Avalon Kapitel 58

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Avalon


Kapitel 58




Anna stand auf dem Balkon und sah über die Stadt. Sie konnte einfach nicht genug davon bekommen, sich diese wunderschöne Stadt anzusehen. Und sie war glücklich....so glücklich, wie noch nie in ihrem Leben. Sie liebte einen außergewöhnlichen Mann und er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Er war so schön....so liebevoll und zärtlich, das sie es manchmal nicht glaubte. Und was den Sex anging.....das war der absolute Wahnsinn. Sie lächelte vor sich hin und schaute zum Himmel, als sie einen tiefen Atemzug nahm.
Es klopfte an der Tür.
„Ja bitte!" sagte sie und kam zurück in den Raum. Der König öffnete die Tür. Er war normal gekleidet....Hose und Tunika, seine Haare noch leicht feucht von dem Bad. Er lächelte Anna an, als er näher kam.
„Hallo Anna!"
„Majestät!" sagte sie und neigte leicht den Kopf.
„Was habe ich dir gesagt?" sagte Shaylon vorwurfsvoll. Anna sah ihn verwirrt an.
„Ich sagte, wenn wir allein sind, möchte ich, das wir nur Freunde sind."
„Verzeihung, daran habe ich nicht mehr gedacht! Du bist halt der König!"
„Also gut....ich will mit dir reden."
„Bitte!" sagte sie und lud ihn ein, sich zu setzen. Sie setzten sich und Shaylon sah sie einen Augenblick an. Sie strahlte förmlich vor Glück und Zufriedenheit, stellte er fest, als sie ihn erwartungsvoll ansah.
„Anna....ich habe dich nach Avalon mitgenommen, weil ich nicht damit einverstanden war, was dir passiert war. Du bist mir eine Freundin geworden, hast uns sehr geholfen, Merlin zu finden und dich sogar für etwas opfern wollen, das dir absolut zuwider war. Aber du wurdest so brutal aus deinem Leben gerissen, das ich das wieder gut machen will."
„Was willst du denn damit sagen?"
„Du weißt, das du tot bist?" stellte er eine Gegenfrage „Und du weißt, das du von diesem Kerl getötet wurdest?"
Sie nickte zögernd. Irgendwie hatte sie das nie so richtig realisiert, den sie fühlte sich alles andere als tot.
„Nun Anna, meine Gedanken waren, das ich dich mitnehme nach Avalon und dich später wieder zurückschicke in deine Welt....lebend. Ich verfüge über die Magie, das dies möglich macht, wie du ja schon an Arthur und Merlin sehen konntest."
Anna sah ihn entsetzt an
„Du willst mich zurückschicken? Ich darf nicht in Avalon bleiben?"
Shaylon sah sie verwirrt an
„Ich dachte....das du das willst! Schließlich hast du ja deine Familie zurückgelassen."
Ihre Familie! Ja! Ihre Mutter war tot....ihr Vater nie zu Hause....ihr Bruder hatte sich noch nie um sie gekümmert. Was hatte sie denn für eine Familie? Sie war immer allein, ihr Vater, den sie vielleicht drei Wochen im Jahr sah, war immer auf dem Sprung. Er hatte nie Zeit für sie gehabt....in ihrer Kindheit nicht und jetzt auch nicht. Wenn er kam, dann war er die meiste Zeit nur am telefonieren und ließ ihr einen dicken Scheck da, wenn er verschwand. Als ob Geld die Liebe und Aufmerksamkeit ersetzte, die ihr Vater ihr nie gab. Weihnachten war er grundsätzlich nie da....irgendwelche Geschäfte. Wenn Maya sie nie eingeladen hätte, dann hätte sie jedes Jahr einsam und allein unter dem Weihnachtsbaum gesessen. Geburstage....Ostern....Weihnachten....immer allein. Ihr Bruder in Übersee, der sie nie anrief und seinen Urlaub lieber mit seinen Freunden verbrachte, als mit seiner Schwester. Arthur, Merlin, Navarr und selbst Shaylon waren in der kurzen Zeit ihr mehr Familie gewesen, als ihre richtige Familie ihr Leben lang. Sie hatten sich um sie gekümmert, sich um sie gesorgt und sie beschützt. Sie hatte oft gedacht, das wenn sie verschwinden würde, das ihre Familie das gar nicht bemerken würde. Und jetzt war sie verschwunden....an den wunderschönsten Ort, den man sich vorstellen konnte....und sie durfte nicht bleiben? Und Navarr? Wenn sie zurück musste, dann würde sie ihn verlieren, für immer. Denn er könnte nicht mit ihr gehen. Was bliebe ihr dann noch? Wieder dieses einsame Leben in dieser Kleinstadt? Nein! Nein! Sie durfte Navarr nicht verlieren....er war ihr Leben....ihre Liebe. Sie würde lieber sterben, als ihn zu verlieren....aber halt! Das konnte sie nicht....sie war ja schon tot, obwohl sie sich lebendiger fühlte, als jemals zuvor.
