Avalon
Kapitel 53
Arthur öffnete die Augen. Wieder sah er zu dem weißen Stoff, der sich über seinem Himmelbett erstreckte. Er setzte sich auf, versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er legte eine Hand auf sein Herz, krempelte die Tunika hoch und sah auf die verblasste Narbe über seinem Herzen. Er schaute neben sich. Dort war kein Merlin. Er kam sich vor, als hätte er ein Deja-vu. Er sah zu der Sitzgruppe, aber dort saß kein Shaylon und beobachtete ihn. Hatte er das alles nur geträumt? Wenn das so wäre....dann war Merlin immer noch verloren! Panik bemächtigte ihn innerhalb von Sekunden, als er aus dem Bett sprang und sich hastig anzog. Er wollte gerade zur Tür stürmen, als sie geöffnet wurde und der König hereintrat. Er lächelte, als er Arthur sah, aber das verblasste sofort, als er in Arthurs Gesicht schaute und die Sorge und Panik darin sah.
„Arthur? Was ist denn los?"
„Wo....wo ist Merlin?" fragte dieser besorgt.
Jetzt lächelte Shaylon
„Keine Panik....es geht ihm gut! Er ist vor dir aufgewacht und jetzt ist er bei Anna. Navarr und er wollen Anna helfen, sich zurecht zu finden, schließlich ist das für sie alles neu. Aber sie ist noch nicht aufgewacht. Er wird sicher gleich kommen!"
Arthur war sichtlich erleichtert.
„Gott....ich habe schon gedacht....ich hätte das alles nur geträumt."
Shaylon schüttelte den Kopf
„Nein, es war alles real....zu real!"
Arthur sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an
„Vor allem, das du mir schon wieder einen Dolch ins Herz gerammt hast!"
Shaylon lachte
„Sei nicht so nachtragend! Schließlich wird nicht jeder von seinem besten Freund erdolcht....und das gleich zweimal!"
„Nun ja....mein Bedarf daran, ist jetzt für eine lange Zeit gedeckt!"
Arthur sah den König an, dann ging er auf ihn zu und umarmte ihn, als er sagte
„Danke für deine Hilfe, Shaylon....du bist wirklich mein bester Freund!"
Er strich ihm sanft über seine Flügel.
„Hey, hör auf über meine Flügel zu streicheln....das ist....verwirrend....angenehm!" fügte er leise hinzu.
Arthur ließ ihn abrupt los
„Entschuldigung....ich vergaß, das sie eine....empfindliche Stelle sind!" sagte Arthur schmunzelnd
„Jaaa....sagte Shaylon nachdenklich „Das sind sie....woher weißt du das denn?"
„Navarr hat es mir gesagt! Er sagte, das sie eine erogene Zone sind und das die Feen sehr darauf reagieren."
Shaylon schüttelte den Kopf
„Navarr! Typisch...."
Es war einen Augenblick still und der König ging nachdenklich im Zimmer herum, dann sah er zu Arthur
„Navarr....er überrascht mich immer wieder. Seit Anna hier ist, benimmt er sich anders!"
„Inwiefern?"
„Er ist erwachsen geworden! Ich kenne Navarr immer nur als Draufgänger, der sich nie Gedanken machte, was er gerade tat, der sich, ohne nachzudenken in alle möglichen und unmöglichen Situationen stürzte, aus denen ich ihn meistens herauszog. Jetzt ist er ernst, ruhig und besonnen....widmet sich diesem Mädchen mit soviel Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit....Eigenschaften, die ich nie an ihm gesehen habe."
„Er liebt Anna!" sagte Arthur einfach
Shaylon nahm einen tiefen Atemzug
„Und genau das macht mir Sorgen!"
„Wieso denn?"
Shaylon ging auf Arthur zu und blieb vor ihm stehen
„Arthur....sieh mal....ich habe Anna mit nach Avalon geholt, weil Navarr so verzweifelt war und....weil wir es ihr schuldig waren. Sie ist ein sehr nettes Mädchen und mutig....sie hatte uns geholfen, sich sogar für Merlin diesem grausamen Mensch opfern wollen. Aber hier ist nicht ihr Zuhause. Sie hat ein Leben....eine Familie in der Welt, aus der sie gerissen wurde. Ich nahm sie mit....damit sie lebt und eine zweite Chance hat."
„Du willst sie zurückschicken?"
Shaylon nickte
„Ja, wie du weißt, kann ich sie mit Magie lebendig machen und in ihre Welt zurückschicken."
Arthur drehte sich um, rieb sich nachdenklich das Kinn, bevor er sich wieder Shaylon zuwandte
„Und wenn sie das nicht will? Sie liebt Navarr und er liebt sie. Sie könnten jetzt zusammen sein!"
Der König seufzte, schüttelte den Kopf
„Eine Fee und ein Mensch? Ich habe solche Paarung noch nie gesehen....ich weiß gar nicht, ob das überhaupt möglich ist!"
„Tja....was das Schlafen miteinander angeht....ist das möglich!" sagte Arthur.
