Avalon Kapitel 45

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Avalon


Kapitel 45



Anna rannte panisch die Treppe herauf, rannte den Flur entlang zu Arhurs Zimmer. Sie riss die Tür auf und erstarrte bei dem Anblick, der sich ihr bot. Arthur und Merlin lagen beide nackt auf dem Bett, beide sprangen auf, als sie erkannten, wer in der Tür stand und versuchten mit ihren Händen zu verdecken, was sie konnten.
„Anna....verdammt, was machst du hier?" rief Arthur und suchte hektisch etwas, womit er sich bedecken konnte. Merlin hatte inzwischen die Wolldecke um sich geschlungen und reichte Arthur das weiße Leinentuch vom Bett.
Anna stand immer noch in der Tür, rührte sich nicht. Arthur band das Tuch um sich und ging auf sie zu.
„Anna, was ist denn los?" fragte er jetzt sanfter.
„Es....es tut mir leid, das ich so rein geplatzt bin."
„Das ist jetzt auch nicht tragisch. Was ist los?" sagte Arthur
„Jemand beobachtet in einem Wagen das Haus. Ich bin mir sicher, das ist Max....oder seine Leute!"
„Was?" sagte Arthur verblüfft.
Merlin und er gingen zum Fenster. Anna machte das Licht aus. Sie schauten durch die Gardinen und sahen den Wagen.
„Du meinst den dunklen, großen Wagen?"
„Ja....zwei Männer sitzen drin."
Arthur drehte sich um
„Wo ist Navarr?"
„Ich bin hier!" sagte er und kam in das Zimmer. Er schaute erstaunt die beiden mit ihren Decken an, dann grinste er
„Habe ich irgendeine Party verpasst?"
„Sehr witzig....Fee!" knurrte Arthur „Wir werden beobachtet!"
„Was....von wem?"
„Anna meinte, von Max....zuzutrauen wäre das dem Bastard!" sagte Arthur.
„Wer ist Max?" fragte Navarr
„Er ist derjenige, der uns gesagt hatte, wo sie dich gefangen halten." sagte jetzt Merlin
„Und warum sollte er das tun?"
„Er will dich wahrscheinlich wieder fangen und ausliefern.....Ruhm ernten!" sagte Anna.
Merlin sah zu Arthur
„Was machen wir denn jetzt?"
„Ich schlage vor, die beiden gehen jetzt runter und wir ziehen uns an."
Navarr grinste
„Und wieso seid ihr eigentlich nicht angezogen?"
Arthur warf ihm einen drohenden Blick zu. Navarr hob die Hände, grinste und zog Anna mit sich hinaus. Dann schloss er die Tür.
Arthur und Merlin sprangen kurz unter die Dusche, kleideten sich an und gingen hinunter ins Wohnzimmer. Anna und Navarr saßen auf dem Sofa.
„Was tun wir denn jetzt?" sagte sie, als sie die beiden sah.
Arthur ging auf und ab, dachte nach. Nach einer Weile blieb er stehen und sah alle an.
„Wir gehen noch heute Abend! Shaylon hält das Tor immer bewacht. Wir können nicht warten, das wird zu gefährlich. Wenn sie ihn jetzt wieder bekommen, dann finden wir ihn nie mehr."
„Oh nein!" flüsterte Anna und sah zu Navarr.
Arthur wandte sich an Anna
„Anna, du bleibst hier, wenn wir gehen. Wir kennen den Weg zum See. Ich will nicht, das du in Gefahr kommst."
„Aber Arthur...."
„Nein, du bleibst hier....bitte!"
„Er hat recht!" sagte jetzt Navarr.
Sie nickte.
„Wann gehen wir?" fragte Merlin
„Jetzt! Hast du die Fläschchen von Shaylon?"
Merlin nickte und zeigte sie ihm.
„Gut!"
„Ich hole noch mein Zauberbuch." sagte Merlin und rannte die Treppe rauf. Kurz darauf war er wieder da.
„Ihr geht am besten hinter dem Haus entlang." sagte Anna.
Navarr und sie sahen sich verzweifelt an. Das war jetzt also der Abschied. Schneller, als sie alle dachten. Sie gingen zur Hintertür und blieben stehen. Es war jetzt kurz vor zwölf. Niemand würde jetzt noch auf den Straßen sein. Arthur ging zu Anna und schaute sie an
„Anna, ich danke dir für alles, was du für uns getan hast. Ich werde dich nie vergessen und wünsche dir ein schönes Leben."
Er umarmte sie und stand einen Augenblick so da. Anna weinte, als sie Merlin in den Arm nahm.
„Leb wohl Anna. Es war mir eine Ehre, dich zu kennen."
Ganz zum Schluss ging Navarr zu ihr. Er wischte ihr sanft die Tränen weg und sagte leise
„Anna....ich komme wieder....versprochen."
Dann küsste er sie, lang und intensiv. Arthur und Merlin sahen sich an. Dann lösten sie sich und Navarr flüsterte
„Ich komme wieder!"
Sie warfen noch einen letzten Blick auf Anna, die jetzt richtig weinte. Dann schlüpften sie aus der Tür und Anna sperrte schluchzend zu. Sie waren fort und sie würde sie nie wiedersehen. Sie rannte ins Wohnzimmer, warf sich auf das Sofa und weinte.