Shaylon riss sie aus ihren Gedanken.
„Was ist denn los, Anna?" fragte er besorgt, als er in ihr Gesicht sah, das jetzt die Verzweiflung widerspiegelte, die sie fühlte.
„Ich....ich will nicht zurück!" sagte sie leise, fast flehend. Sie sah jetzt Shaylon an, als sie wieder sagte....bestimmt
„Bitte....ich will nicht zurück! Ich will hier in Avalon bleiben....mit Navarr! Ich liebe ihn!"
Der König sah sie einen Moment verwundert an, als er dann sprach
„Und deine Familie!"
„Ich hatte nie eine Familie! Mein Vater war mein biologischer Erzeuger, aber nie mein Vater. Er hatte sich nie um mich gekümmert. Meine Mutter ist tot! Sie war die Einzige, die sich jemals um mich gekümmert hatte. Mein Bruder hatte sich nur um einen gekümmert....um sich selbst. Ich habe ihn seit drei Jahren nicht gesehen. Ich hatte ein einsames, trauriges Leben, bis ich am See Arthur und Merlin begegnet bin. Es war mein Schicksal, das ich sie traf und meine Bestimmung. Und es war auch meine Bestimmung, das ich Navarr liebe. Er hat mir gesagt, das er auf mich gewartet hatte und ich für ihn geboren wurde."
Anna nahm die Hände von Shaylon, als sie weitersprach
„Shaylon, ich liebe Navarr....mehr, als ich dir sagen kann und er liebt mich genauso. Willst du uns das wirklich nehmen? Willst du, das ich den Rest meines Lebens unglücklich bin und Navarr auch....obwohl er den schlechteren Part hätte und unendlich unglücklich wäre?"
Shaylon schüttelte den Kopf
„Nein, das habe ich nie für dich gewollt! Ich will, das du glücklich bist!"
„Dann lass mich hierbleiben....bei Navarr....bei euch allen! Ich bin hier so glücklich....glücklicher, als jemals zuvor!"
„Aber ich habe meine Bedenken, was dich und Navarr angeht."
„Wieso denn?"
„Ihr seid nicht von der gleichen Art. Du bist ein Mensch, Navarr eine Fee. Ich habe noch nie solche Paarung gesehen. Und was ist mit Kinder? Ich weiß nicht, ob das möglich ist. Feen haben gerne Kinder....Navarr auch. Aber was ist, wenn das nicht möglich ist? Würde eure Beziehung dann zerbrechen?"
„Das weißt du nicht, ob wir Kinder haben können?" sagte sie und erinnerte ihn an Arthur, der das Gleiche gesagt hatte.
Gib ihnen eine Chance, Shaylon! hörte er Arthurs Stimme in seinem Kopf. Das hatte sein Freund zu ihm gesagt.
Shaylon sah sie lange an, sah die Bitte in ihren Augen.
„Ist das deine endgültige Entscheidung? Du willst hier in Avalon bleiben?"
