Avalon Kapitel 23

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Avalon


Kapitel 23



Arthur und Freya kamen am Tor vor dem Schloss des Königs an. Da er inzwischen schon ein paar Mal hier war, brauchte er nicht mehr in den Thronsaal. Shaylon hatte angeordnet, das man ihn direkt in seine Gemächer führte. Freya ging nie mit Arthur, sie wusste, das der König ihn allein sprechen wollte. Sozusagen....Männer unter sich oder in diesem Fall....Könige unter sich.
Sie sah ihn an
„So, Arthur, hier trennen sich unsere Wege. Bis später!"
„Wo gehst du jetzt hin?"
Sie lächelte
„Ich besuche ein paar Freunde."
Sie winkte ihm noch einmal zu, während sie hinunter in die Stadt ging. Arthur schaute ihr nach, dann schritt er durch das Schlosstor.
Eine Wache führte ihn durch das Schloss zu des Königs Gemächer. Arthur fiel auf, das die Farben in den Gängen intensiver pulsierten, als zuvor. Sie erreichten die Räume und die Wache verließ ihn mit den Worten, das der König bald käme.
Arthur stand am Fenster, als die Türen aufgingen und Shaylon hereinkam. Er lächelte, als er Arthur sah
„Tut mir leid! Die Besprechung hatte doch länger gedauert, als ich angenommen hatte."
Arthur verbeugte sich leicht
„Nicht doch....kein Problem....ich kenne das!"
Shaylon winkte ab, während er auf ihn zuging
„Ihr braucht euch nicht zu verbeugen."
Aber Arthur fand das für richtig. Obwohl sie befreundet waren, war er der König in diesem Reich, dessen Gast er sein durfte. Shaylon bot ihm einen Platz an. Während Arthur sich setzte, nahm der König zwei Becher und eine Karaffe von der Anrichte, als er ihn fragte
„Und....habt ihr die Ruhephase gut überstanden?"
„Ja, war nicht so schlimm, wie wir angenommen hatten."
Shaylon setzte sich ihm gegenüber
„Sagte ich doch!"
Arthur sah ihn fragend an
„Und ihr?"
Shaylon verzog das Gesicht
„Es war etwas langweilig....zwischendurch."
„Ruht ihr nie?"
Shaylon schüttelte den Kopf
„Nein, das kann ich nicht. Ich bin der König und das ist mein Reich. Sollte einmal etwas vorfallen, so wäre ich nicht erreichbar. Es ist meine Pflicht, das Reich zu schützen."
Arthur nickte; er verstand das sehr gut. Auch er hatte Camelot beschützt. Er sah den König an. Er hatte sich in den Jahrhunderte nicht verändert.
„War denn schon einmal etwas vorgefallen?"
„Ja, zu meines Vaters Zeit hatten einmal mehrere Zauberer versucht, sich Zugang zu dem Reich zu verschaffen. Sie versuchten mit Magie die Schutzvorrichtung zu zerstören, um in das Reich einzudringen. Aber ihre Magie war zu schwach....sie scheiterten. Selbst, wenn sie es geschafft hätten, ihre Magie hätte hier nicht funktioniert."
„Wieso?"
Shaylon schenkte ihnen noch Wein ein.
Feenmagie ist sehr mächtig und anders. Entweder hebt sich die Magie der Zauberer im Gegensatz zu unsere Magie auf oder sie sind sowieso nicht stark genug. Dann haben sie keine Macht."
„Und Merlin?"
Shaylon sah ihn einen Moment lang an. Es kam Arthur so vor, als würde er abwägen, ob er ihm darauf antworten sollte. Doch dann nickte er langsam, als ob er sich entschieden hatte
„Merlin....ist ein sehr mächtiger Zauberer, der Mächtigste, den ich je kannte. Ich denke, das er selbst nicht erahnen kann, zu was er fähig ist. Er ist der einzige Zauberer, den ich kenne, der es mit unserer Magie aufnehmen könnte. Im Augenblick steht seine Magie gegen unsere. Durch das ausgeglichene Verhältnis liegt sie im Gleichstand. Darum fühlt er sie nicht, aber sie ist da."
Er wurde einen Augenblick nachdenklich, bevor er leise hinzufügte
„Er könnte diesen Gleichstand durchbrechen....ich möchte mir nicht vorstellen, was dann geschehen würde."
Einen Moment war Stille, aber dann sagte Arthur
„Ich weiß, das ihr euch nicht sicher ward....mir das zu erzählen und ich bin froh, das ihr mir vertraut. Und Merlin....er würde nie etwas tun, was euch schaden würde. Das weiß ich!"
Der König nickte
