Avalon Kapitel 18

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Avalon


Kapitel 18



Arthur sah ihn erstaunt und absolut überrascht an. Doch dann nahm er seine angebotene Hand und erwiderte den Gruß.
„Ich freue mich, euch kennenzulernen, Mylord."
Der Feenkönig lächelte, dann nickte er Freya zu.
„Schön, dich zu sehen, Freya."
„Die Freude ist ganz meinerseits, Sire."
Er wandte sich wieder an Arthur
„Wir haben viel zu erzählen."
Er schaute sich mit einem missmutigen Blick zu seinen Berater um, dann beugte er sich zu Arthur
„Aber ohne die höfische Zeremonien Spinner."
Arthur zog eine Augenbraue hoch....und er staunte nicht schlecht. Das hatte er nicht erwartet.
Shaylon sagte lächelnd zu Freya
„Wir sehen uns später."
Sie nickte und verbeugte sich, bevor sie Arthur einen belustigten Blick zuwarf und ging.
Der Feenkönig drehte sich um, ging die vier Stufen zu seinem Thron hinauf, drehte sich wieder um und rief
„Verlasst uns! Die Versammlung ist zu Ende!"
Alle sahen ihn an, aber dann verließen sie den Thronsaal. Nur seine Berater blieben an ihrem Platz. Er drehte sich zu ihnen um
„Ihr auch!"
Einer der Feen sah ihn empört an
„Aber Majestät!"
Shaylon blickte sie nur an, dann verbeugten sie sich und gingen ohne ein weiteres Wort. Arthur hatte dies mit Interesse verfolgt und konnte nur Sympathie für diesen König fühlen, der sehr jung war, aber sich den Respekt seines Volkes sicher war. Als sie allein waren, kam der Feenkönig zu ihm. Er nahm Arthur an seinem Arm
„Kommt....lasst uns in meine Gemächer gehen."
Sie gingen nebeneinander durch diese leuchtenden Gängen und Arthur konnte seine Neugier nicht zurückhalten.
„Sagt mir....wieso leuchten die Wände in diesen bunten Farben?"
Der König lachte
„Ach ja....das könnt ihr ja nicht wissen, ihr ward noch nie hier. Das" er machte eine ausschweifende Bewegung mit seinen Händen „Ist ein Teil der Magie von Avalon. Jede Fee hat Magie. Dadurch, das sie hier leben, aber sie selten benutzen....sammelt sich die überschüssige Magie hier im Schloss."
Er dachte einen Moment nach.
„So was ähnliches, wie ein großer Speicher....versteht ihr?"
Arthur nickte.
„Ja, ich denke schon. Ich habe mit Magie keine große Erfahrung."
„Ich weiß und doch habt ihr einen mächtigen Zauberer als euren Geliebten."
Wieder sah ihn Arthur völlig überrascht an.
„Wieso...?"
„Wieso ich das weiß? Darum seid ihr hier, oder?"
„Ja." sagte Arthur leise
Sie bogen um eine Ecke.
„Ich weiß viel über eure Welt da draußen. Sie interessiert mich. Obwohl meinen Berater das ein Dorn im Auge ist....wie ihr wohl schon bemerkt habt. Sie wollten nicht, das wir uns treffen, aber ich bin der König, ich kann tun, was ich will....ohne Rechenschaft abgeben zu müssen."
Shaylon sah ihn ernst an
„Merlin....er ist für euch in den Tod gegangen?"
„Ja, das wusste ich damals noch nicht. Er....er tat es aus Liebe zu mir."
„Unter anderem!"
Arthur sah ihn fragend an, aber er lächelte nur. Sie hatten die Gemächer erreicht und traten ein.
Sie waren sehr geschmackvoll eingerichtet, überwiegend in den Farben blau und gold. Das Dominierende in diesem großen Raum war das breite Himmelbett, das auch in blau und gold gehalten wurde. Dann ein Schreibtisch und in der Ecke ein kleinerer Tisch mit zwei Sesseln, auf den der Feenkönig jetzt zusteuerte. Er bot Arthur einen Platz an.
„Willkommen in meinem kleinen privaten Reich....oder besser gesagt mein Zufluchtsort, wenn mir meine Berater auf die Nerven gehen."
Arthur lächelte
„Das kenne ich....oder besser gesagt....das kannte ich."
Shaylon setzte sich
„Wie ich sehe....wir haben sehr viel gemeinsam."
Arthur sah ihn an. Das würde ein interessanter Tag werden!




