Avalon Kapitel 32

124 12 0
                                    


Avalon


Kapitel 32




Anna saß in ihrem kleinen Büro in der Universität. Neben ihrer Doktorarbeit war sie auch in der Buchhaltung der Universität tätig, wenn auch nur in Teilzeit. Ihr Vater stellte ihr genug Geld zur Verfügung. Sie las in einem Buch, das für ihre Doktorarbeit informativ war. Sie schrieb ihre Arbeit über das frühe Mittelalter, aber ihr Steckenpferd war die Artussage. In ihrer Freizeit suchte sie immer nach neuen Informationen, die Arthur und Camelot betrafen. Schon als Kind faszinierte sie die Geschichte um den berühmten König und seinen Zauberer. Sie hatte stundenlang bei ihrem Großvater gesessen und seinen Geschichten über Camelot und seinen Ritter gelauscht. Später, als sie erwachsen war, hatte sie alle Bücher darüber verschlungen, auch wenn sie sehr voneinander, was die Geschichte anging, abwichen. Sie lächelte, wenn sie an gestern Abend dachte. Und ausgerechnet sie, hatte zwei junge Männer kennengelernt, die komischerweise Arthur und Merlin hießen. Zufall? Sie glaubte nicht an Zufälle. Anna war der Meinung, das alles im Leben vorbestimmt war. Wer waren die beiden, die sich so sonderbar verhalten hatten? Gab es wirklich noch Orte auf dieser Welt, die keine Elektrizität und so etwas normales wie eine Dusche kannten? Wahrscheinlich! Sie würde sie fragen, woher sie kamen. Sie hatten gestern Abend soviel geredet, das sie nicht nachgefragt hatte.
Sie stand auf und blickte aus dem Fenster.
Und sie wollten die Geschichte über Camelot hören. Wieso fanden sie das so interessant? Weil sie die gleichen Namen hatten? Oder, weil sie.....
Sie schüttelte den Kopf und lächelte. Maya würde jetzt wieder sagen, das ihre Fantasie mit ihr durchging, da sie so viele Bücher las und Filme sah. Maya war ihre Realität....ihre Stütze, die sie immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückführte. Sie sah zum Telefon. Anna musste sie noch anrufen; sie hatte das Arthur versprochen. Arthur! Sie hatte noch nie einen so schönen Mann gesehen. Er war perfekt in jeder Hinsicht. Merlin stand ihm in nichts nach, auch wenn er ein ganz anderer Typ war. Aber Arthur war der Traum jedes jungen Mädchens....ein Prinz mit schönen blauen Augen, goldenem Haar, der sie auf seinen starken Armen trug und beschützte.
Anna schüttelte wieder den Kopf. Sie hörte sich wie ein kleines Mädchen an. Aber trotz allem faszinierte sie dieser junge schöne Mann, seine Art, Gesten....Ausstrahlung, auch wenn er ihr gestern sagte, das er Merlin liebte.
Tja....das Leben konnte so grausam sein!
Sie griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Maya meldete sich am anderen Ende.
„Hey Maya, Anna hier."
„Hi Anna! Und....alles in Ordnung?"
„Ja, ich bin in der Uni und arbeite, aber ich wollte dich etwas fragen."
„Was denn?"
„Du hast mir doch vor Kurzem von dem Unfall in der Stadt erzählt."
„Ja"
„Du hast doch den Unfall gesehen?"
„Ja, aber warum willst du das wissen, Anna?"