Sie schlichen hinter dem Haus entlang zur Straße. Suchten hinter den einzelnen Bäumen Schutz, als sie im großen Bogen den Van umgingen. Arthur und Merlin wussten, in welcher Richtung der See lag. Sie überquerten zwei Seitenstraßen und mussten noch ein Stück an der Hauptstraße entlang gehen. Das war der schwierigste Teil, denn dort konnten sie sich nicht verstecken. Sie standen an der Ecke der Seitenstraße und Arthur suchte die Hauptstraße mit seinen Augen ab. Es war still, kein Auto fuhr, kein Mensch war zu sehen. Arthur drehte sich nach ihnen um
„Es ist niemand zu sehen. Alles ist ruhig."
„Wie lange müssen wir an der Straße gehen?" fragte Navarr
„Nicht sehr lange, vielleicht fünfzig Meter, dann liegt links der See. Von der Straße sind es noch dreißig Meter bis zum Seeufer. Ich hoffe, Freya schickt das verdammte Boot."
„Das wird sie schon tun!" sagte Navarr.
Arthur suchte noch einmal die Straße ab, dann nickte er ihnen zu. Sie betraten die Hauptstraße und gingen zügig Richtung See.
Plötzlich hörten sie ein Brummen und drei Wagen kamen schnell auf sie zu.
„Lauft!" schrie Arthur und sie rannten die Straße entlang. Sie sahen schon die glatte Oberfläche des Sees, als sie Schüsse hinter sich hörten. Sie erreichten den See, bogen keuchend von der Straße ab und rannten zu dem Seeufer. Wieder knallte es und Merlin schrie auf. Arthur drehte sich um, sah ihn auf dem Boden liegen.
„Merlin!" schrie er und rannte zurück. Navarr rannte mit ihm zurück. Arthur kniete sich neben ihn. Der Zaubere keuchte
„Irgendetwas hat mich getroffen."
Arthur sah mit Schrecken, das sich das blaue T Shirt unterhalb der Schulter, sich mit Blut dunkel färbte.
„Oh Gott Merlin!" rief Arthur verzweifelt.
„Alle sofort stehen bleiben!" ertönte eine Stimme. Arthur drehte den Kopf. Männer kamen auf sie zu und hielten diese Waffen in den Händen. Waffen, die Merlin getroffen hatten. Arthur suchte sie ab, aber Max war nicht unter ihnen. Sie kamen ihnen nicht so nah, sahen Navarr abwertend an.
„Sag dem Chef, das wir die Kreatur haben....und seine Freunde!" sagte einer von ihnen abfällig.
„Er ist schon unterwegs!"
Arthur sah zum See....so nah. Sie waren so nah gewesen. Er schaute zu Navarr, der ihn stumm anblickte. Merlin zupfte ihn unmerklich am Shirt.
Er sah zu Merlin, der ihm zart zunickte und mit den Augen auf die Männer zeigte. Arthur wusste, das er Magie einsetzen wollte, Navarr hatte es auch gesehen und nickte auch unmerklich. Arthur stand langsam auf. In dem Moment leuchteten Merlins Augen und er schrie etwas in einer unbekannten Sprache. Eine zart leuchtende Wand baute sich schnell zwischen den Männer und ihnen auf. Sie schossen wieder, aber keine Kugel kam hindurch. Sie versuchten vorzupreschen, prallten aber an der Wand ab. Merlin war aufgestanden und hielt seine gesunde Hand hoch, während seine Augen glühten.
„Arthur, nimm mein Zauberbuch und gehe mit Navarr ins Boot. Dann fährt ihr los. Ich halte sie auf, bis ihr in Sicherheit seid."
„Nein, kommt nicht in Frage! Ich bleibe bei dir.... ich lass dich nicht allein!"
„Verdammt Arthur, tu nur einmal, was ich sage. Wenn ihr weit genug draußen seid und in den Nebel eintaucht, dann teleportiere ich zu euch ins Boot."
Arthur sah ihn skeptisch an
„Merlin....kannst du das wirklich tun?"
„Ja....kein Problem und jetzt geht!"
Navarr nahm das Zauberbuch und zerrte Arthur, der etwas widerwillig war, zum Boot, das jetzt wirklich am Ufer lag. Sie stiegen ein und Merlin flüsterte leise. Das Boot setzte sich in Bewegung und trieb auf den Nebel zu. Arthur saß auf der Spitze und ließ Merlin nicht aus den Augen.
„Merlin....komm jetzt!" schrie er. Merlin sah zum Boot, während die Männer schossen und versuchten, durch die Wand zu kommen. Er wusste, das es gleich in den schützenden Nebel eintauchte, wo die Feen verborgen warteten, um sie nach Avalon zu bringen. Und er wusste, das er nicht mehr teleportieren konnte. Die Wunde blutete und er fühlte, wie er schwächer wurde. Die Dunkelheit kam näher, aber er drängte sie zurück. Er musste den Schutz so lange halten, bis Arthur in Sicherheit war. Schweiß stand auf seiner Stirn, als er seine letzten Kräfte mobilisierte.
„Merlin!" schrie Arthur wieder „Komm jetzt....verdammt!"
Das Boot fuhr in den Nebel hinein.
Merlin sah sich noch einmal um, seine Worte kamen ihm in den Sinn
Ich werde dich beschützen, vor was auch immer!
Er nickte schwach....ja....das hatte er getan....Arthur war in Sicherheit!
„Leb wohl Arthur....ich liebe dich!"
Dann brach er zusammen und ließ zu, das die Dunkelheit ihn einhüllte.
Arthur sah durch die letzten durchscheinenden Nebel, wie Merlin zusammenbrach und die Männer auf ihn zueilten.
„Nein....nein.... nein....Merlin....nein!" schrie Arthur und wollte aus dem Boot springen. Navarr sprang vor, hielt ihn eisern fest und plötzlich waren die Feen da. Sie schwebten über dem Boot.
„Lasst ihn nicht aus dem Boot!" klang ein Befehl.
Navarr drehte sich um. Shaylon schwebte über dem Boot und sah ihn an. Er nickte ihm zu. Drei weitere Feen landeten auf dem Boot, hielten Arthur fest, der jetzt kämpfte, um das Boot zu verlassen. Immer wieder schrie er laut
„Merlin....nein....Gott....nein....Merlin!"
Sie hatten ihre liebe Mühe, ihn festzuhalten, aber sie hielten ihn.
„Lasst....mich....los! Merlin.....ich muss....zu Merlin!"
„Majestät! Das Tor!" rief der Kommandant der Feen. Shaylon sah in seine Richtung. Da war das Tor. Es leuchtete in den bunten Farben der Feenmagie. Nur Feen konnten es sehen, und es war verdammt nah!
„Lasst mich!" schrie Arthur wieder, wehrte sich immer noch mit aller Kraft und Shaylon sah auf ihn hinab. Das Tor war zu nah, er konnte das Gift nicht mehr trinken und....er würde es auch auf keinen Fall trinken. Er wollte zurück zu Merlin, auch wenn er dann in Gefangenschaft käme. Shaylon sah wieder zum Tor.
„Sire!" warnte ihn der Kommandant „Wir sind sehr nah!"
Shaylon fluchte
„Verdammt....verdammt!"
Er schwebte hinab zum Boot und sagte zu seinen Soldaten.
„Haltet ihn fest!"
Eine vierte Fee kam hinzu, sie hielten Arthur an Armen und Beinen fest. Shaylon trat auf Arthur zu und zog seinen Dolch.
„Tut mir so leid.....mein Freund! Ich habe keine Wahl....verzeih mir!"
Dann stach er Arthur mitten ins Herz. Arthur sah ihn mit großen Augen an, dann sackte er in sich zusammen. Sein Shirt färbte sich über seinem Herz dunkelrot.
Eine Fee überprüfte seinen Puls
„Er ist tot, Sire!"
Shaylon nahm tief Luft, nickte ernst, sah zu seinem Freund, der tot im Boot lag und dann sah er hoch.....sie fuhren durch das leuchtende Tor nach Avalon ein!