Ein Diener brachte ihnen Getränke und der König lehnte sich zurück, während er Arthur musterte
„Ja, wir haben viel gemeinsam. Angefangen bei unseren Vätern."
„Bei unseren Vätern?"
Der Feenkönig trank einen Schluck, bevor er antwortete
„Mein Vater war ein Tyrann. Er war von Macht besessen. Nicht nur, das er unser Reich tyrannisierte, nein er wollte alles beherrschen....auch euer Reich. Deshalb hatte er eine Fee in Camelot eingeschleust, die ihr heiraten solltet, damit er eine Feenkönigin auf dem Thron von Camelot hatte.
„Wie?....Ich verstehe nicht, wie....?"
„Elena! Sie war besessen von einer Fee."
Arthur konnte sich gut an diese tollpatschige Prinzessin erinnern.
„Merlin vereitelte die Pläne meines Vaters. Er trieb die Fee aus und tötete sie. Mein Vater war unheimlich wütend auf den Zauberer. Er verließ Avalon, um ihn zu töten. Aber er hatte sich verrechnet. Merlin hat ihn getötet."
Arthur sah ihn entsetzt an
„Merlin hat....euren Vater getötet?!"
Der König hob beschwichtigend seine Hände
„Ja, aber keine Panik....wie ich schon sagte, er war ein Tyrann und ein Scheusal. Euer Vater war auch ein Tyrann. Er strebte zwar nicht nach absoluter Macht, aber dafür hatte er Hunderte von Menschen mit Magie getötet, nur um seinen Hass zu befriedigen."
Arthur musste ihm recht geben. Er hatte nie verstanden, warum sein Vater Zauberer so gehasst hatte.
Er nickte
„Ja, ihr habt recht, was unsere Väter betrifft."
Shaylon lächelte
„Wir beide wurden sehr jung zum König gekrönt, auch etwas, was wir gemeinsam haben."
„Wie alt seid ihr jetzt?" fragte Arthur
„Zweihundertfünfundsechzig Jahre!"
Arthur sah ihn geschockt an
„Ihr seht aus wie dreiundzwanzig!"
„Nach eurer Zeitrechnung....ja. Und ohne Magie. Avalon macht uns nahezu unsterblich, außer wir sterben einen gewaltsamen Tod."
Arthur dachte einen Moment nach.
„Warum sind wir hier?"
„Ich wollte es so. Wie schon gesagt, bin ich neugierig auf euch Menschen. Und einige besondere Menschen lasse ich in mein Reich. Sie leben durch seine Magie und sind unsterblich. Meine Berater waren dagegen, aber das hatte mich nicht interessiert.Wir leben sehr abgeschieden....geschützt, das ist auch gut so, aber manchmal sehne ich mich nach Abwechslung. Lancelot ist für euch, Camelot und vor allem für Merlin in den Schleier gegangen. Er wollte nicht, das der junge Zauberer sich für euch opfert."
Arthur sah ihn sprachlos mit offenem Mund an.
„Merlin wollte für mich in den Schleier gehen? Mein Gott, das wusste ich nicht!"
„Freya war eine arme Seele, die unverschuldet verflucht wurde. Sie ist gut und rein in ihrem Herzen. Und Merlin? Er hat tausendmal sein Leben für euch riskiert, im Hintergrund die Fäden gezogen, um euch zu retten....und Camelot. Er tat es aus Liebe und....weil es sein Schicksal ist....euer Schicksal. Und letztendlich ihr! Ihr ward aus Liebe in den Tod gegangen, um bei Merlin zu sein. Das war zu erwarten."
„Was? Wieso! Ich verstehe nicht!"
Der Feenkönig sah ihn amüsiert an
„Arthur....ihr und Merlin seid miteinander verbunden. Ihr seid zwei Teile, die ein Ganzes bilden....nicht nur aus Liebe. Ihr seid seelenverwandt. Euer Schicksal ist Merlin und ihr seid Merlins Schicksal. Ihr könnt nicht getrennt existieren....nicht sehr lange. Die Liebe und Sehnsucht zieht euch magisch an. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, wann ihr wieder vereint ward. Ich wusste das und habe euch erwartet, weil Merlin Avalon nicht verlassen konnte, ohne alles zu verlieren."
Arthur sah den König fassungslos an. Er musste sich daran erinnern, zu atmen. Das war unglaublich, was er da hörte. Shaylon sprach weiter
„Ihr seid der König!"
Arthur schüttelte den Kopf
„Nein....ich war der König! Ich bin tot!"
Der Feenkönig schüttelte den Kopf
„Nein, Arthur....ihr seid nicht nur ein König. Ihr seid der einzige und wahre König von Albion. Und wenn Albion euch braucht, geht ihr wieder hinaus in die Welt, um es zu retten. Natürlich nicht ohne Merlin. Es kann Jahrhunderte dauern, bis es soweit ist, aber ihr seid der einzige und wahre König!"
Es entstand eine Stille und der König ließ ihm Zeit, dies zu verarbeiten.
„Ich weiß nicht....was ich sagen soll. Das ist alles neu für mich. Aber woher wisst ihr das alles?"
Der Feenkönig stand auf und legte eine Hand auf Arthurs Schulter.
„Es steht so geschrieben. Eine Prophezeiung, die besagt, das ein großer König geboren wird, der einzige und wahre König Albions und sein mächtiger Zauberer, der sein Schicksal ist. Jedes magische Volk kannte die Prophezeiung und nun ist sie eingetroffen.
Aber ich bin stolz darauf, das ihr hier in meinem Reich seid. Vielleicht....können wir Freunde sein!"
Arthur sah zu ihm hoch.
„Ja, ich wäre sehr erfreut....euer Freund zu sein, Sire."
Der König lächelte
„Nennt mich Shaylon....nicht Sire. Das wäre schon mal ein Anfang."
Arthur nickte
„Ja, das ist ein Anfang. Aber ich habe noch eine Frage."
Shaylon nickte
„Was ist der Sinn von diesem...Zyklus....wenn wir ruhen müssen."
„Nun....Avalon ist ein magisches Reich....ein starkes magisches Reich. Es besteht hauptsächlich aus Magie.
Diese schützt auch das Reich ....vor äußerlichen Einflüsse, sie erhält die Schönheit und Gleichheit....sie lässt uns unsterblich sein. Aber wie alles im Leben ist sie nicht unerschöpflich. Alle hundert Jahren muss das Reich ruhen, alles....auch wir, zumindest dreiviertel meines Volkes. Der Rest, darunter meiner Wenigkeit bleibt wach zum Schutz. Die Magie muss sich erholen...neue Kraft sammeln....speichern.....versteht ihr?"
Arthur nickte
„Ja, ich verstehe....und wie lange?"
„Bis sie sich erholt hat. Das kann zwei....drei....manchmal vier Jahrhunderte dauern. Wenn die Magie sich erholt hat....wachen wir auf. Aber keine Angst. Es wird euch vorkommen, als wäre es nur eine Nacht gewesen."
„Aber für euch....für euch ist das doch sehr lange?"
Der Feenkönig lachte
„Wir sind unsterblich....was sind da ein paar hundert Jahre."
Arthur stand auf und sah auf den König hinab. Er war kleiner als Arthur und schmächtiger. Keine ausgeprägte Muskeln wie er. Shaylon reichte ihm gerade mal bis zur Schulter. Und er bemerkte, das Shaylon moosgrüne Augen hatte, die eine Kraft und Macht ausstrahlten, so, das Arthur ihn fasziniert anschaute.
„Ihr habt ein wunderschönes Reich, Shaylon. Ich bin geehrt, hier zu sein."
Der König klopfte ihm auf die Schulter
„Ich auch mein Freund....ich auch."



