Avalon Kapitel 55

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Avalon


Kapitel 55



Linume öffnete die Tür und trat in ihre Gemächer ein. Shaylon, der an seinem Schreibtisch über Dokumente saß, blickte auf und lächelte
„Ah....der erste schöne Anblick an diesem Tag."
Linume lächelte
„Hör auf, du alter Charmeur! Was tust du denn da?"
Shaylon seufzte
„Nun, es ist eine Menge Arbeit liegengeblieben, in der Zeit, in der ich weg war. Das Los eines Königs!"
sagte er mit einem Seufzer.
„Du weißt, das ich mit diesem Kram nichts anfangen kann, oder?" sagte sie und zeigte auf die Dokumente.
„Ja, das war ja auch kein Vorwurf! Wo warst du denn? Ich habe dich heute noch nicht gesehen, außer das du noch geschlafen hast, als ich zu Arthur ging."
„Ich war bei Anna!"
Shaylon sah jetzt von seinen Dokumenten auf.
„Ist sie aufgewacht?"
„Ja, ich habe mich mit ihr unterhalten. Sie ist sehr nett! Ich bin froh, das Navarr sie gefunden hat....sie hat einen positiven Einfluss auf ihn."
„Ja, ich weiß!" sagte er etwas niedergeschlagen.
Linume, die sich gerade etwas zu trinken einschenkte, sah ihn an
„Das klingt aber nicht sehr glücklich." meinte sie
Shaylon legte das Dokument, das er in der Hand hielt, auf den Schreibtisch und stand auf. Er ging zu seiner Frau, die ihm den Becher reichte. Er trank einen Schluck und stellte ihn auf den Tisch.
„Das ist etwas, was mir Sorgen macht. Die beiden lieben sich, das kann jeder sehen, aber....Anna hatte Familie....Freunde....ein Leben, aus dem sie herausgerissen wurde. Ich würde sie gerne zurückschicken, das sie ihr Leben fortsetzen kann, aber das ist nicht so einfach....eher kompliziert. Ich habe schon heute Morgen mit Arthur darüber geredet. Er meinte, ich sollte die Entscheidung Anna überlassen."
„Ein weiser Rat!" sagte Linume „Aber ich kann dich nicht wirklich verstehen. Du weißt, solltest du Navarr und Anna trennen, dann werden sie zugrunde gehen. Ich weiß nicht, wie Anna reagieren würde, aber ich weiß, Navarr würde es auf Dauer zerstören. Ich kenne meinen Bruder! Er hatte immer hier und da Affären mit irgendwelchen Feenmädchen gehabt, das länger oder auch kürzer hielt. Aber so, wie er sich mit Anna benimmt, war er noch nie. Du solltest Arthurs Rat beherzigen und mit Anna reden....allein!"
Shaylon nickte
„Ja, ich habe auch nochmal darüber nachgedacht....du hast recht, ich werde mit ihr reden."
Linume ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm, dann küsste sie ihn
„Ich weiß schon, warum ich mich in dich verliebt habe?"
„Warum?" fragte er zwischen den Küssen.
„Du bist auch weise und dazu....noch verdammt gutaussehend!"
Shaylon lächelte, küsste sie tief und leidenschaftlich, als es an der Tür klopfte.
Er ließ sie mit einem Seufzer los.
„Ja!"
Ein Diener trat herein und verbeugte sich
„Mylord....es ist Zeit für die Ratsversammlung!"
„Ich komme!"
Der Diener verbeugte sich und verließ das Zimmer.
Shaylon sah Linume mit einem Bedauern an.
„Die Pflichten eines Königs! Aber heute Abend setzten wir das hier weiter fort."
Sie nickte lächelnd
„Unbedingt....Mylord!"
Shaylon küsste sie noch einmal, dann verließ er seine Gemächer. Seine nervigen Berater warteten auf ihn.


