Avalon Kapitel 73

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Avalon


Kapitel 73



Arthur öffnete flatternd seine Augen. Er brauchte einen Moment, um zu wissen, wo er war. Er erinnerte sich an Tegan, der wie ein riesiger Schatten über ihm geschwebt hatte und er erinnerte sich, das er seine Verfolger zerstört hatte. Danach wusste er nichts mehr. Aber jetzt lag er in seinem Bett, gewaschen und seine Wunde verbunden. Er drehte mühsam seinen Kopf und sah in die blauen Augen von Merlin. Merlin saß an seinem Bett, hielt seine Hand.
„Merlin!" flüsterte er.
„Arthur....streng dich nicht an. Du bist schwer verletzt."
Er schüttelte leicht den Kopf
„Nein....ich....ich will dir etwas sagen."
Merlin kam näher, denn er konnte ihn nur sehr leise hören.
„Es....es tut mir....leid. Ich war....so....so gemein zu dir."
„Das ist jetzt nicht mehr wichtig! Wichtig ist nur, das du bei mir bist! Arthur....ich liebe dich, du bist mein Leben!"
Merlin küsste ihn zärtlich auf die Lippen.
„Ich....werde sterben!" flüsterte er
Merlin sagte nichts, sein Schweigen war für Arthur Antwort genug.
„Ich werde....werde dich ewig lieben....mein Herz." flüsterte er „Du darfst nicht traurig sein."
Merlin fing still an zu weinen. Seine Tränen liefen ihm heiß über sein Gesicht. Arthur hob mühsam eine Hand, wischte ein paar weg
„Nicht....nicht weinen....Merlin. Ich hätte gerne....die Ewigkeit mit dir verbracht....aber es sollte nicht sein."
Arthur schloss die Augen. Merlin fühlte, das er schwächer wurde....wie die Magie, die auch schwächer wurde. Arthur sterben zu sehen, war für Merlin die qualvollste Folter, die er sich vorstellen konnte. Und obwohl er wusste, das auch er sterben würde, war er sicher, wenn er Arthur sterben sah, das dies sein wahrerTod war. Mit seinem letzten Atemzug würde er auch sterben, alles was Merlin war, was ihn ausmachte....würde absterben und übrig bliebe eine leere Hülle. Er küsste zart seine Hand
„Ruh dich aus." sagte er leise zu Arthur und strich ihm durch sein Haar. Aber Arthur war wieder bewusstlos, konnte ihn nicht hören. Merlin stand auf. Er war so verzweifelt. War das ihr Ende? War das das Ende des wunderschönen, friedlichen Avalon? Konnte wirklich so ein boshafter Zauberer dieses wunderbare Reich zerstören....und ihre Liebe? Er schüttelte den Kopf, verließ die Gemächer und ging zu Shaylon. Er klopfte an.
„Ja!" hörte er die resignierte Stimme des Königs. Er trat ein. Shaylon und sein Kommandant standen am Eingang des Balkons. Immer noch hörten sie die dumpfen Einschläge der Magie der Angreifer. Merlin ging zu ihnen
„Was ist los?"
Shaylon sah zum Schutzschirm und Merlin folgte seinem Blick. Bei einem weiteren Einschlag flackerte der Schirm kurz, bevor er wieder stabil wurde. Der Schirm begann langsam zu versagen. Draußen hörten sie die Feinde jubeln, wenn der Schirm flackerte. Merlin wusste, wenn er versagte, dann würde Arthur seinen letzten Atemzug machen. Diese Vorstellung löste etwas in ihm aus.
„Können wir gar nichts mehr tun?" fragte er verzweifelt.
Der König schüttelte den Kopf.
„Wenn der Schirm versagt, was nicht mehr sehr lange dauert....ist das unser aller Ende!"
