Avalon

Avalon Kapitel 64

Avalon 64



Kapitel 64



Eine Woche später waren Arthur und Merlin auf dem Weg zur Stadt. Tegan tollte vor ihnen her und Merlin beobachtete ihn. Er hatte das Gefühl, das er schon wieder etwas größer war.
„Ich glaube, Tegan ist schon wieder gewachsen."
Arthur sah den Drachen an.
„Ist das normal, das sie so schnell wachsen?"
„In der Regel nicht, aber Shaylon hatte gesagt, das er sehr schnell groß wird. Ich denke, das er nicht mehr lange im Haus bleiben kann....eigentlich ist er jetzt schon zu groß."
„Und wo wird er dann bleiben?" fragte Arthur
„Na....vor dem Haus oder hinter ihm. Da ist genug Platz. Zumindest, bis er fliegen kann, dann wird er selbst entscheiden, wo er leben will."
Arthur sagte nichts dazu, sah Tegan zu, als er ein paar Schmetterlinge hinterher jagte. Er hatte sich an den Drachen gewöhnt, hatte seine Zuneigung zu ihm entdeckt, was er nie geglaubt hatte. Merlin hatte recht....man sollte etwas nicht verurteilen, bevor man es nicht kannte. Er würde ihn vermissen, wenn er nicht mehr da wäre. Warum musste er auch so riesengroß werden?
Merlin sah ihn von der Seite an, als er in Gedanken versunken neben ihm ging und keine Antwort gab. Der Zauberer lächelte, denn er wusste, das Arthur Tegan sehr mochte und eigentlich nicht wollte, das er das Haus verließ. Aber er würde das nie sagen....so war er eben. Sie kamen über den Hügel und sahen auf die Stadt.
„Wir sind da!" sagte Merlin und drehte sich nach Tegan um.
„Tegan komm her!"
Der Drache stapfte auf ihn zu
„Wir gehen jetzt in die Stadt, bleib an unserer Seite!"
Merlin wusste nicht, wie die Feen auf ihn reagieren würden. Schließlich hatten sie Jahrhunderte keinen mehr gesehen.
Als sie durch das Tor kamen, hatten sie die volle Aufmerksamkeit der Feen. Manche sahen sie neugierig an, andere etwas angstvoll, wenn sie Tegan sahen. Der Drache blieb an ihrer Seite, schaute sich neugierig um. Sie gingen zum Schloss, durchquerten das große Tor und meldeten sich bei der Wache an. Dann warteten sie und langsam wurden sie von Feen umringt, die neugierig näher kamen. Manche streckten zögernd die Hand nach Tegan aus, wollten ihn berühren. Doch plötzlich machten sie Platz, denn Shaylon eilte auf sie zu.
Er lächelte, als er sie sah und noch mehr, als er Tegan sah. Er umarmte Arthur lachend
„Ich bin froh, das ihr hier seid!"
Dann umarmte er Merlin
„Du hast es geschafft....wie schön!"
Merlin lächelte, dann zeigte er auf den Drachen.
„Darf ich vorstellen....das ist Tegan!"
Shaylon betrachtete den Drachen und nickte
„Tegan....ein sehr schöner Name und....er ist schwarz....faszinierend!"
„Wieso?"
„Nun, schwarze Drachen waren sehr selten und waren sehr begehrt bei den Drachenmeister. Sie waren die Stärksten und meistens der Anführer ihrer Drachensippe. Ich vermute, das sein Vater das auch war."
„Kann er mit ins Schloss?"
Der König nickte
„Natürlich, er gehört zu euch!"
Sie gingen ins Schloss, durch die leuchteten Gänge, als ihnen Navarr entgegen kam. Er grinste, als er sie sah und umarmte Arthur lachend, dann sah er zu Tegan. Er musste schon hoch schauen, denn der Drache überragte die etwas kleineren Feen.
„Hast dir wohl Verstärkung mitgebracht, Arthur?"