„Ja....schon!" räumte Shaylon ein „Aber was ist mit Kinder? Kann aus dieser Paarung Nachwuchs entstehen und....wie würden sie sein, als halb Mensch und halb Fee? Ich habe so etwas noch nie gesehen! Das kann nicht funktionieren!"
Arthur machte einen Schritt auf ihn zu
„Das weißt du nicht! Aber du solltest wissen, wenn du Anna zurückschickst....dann wirst du beiden das Herz brechen. Wenn du mir sagst, das Navarr sich so verändert hat, dann liebt er sie von ganzem Herzen und ihretwegen ist er so geworden. Willst du das wirklich zerstören, Shaylon? Du hast an mir und Merlin gesehen, wie sehr man leiden kann!"
„Bei euch ist es etwas anderes! Ihr seid einzigartig!"
„Jede Liebe ist einzigartig, mein Freund, auch die von Navarr und Anna!" sagte Arthur
Er legte eine Hand auf die Schulter des Königs
„Wenn du einen Rat willst, dann solltest du Anna entscheiden lassen, was sie möchte. Es ist ihr Leben! Wenn sie zurück will, dann tu es! Wenn sie bei Navarr bleiben will, dann lass sie! Du tust dir selbst einen Gefallen, wenn du Anna entscheiden lässt. Und was Navarr angeht, solltest du sie zurückschicken, dann wird er leiden. Ich habe gesehen, wie er litt, als er dachte, das am See der Abschied war. Überdenke noch einmal alles, Shaylon, bevor du handelst!"
Shaylon nickte langsam
„Du hast recht....ich sollte nochmal darüber nachdenken!"
Es war einen Augenblick still und Arthur sah zu Boden. Dann hob er den Kopf und sah den König fragend an
„Shaylon....als du Max getötet hast....was war das....dieses grüne Leuchten?"
Shaylon nahm tief Luft und sah ihn an. Arthur spürte, das es ihm nicht recht war, das er ihn darauf ansprach, aber er antwortete
„Das war Feenfeuer! So nennen wir diese Macht. Nur wenige Feen besitzen sie. Sie ist die ultimative Zerstörung, aber auch die Grausamste. Früher....in den alten Kriege war sie die Zerstörung erster Klasse. Ganze Armeen fielen ihr zum Opfer. Nachdem Frieden war, hatte mein Großvater die Anwendung dieser Macht verboten. Aber als mein Vater König wurde, hob er dieses Gesetz wieder auf. Du weißt ja, wie er war. Jetzt, da ich König bin, gibt es nur ein paar Feen, die sich dieser Macht bedienen können. Die meisten leben nicht mehr. Das bin ich....Linumes Vater und mein Kommandant."
„Und wieso so wenige?"
„Sie erfordert sehr viel Kraft, das die meisten Feen nicht aufbringen können....und das ist gut so! Du hast gesehen, was es anrichtet."
Arthur nickte
Shaylon drehte sich um, dann sah er wieder zu Arthur
„Arthur....ich wollte Max nicht töten....das habe ich selbst zu dir gesagt. Aber, als er am See Anna tötete....da ist irgendetwas in mir vorgegangen!"
„Du musst dich nicht vor mir rechtfertigen!"
Shaylon ging auf ihn zu
„Doch....muss ich! Ich hatte mir selbst geschworen, dieses Feuer nie anzuwenden....und doch tat ich es! Als ich Merlin sah....Gott....was musste er für Schmerzen ausgehalten haben....die dieser Bastard ihm aus reinem Vergnügen zugefügt hatte und dann.... Anna. Eine junge, hübsche Frau, die ihr Leben leben wollte und so nett und hilfsbereit war. Und nur, weil sie kein Interesse an ihm hatte....tötete er sie kaltblütig."
Es entstand eine Pause, dann sagte Shaylon
„Ich bin immer noch der Meinung, das Feenfeuer für ihn angemessen war. Er sollte so grausam sterben, wie er anderen Leid zugefügt hatte....Merlin, Anna und wer sonst noch. Es tut mir leid, das du das gesehen hast!"
Arthur schüttelte den Kopf
„Mein Freund....glaube mir....hätte ich diese Macht gehabt, ich hätte genauso gehandelt. Du hast recht....er hat Merlin grausam gefoltert....bis er starb. Ich denke, solche Menschen haben ihr Recht auf Erbarmen und Mitleid verwirkt. Und ich bin froh, das ich es gesehen habe, weil ich ihm schon lange solchen Tod gewünscht hatte. Aber es zeigt mir auch, wer du bist! Du hast ihn getötet....ja.... aber du hinterfragst dein Handeln....suchst Bestätigung und Absolution. Kein kaltblütiger Mörder würde das tun....sie töten, drehen sich um und haben es vergessen oder tun es gerade wieder. Max ist gestorben, wie er andere behandelt hatte....grausam und kaltblütig!
Und nun werden wir nie mehr darüber reden....es ist vorbei! Verstanden!" sagte Arthur. Es klang wie ein Befehl.
Shaylon nickte
„Ja, Majestät!"
Arthur sah ihn überrascht an, doch dann sagte er erschrocken
„Tut mir leid, Shaylon....ich wollte dir das nicht befehlen, du bist der König!"