Merlin ging nachdenklich in den Raum, drehte sich hektisch um
„Ich habe meine Magie....ich kann sie fühlen! Warum kann ich sie nicht nutzen....warum?"
Shaylon ging auf ihn zu
„Weil dann der Schirm sofort zusammenbrechen würde, weil unsere Magie automatisch deine Magie bekämpfen würde, obwohl sie so schwach ist."
„Aber es muss doch eine Möglichkeit geben, sie zu nutzen?"
Shaylon seufzte resigniert und schüttelte wieder den Kopf.
„Sire?"
Shaylon und Merlin drehten sich zu Taleron um, der jetzt gesprochen hatte.
„Ja, Taleron!"
„Ich hätte vielleicht einen Vorschlag!"
Shaylon nickte ihm zu
„Nur zu....ich bin für alle Vorschläge offen! Sag, was du sagen willst!"
„Nun....mein Großvater erzählte mir früher, als ich noch ein Kind war, immer Geschichten von Avalon. Er erzählte von dem allerersten König und der Zauberin."
„Ja, ich kenne diese Geschichten auch! Es sind Legenden!" sagte der König
Merlin wurde hellhörig
„Erzähl weiter, Taleron!"
„Die Geschichte erzählt von unserem allerersten König. Er hatte sich in eine mächtige Zauberin verliebt und nahm sie mit nach Avalon. Aber sie konnte hier nicht zaubern, weil die Magie sie dann bekämpft hätte. Aber sie war eine Zauberin und Magie war ein Teil von ihr. Sie wurde unglücklich und verließ Avalon und den König. Er wollte sie heiraten, aber dann ging sie zurück in ihre Welt. Der König konnte nicht ohne sie leben und wurde krank vor Sehnsucht. Als sie davon erfuhr, kam sie zurück nach Avalon und pflegte ihn gesund, aber dann geschah etwas Ungewöhnliches. Da sie noch nicht verheiratet waren, hatten sie auch noch nicht das Bett geteilt. Sie heirateten und in der selben Nacht passierte es. Als sie sich liebten, sich öffneten für den Partner und sich gegenseitig alles gaben....ihre Liebe und sich selbst, vereinigte sich die Magie von Avalon mit der Magie der Zauberin in der Glückseligkeit und wahren Liebe, die sie erfuhren. Von diesem Augenblick an, konnte sie zaubern, denn Avalons Magie akzeptierte sie, schloss sich mit ihr zusammen. Angeblich ist ein Teil ihrer Magie immer noch vorhanden. Die Zauberin starb, als sie ihre Welt besuchte, um ihre Familie zu sehen.... durch einen Unfall. Der König konnte nicht verkraften, das sie tot war und starb kurz darauf auch.....nun, was ich eigentlich sagen wollte....es ist vielleicht nicht unmöglich!"
Es entstand eine Stille, aber dann sagte Shaylon
„Es ist nur eine Legende, die Väter ihren Kinder erzählen."
„Aber in jeder Legende steckt auch Wahrheit, Shaylon!" sagte Merlin „Vielleicht ist nicht alles wahr, aber wenn auch nur ein Teil davon wahr ist, dann....sollten wir es versuchen. Was haben wir zu verlieren?"
Der König sah ihn schweigend an, dann wandte er sich an Taleron
„Wer kennt sich denn mit diesen alten Legenden aus?"
„Die Ältesten, darunter mein Großvater! Sie sagen, das alles in den alten Aufzeichnungen steht."
Shaylon dachte einen Moment nach, dann nickte er
„Gut, die Ältesten sollen sofort hierher kommen!"
Taleron nickte, verbeugte sich und eilte davon. Sie waren soweit, das sie sich an alles klammerten, an was sie konnten.





