Avalon
Kapitel 13
Die Ritter trugen Arthur zum See. Gaius ging hinter ihnen, den Kopf gesenkt, in Gedanken versunken. Er war alt....er hatte sein Leben gelebt, ein gutes Leben, mit Höhen und Tiefen, was ein Leben so ausmachte. Aber was ihn glücklich machte, war die Tatsache, das er zwei außergewöhnliche Menschen kennenlernen durfte, die jemals gelebt hatten. Merlin und Arthur! Ihre Liebe und Verbundenheit strahlte wie ein helles Licht in dieser düsteren Zeit. Merlin hatte sein Leben aufgegeben, um Arthur zu retten, aber Arthur....Arthur gab sein Leben auf, um bei Merlin zu sein. Selbst der Tod konnte sie nicht für immer trennen und so trug er jetzt seinen König zu seinem letzten Bestimmungsort. Avalon....zu Merlin! Gaius lächelte traurig. Ja....das war eine traurige Geschichte, die man später seinen Kinder am Feuer erzählen konnte. Eine Geschichte über zwei Menschen, die aus Liebe ihr Leben aufgaben. Arthur und Merlin, die im Leben nicht zusammen sein konnten....aber im Tod, Gaius war sich dessen sicher.
Sie hatten den See erreicht. Sie legten Arthur auf den Boden und Leon kam auf ihn zu.
„Gaius, was tun wir jetzt?"
Gaius sah zum See und hob verwundert die Augenbrauen. Das kleine Boot lag am Ufer. Es war das gleiche Boot, das dort lag, als er Merlin nach Avalon brachte. Der Hofarzt war sich ganz sicher, das es gestern , als er am See war, nicht hier war. Er schaute wieder über den See, der wie üblich im Nebel lag. Dann nickte er leicht....ja....Freya würde ihn erwarten....ihn.... Arthur.... König von Camelot! Er wandte sich Leon zu
„Seht ihr das kleine Boot?"
Leon drehte sich um und nickte.
„Legt Arthur in dieses Boot."
Leon nickte wieder.
Nachdem sie ihren König zur letzten Ruhe in das kleine Boot gebettet hatten, standen alle wortlos um dieses herum. Niemand sprach, aber nach einer Weile nickte Gaius Leon zu und sie schoben das Boot in den See. Alle Ritter zogen ihre Schwerter, hielten sie mit einer Hand mit der Spitze zu Boden, als sie ihre Knie beugten und ihre Köpfe senkten, die letzte Ehre gebend, für ihren König, während das kleine Boot langsam im Nebel verschwand.
Als das Boot verschwunden war, standen sie auf, steckten ihre Schwerter weg. Langsam gingen Leon, Persival und Gwaine zurück. Gaius blieb noch am Seeufer stehen und schaute über den See. Elayn trat neben ihn. Einen Moment sprach niemand, aber dann sagte der Ritter
„Was ich nicht verstehen kann....warum hat Arthur gelächelt, als er starb?"
Gaius antwortete nicht sofort. Er wusste es! Arthur war glücklich....glücklich, weil er wusste, das er bald bei Merlin sein würde.
„Er war glücklich!"
Elayn runzelte die Stirn und sah ihn verwirrt an, sagte aber nichts. Gaius sah ihn an, als keine Antwort kam. Er überlegte einen Moment, ob er Elayn aufklären sollte. Aber er entschied sich dagegen. Er würde das nicht verstehen. Wer in aller Welt würde freiwillig sein Leben aufgeben, nur um bei seiner Liebe des Lebens zu sein. Wahrscheinlich nicht sehr viele. Elayn könnte nicht nachvollziehen, was Arthur und Merlin verband....er konnte es selber nicht. Der Ritter nickte, dann ging er auch ins Lager zurück.