Am frühen Abend kam Freya. Sie sprach kurz mit dem König. Dann setzten sie sich zu Arthur an die gedeckte Tafel. Der Feenkönig hatte darauf bestanden, das sie mit ihm zu Abend essen.
„Das war ein interessanter Tag für mich." sagte Shaylon.
Arthur nickte. O ja, das war mehr als interessant. Er hatte Dinge erfahren, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hatte. Und Merlin war immer maßgebend daran beteiligt. Er lächelte, als er an seine große Liebe dachte. Ja, das war typisch Merlin. Er würde nie damit prahlen, was er alles getan hatte....für ihn. Er sehnte sich nach ihm, ihn in seine Arme zu nehmen und ihn bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen. Und er sehnte sich....ihn zu spüren....zu fühlen, aber er hatte ihm versprochen, zu warten.
Shaylon riss ihn aus seinen Gedanken.
„Wie ich sehe, seid ihr in Gedanken schon bei eurem Zauberer."
„Verzeihung, Shaylon."
„Nicht doch....ich kann das verstehen, besser als sonst jemand. Ich würde euch ja anbieten, über Nacht mein Gast zu sein, aber ich bin mir sicher, das ihr ablehnen werdet."
„Ja....ich denke, Merlin würde sich Sorgen machen."
„Gewiss, aber ich hoffe, wir sehen uns bald wieder."
Arthur lächelte
„Mit Sicherheit!"
Nach dem Essen verabschiedete sich der König und Freya und Arthur machten sich auf den Rückweg zur Hütte.
Freya sprach nach einer Weile
„Und....wie findest du den Feenkönig?"
„Nun ja....er ist....außergewöhnlich."
„Sagte ich doch! Hast du dich gut unterhalten?"
„O ja....ich habe Dinge erfahren, die....ich erzähl es dir später, in der Hütte."
Sie nickte
„Gut....das wird interessant."
Interessant? Das war nicht der richtige Ausdruck. Es war ....eine Überraschung....in der Tat. Merlin und Lancelot würden Augen machen, wenn er anfing zu erzählen. Und Merlin? Er hatte ihm soviel zu verdanken. Tiefe Dankbarkeit und Liebe erfüllten ihn, wenn er an ihn dachte. Merlin war sein Schicksal? Merlin war mehr als das. Merlin war alles für ihn.

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