Anna wollte Maya nicht sagen, das sie gestern zwei Jungs mit nach Hause nahm. Sie würde wieder toben und schimpfen, das sie so vertrauensselig war. Und würde, wie Anna sie kannte, sie direkt unter die Lupe nehmen. Anna hatte in den Archiven der Zeitung nach einem Hinweis gesucht, aber seltsamerweise stand nichts über diesen Unfall darin. Das war ungewöhnlich für eine Kleinstadt. Normalerweise wäre auf jeden Fall ein Artikel darüber erschienen.
„Nur so, ich habe gar nichts darüber in der Zeitung gelesen. Ich wollte nur wissen, ob es so war."
„Natürlich, warum sollte ich das erfinden?"
„Maya, das habe ich nicht gesagt. Aber erzähl es mir nochmal....bitte."
Maya schwieg einen Moment, aber dann sagte sie
„Nun, ich habe es nur so genau gesehen, weil mir der junge Mann aufgefallen war."
„Inwiefern?"
„Er war sehr gutaussehend....fast schön. Ich hatte ihn noch nie in der Stadt gesehen. Solche Männer fallen auf, vor allem mir!"
Anna nickte, sie wusste von was Maya sprach. Zwei von dieser Art saßen bei ihr zu Hause.
„Er war in irgendetwas vertieft, eine Zeitschrift oder sonst was, deshalb sah er das Auto nicht, als er über die Straße ging. Es hatte ihn erwischt. Ich stand nicht weit weg, in der Nähe eines Baums. Um ehrlich zu sein, hatte ich vor ihn anzusprechen, aber....."
„Er hatte dir gefallen? Wie sah er denn so aus?" fragte sie beiläufig
Sie musste es aussehen lassen, als würden zwei Freundinnen sich über einen Mann unterhalten. Sie wusste, Maya wurde schnell misstrauisch. Und dann würde sie Hölle und Himmel in Bewegung setzen, um herauszufinden, was los war. Anna wollte das vermeiden.
„Wie ich schon sagte, er war schön, lange weißblonde Haare, die er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und....das war so faszinierend an ihm....smaragdgrüne Augen....er hatte mich kurz angesehen, bevor das Auto....wie gesagt, ich stand nicht weit weg. Er was schon fast auf der anderen Seite. So ein Pech!"
„Was passierte dann?"
„Die Polizei kam und scheuchte die Menschen weg. Sie haben mich nicht gesehen, weil ich von dem Baum verdeckt war. Sie standen um ihn herum, so das ich nicht sehen konnte, was los war. Aber dann geschah etwas Ungewöhnliches."
„Was denn, Maya.....davon hast du gar nichts erzählt."
„Die Polizisten tuschelten und sahen andauernd zu ihm, wie er da lag. Dann kam jemand von ihnen und legte eine Decke über ihn. Aber er konnte eigentlich nicht tot sein."
„Wieso?"
„So schnell war das Auto nicht gefahren, es hatte auch noch gebremst....es kann ihn nicht so schlimm verletzt haben. Ich stand quasi daneben. Dann kam der Krankenwagen und sie verfrachteten ihn darin."
„Konntest du ihn noch sehen?"
„Nein, sie hatten die Decke nicht entfernt. Das war doch komisch, oder?"
„Ja, das war schon seltsam. Na gut, ich muss jetzt weiterarbeiten."
„Ist wirklich alles okay, oder soll ich heute Abend vorbeikommen?"
„Nein, alles klar, außerdem treffe ich mich heute Abend mit meinem Vater."
Eine Notlüge!
„Oh....ist er in der Stadt?"
„Ja, aber morgen reist er wieder ab."
„Dann will ich nicht stören, sag ihm schönen Gruß."
„Mach ich, bis dann Maya."
„Bis dann!"
Sie legte auf und zog ihre Stirn in Falten. Es wurde immer seltsamer. Erst die Jungs und nun dieser mysteriöse Unfall.
Irgendwas ging da vor!