„Ich denke auch so! Aber meine Berater hätten mir abgeraten, dies zu enthüllen."
„Um so froher bin ich, das ihr mir vertraut."
Shaylon lächelte
„Ihr seid ein ehrenwerter Mann....loyal und gerecht, schon immer."
„Danke!"
Sie tranken ein Schluck von ihrem Wein.
„Wie lange hat das Reich geruht?" wollte Arthur wissen.
„Fast fünfhundert Jahre!"
Arthur sah ihn ungläubig an. Es war für ihn unvorstellbar, das er so lange geschlafen hatte. Fünfhundert Jahre! Mein Gott!
Der König sah ihn mit einem amüsierten Lächeln an
„Ja....ich weiß! Für euch Menschen ist das noch unvorstellbar, aber mit der Zeit gewöhnt ihr euch daran."
„Und alle, die ich kannte, sind tot!"
Shaylon nickte
„Und die Welt war in den fünfhundert Jahren im Wandel. Vieles hat sich verändert."
Bei dem Wort verändert fiel Arthur etwas ein. Diese starken Gefühle, die er mit Merlin hatte....er wollte eine Antwort darauf. Vielleicht wusste Shaylon etwas darüber. Aber das würde bei Gott nicht einfach werden, ihn das zu fragen.
„Shaylon....ich habe eine Frage?"
„Bitte!"
Arthur nahm tief Luft, bevor er sprach
„Es geht um Merlin und mich. Wir haben festgestellt, das....nun ja, das wir....ich meine....wenn wir zusammen sind....ich wollte sagen....."
Shaylon amüsierte sich sichtlich über die Verlegenheit von Arthur. Er beschloss, ihm zu helfen.
„Also, wenn ihr zusammen seid....wenn ihr euch liebt ist was?"
Arthur sah ihn nicht an, seine Wangen waren leicht gerötet
„Diese Gefühle....sind so intensiv....so...."
Er gab resigniert auf.
Shaylon beugte sich vor
„Arthur....daran ist nichts peinlich.....es ist das Band, das euch verbindet."
Jetzt sah Arthur ihn an
„Das Band?"
„Ja....es wird stärker. Es war schon stark zu euren Lebzeiten, aber jetzt....in der Unsterblichkeit wird es stärker. Es hätte nicht viel stärker werden können, wenn ihr ein Leben gelebt hättet, aber jetzt nach fast fünfhundert Jahren wird es stärker. Eure Liebe und Verbundenheit wird stärker. Das ist sehr ungewöhnlich für Menschen. Ich habe das oft bei Zwillingsfeen beobachtet. Sie hatten von Geburt an ein Band. Aber es sind beide Wesen mit Magie, die dieses Band aufrecht erhalten und auch mit ihrer Verbundenheit und Liebe von Geschwister. Aber in eurem Fall besitzt nur ein Wesen Magie....Merlin....ihr seid nur ein ganz normaler Mensch ohne Magie. Deshalb macht es dies so außergewöhnlich. Denn trotz aller Widersprüche ist dieses Band stark und wird mit der Unsterblichkeit stärker. Wieso? Ich weiß es nicht! Ich habe das noch nie erlebt!"
Er schüttelte nachdenklich den Kopf
„Es scheint sich in einigen Bereichen auszuwirken....wie in der körperlichen Liebe, so wie ihr sagt."
Arthur sah ihn sprachlos an.
Was würde dann in eintausend Jahren passieren? Was würde mit ihnen passieren?
Shaylon riss ihn aus seinen Gedanken
„Vielleicht könnt ihr euch auch gegenseitig spüren, wenn der andere in der Nähe ist."
„So ein Erlebnis hatte ich schon einmal. Am Todestag von Merlin, als ich am See stand. Ich konnte spüren, das er da war, auch wenn ich ihn nicht gesehen hatte."
Shaylon nickte
„Ja, das könnte möglich sein! Wirklich außergewöhnlich!"
Er sah zu Arthur und bemerkte die Furche, die sich auf seiner Stirn gebildet hatte.
„Aber es ist kein Grund, das ihr euch Sorgen machen müsst. Das Band würde euch nie schaden. Es verstärkt nur eure Gefühle füreinander."
Arthur nickte.
Der König stand auf
„So, ich werde euch eure Gemächer zeigen. Er müsst baden und euch umkleiden. Ich gebe heute Abend ein Fest. Ihr habt doch sicher Merlin gesagt, das ihr über Nacht bleibt?"
Arthur schüttelte den Kopf
„Nein, das wusste ich nicht!"
„Keine Sorge, ich werde einen Boten zu ihm schicken. In Ordnung?"
Arthur nickte. Er konnte Shaylon nicht immer absagen. Er hatte ihn schon so oft über Nacht eingeladen, aber Arthur wollte immer zurück. Diesmal entschloss er sich zu bleiben. Merlin würde das schon verstehen.



