Avalon Kapitel 3

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Avalon


Kapitel 3



Merlin öffnete die Tür zu Gaius Kammern.
„Gaius....es ist soweit!"
Gaius, der an seinem Tisch arbeitete, sah verwirrt hoch.
„Was ist denn los?"
„Morgana ist mit einer Armee auf dem Vormarsch auf Camelot. Sie wird in drei Tagen hier sein. Aber Arthur will ihr entgegen reiten und sie stellen. Ich war gerade mit ihm auf einer Einsatzbesprechung. Morgen früh bricht er auf und erwartet Morgana in......"
„Rede weiter....wo?"
„Camlann!"
Gaius erstarrte, sah Merlin nur an. Es dauerte eine Weile bis er sagte
„Was?"
Merlin hob die Hände und fing an, im Raum auf und ab zu gehen.
„Ich habe es gewusst! Wir konnten das nicht aufhalten. Ich habe Mordred nie getraut, solange er in Camelot war und jetzt.....jetzt wird er Arthur töten, wenn ich es nicht verhindern kann."
„Was hast du vor?"
„Ich habe Arthur gesagt, das ich nicht mit nach Camlann reite....das ich etwas anderes tun müsste. Er war sehr enttäuscht. Aber ich kann keine Magie einsetzen, wenn ich an seiner Seite bin."
„Es wird schon schwierig, sie einzusetzen, wenn du dort bist. Du hast recht. Aber wie willst du vermeiden, das er dich sieht?"
„Ich gehe als alter Zauberer....als Dragon. Aber vorher muss ich in die Kristallhöhle."
„Weshalb?" fragte Gaius.
„Ich will sehen, ob Morgana diesen Weg einschlägt, oder etwas anderes versucht. Ich muss in die Zukunft schauen."
„Denkst du, das ist klug?"
„Wieso?"
Gaius setzte sich und sah Merlin an.
„Nun, weil es dich beeinflusst. Denke nur daran, als du gesehen hast, das Morgana Uther töten wollte. Es wäre nichts passiert, wenn du nicht die Wege eingeleitet hättest."
„Aber Gaius, das hier ist etwas anderes. Wir wissen, das die Prophezeiung eintreten wird, wenn wir nichts tun. Ich werde Arthur nicht sterben lassen und alles dafür tun."
Gaius seufzte, aber er sagte nichts mehr dazu. Er wusste, das Merlin sich nicht aufhalten ließ und hoffte, das er Erfolg haben würde.
„Ich werde morgen früh aufbrechen."
„Gehst du allein?"
„Ja!"
„Merlin....
„Ich kann auf mich aufpassen, Gaius. Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut!"
„Also gut, lass uns jetzt zu Abend essen."
Gaius stand auf und bereitete das Essen vor. Merlin saß grüblerisch am Tisch. Jetzt war es soweit. Er musste sich seinem Schicksal stellen.



Am nächsten Morgen verabschiedete sich Merlin von Gaius und ging noch bevor Arthur aufbrach. Sie würden sich wahrscheinlich im Feldlager von Arthur wiedersehen. Gaius hoffte das zumindest. Denn als Arzt hatte er die Pflicht mit in die Schlacht zu ziehen, denn es würde viele Verwundete geben, die er an Ort und Stelle versorgen musste. Er begann, seine Arznei vorzubereiten.