„Natürlich....bei deinen frechen Sprüche."
Navarr lachte.
„Wo sind denn Anna und Linume?" wollte Merlin wissen
Shaylon verdrehte die Augen
„Hochzeitvorbereitungen....Frauen sind da genau....Kleider....Essen und was sonst noch! Ich hab keine Ahnung!"
Merlin lachte. Sie kamen zu ihren Gemächer und traten ein. Tegan hatte hier genug Platz, denn die Gemächer waren sehr groß.
Arthur wandte sich an Shaylon
„Wir danken dir für das wunderschöne Haus. Es ist der Wahnsinn, vor allem die Einrichtung!"
Shaylon lächelte
„Na, das freut mich, das es euch gefällt, aber die Einrichtung hatte Linume gemacht."
„Das wissen wir, sie hat uns einen Brief geschrieben, indem sie sagte, das deine Einrichtung furchtbar war."
„Ich weiß, sie hatte mir die Hölle heiß gemacht, als sie es sah."
Shaylon runzelte die Stirn
„Ihre genauer Kommentar war...."Wir sind ja hier nicht in der Soldatenunterkunft!"
Arthur lachte. Shaylon war wie Lancelot, die Einrichtung schlicht und zweckmäßig. Er wusste, das Frauen so etwas nicht mochten.
„Also gut! Ruht euch etwas aus und heute Abend essen wir alle zusammen." sagte der König und wandte sich zur Tür. Navarr folgte ihm, nickte ihnen noch einmal zu und dann waren sie verschwunden. Merlin warf sich auf das Bett und stöhnte
„Ich fühle meine Füße nicht mehr....soviel gelaufen!"
Arthur kam auf ihn zu
„Komm, ich werde sie massieren!" Merlin nickte lächelnd.
Später gingen sie zum großen Saal, begrüßten Anna und Linume, die von Tegan entzückt waren und der das sichtlich genoss. Nach dem Essen erzählten Arthur und Merlin die kleinen Missgeschicke mit dem Drachen und alle hatten ihren Spaß, vor allem wenn sie Arthur ansahen, der immer wieder sagte
„Das war nicht witzig!"
Umso mehr lachten sie. Sie waren alle wieder zusammen, mit einem neuen Mitglied in der Familie....Tegan!





Der Tag der Hochzeit.....
Merlin ging auf und ab, als Arthur in ihre Gemächer kam. Er war noch kurz bei Shaylon, um sich Anweisungen zu holen.
„Was ist denn los?"
Merlin sah ihn an
„In einer Stunde beginnt die Hochzeit und ich kann Tegan nirgends finden."
Arthur war sofort besorgt
„Wo kann er denn sein? Ich gehe ihn suchen! Du die linke Seite des Schlosses, ich die rechte."
Dann gingen sie los. Nach einer halben Stunde näherte sich Arthur der Schlossküche und hörte Gelächter. Als er um die Ecke kam, staunte er nicht schlecht. Tegan stand dort, umringt von den Küchenfeen, die ihm nacheinander mit Leckereien verwöhnten....Fleisch, eine Art Hühnchen und andere Fleischsorten. Arthur räusperte sich. Alle Feen schreckten zurück und Tegan schluckte das letzte Stück Fleisch hinunter.
„Was machst du hier? Wir müssen gleich zur Hochzeit. Merlin sucht dich überall. Komm jetzt!"
Tegan folgte ihm, als sie zurückgingen. Arthur sah ihn an
„Na, ein Glück, das du dich nicht mehr umkleiden musst, sonst kämen wir zu spät."
Merlin kam ihnen entgegen gerannt und war sichtlich erleichtert
„Wo war er denn?"
„In der Küche! Die Feen haben ihn mit Fleisch gefüttert."
Merlin lächelte, als er ihn ansah
„Du bist ein Schlingel! Hast wohl die Frauen in der Küche um den Finger gewickelt?" Tegan knurrte und die beiden mussten lachen. Dann machten sie sich auf zur Hochzeit.