Merlin saß auf der Veranda. Es dämmerte schon. Er machte sich keine Sorgen mehr. Inzwischen wusste er, das Arthur und Freya immer bis zum Abend bei dem Feenkönig zu Gast waren und erst dann zurückkamen. Er saß in Gedanken versunken am Tisch und schaute über das Land. Lancelot kam heraus
„Merlin....alles okay?"
Merlin nickte, ohne den Blick von der Aussicht zu nehmen.
„Ja, ich vermisse nur Arthur."
Lancelot schüttelte lächelnd den Kopf und setzte sich zu ihm
„Merlin....Freya ist auch schon den ganzen Tag weg. Was soll ich da sagen?"
„Ja, ich weiß....ich bin schlimm....aber er fehlt mir!"
„Sie werden bald hier sein. Ich bin schon gespannt, was er zu erzählen hat."
Merlin grinste ihn an
„Neugierig bist du überhaupt nicht, was?"
„Keine Spur! Ich denke...."
Lancelot sah angespannt über die Wiese.
„Was ist los?" wollte Merlin wissen und sah in die Richtung, in die Lancelot schaute.
„Da kommt jemand! Nein....da fliegt jemand!"
Merlin sah überrascht zu Lancelot
„Was? Nur Feen können fliegen!"
Der ehemalige Ritter stand auf
„Das ist eine....und sie kommt hierher!"
Jetzt stand auch Merlin auf und stellte sich neben Lancelot. Beide starrten den Ankömmling an. Tatsächlich, das war eine Fee....eine männliche Fee. Er landete elegant vor der Hütte und verneigte sich leicht, kam dann näher
„Ich bin beauftragt dem Zauberer Merlin eine Botschaft zu überbringen."
Merlin trat vor
„Ich bin Merlin!"
Der Bote musterte ihn kurz, dann sagte er mit erhobenem Kopf
„Ich habe den Auftrag euch von der königlichen Hoheit König Shaylon mitzuteilen, das der einzige und wahre König Arthur noch eine Nacht in dem königlichen Schloss verweilen wird. Er bittet euch um Nachsicht, da er ein Fest für ihn geben wird und ihr seine Rückkehr für Morgen erwarten könnt."
Merlin sah ihn einen Moment sprachlos an, doch dann sagte er
„Ich danke euch!"
Die Fee verneigte sich, dann drehte sie sich um und flog davon. Merlin und Lancelot sahen ihr sprachlos nach, bis Lancelot das Schweigen brach
„Was reden denn die so ....so sonderbar."
„Es ist ein Königshaus.....was erwartest du denn?" sagte Merlin, als er sich umdrehte und sich wieder hinsetzte.
„Na....in Camelot hat niemand so geredet und es war auch ein Königshaus."
Merlin seufzte
„Andere Häuser.....andere Sitten.....Verdammt!"
„Was ist denn, Merlin?"
„Das ist typisch Arthur....ich sitze hier und er spielt König am Hof des Feenkönigs....und bekommt noch ein Fest ausgerichtet."
„Er ist doch ein König. Merlin....du wirst ihn doch nicht beneiden, oder?"
Merlin schüttelte den Kopf
„Nein....aber jetzt bleibt er noch länger weg."
Lancelot rollte mit den Augen.
„Gott, Merlin....du bist schlimm....Freya kommt auch erst morgen. Du wirst es überleben."
„Das kann ich gar nicht....ich bin tot!"
Lancelot winkte ab und ging in die Hütte. Er schüttelte den Kopf. Die beiden waren....er hatte keine Worte dafür.
Merlin blieb auf der Veranda sitzen. Er atmete tief ein. Das war das erste Mal, seit Arthur hier bei ihm war, das sie solange getrennt waren....und er fühlte sich nicht gut dabei.

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