Merlin ging zurück zu Arthur, sah nach ihm und wechselte den Verband. Er war immer noch bewusstlos und Merlin wusste, das er vielleicht nie mehr aufwachte. Er küsste ihn zärtlich auf die Lippen und eilte zurück.
Als er in die königlichen Gemächer kam, waren alle Ältesten schon da. Manche von ihnen waren sehr sehr alt, aber sahen aus, als wären sie gerade dreißig geworden. Aber wenn man ihnen in die Augen schaute, dann konnte man die Weisheit der Jahrtausende in ihnen sehen. Sie verbeugten sich leicht, als Merlin hereinkam und er wurde ein wenig verlegen. Shaylon winkte ihm und Merlin ging mit den Ältesten zum Schreibtisch
„Also" sagte Shaylon „Dann erzählt mal, was ihr wisst!"
Einer trat vor und sprach
„Ich bin Angolus, der Großvater von Taleron. Ich verwalte die alten Schriften und habe sie im Laufe der Jahrtausende alle gelesen....und auch die anderen Ältesten. Leider ist keiner mehr am Leben, der Zeuge dieser Ereignisse war. Sie kamen alle in dem Krieg um."
Die anderen nickten.
„Aber die Legenden beruhen auf einer wahren Begebenheit. Mein Großvater hatte es miterlebt und meinem Vater erzählt, der es wiederum mir erzählt hat. Leider starb mein Großvater in dem letzten Krieg. Es ist wahr....die Magie kann sich vereinen, in dem Moment, in dem man sich ganz dem Partner hingibt. So wie es bei der Zauberin und unserem ersten König war."
Es entstand ein Schweigen und Merlin sah geschockt zu dem Ältesten und dann zu Shaylon.
„Heißt....heißt das....das ich mit Shaylon....schlafen muss, um die Magie zu vereinen?" fragte er leise.
Beide, Merlin und der König sahen entsetzt Angolus an. Des Ältesten Mundwinkel zuckten, anhand der geschockten Gesichter der beiden. Aber dann sagte er
„Nein! Es gibt noch eine Möglichkeit!"
Shaylon und Merlin sah man die Erleichterung buchstäblich an. Sie mochten sich sehr, aber nicht so sehr, das sie miteinander schlafen würden, zumal sie das nicht wollten, denn sie waren beide in glücklichen Beziehungen, sie würden ungern ihren Lebenspartnern so etwas antun. Aber wenn es der einzige Weg gewesen wäre, dann hätte es Merlin getan, um Arthur zu retten und alle anderen. Er wusste, das Shaylon ähnlich dachte.
Der Älteste sprach weiter
„Aber....ich warne euch....der andere Weg ist, nun wie soll ich es sagen....wohl vielleicht noch intimer, als miteinander zu schlafen."
„Inwiefern?" fragte Shaylon
Ein anderer Älteste sprach jetzt
„Ihr müsst euch vereinen, das heißt, das ihr euch öffnen müsst. Eure Magie wird jeweils den anderen durch forschen, den kleinsten Winkel eures Selbst....eures Lebens....eurer Erinnerungen....eure Gefühle....eure Reinheit....eure Liebe....einfach alles! Es wird keine Geheimnisse mehr zwischen euch geben. Ihr legt euer Leben dar....euer Sein! Die Magie würde sich nie mit boshaften, bösen Menschen verbinden, sondern nur mit Menschen, die so rein sind, wie die Magie selbst. Damals, als sich der König und die Zauberin liebten, gaben sie sich hin und die Magie spürte nur Liebe und Opferbereitschaft für den anderen. So verband sie sich damals. Dieses, was ihr tun müsst, ist so ähnlich, nur das ihr nicht miteinander schläft....es ist noch persöhnlicher. Ihr werdet keine Geheimnisse mehr voreinander haben."
Wieder entstand eine Stille
„Und wird es funktionieren?" fragte Merlin
„Wenn du reines Herzens bist, wird die Magie entscheiden, ob sie sich verbindet. Ihr habt keinen Einfluss darauf. Für uns Feen ist die Magie heilig....jede Art von Magie. Sie ist die Wurzel unseres Seins."
Merlin sah zu Shaylon
„Wirst du es tun?"
Shaylon nickte
„Ich würde alles tun, um Avalon zu retten und um diesen Magnus zum Teufel zu jagen!"
Merlin nickte
„Ich auch! Also lass es uns tun!"
Er wandte sich an Angolus
„Nun....was müssen wir tun und....wir müssen es schnell tun! Wir haben nicht mehr viel Zeit!"
„Es ist ein Ritual! Ihr müsst euch gegenüber auf den Boden setzen und euch an den Händen fassen. Dann schließt die Augen und öffnet euch. Ich werde die magischen Worte sagen....ein Verbindungszauber, aber mehr eine Anfrage, als ein Zauber, die dafür nötig ist! Alles andere liegt in der Entscheidung von Avalons Magie, ob sie sich mit Merlins Magie verbindet."
„Und wenn nicht?" fragte Merlin
„Dann sind wir alle verloren!" sagte Angolus leise.
Merlin und Shaylon nickten sich zu und setzten sich im Schneidersitz in die Mitte des Raumes gegenüber. Draußen hörten sie die dumpfen Einschläge und ein Knistern, wenn der Schirm flackerte.
„Schließt eure Augen und fasst euch an den Händen." sagte Angolus „Dann befreit euren Geist von allen Gedanken und öffnet euch für den Anderen!"
Die beiden taten, was der Älteste sagte. Nach einem langen Moment der Stille und nachdem die anderen sich etwas zurückgezogen hatten, sagte Angolus den sehr alten Spruch des Rituals auf.
Alle im Raum hielten die Luft an!

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