„Arthur!"
„Arthur, wach auf!"
Arthur öffnete langsam seine Augen. Merlin stand über ihn gebeugt und lächelte ihn an.
„Was ist los!" nuschelte er
„Steh auf, du Schlafmütze! Es ist schon spät!"
Er setzte sich auf. Merlin war schon angezogen und sah in belustigt an.
„Steh auf und zieh dich an!"
Schlagartig fiel ihm ein, wo sie waren.
„Wo ist Anna?"
„Sie sagte, sie kommt erst am Nachmittag, erinnerst du dich?"
Er stand auf und zog sich an. Dann suchten sie das Bad. Als sie es gefunden hatte, gingen sie hinein und standen vor der Toilette.
„Also, das ist für uns zu erleichtern?" fragte Arthur
„Ja, das hatte sie gesagt."
„Aber nicht, wie es funktioniert?"
Merlin griff sich nachdenklich an den Kopf
„Ich glaube, wir müssen den Knopf danach benutzen."
Arthur nickte
„Also gut....du zuerst. Ich warte draußen."
„Wieso ich zuerst?" beschwerte sich Merlin
„Nun....du hast Magie!"
„Was hat denn das damit zu tun?"
„Ja....falls irgendetwas schief geht!"
Merlin sah ihn mit einem sonderbaren Blick an
„Was sollte denn beim Pinkeln schon schiefgehen, Arthur?"
„Keine Ahnung....jetzt mach schon."
Er drehte sich um und verließ das Bad.
Kurze Zeit später hörte er das laute Geräusch der Spülung und rief
„Merlin! Alles in Ordnung?"
Merlin streckte den Kopf aus der Tür und grinste
„Ja, komm Arthur, es ist ganz einfach."
Nachdem auch Arthur es geschafft hatte, standen sie am Waschbecken und drehten das Wasser auf.
Als es aus dem Hahn floss, ging Arthur in die Knie und schaute unter das Becken.
„Was suchst du denn?" fragte Merlin
„Ich will sehen, wohin das Wasser läuft und wo es herkommt?"
„Frag besser Anna."
Arthur kam wieder hoch und hielt seine Hand unter das Wasser, nur um sie mit einem Schmerzenslaut wieder zurückzuziehen
„Au....verdammt, das ist kochend heiß."
„Vielleicht müssen wir beide Verschlüsse drehen, das hatte Anna gestern bei der Dusche auch gemacht."
Merlin drehte der andere Knopf und das Wasser wurde angenehm warm. Als sie auch das erledigt hatte, gingen sie hinunter ins Wohnzimmer. Sie setzten sich auf das Sofa. Merlin nahm eine der Zeitschriften und blätterte darin
„Arthur, mein Gott, sieh mal da!"
Er zeigte ihm eine Seite, auf der eine fast nackte Frau abgebildet war. Arthur sah ihn ungläubig an.
„Wieso hat sie keine Kleider an? Und was sind...Dessous?"
Merlin zuckte mit den Schultern und schaute wieder mit Interesse zu dem Bild. Arthur nahm ihm die Zeitschrift ab.
„Hey!"
„Das brauchst du dir nicht anzusehen. Du hast mich!"
Merlin grinste
„Aber du hast nicht solche Rundungen."
Arthur knurrte und zog ihn an sich. Er küsste ihn tief und leidenschaftlich. Danach sagte er
„Aber dafür kann ich besser küssen."
„Das weiß ich nicht! Ich habe noch keine Frau geküsst. Vielleicht sollte ich es mal tun." sagte Merlin grinsend.
„Merlin! Treib es nicht zu weit!" knurrte Arthur
„Dann gib mir wieder dieses Buch mit den Bildern!" sagte der Zauberer
„Nein!"
Dann fiel Merlin etwas anderes ins Auge und er griff danach. Es war ein kleines schwarzes längliches Etwas mit kleinen Knöpfen.
„Was ist das?" fragte Arthur
„Keine Ahnung!" Merlin drückte auf diese Knöpfe und plötzlich flammte das schwarze Bild an der Wand auf und Musik und laute Geräusche drangen zu ihnen. Merlin und Arthur sprangen auf und machten einen Sprung hinter das Sofa in Deckung.
„Was zum Teufel ist das denn schon wieder?" keuchte Arthur.
Sie saßen auf dem Boden mit dem Rücken gegen die Rückwand des Sofas.
„Es ist passiert, als ich die Knöpfe drückte." meinte Merlin.
„Musst du auch alles anfassen!"
Als nichts weiter geschah, streckten sie beide vorsichtig die Köpfe über das Sofa. Auf diesem Bild bewegte sich alles und Geräusche kamen aus ihm heraus. Sie pirschten sich langsam näher, immer auf der Hut, bereit, sofort zu reagieren. Als sie davor standen, beobachteten sie fasziniert das Geschehen. Zwei Kästen, in denen Menschen saßen bewegten sich auf diesem Weg. Sie hatten einen seltsamen Gegenstand, der knallte, in den Händen. Einer der Menschen brach blutüberströmt zusammen.
„Gott....Merlin, sie haben ihn getötet!" rief Arthur
„Wieso sind die Menschen in dem Bild hier und wie?" fragte Merlin.
Sie schauten dahinter....da war nichts!
„Also wirklich, Merlin....diese Welt macht mir langsam Angst. Mach es wieder rückgängig!"
Merlin drückte wieder Knöpfe und dann was es wieder schwarz und ruhig. Sie atmeten auf und legten die Fernbedienung auf den Tisch. Arthur sah anklagend zu Merlin
„Fass bloß nichts mehr an!"
Er grinste
„Ich denke nicht, das Anna irgendetwas Gefährliches in ihrem Haus hat."
„Egal....sei vorsichtig!"
„Also gut....suchen wir etwas zu essen." meinte Merlin
„Gute Idee!"
Sie machten sich auf den Weg zur Küche.

AvalonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt