklich an. Seit heute Morgen war er höflich und benutzte die korrekte Bezeichnung für seinen König. So war er normalerweise nicht. Das Wort „Sire" benutzte er in der Regel nie. Er behandelte Shaylon eher als den Mann seiner Schwester, als seinen König. Nun, vielleicht hatte das Techtelmechtel mit Anna auch was Positives gebracht. Er würde das schon irgendwann alles vergessen....spätestens, nach einem Jahrhundert.
„Also gut, dann müssen wir nur noch warten, bis wir einen Anhaltspunkt haben, wo Merlin ist!"
Alle nickten.
„Lasst uns zurückgehen!" sagte Arthur. Er fühlte sich nicht wohl unter all dem Krach und den Menschen. Sie wollten gerade gehen, als jemand nach ihm rief.
„Hey Arthur!"
Arthur drehte sich um. Maya kam ihm entgegen und lächelte ihn an. Sie umarmte ihn kurz.
„Seid ihr wieder hier in der Stadt?" fragte sie ihn.
„Ja, aber nur kurz. Ich reise heute wieder ab!"
„Ach schade....wo ist denn Merlin?"
„Der ist diesmal nicht dabei, hatte etwas zu erledigen."
Shaylon und Navarr waren ein Stück gegangen und standen jetzt abseits, so das Maya sie nicht sah.
„Warst du noch bei Anna? Sie ist erst vor zwei Tagen zurückgekommen."
Er schüttelte den Kopf
„Nein, keine Zeit....Geschäfte!"
Sie lachte
„Das kenne ich! Nun gut, ich habe Anna auch noch nicht gesehen, seit sie zurück ist, habe nur mit ihr telefoniert. Ich werde ihr einen schönen Gruß von dir ausrichten und lass dich mal wieder sehen und bring deinen Bruder mit!"
Arthur horchte auf, fragte aber so locker, wie möglich
„Du hast Anna noch nicht gesehen, seit sie zurück ist?"
„Nein, ich musste arbeiten....hatte noch keine Zeit. Ich komme gerade von der Arbeit. Ich denke, ich sehe sie vielleicht nächstes Wochenende. An diesem muss ich leider arbeiten. So, ich muss los....Joga Kurs! War nett, dich zu sehen, bis zum nächsten Mal!" sagte sie und umarmte ihn wieder kurz.
„Ja, bis bald....irgendwann!" sagte er nachdenklich. Maya winkte noch, dann war sie verschwunden. Arthur stand am See als Shaylon und Navarr zu ihm kamen.
„Wer war das?"
Arthur sah sie an
„Das war Maya, Annas Freundin. Sie kam gerade von ihrer Arbeit und hat Anna noch nicht gesehen, seit sie zurück ist!"
Shaylon sah ihn einen Moment an, dann sagte er
„Das heißt, sie war heute Nachmittag nicht mit ihr zusammen und auch nicht an diesem Telefon. Sie hat gelogen! Wo war sie dann?"
Beide sahen sich an und beide sagten gleichzeitig
„Max!"
„Sie hat sich mit ihm getroffen! Warum sagst sie es uns nicht?" fragte der König.
„Ich weiß es nicht, sie wird ihre Gründe haben. Weiß der Teufel....was er ihr gesagt hat!"
Navarr sprach jetzt
„Sollen wir sie danach fragen, wenn wir zurück sind?"
Arthur dachte einen Moment nach. Dann schüttelte er den Kopf.
„Nein, sie würde uns wieder anlügen, aus welchem Grund auch immer. Aber sollte sie ein Handel mit diesem Bastard abgeschlossen haben, dann werden wir zur Stelle sein! Wir lassen sie nicht mehr aus den Augen und sollte sie das Haus unter einer Ausrede verlassen, dann folgen wir ihr. Sie wird uns direkt zu ihm führen und vielleicht zu Merlin!"
Shaylon und Navarr nickten
„Einverstanden, so machen wir es! Ich werde einen Zauber auf sie legen, damit wir sie verfolgen können!" sagte Shaylon.
Sie gingen zurück. Sie würden nicht zulassen, das Anna sich Max opferte. Sie war ihre Freundin, die sie beschützten, zumindest so lange, wie sie da waren.

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