Avalon Kapitel 27

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Avalon


Kapitel 27



Shaylon sah sie an, dann lehnte er sich zurück.
„Wie ihr wisst, ist Avalon vor den Menschen durch Magie verborgen. Das wird immer so sein, aber ich muss wissen, wie sich die Welt verändert hat. Das hat nicht wirklich einen Einfluss auf uns, aber trotzdem muss ich auf dem neusten Stand bleiben. Ich habe euch das noch nie gesagt....nicht, weil ich euch nicht vertraue, vielleicht eher, weil ihr nie gefragt habt."
Er trank einen Schluck Wasser, dann fuhr er fort
„Avalon liegt auf ....einer anderen Ebene, unbeeinflusst von Zeit und der Welt."
Arthur sah ihn überrascht an
„Also nicht neben der normalen Welt?"
Er schüttelte den Kopf
„Nein, nicht auf der selben Ebene, aber wir sind durch das Tor verbunden, aber nicht davon abhängig."
Merlin beugte sich vor
„So ähnlich, wie die Geisterwelt."
Shaylon lächelte ihn an
„Ja....genau so. Zauberer wissen das, deshalb sind sie so begierig darauf, es zu finden. Sie denken, hier wären sie unbeeinflusst von Zeit und Ereignisse der Welt....und es ist viel besser, als die Geisterwelt. Aber sie müssten der Magie von Avalon entgegen wirken, was ihr Verderben wäre. Es würde all ihre Kraft kosten und sie würden sterben. Denn trotz allem sind sie Menschen."
Merlin wusste das von Lancelot. Er hatte ihm viel von der Geisterwelt erzählt. Viel besser war eine reine Untertreibung. Avalon war eine Offenbarung....ein Traum!
„Ich verstehe, obwohl ich kein Zauberer bin. Und der See ist das Tor zu Avalon." sagte Arthur
„Ja, aber es ist nicht unbedingt an den See gebunden. Das Tor könnte auch irgendwo anders sein. Das Feenreich war immer ein Reich für sich allein. Menschen, die leben können dieses Reich auf keinen Fall betreten. Die Magie von Avalon würde sie töten und ich meine....wirklich töten.
Es entstand eine Pause, Shaylon ließ ihnen Zeit, das zu verarbeiten. Nach einiger Zeit fragte Arthur
„Und was ist jetzt euer Problem, Shaylon?"
Der König nahm tief Luft
„Also....wie ich schon erwähnte, schicke ich von Zeit zu Zeit eine Fee hinaus, um mir zu berichten, wie die Welt sich verändert hat. Diese Aufgabe ist sehr gefährlich und wird überwiegend von Freiwilligen übernommen. Sie müssen sich mittels ihrer Magie in Menschen verwandeln, um dort zu verweilen, sonst würden sie auffallen. Und hier liegt die Gefahr, denn diese Verwandlung kann nur zeitlich begrenzt aufrecht erhalten werden. Sie erfordert den Großteil der Magie und Kraft der Fee....und je länger diese von Avalon entfernt ist, umso schwächer wird die Magie. Feen sind an Avalon gebunden. Das heißt, sie muss innerhalb eines Zeitraums zurückkehren."
„In welchem Zeitraum?" wollte Arthur wissen.
„Maximal vier Tage!"
„Und was passiert, wenn diese Zeit überschritten ist?"
„Sie kann die Verwandlung nicht aufrecht erhalten. Sie verwandelt sich in ihre natürliche Gestalt zurück."
Arthur und Merlin sahen sich an
„Ihr meint....dann wäre eine Fee unter den Menschen?" fragte Merlin entsetzt.
Shaylon nickte nachdenklich
„Ja, im besten Fall würde sie getötet werden, wenn nötig von eigener Hand, falls sie es nicht schaffen, zurück zu kommen, das wissen die Feen, die sich freiwillig melden....aber wenn nicht...."
„Würden sie sie zwingen, das Geheimnis um Avalon preiszugeben." vollendete Arthur den Satz.
Shaylon nickte
„Ja, aber sie würden Avalon nicht finden....und was würden sie mit einer Fee tun?"
Wieder sahen sich Merlin und Arthur an. Der König fuhr fort
„Ich habe jetzt nach der Ruhephase eine Fee hinausgeschickt, aber....aber sie wird vermisst. Sie kam nicht zurück. Und hier liegt unser....mein Problem!"
„Wie lange?"
Shaylon sah Arthur an, dann antwortete er
„Fast sechs Tage!"
„Das heißt, das sie die Verwandlung nicht mehr aufrecht erhalten kann!" warf Merlin ein.
„Ja....und die Fee, die sich freiwillig gemeldet hatte, war....ist Linumes Bruder!"
„Der Bruder eurer Frau!" sagte Arthur überrascht.
Shaylon stand auf, er ging auf und ab, als er antwortete
„Ja, er ist in meiner Garde, genau genommen in der Leibgarde. Er ist jung und wie alle junge Männer will er sich beweisen. Er hatte mich angefleht, das ich ihm diesen Auftrag übergebe....ich hätte nicht darauf eingehen sollen!"
Er fuhr sich durch die Haare und sah zu Arthur
„Er ist so jung....so unerfahren....warum habe ich ihn gehen lassen? Er gab nicht nach....flehte mich an....was sollte ich tun?"
Arthur wusste, von was er sprach. So war es ihm mit seinen jungen Ritter ergangen. Auch sie wollten sich beweisen, flehten ihn an, sie mitzunehmen und einige fanden sehr schnell den Tod. Und auch er hatte sich immer Vorwürfe gemacht.
„Wie können wir euch helfen, Shaylon?" wollte er wissen.
Shaylon setzte sich und schloss einen Moment die Augen. Er sah so erschöpft aus.
„Wie ihr euch vorstellen könnt, ist Linume außer sich vor Kummer und Sorgen, er ist ihr einziger Bruder. Ihr müsst wissen....Feen haben eine sehr innige Beziehung zu ihren Geschwister. Und es belastet mich sehr, zumal ich die Schuld trage. Ich habe einige Feen hinausgeschickt, um ihn zu suchen, um herauszufinden, was passiert ist, aber sie kamen ohne eine Spur zurück. Sie sind zeitlich gebunden, um längere Nachforschungen zu betreiben."
Er machte wieder eine Pause, doch dann sah er sie beide an
Ich möchte....ich bitte euch, das ihr ihn sucht....wenn ihr dazu bereit seid!"