Arthur schaute in den Thronsaal, der festlich geschmückt war. Mit den leuchteten Wände und der schönen Dekoration, die überwiegend weiß war, sah der Saal wie in einem Märchen aus. Auch die Fahnen waren weiß, mit seltsamen Symbolen darauf, mit denen Arthur nichts anfangen konnte. Merlin war schon mit Tegan hineingegangen, aber Arthur wartete auf das Brautpaar. Er sollte sie nach vorne begleiten, denn das war der Wunsch von den beiden gewesen.. Viele Feen in festlicher Kleidung standen rechts und links des breiten Ganges und warteten auf die Braut und den Bräutigam. Arthur fiel es auf, das niemand weiß trug. Das war wohl das Vorrecht des Brautpaares. Er hörte ein Geräusch und drehte sich um. Anna kam den Gang entlang, in einem wunderschönen weißen Kleid. Sie hatte die Haare kunstvoll nach oben frisiert und ein weißer Blumenkranz im Haar, das sehr im Kontrast zu ihren schwarzen Haaren stand. Sie war wunderschön und Arthur konnte nicht den Blick von ihr wenden. Er küsste sie auf die Wange, als sie zu ihm kam.
„Gott....Anna, du siehst so wunderschön aus!"
„Danke Arthur....Himmel.... ich bin so nervös!"
Arthur lachte
„Das ist normal....war ich auch....damals!"
Sie hörten Schritte und Arthur drehte sich um. Navarr kam, gekleidet auch in weiß....weiße Hose....weiße Tunika, die Stiefel allerdings schwarz. Er trug einen bodenlangen Umhang, auch in weiß, aber mit den gleichen schwarzen Symbolen darauf, wie in den Fahnen. Ein Schwert hing an seiner Seite und an der anderen Seite der legendäre Dolch, der jeder Soldat hatte. Er trug sein langes, helles Haar offen, das weich über seine Schultern fiel. Wieder fiel es Arthur auf, wie schön diese Fee war, aber er würde sich hüten, ihm das zu sagen.
„Hey Navarr....du siehst gut aus!" sagte er trotz allem. Navarr lächelte kurz
„Danke!"
Arthur wunderte sich, Navarr war ernst und konzentriert, aber mit Sicherheit auch nervös. Er küsste Anna auf die Wange
„Anna, du siehst atemberaubend aus! Bereit.... für immer mit mir die Ewigkeit zu verbringen?"
Sie lächelte
„Ja!"
Arthur gab das Zeichen. Eine Gruppe Tänzerinnen kamen herbei, auch einheitlich in weiß gekleidet und stellten sich in Position. Dann stellte sich Arthur zwischen das Brautpaar und die Tänzerinnen. Er war überwiegend in Blau gekleidet, auch mit einem Umhang und stach zwischen den Tänzerinnen und dem Brautpaar heraus. Als die sonderbare Feenmusik begann, tanzten die Tänzerinnen anmutig und langsam den Gang entlang, gefolgt in einem kleinen Abstand von Arthur und etwas hinter ihm, das Brautpaar, die jetzt alle langsam den Gang nach vorne gingen. Vorne auf dem Thron saßen Shaylon und Linume, beide in weinrot gekleidet und beide hatten einen goldenen Ring mit weinroten Steinen im Haar. Das Königspaar lächelte, als sie die Gruppe herannahen sahen. Unten am Anfang der kleinen Treppe zum Thron stand eine männliche Fee in einer bodenlanger weißen Robe, die auch mit diesen Symbolen bestickt war. Merlin stand in blauer Festkleidung und auch mit einem Umhang, etwas abseits, neben ihm Tegan, der das Ganze mit Interesse verfolgte. Lancelot und Freya standen bei ihm, die im Laufe der Woche auch eingetroffen waren. Sie waren beide in Grün gekleidet. Anscheinend kleideten sich Paare bei den Feen bei festlichen Anlässe in gleichen Farben. Die acht Tänzerinnen fächerten sich auf und stellten sich rechts und links, flankierten das Brautpaar, das jetzt zwischen sie schritt. Arthur verbeugte sich leicht vor dem Thron und stellte sich neben die Fee an der Treppe. Das Brautpaar blieb vor der Fee stehen, die Musik verklang und es war still, als die Fee in einer fremden Sprache sprach. Etwas später gab er ihnen einen Kelch, aus dem beide tranken. Navarr drehte sich zu Anna und nahm ihre beide Hände in seine Hände. Ein grünes Leuchten ging plötzlich von Navarr aus, hüllte ihn ein. Das Leuchten ging auf Anna über und hüllte sie auch ein. Wieder sprach die Fee und das Leuchten wurde intensiver. Arthur schaute fasziniert zu den beiden, sie sahen....mystisch aus, als sie in diesem grünen Leuchten eingehüllt waren.