Anna, Navarr, Arthur und Merlin zeigten Anna die Stadt. Sie sah sich staunend um, beobachtete die Feen, die beschäftigt ihren Aufgaben nachgingen. Auf dem Markt begutachtete sie die schönen Kleider, von denen Navarr ihr einige kaufte.
„Das ist alles so wunderschön hier....die Stadt und die vielen Feen. Es ist wie ein Traum!" sagte sie schwärmerisch zu Navarr.
„Wir werden noch etwas aus der Stadt gehen, damit du auch die schöne Landschaft siehst." sagte Merlin
„Ja, das können wir machen!"
Sie gingen eine halbe Stunde und standen auf einem Hügel, auf dem man die Stadt sehen konnte. Das Schloss ragte etwas erhöht heraus und alles glitzerte in der Sonne, als wäre die Stadt aus Kristall. Anna schaute bewundert über die Stadt, dann drehte sie sich um und sah über das schöne Land. Alles war grün und blühte. Bunte Blumen auf der Wiese, die von Schmetterlingen in allen Farben umflattert wurden. Bäume, die in voller Blüte standen oder mit reifem, leuchteten Obst bestückt waren. Ein blauer Himmel, Sonne pur und ein lauer Wind, ermöglichten eine angenehme Temperatur.
„Und das alles entsteht durch Magie?" fragte sie erstaunt.
„Ja!" sagte Merlin.
„Das ist alles so schön. Lebt ihr hier im Schloss?" fragte sie Merlin
Arthur antwortete
„Nein, wir leben in einem schönen Tal, ungefähr einen halben Tagesmarsch von hier. In einer Hütte mit Lancelot."
„Lancelot? Ich habe ihn noch gar nicht gesehen. Ist er auch hier?"
„Ja!" sagte Merlin „Wir treffen uns später mit ihm und Freya."
„Und wer ist Freya?"
„Freya ist ein Mädchen aus unserer Zeit von Camelot. Sie war eine Freundin von mir und als sie starb, brachte ich sie nach Avalon. Shaylon machte sie zur Herrin des Sees....sie schickt uns immer das Boot, außerdem ist sie Lancelots Freundin."
„Lasst uns zurückgehen, ich habe Hunger." sagte Navarr und nahm Anna bei der Hand. Sie nickten und Arthur sagte
„Gute Idee....etwas essen könnte ich jetzt auch!"
„War ja klar, das du schon wieder Hunger hast!" sagte Merlin. Arthur zog ihn an sich
„Nicht nur auf Essen!" sagte er und küsste ihn.
„Arthur!" sagte Merlin leise und sah mit einem Seitenblick zu Anna und Navarr.
Navarr grinste ihn frech an
„Sind wir mal wieder schüchtern?" sagte er amüsiert zu Merlin
„Ich zeig dir gleich, wer hier schüchtern ist!" sagte er drohend zu der Fee.
Navarr grinste noch mehr
„Sei vorsichtig....du hast hier keine Magie, aber ich schon!"
„Sehr witzig!" meinte Merlin und schubste ihn leicht.
Arthur und Merlin wussten, das Merlin sehr wohl seine Magie hier hatte. Er konnte sie nur nicht anwenden, ohne Avalon zu erschüttern. Aber das behielten sie für sich.
Sie gingen zurück und Navarr schenkte Anna noch eine wunderschöne Halskette. Als sie die Kette anzog, die mit roten, kleinen, strahlenden Steine verziert war, küsste sie ihn und sagte
„Dafür streichele ich dir heute Abend deine Flügel."
Navarr grinste
„Ich hoffe doch!"
Als Arthur mit Anna an einem anderen Stand die Waren begutachteten, zog Merlin Navarr auf die Seite
„Sag mir mal....was hat das denn auf sich....mit den Flügel zu streicheln?" fragte er leise
Navarr lächelte
„Nun....unsere Flügel sind eine erotische Zone....sie stimulieren uns sexuell."
Merlin sah zu Arthur, der sich mit Anna unterhielt und nickte leicht, als er murmelte
„Nicht so wichtig....was?"
Navarr sah ihn verwirrt an
„Was?"
Merlin sah wieder zu der Fee
„Er hat heute morgen die Flügel von Shaylon gestreichelt, das hat Shaylon selbst gesagt."
Navarr sah ihn erstaunt an
„Er hat....was getan?"
„Seine Flügel gestreichelt!" sagte Merlin genervt.
Navarr sah ungläubig zu Arthur, der sich gerade nach ihnen umdrehte. Beide sahen ihn an.