Die Männer kamen auf Merlin zu, der am Boden lag. Als er sich nicht rührte, kniete einer sich herunter und überprüfte seinen Puls.
„Er lebt noch!"
Ein schwarzer Jaguar fuhr vor und ein Mann stieg aus. Er kam langsam näher und sah auf Merlin hinab.
„Lebt er noch?"
„Ja, Sire!"
„Wo ist die Kreatur?"
Der andere Mann sagte leise
„Sie ist leider entkommen. Sie waren zu dritt und die anderen zwei sind mit einem Boot entkommen. Dieser hier hat irgendetwas getan, so das wir sie nicht fassen konnten."
„Was denn?"
„Er hatte eine Wand zwischen uns aufgebaut, da kamen keine Kugeln durch und wir auch nicht. Sie ist erst verschwunden, als er zusammenbrach. Die anderen waren dann schon weg! Es tut mir leid. Sire!"
„Interessant! Bringt ihn fort und versorgt ihn medizinisch. Ihr seid mir für ihn verantwortlich. Seht zu, das er nicht stirbt!"
„Ja, Sire!"
„Und Frank?"
Der Mann, der Bericht erstattet hatte, drehte sich um
„Das hier....ist nie passiert!"
„Jawohl Sire!"
Die Männer transportierten Merlin ab. Der Mann ging ein paar Schritte zum See und sah über das Wasser. Nichts war zu sehen!
Max lächelte, drehte sich um und ging zu seinem Auto zurück. Seine private Spezialeinheit hatte gute Arbeit geleistet. Er hatte zwar nicht diese Kreatur, aber er hatte etwas viel Wertvolleres. Der Freund von Anna! Er hatte ihn wiedererkannt! Es war einer ihrer Freunde aus dem Club.Was würde Anna wohl alles tun, um ihn zu retten....um ihn frei zu bekommen?
Er grinste bei diesem Gedanken noch mehr, stieg ein und fuhr davon.

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