Gaius blieb zurück, schaute wieder über den See. Das Boot war lange im Nebel verschwunden. Er wusste, das er nie wieder an diesem See stehen würde. Er würde nach Camelot zurückkehren und Gwen die Nachricht von Arthurs Tod bringen. Er hatte Merlin verloren und jetzt seinen König. Camelot würde nie mehr das Gleiche für ihn sein. Aber er würde dort sterben. Er atmete tief ein.
„Lebt wohl, Arthur. Ich hoffe, das ihr endlich glücklich seid!"
Dann drehte er sich herum, ging langsam zurück ins Lager. Sie würden bald nach Camelot aufbrechen.
Nach zwei Tagen erreichten sie ohne Zwischenfälle Camelot. Arthur war tot, aber er hatte dem Reich noch einen letzten Dienst erwiesen, indem er Morgana getötet hatte. Er hatte Camelot den Frieden gebracht. Sie hatten nicht viel auf der Reise zurück gesprochen, jeder war in seinen eigenen Gedanken versunken. Nur ab und zu sahen sie verstohlen zu Arthurs Pferd, das Leon mit sich führte und das jetzt ohne seinen Reiter nach Hause kam. Doch als sie die weißen Türme von Camelot sahen, wurden sie alle unruhig.
Sie ritten auf den Hof und machten vor den Stallungen halt und stiegen von ihren Pferden ab. Stalljungen kamen heraus und nahmen ihnen die Tiere ab. Gaius seufzte, als er daran dachte, das er jetzt Gwen aufsuchen musste. Leon trat neben ihn, als er leise sagte
„Ich beneide euch nicht, um diese Aufgabe....Gwen zu sagen, was passiert war."
Gaius sah ihn an
„In der Tat!"
Dann ging er über den Hof in Richtung Schloss. Er war müde. Die Anstrengung der Reise machten sich bemerkbar....und, das er schon wieder die Aufgabe hatte, einem Menschen den Verlust eines geliebten Menschen beizubringen.
Als er vor Arthurs Gemächer stand, atmete er noch einmal tief ein, bevor er klopfte.
„Herein!" hörte er Gwens Stimme.
Gaius trat ein. Gwen stand vor dem Fenster und lächelte, als sie ihn sah.
„Gaius....ihr seid zurück? Wo ist Arthur?"
Gaius kam näher und blieb vor ihr stehen.
„Mylady....es ist nicht leicht das zu sagen, aber...."
Gwen schüttelte den Kopf. Sie konnte an Gaius Gesichtsausdruck sehen, das etwas nicht in Ordnung war.
„Nein....nein....sagt mir jetzt nicht, das er..."
„Es tut mir leid, Mylady!"
Die Königin legte ihre Hand auf ihre Brust, als sie sich umdrehte und zum Fenster starrte. Es war einen Moment still, dann fragte sie leise
„Was ist passiert?"
Gaius erzählte ihr von dem Angriff und Arthurs Verwundung.
Gwen drehte sich um zu Gaius. Er konnte Tränen in ihren Augen sehen.
„Ihr konntet ihm nicht helfen?"
Gaius schüttelte den Kopf
„Nein! Die Verletzung war schwer....er hatte innere Blutungen, die ich nicht stoppen konnte."
„Wo....wo ist er?"
Gaius antwortete nicht sofort.
„Gaius?"
„Mylady....er ist in Avalon. Es war sein Wunsch."
Gwen nickte und sah zu Boden, dann nach einer Ewigkeit hob sie den Kopf und sah Gaius an.
Der Hofarzt sah ihre Tränen, die jetzt an ihren Wangen entlangliefen, als sie sprach
„Wisst ihr....er war hier nicht glücklich. Er konnte Merlin nie vergessen....seine Liebe zu ihm."
Jetzt sah Gaius sie überrascht an.
„Ja....ich habe es gewusst. Und ich habe gesehen, wie er sich quälte, Tag für Tag....seit Merlin tot war. Ich gab ihm soviel Trost, wie ich konnte.....aber es war nie genug."