Der König schüttelte den Kopf
„Das ist so nicht ganz richtig, denn du bist auch ein König!"
Arthur deutete ein leichtes Nein an
„Von einem Reich, das nicht mehr existiert."
„Aber trotzdem bist du ein König....deine ganze Art....wie du spricht....wie du befiehlst!" sagte er mit einem Schmunzeln.
„Verdammt Shaylon....hör jetzt auf!"
„Schon wieder ein Befehl!" sagte er amüsiert.
Jetzt musste auch Arthur grinsen. Die Tür flog auf und Merlin kam herein gestürzt. Als er Arthur sah, rannte er auf ihn zu und sprang in seine Arme.
„Arthur....Arthur!"
Er küsste ihn auf die Augen....die Nase....die Wangen....den Mund....überall, wo er konnte.
„Hey....langsam!" sagte Arthur. Merlin ließ ihn los.
„Ich dachte, ich würde dich nie mehr wiedersehen." sagte Merlin
„Nun....die Rettungsaktion hast du auch Shaylon zu verdanken. Er hat mir geholfen, dich zu finden."
Merlin drehte sich nach dem König um
„Vielen Dank,Sire!"
„Vielleicht solltest du ihn auch küssen." witzelte Arthur
Shaylon hob abwehrend die Hände
„Nein, danke....es reicht schon, das Arthur meine Flügel gestreichelt hat." schmunzelte der König und ging zur Tür.
„Bis später dann!"
Dann war er weg und Merlin sah Arthur fragend an
„Warum hast du seine Flügel gestreichelt?"
Arthur zog ihn an sich
„Nicht so wichtig!"
Dann küsste er Merlin tief und leidenschaftlich. Er sah Merlin ernst an
„Tu das nie wieder!"
„Was denn?"
„Du hast mich angelogen, als du sagtest, das du teleportieren könntest."
„Du wärst nicht gegangen und ich wollte, das du in Sicherheit bist."
Arthur sah ihn verständnislos an
„Ohne dich? Was soll ich dann hier?"
Merlin ging zum Fenster, drehte sich nicht um, als er fragte
„Du wolltest dich umbringen?"
„Das hat dir wohl Navarr erzählt, ja?"
Merlin drehte sich um, er war verärgert
„Du bist ein Idiot! Was sollte das? Ich habe dich nicht beschützt, damit du dich danach tötest."
„Ich wollte nicht ohne dich leben....ich dachte du wärst tot!"
„Das konntest du nicht wissen! Ich war nicht tot!" sagte Merlin aufgebracht
„Ach ja....für mich sahst du aber sehr tot aus, als ich dich zum Boot trug! Und wenn wir dich nicht gefunden hätten, wärst du das immer noch. Was willst du mir sagen? Das ich ohne dich glücklich weiterleben sollte? Du weißt selbst....das ist unmöglich. Sag mir....könntest du ohne mich weiterleben?"
Merlin antwortete einen Augenblick nicht, doch dann sah er Arthur an
„Nein!"
„Also....wozu dann diese Diskussion?" sagte Arthur. Er wusste, das es mehr ein Streit war, als eine Diskussion.
Merlin nahm einen tiefen Atemzug
„Ich weiß es nicht! Allein der Gedanke, das du tot wärst, macht mich wahnsinnig!"
„Und was soll ich sagen? Du bist in meinen Armen gestorben....wieder einmal für mich! Das war ein Alptraum....glaube mir!"
Arthur schüttelte den Kopf und ging auf Merlin zu, blieb dicht vor ihm stehen
„Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt streiten. Tatsache bleibt, das wir allein nicht leben wollen....oder können. Deshalb ist es unnötig, das einer von uns sich für den anderen opfert....wir leben beide....oder sterben beide....eine andere Option haben wir nicht und wollen wir nicht! Ist doch so!"
Merlin nickte, strich ihm sanft eine blonde Locke aus der Stirn
„Ich liebe dich, du Trottel!" sagte er liebevoll zu Arthur.
Er zog Merlin in die Arme, küsste ihn, bis sie Atemnot hatten, dann flüsterte er
„Für immer und ewig!"
Arthur sah zum Bett, dann wieder mit einem verlangendem Blick zu Merlin.
„Oh nein....das hat Zeit....ich muss zu Anna!" sagte Merlin mit einem Lächeln
„Zeit? Ich habe dich vier Wochen nicht gesehen....geschweige berührt!" beschwerte sich Arthur
„Aber wir müssen zuerst zu Anna. Sie war noch nicht aufgewacht und ich denke, sie hat viel Fragen. Wir sollten ihr helfen....du weißt doch noch, wie es das erste Mal bei dir war, oder?"
„Ja, du hast ja recht!" gab Arthur zerknirscht zu „Gehen wir zu Anna!"
Er küsste Merlin noch einmal, dann machten sie sich auf den Weg zu Annas Zimmer.
DU LIEST GERADE
Avalon
FanficMerlin rettet Arthur in Camlann sein Leben. Aber zu welchem Preis? Und wird Arthur damit klar kommen? Ist Liebe stärker als alles andere? Und werden die beiden ihr Glück finden? Pairing Arthur/Merlin