Avalon Kapitel 9

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Avalon



Kapitel 9


Hi! Würde mich über eine Rückmeldung freuen. LG Exita




Arthur hatte gerade seine Gemächer verlassen. Er war auf dem Weg zu dem morgendlichem Training. Sein Gesichtsausdruck verriet, das er keine gute Laune hatte. Er hatte eigentlich keine gute Laune mehr und auch nicht gelacht, seit dem Tag, an dem Gaius ihm sagte, das Merlin tot war. Seit diesem Tag, da der Arzt ihm das Furchtbarste in seines Lebens erzählt hatte, zog es Arthur nach Avalon. Aber er durfte diesem Drang nicht nachgeben. Er war der König; er hatte eine große Verantwortung gegenüber seinem Reich und den Menschen, die darin lebten, und er konnte sie nicht im Stich lassen, indem er einfach verschwand. Arthur hatte sich verändert. Er war sehr ernst geworden und die meiste Zeit deprimiert. Der junge König hatte so große Fehler gemacht. Einer davon war definitiv, das er Gwen geheiratet hatte. Seine Ehe lief nicht gut. Er hatte sich von seiner Frau distanziert, aber sie ertrug es tapfer. Sie schien ihn wirklich zu lieben. Der zweite große Fehler war, das er Merlin nie gesagt hatte, was er für ihn fühlte. Er schlief nicht sehr gut und wenn, dann träumte er sehr oft von ihm. Wenn er dann aufwachte, war er noch deprimierter als gewöhnlich. Er war ein guter König und kümmerte sich um sein Volk und sein Reich, aber der Mensch Arthur war nicht glücklich. Er würde es vermutlich auch nie wieder sein. Der König hatte sein Glück in der Schlacht mit Morgana verloren....damals....vor fast einem Jahr. Ein Jahr! Arthur kam es vor, als wäre es gestern gewesen. Gaius hatte ihm alles von Merlin erzählt, so wie er es ihm versprochen hatte. Arthur wusste jetzt mit Sicherheit, was er Merlin zu verdanken hatte. Und er wusste noch etwas....Magie war nicht immer böse. Merlin hatte ihn das gelehrt und es erschien Arthur, das er selbst im Tod ihm noch zeigte, was falsch und richtig war. Deshalb hatte er die Gesetze, was die Anwendung von Magie betraf, gelockert. Es war immer noch bei Todesstrafe verboten, Magie für böse Zwecke zu benutzen, aber offiziell war Magie im Reich erlaubt....solange niemand zu schaden kam. Er hatte hart für dieses Gesetz gekämpft, denn er hatte das Gefühl, das er das Merlin schuldig war. Er dachte viel zu oft an den jungen Zauberer, fragte sich oft in manchen Situationen....was hätte Merlin gesagt? Was hätte Merlin getan?
Er betrat den Übungsplatz. Alle Ritter waren schon anwesend und warteten auf ihn. Sie hatten alle den Tod von Merlin mit Trauer und Respekt aufgenommen. In ihren Augen war der Zauberer der mutigste Mann, den sie je kannten....jemand, der sich ohne zu zögern für einen anderen geopfert hatte. Jemand, der Camelot und sie alle, all die Jahre mit Magie beschützt hatte, trotz des damaligen Gesetzes, das ihn das Leben gekostet hätte, wenn man ihn erwischt hätte. Aber er hatte stets das Wohl seiner Freunde über sein Leben gestellt. Die Ritter wussten, das Merlin ihre Hochachtung verdient hatte.
„Guten Morgen, Sire!"
„Guten Morgen Leon!"
„Was trainieren wir heute?"
Arthur sah sich um.
„Ich denke, Gwaine übt mit den anderen Ritter mit der Armbrust....und wir zwei trainieren mit dem Schwert."
„Sehr wohl, Sire!"
Nachdem die anderen den Platz verlassen hatten und auf einem kleineren Feld mit der Armbrust übten, stellten sich Arthur und Leon in Kampfposition.
Sie begannen zu kämpfen, aber Arthur ließ viel so oft seine Deckung fallen. Leon hatte ihn schon ein paar Mal getroffen. Der Ritter versuchte sich deshalb zurückzuhalten.
„Greift nicht an, wie ein Mädchen, Leon! Kämpft mit allem, was ihr habt."
„In Ordnung, Sire!"
Leon griff an und erwischte Arthur an seiner Hüfte. Der König ging einen Augenblick vor Schmerzen in die Knie. Er atmete tief durch, dann stand er wieder auf.
„Weiter!"
„Aber Sire!"
„Weiter!" schrie Arthur.
Sie kämpften weiter und wieder traf Leon ihn. Und wieder verzog Arthur das Gesicht vor Schmerz.
Leon ließ sein Schwert sinken.
„Sire, ihr scheint sehr unkonzentriert zu sein! Seid ihr in Ordnung?"
„Natürlich!"
Aber Leon wusste es besser. Es war normalerweise fast unmöglich, Arthur so hart zu treffen. Das war nicht wirklich ein Kampf und....er wollte seinen König nicht verletzen. Er traf eine Entscheidung.
„Sire, wenn sie erlauben, möchte ich den Kampf abbrechen. Es scheint, als wäre ich heute nicht in Form. Ich hatte heute Morgen schon Kopfschmerzen und nun, nach der Anstrengung sind sie schlimmer geworden."
Arthur sah ihn einen Augenblick an, dann nickte er müde. Er wusste, das Leon sehr wohl in Form war, aber er wollte den Ritter zu nichts zwingen. Dafür schätzte er ihn viel zu sehr. Ein Diener kam heran, verneigte sich und sagte zu ihm
„Mylord, eure Anwesenheit wird im Ratssaal erwünscht."
„Danke!"
Er nickte Leon noch einmal zu, drehte sich um und ging zum Schloss zurück. Leon sah ihm nachdenklich nach.