Sie nickte
„Ja....ich will hier in Avalon bleiben!" Sie war sich noch nie so sicher.
Shaylon nickte
„Dann soll es so sein! Willkommen in meinem Reich!"
Anna sprang auf und umarmte ihn so stürmisch, das er nach hinten in den Sessel fiel.
„Danke Shaylon....danke!"
Dann küsste sie ihn.
Er lächelte. Na, er hoffte nur, das Navarr ihn nicht auch so umarmte und sich so bedankte!





Shaylon kam zurück in seine Gemächer. Linume und Navarr saßen am Tisch und sahen zur Tür, als er hereinkam. Navarr sprang auf und stürmte auf ihn zu
„Was hat sie gesagt?" fragte er den König ohne Umschweife.
Shaylon sah ihn an. Er wirkte ernst, erwartungsvoll und auch aufgeregt, aber Navarr hatte auch ein Anflug von Sorge in seinem Blick. Der König kam zum Tisch, wo immer noch Linume saß, bevor er sprach
„Sie will in Avalon bleiben....bei dir!" sagte er und blickte den Bruder seiner Frau an.
Navarr sagte nichts, schloss erleichtert einen Moment seine Augen.
„So sehr liebst du sie?" fragte Shaylon ihn jetzt.
Er nickte
„Ja, mehr als du dir vorstellen kannst. Sie ist die Frau, auf die ich gewartet habe....Mensch oder nicht!"
Shaylon sagte nichts, sah ihn nur an.
„Darf sie bleiben?" fragte Navarr jetzt leise und voller Hoffnung. Er wusste, das es Shaylons Entscheidung letztendlich war, ob Anna bleiben durfte. Er hatte die Macht über die Magie von Avalon. Was er entschied, das war auch für Avalon maßgebend. Sollte jemand bleiben wollen, der nicht die Zustimmung von Shaylon hatte, so würde die Magie sich gegen den jeglichen wenden und er ginge zugrunde.
„Ja!" sagte er einfach. Navarr lächelte und legte eine Hand auf seine Schulter
„Das werde ich dir nie vergessen!" sagte er und schaute zu seiner Schwester, die jetzt auch lächelte.
Shayon nickte nachdenklich und ging ein paar Schritte, bevor er sich wieder zu ihm umdrehte
„Navarr, ich habe mit Anna darüber gesprochen, das ich Bedenken habe, was euch zwei angeht."
„In welcher Angelegenheit?"
„Was hast du denn vor?"
„Ich werde sie fragen, ob sie mich heiraten will!"
Shaylon nickte ein paar Mal leicht, bevor er weitersprach
„Nun, meine Bedenken liegen bei Kinder, die du später mal haben willst. Ich weiß nicht, ob das realisierbar ist....bei deiner und ihrer Art."
Navarr lächelte
„Es ist nett von dir, das du dich über so etwas sorgst. Aber ich denke, das wird die Zeit zeigen. Sollte es nicht so sein, dann habe ich ja noch deine Kinder, um die ich mich kümmern kann."
Shaylon winkte ab.
„Um alle Geister wegen, das muss nicht sein. Schließlich wird einer mal der zukünftige König sein und unter deinem Einfluss....."
Linume lachte.
„Shaylon....sei nicht so gemein!"
Navarr lächelte. Er wusste, das der König das nicht so meinte. Im Grunde mochte Shaylon ihn, wenn er ihn mal nicht zur Verzweiflung trieb.
„Ich werde jetzt zu ihr gehen!" sagte Navarr und stürmte zur Tür. Das Königspaar schauten ihm nach, bis er verschwunden war. Es war einen Moment still. Dann stand Linume auf und ging zu ihrem Mann und umarmte und küsste ihn
„Danke!" sagte sie leise.
„Für was?"
„Das du ihr erlaubst zu bleiben!"
„Ich mag mein Reich mit strenger Hand führen, aber ich bin kein Tyrann. Ich werde mit Sicherheit keine zwei Lebewesen trennen, die sich so lieben."