Dann ebnete das leuchten ab und Navarr und Anna küssten sich. Sie drehten sich zu den Gästen, hielten sich an den Händen, als alle sich leicht verbeugten. Shaylon stand auf und rief laut in den Saal
„Die Vermählung ist vollbracht....mögen Glück und Liebe sie für immer begleiten!"
Die Gäste riefen
„Möge Glück und Liebe sie immer begleiten!"
Der König hob die Hände
„Lasst uns mit den Fest beginnen!"
Die Musik setzte ein und die Menge löste sich auf. Einige standen in Gruppen zusammen, einige gratulierten dem Brautpaar. Arthur ging zu Merlin
„Das war eine schöne Zeremonie. Hast du das Leuchten gesehen?"
Merlin nickte
„Ja, wahrscheinlich verbinden sie sich auch magisch. Aber da Anna keine Magie hat, denke ich, das Navarr sie in seine Magie mit hineinzog. Shaylon kam auf sie zu. Arthur fragte ihn
„Was sind denn das für Symbole auf den Fahnen und auf Navarrs Umhang?"
„Das ist das Symbol der Vereinigung! Es wird fast ausschließlich für Hochzeiten verwendet."
Eine junge, hübsche Fee verneigte sich vor Arthur und sagte
„Sire....möchtet ihr mit mir tanzen?"
Arthur sah sie einen Moment an, dann nickte er und führte sie zur Tanzfläche. Shaylon lachte
„Was ist denn?" fragte Merlin
„Nun, das ist eine der jungen Hofdamen. Seit sie Arthur das erste Mal sah, ist sie vernarrt in ihn, besonders in seine blauen Augen."
Merlin lächelte
„Sag ihm das nur nicht, sonst ist er noch eingebildeter als vorher!"
Der König lachte, schlug ihm auf die Schulter und ging zu seiner Frau, die er auf die Tanzfläche führte.
Merlin sah zu Tegan, der die ganze Zeit die große Tafel anstarrte, auf der das Festessen und sämtliche Leckereien standen.
„Das du mir bloß von der Tafel wegbleibst....du Vielfraß. Du hast dir ja in der Küche schon den Bauch vollgeschlagen."
Tegan sah ihn fast schuldbewusst an und Merlin musste lachen.
Es gab noch Tänze und Darbietungen, Wein, den Arthur diesmal in Grenzen genoss und Essen im Überfluss. Als die spätere Stunde anrückte und alle Gäste schon gegangen waren, saßen Shaylon, Linume, Arthur, Merlin, Lancelot, Freya und das Brautpaar an einem großen Tisch. Tegan hatte die Reste des Fleisches bekommen und machte sich genüsslich darüber her.
Sie tranken Wein und lachten, machten Scherze und unterhielten sich. Sie waren eine große Familie, keine Könige oder Diener, sondern allerbeste Freunde, die unterschiedliche Schicksale zusammengebracht hatte und die eine Einheit bildeten, für den jeweils anderen einstanden....wie eine Familie!