Jetzt sahen ihn Arthur und Merlin vollkommen überrascht an. Einen Moment sprach niemand. Arthur durchbrach die Stille
„Wir?"
Der Feenkönig nickte
„Ja....ihr seid Menschen. Ihr braucht euch nicht zu verwandeln. Ihr könnt euch zeitlich unbegrenzt unter den Menschen aufhalten. Ihr müsst nicht nach drei Tagen zurück."
„Aber wir sind tot. Freya hatte uns gesagt, wenn wir Avalon verlassen, sind wir wirklich tot!" warf Merlin ein.
Shaylon deutete ein Lächeln an und nickte wissend
„Ja, das stimmt auch. Ihr könnt ohne Erlaubnis Avalon nicht verlassen, dann habt ihr alles verloren.
Aber....wenn ich euch die Erlaubnis gebe und euch mit Magie beeinflusse, dann könnt ihr heraus, ohne das etwas passiert. Ihr könntet ihn suchen, ohne die Zeit im Nacken zu haben....vorausgesetzt, das ihr das tun wollt. Ich würde euch niemals zwingen."
Arthur sah zu Merlin und dieser hob fragend die Augenbrauen. Arthur stand auf und fuhr sich durch die Haare. Er nahm einen tiefen Atemzug.
„Nehmen wir einmal an, wir würden das tun....was passiert mit uns genau?" Er stützte seine Arme auf den Sessel und sah Shaylon an.
„Wie ich schon sagte, ich werde euch mit Magie....verändern, das heißt, wenn ihr das Tor von Avalon passiert, lebt ihr! Ihr seid ganz normale lebende Menschen, abgesehen von Merlin. Er wird seine Magie in voller Macht haben. Und das ist, was mich hoffen lässt, das ihr ihn findet. Ihr werdet nicht schutzlos sein mit Merlins Magie. Solltet ihr ihn lebend finden, dann bringt ihn zurück nach Avalon."
Merlin meldete sich zu Wort
„Aber habt ihr nicht gesagt, das lebende Menschen nicht nach Avalon können und wenn doch, das sie sterben werden?"
Der König sah ihn ernst an
„Ja, das stimmt....lebend könnt ihr nicht zurück!"
Merlin sah zu Arthur, der zu seiner Überraschung leicht grinste. Dann wandte er sich wieder Shaylon zu und fragte leise
„Heißt....heißt das....das wir wieder sterben müssen, um zurückkommen zu können?"
Der Feenkönig nickte
„Ja....leider....es tut mir leid!"
Jetzt stand auch Merlin auf und ging nachdenklich ein paar Schritte. Dann kam er zu der Sitzgruppe zurück
„Und wie? Sollen wir uns gegenseitig umbringen?"
Er sagte es mit etwas in seiner Stimme, das Arthur nicht definieren konnte. Angst....Verzweiflung....Unglauben? Merlin sah zu Arthur. Der Gedanke, ihn zu töten, widerstrebte ihm so sehr, das er einen Moment nicht atmen konnte. Er würde eher durch die Hölle gehen, als das zu tun. Auch, wenn das hieße, das sie wieder zusammen sein würden. Er könnte es nicht tun! Alles in ihm schrie auf, wenn er daran dachte, Arthur ein Messer in die Brust zu jagen. Arthur schien seine Gedanken zu erraten oder zu spüren, denn er ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm, als er leise flüsterte
„Ich könnte dich auch nicht töten....niemals, egal was es kostet."
Shaylon sah sie an und schüttelte den Kopf
„Das würde ich niemals von euch verlangen. Das wäre....unter meiner Würde. Ich würde euch ein Elixier mitgeben....es tötet schmerzlos in Sekunden."
„Gift?"
„So was ähnliches. Es gibt es nur hier in Avalon."
Einen Moment sprach niemand, dann sagte der König
„Eine Gruppe von meiner Garde würden am See bleiben und euch helfen, zurückzukommen. Sie können das Tor jederzeit passieren, ohne Probleme zu haben. Da niemand weiß, wann ihr zurückkommen würdet, bliebe das Tor unter ständiger Beobachtung."
Der König stand auf, ging zu ihnen und blieb vor Arthur und Merlin stehen
„Ich weiß, das es gefährlich ist, um was ich euch bitte. Solltet euch irgendetwas zustoßen, so würde es ....schwierig werden, nach Avalon zurückzukommen. Ich kann euch nur darum bitten. Solltet ihr es ablehnen, so könnte ich es verstehen, also keine Angst. Ich würde euch das nicht nachtragen."
Er atmete tief ein
„Also....schlaft und redet darüber. Ihr müsst euch nicht sofort entscheiden. Aber....da die Sache Priorität hat....erwarte ich morgen eure Entscheidung, egal, wie ihr entscheidet."
Er lächelte müde
„Gute Nacht, Arthur!"
Er nickte Merlin zu
„Merlin!"
„Gute Nacht, Sire!"
Shaylon drehte sich um und verließ ihre Gemächer.
Arthur und Merlin sahen ihm nachdenklich nach.

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