Sie machte eine Pause
„Ich habe Arthur geliebt....trotz allem."
Die Königin lächelte traurig
„Und ....ich bin froh, das ihr ihn nach Avalon gebracht habt. Denn jetzt ist er dort, wo er immer sein wollte!"
„Mylady..."
Die Königin schüttelte den Kopf
„Ist schon gut, Gaius. Könnt ihr mich jetzt bitte allein lassen?"
Gaius nickte, verbeugte sich leicht und verließ die Gemächer.
Draußen vor der Tür blieb er einen Moment verwirrt stehen. Sie hatte es gewusst! Sie wusste von der Liebe der beiden? Und trotzdem hielt sie Arthur die Treue!
Er schüttelte den Kopf. Es gab nicht mehr viele Menschen in seinem Leben, die ihn überraschen konnten, aber Gwen hatte dies getan. Sie bewies in seinen Augen Stärke und Mitgefühl, auch Toleranz und Liebe. Ja....sie war einer Königin würdig! Und sie würde Arthurs Wunsch erfüllen und Camelot weise regieren.
Merlin saß vor der Hütte und schaute über die grüne Wiese mit all der bunten Pracht an Blumen.
Dieses Reich der Feen war wirklich schön. Eigentlich sollte er glücklich sein, das er hier war. Und das er nicht allein war. Lancelot hatte ihm erzählt, das man in der Geisterwelt allein war. Man hatte keinen Körper und die anderen Geister kümmerten sich nur um sich selbst. Außerdem war diese Welt trist und leer. Hier lebte er....auf eine gewisse Art, wie Freya zu sagen pflegte mit allen Annehmlichkeiten, die dieses Reich zu bieten hatte, aber er konnte es nicht verlassen. Dann würde er alles verlieren. Hatte er das nicht schon? Er hatte alles verloren....sein Leben....seine Freunde und....Arthur. Es hatte so weh getan, ihn am Ufer zu sehen und die Sehnsucht nach ihm war ungebrochen. Er würde an dieser Sehnsucht nicht sterben, da er ja schon tot war, aber er würde vielleicht auf Dauer verrückt werden. Und Arthur? Er hatte so traurig ausgesehen, als er dort am Ufer stand. Er hatte ihn nicht vergessen. Aber sie konnten nie wieder zusammen sein und Merlin spürte, wie die Verzweiflung wieder die Oberhand gewann. Lancelot kam heraus und setzte sich neben ihn.
„Denkst du schon wieder an Arthur?"
„Nein, ich bewundere die Aussicht!"
Lancelot sah ihn an
„Du warst schon immer ein miserabler Lügner."
Merlin lächelte und Lancelot freute sich jedes Mal, wenn er das aus ihm herauslocken konnte.
Merlin war immer so ernst und traurig.
„Du kennst mich viel zu gut."
„Sollte man meinen."
Es war einen Augenblick still, dann sagte Lancelot
„Es war nicht gut, das du Arthur am See gesehen hast. Es hat alles noch schlimmer gemacht."
„Schlimmer? Schlimmer kann es nicht mehr werden. Ich werde noch verrückt!"
„Merlin...."
„Nein....ich kann ihn nicht vergessen....niemals, verstehst du das denn nicht?"
Lancelot seufzte
„Was soll ich sagen?"
„Nichts!"
Merlin stand auf.
„Ich gehe spazieren. Ich muss den Kopf frei bekommen."
Lancelot nickte und Merlin drehte sich um und ging über die Wiese.
Sein Freund sah ihm kopfschüttelnd nach. Was sollte er nur mit ihm machen?

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Avalon
FanfictionMerlin rettet Arthur in Camlann sein Leben. Aber zu welchem Preis? Und wird Arthur damit klar kommen? Ist Liebe stärker als alles andere? Und werden die beiden ihr Glück finden? Pairing Arthur/Merlin