Merlin kam gut voran und erreichte schon bald die Kristallhöhle. Der Eingang lag etwas versteckt, aber Merlin wusste, wo er war. Der Zauberer ging durch die Höhle und sah endlich die etwas höher gelegene Kristallhöhle. Er wollte sich gerade auf den Aufstieg vorbereiten, als er eine Stimme hörte
„Emrys, ich wusste, das du hierher kommen würdest. Ich habe auf dich gewartet."
„Morgana!"
„Du willst Arthur retten, aber diesmal wirst du scheitern!"
„Zeig dich....oder hast du Angst?"
Merlin hörte ein Lachen.
„Nein, ich muss zurück zu meiner Armee. Ich will doch nicht verpassen, wenn Mordred Arthur tötet. Ich habe so lange darauf gewartet. Aber du....du wirst hier in dieser Höhle bleiben und keine Möglichkeit haben, ihm zu helfen."
Wieder lachte sie und Merlin hörte ein Tosen, als der Eingang der Höhle einstürzte.
„Nein!" schrie er, aber es war zu spät. Der Ausgang war versperrt. Er kam hier nicht mehr weg.
Er versuchte mit Magie den Eingang zu öffnen, aber er scheiterte. Dann versuchte er, zu teleportieren, aber der Zauber, den Morgana auf die Höhle gelegt hatte, verhinderte auch das. Morgana hatte sie mit einem sehr mächtigen dunklen Zauber verriegelt. Er versuchte es immer und immer wieder, aber es half nichts und er wurde immer verzweifelter. Bald würde Arthur auf Morgana treffen und er hatte keine Chance ihn zu retten. Sollte er wirklich versagen? Merlin schrie wütend und verzweifelt auf. Er versuchte unermüdlich den Eingang zu öffnen, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach.
„Merlin!"
Merlin hörte in seinem Unterbewusstsein, das ihn jemand rief.
„Merlin!"
Er triftete langsam aus der Schwärze in sein Bewusstsein und öffnete seine Augen. Das verschwommene Bild vor ihm wurde klar und er war überrascht.
„Vater!" murmelte er.
„Ja, mein Sohn! Ich bin gekommen, um dir zu helfen."
Es war Merlins Vater....Balinor. Der Zauberer hatte erst vor Kurzem erfahren, das sein Vater noch lebte. Gaius hatte ihm von seinem Vater berichtet. Er war ein Drachenmeister; Arthur und er waren damals aufgebrochen, um ihn zu suchen, als der große Drache Camelot angriff und sie keinen Ausweg mehr hatten. Sie fanden ihn, aber unglücklicherweise wurde er auf dem Weg zurück nach Camelot von Banditen getötet. Merlin hatte das sehr schwer getroffen. Er fand seinen Vater und verlor ihn wieder, aber seines Vaters Gabe, die Drachen zu befehligen, ging auf ihn über. Merlin war jetzt auch ein Drachenmeister.
Merlin setzte sich auf.
„Ich bin hier eingesperrt. Meine Magie ist zu schwach, um den Eingang frei zu bekommen. Ich muss zu Arthur."
„Nein, deine Magie ist nicht schwach. Du musst an dich glauben. Merlin ....du bist nicht ein Zauberer mit Magie....du bist die Magie!"
„Vater?"
„Komm! Du musst in die Kristallhöhle. Stell dich in die Mitte der Höhle. Die Kristalle werden dir Kraft und Macht geben, denn sie sind die Quelle der Magie. Tu es und erfülle dein Schicksal!"
Merlin stand auf und stieg hinauf zu der Höhle. Dort angekommen, drehte er sich zu seinem Vater um. Balinor lächelte und nickte ihm zu.
Dann stellte sich der Zauberer in die Mitte und schloss die Augen. Er fühlte, wie seine Magie durch seinen Körper strömte, aber dann schwoll sie an....wurde stärker....pulsierte in seinen Adern wie ein reißender Strom. Er öffnete die Augen und stellte erstaunt fest, das er in einem gleißenden weißen Licht stand, das von den Kristallen ausging. Als das Licht erlosch, fühlte er seine Magie stärker, als jemals zuvor. Ein Lichtschimmer umgab ihn, der sich langsam auflöste.
Er ging zu seinem Vater.
„Danke Vater! Es war schön, dich wiederzusehen, aber jetzt muss ich zu Arthur."
„Ich weiß!" sagte Balinor.
Merlin lächelte ihm noch einmal zu, bevor er hinabstieg und den Eingang mit einem Wort sprengte und eilig hinauslief. Vor der Höhle verwandelte er sich in den alten Zauberer Dragon.



Arthur ging durch das Feldlager. Sie waren in Camlann angekommen und hatten das Lager aufgebaut. Seine Späher hatten ihm berichtet, das Morgana morgen früh hier eintraf. Er schaute in die Runde und entdeckte Gaius, der bei einigen Rittern saß. Er ging auf ihn zu.
„Gaius, wo ist Merlin? Er hatte gesagt, das er für euch noch einige Kräuter besorgen muss."
„Ja, Sire. Sie sind wichtig. Ich brauche sie für die Verwundeten. Er wird bald hier sein."
Arthur sah ihn skeptisch an. Irgendwie glaubte er das nicht so. Er konnte nicht verstehen, das Merlin ihn in der größten Schlacht seines Lebens verlassen hatte. Er fühlte sich irgendwie.....Er wusste es selbst nicht. Warum hatte der Mann, den er liebte, in seiner schwersten Stunde verlassen? Denn er liebte Merlin, das war ihm jetzt klar. Alles war jetzt vor der Schlacht klarer. Wenn sie unterlagen, würde er nicht nur sein Leben verlieren, nein, er würde alles verlieren, wofür er und Merlin und die Ritter gekämpft hatten. Aber wo war er? Er würde ihn vielleicht nie wiedersehen, wenn er die Schlacht nicht überlebte.
Arthur seufzte, drehte sich um und setzte seinen Gang durch das Lager fort.




Merlin ritt so schnell, wie das Pferd laufen konnte. Er hatte zuviel Zeit verloren und hoffte inständig, das er nicht zu spät kam. Er konnte nicht teleportieren, denn er kannte die Gegend nicht.
Und auch nicht zu Gaius. Er war wahrscheinlich nicht allein und Merlin wollte nicht plötzlich in dem Lager auftauchen. Die Ritter würden ihn vielleicht töten, wenn er aus dem Nichts als alter Zauberer erschien, weil sie dachten, das er von Morgana käme. Nein, das war zu gefährlich; er musste dort hin reiten. Er trieb das Pferd noch mehr an.
Als er dort ankam, war die Schlacht im vollem Gange. Merlin konnte die Kampfgeräusche schon von Weitem hören.
Er sprang von dem Pferd und rannte an den Abgrund. Unter ihm, im Tal tobte die Schlacht. Merlin suchte mit seinen Augen Arthur. Zuerst fand er ihn nicht und Verzweiflung überkam ihn, aber dann....dann sah er ihn. Er kämpfte an der Spitze seiner Ritter, schwang sein Schwert und streckte mit jedem Schlag einen Feind nieder. Eine Anzahl von Sachsen rannte auf ihn zu. Merlin hob die Hand und schickte einen Blitz, der sie alle vernichtete. Arthur drehte sich verwirrt um. Wieder stürzten Feinde auf ihn und wieder schickte Merlin einen Blitz. Arthur schaute um sich, suchte die Quelle der Blitze und sah Merlin in der Gestalt von Dragon auf dem Hang stehen. Wieder schickte Merlin einen Blitz auf eine Gruppe von feindlichen Reitern. Als ob die Zeit stehen blieb, sahen sich Arthur und Merlin einen Augenblick an. Dann kam der Drache....Aithusa. Merlin hatte ihn auf die Welt geholt und ihm einen Namen gegeben. Aber irgendwie ist er zu Morgana gekommen und stand ihr zur Seite. Er flog auf die Camelot Ritter zu. Merlin befahl ihm in der Drachensprache den Angriff einzustellen. Aithusa zögerte, aber dann drehte er um und flog davon. Merlin sah ihm nach, bis er verschwunden war.
Dann suchte er wieder Arthur und erstarrte. Alle Sachsen um Arthur lagen auf dem Boden, aber was ihn so schockierte, war....Mordred. Er stand vor Arthur mit dem Schwert in der Hand. Und Arthur bewegte sich nicht, hatte das Schwert gesenkt und sah ihn nur an. Er war einmal ein Freund für Arthur, deshalb glaubte er nicht, das Mordred ihn töten würde. Merlin schaute panisch um sich. Er war viel zu weit von Arthur entfernt, um etwas zu tun. Und er konnte keinen Blitz schleudern. Zu hoch war das Risiko, das er Arthur auch traf. Mordred bewegte sich und hob das Schwert......
Gaius Stimme kam in seinen Kopf.
Du kannst dich in Sekunden zu der Person teleportieren, an die du gerade denkst.
Arthur!
Merlin sagte den Zauber auf und schloss die Augen.



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