„Was ist?" fragte er
„Nichts!" antwortete Merlin und Navarr gleichzeitig. Arthur widmete sich wieder Anna, die ihn etwas fragte.
Navarr grinste leicht, als er zu Merlin sagte
„Na, das ist ja eine Überraschung!
Merlin sagte nichts mehr. Dieses beklemmende Gefühl, das er spürte, das er als Eifersucht kannte, war plötzlich sehr präsent.
Navarr und er gingen zu den anderen, dann spazierten sie zurück zum Schloss.
Anna bewunderte die bunten leuchteten Gänge im Schloss, als sie zu dem Raum gingen, indem das Essen serviert wurde. Unterwegs trafen sie Linume.
Arthur und Merlin verbeugten sich leicht und Anna tat es ihnen nach. Nur Navarr tat das nicht. Er lächelte sie an
„Wo gehst du denn hin, Schwester?"
„Essen!"
Wir auch, wenn du willst, kannst du ja mit uns speisen?"
Sie lächelte
„Oh ja, sehr gerne. Shaylon ist in einer Besprechung, das wird noch ein Weilchen dauern."
Sie erreichten den Raum und setzten sich. Kaum saßen sie, da ging die Tür auf und ein dunkelhaariger Mann und eine hübsche Frau kamen herein. Navarr sagte zu Anna, als sie den Tisch erreichten
„Anna, das ist Lancelot und Freya."
Anna sah ihn bewundernd an. Das war also Lancelot, der tapferste Ritter von Arthur. Sie musste zugeben, das er genauso aussah, wie sie sich ihn immer vorgestellt hatte. Groß, schön und verwegen. Er kam auf sie zu, nahm ihre Hand und küsste sie leicht
„Freut mich, dich endlich kennenzulernen, Anna."
„Ich auch!" sagte Freya und umarmte sie kurz. Dann setzten sie sich. Das Essen wurde serviert, alle aßen, lachten und scherzten. Anna sah in die Runde. Nie hätte sie gedacht, das sie mit diesen Leuten einmal an einem Tisch sitzen würde und das in Avalon. Es kam ihr immer noch vor, als wäre das ein Traum, aus dem sie gleich erwachen würde.
Nach einer Weile ging die Tür auf und Shaylon trat herein. Arthur und seine Freunde wollten aufstehen, aber der König winkte ab
„Sitzenbleiben....es reicht, das meine Berater die ganze Zeit gekatzbuckelt haben."
Er setzte sich neben Linume, als er zu Anna sah
„Nun, wie gefällt dir Avalon, Anna?"
„Oh....es ist so schön....wie im Märchen. Ihr habt ein sehr schönes Reich, Mylord!"
„Shaylon....wir sind hier unter uns und kein Sire....Mylord oder Majestät! Das hörte ich ein paar Stunden zu genüge."
„Was habe ich gesagt?" sagte Linume zu Anna „Er mag dieses höfische Getue nicht so."
Anna lächelte. Das war der außergewöhnlichste König, den sie je sah, außer Arthur natürlich. Auch er war außergewöhnlich, aber....im Grunde waren sie das alle, außer Anna. Sie war nur ein einfaches Mädchen....ein Mensch und nichts Besonderes....keine Königin oder Zauberin und erst recht keine Fee. Aber sie fühlte sich wohl in dieser zusammengewürfelte Runde, die jetzt auch ihre Freunde waren.
„Das ist eine sehr schöne Halskette." sagte die Königin zu ihr und riss sie aus ihren Gedanken.
„Anna griff danach und sagte lächelnd
„Ja, Navarr hat sie mir geschenkt. Was sind denn das für Steine in der Halskette?" fragte sie
„Edelsteine!"
„Edelsteine?" fragte sie verwundert „Aber sie sind doch sehr wertvoll!"
„Hier nicht!" sagte Navarr „Wir haben hier kein sogenanntes Geld. Hier handeln die Feen mit Waren."
Was hast du ihm denn gegeben für diese Halskette?" wollte sie wissen.
„Einen verzierten Dolch!" sagte Navarr. Anna nahm seine Hand und drückte sie zärtlich.
„Danke!"
Er sah sie liebevoll mit diesen wunderschönen, grünen Augen an, das Anna ihn am liebsten geküsst hätte.
Gott....sie liebte ihn, etwas was ihr wieder schmerzlich bewusst wurde.

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