„Das weiß ich doch, Dummkopf!" sagte sie und küsste ihn wieder. Er küsste sie zurück, zog sie noch enger zu sich, doch nach einer Weile sagte er
„Schade, das ich jetzt keine Zeit habe, aber ich muss zur Audienz."
„Wir können ja das machen, was ich heute Morgen angesprochen habe."
„Was denn....das Picknick im Wald?"
„Ja!"
Shaylon sah sie kurz an, dann lächelte er
„Also gut, wenn du das unbedingt willst, dann gehen wir morgen in den Wald."
Er wandte sich zur Tür.
„Dann bis später!"
„Ja!" sagte sie
An der Tür drehte er sich wieder um
„Und Linume....sei nicht verschwenderisch, was das Kleider kaufen angeht, sonst bin ich bald ein armer König!"
Sie lachte und winkte ab. Er würde nie arm sein und wenn sie alle Kleider des Reiches kaufen würde.




Merlin wachte langsam auf. Er streckte sich und setzte sich im Bett auf. Als er neben sich schaute, sah er Arthur, der noch schlief. Er hatte sich nach dem Training gewaschen und sich vor Müdigkeit wieder ins Bett geschleppt. Merlin küsste ihn und rüttelte an seiner Schulter
„Hey, du Schlafmütze, wach auf! Es ist schon weit über Mittag. Ich habe Hunger!"
Arthur öffnete seine Augen.
„Schlafmütze? Wer hat denn ohne Unterbrechung bis jetzt geschlafen? Ich habe heute Morgen schon hart trainiert!"
Arthur setzte sich auf und küsste ihn.
„Und....wie war es?"
„Ich habe mit Shaylon gekämpft und ihn besiegt, so wie er mich."
„Wie das?"
„Diese verdammten Dolche! Als ich mein Schwert ihm an den Hals hielt, hatte er einen Dolch an meinen Rippen! Die Feen haben eine Vorliebe für dieses Dolche, vor allem Shaylon."
„Wieso das?
„Er hat mich zweimal damit getötet....mir seinen Dolch ins Herz gerammt!"
Merlin sah ihn erschreckt an
„Im Ernst?"
„Ja, das erst Mal, als ich aus dem Boot springen wollte, um zu dir zurück zu schwimmen, da hat er mich mit dem Dolch getötet und nach Avalon gebracht. Das zweite Mal, als wir von der Rettungsaktion zurückkamen. Navarr, der Idiot hatte das Gift verschüttet."
Merlin krempelte wortlos seine Tunika hoch und sah die zwei verblasste Narben und küsste sie zart. Dann küsste er Arthur lang und tief.
„Hör auf jetzt!" sagte Arthur und stand auf „Ich hatte schon heute Morgen genug darüber gehört, was wir gestern Nacht getan haben."
„Wer?"
„Navarr und Shaylon! Navarr hat uns gehört, Annas Gemächer liegen auch hier im Flügel und Shaylon bekam einen Bericht von seinen Wachen, die hier Wache hatten."
„Na klasse! Ich hab es ja wieder gesagt!" meinte Merlin „Wir sollten uns etwas einfallen lassen....vielleicht Knebel?"
Arthur lachte
„Nein danke! Leider ist unser See zu weit weg vom Schloss, deshalb denke ich, wir gehen morgen in den Wald!"
Er ging zu Merlin und küsste ihn
„In den Wald? Keine schlechte Idee! Und soviel Natur!"
„Tja, von der Natur wirst du wohl nichts mitbekommen, wenn ich mit dir beschäftigt bin!" und küsste Merlin wieder.
„Das denke ich auch!" flüsterte er und zog Arthur zu sich. Aber er zog Merlin aus dem Bett.
„Raus jetzt....ich denke du hast Hunger? Ich nämlich auch, also zieh dich an. Danach gehen wir mit Lancelot und Freya in die Stadt....Freunde von ihr besuchen....sie wollen uns kennenlernen."
Merlin stöhnte, stand auf und zog sich an.

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