Leon betrat die Kammer von Gaius. Der Hofarzt war über seinen Tisch gebeugt und handierte mit verschiedenen farbigen Tinkturen herum. Er sah auf, als Leon hereinkam.
„Sir Leon, was kann ich für euch tun?"
Leon kam näher.
„Für mich nichts....aber vielleicht für Arthur."
Gaius zog die Augenbrauen hoch.
„Was ist mit unserem König?"
„Ich komme gerade von unserem Training....es war grauenvoll!"
Jetzt war das Interesse des Arztes geweckt.
„Was ist passiert?"
„Ich habe mit Arthur Schwertkampf geübt. Aber....ich weiß nicht, wie ich es sagen soll."
Er dachte einen Augenblick nach.
„ Nun....Arthur ist sehr sehr gut mit dem Schwert. Ich bin auch nicht schlecht damit, aber es ist fast unmöglich für mich, ihn so hart zu treffen, geschweige zu besiegen. Es fiel mir seit geraumer Zeit auf, nicht nur mir, auch den anderen, das er sich nicht wirklich konzentriert....und heute war es extrem. Ich habe ihn ein paar Mal wirklich schlimm getroffen, aber er wollte nicht aufhören. Ich musste mich mit einer Notlüge zurückziehen. Es kommt mir fast so vor....als wollte er sich für etwas bestrafen. Mit Schmerz!"
Gaius sah ihn ungläubig an.
„Seid ihr sicher?"
„Ja, ich habe lange darüber nachgedacht. Irgendetwas ist nicht in Ordnung."
Gaius nickte.
„Ich werde sehen, was ich tun kann. Danke."
Leon nickte und verließ die Gemächer und Gaius setzte sich nachdenklich auf seinen Stuhl.




Nach der kleinen Ratsversammlung kam Arthur in seine Gemächer. Gwen saß am Tisch und wollte gerade mit dem Mittagessen anfangen. Sie lächelte, als Arthur hereinkam.
„Gut, das du jetzt kommst. Möchtest du mit mir zu Mittag essen?"
„Natürlich!" sagte er und kam zu dem Tisch.
Er setzte sich und schüttete Wein in seinen Kelch.
„Wie war das Training?"
„Gut!"
Möchtest du heute Nachmittag mit mir ausreiten?"
„Vielleicht!"
„Arthur....was ist los....du bist so sonderbar....so schweigsam und immer so nachdenklich."
„Bin ich nicht, es ist alles in Ordnung."
„Nichts ist in Ordnung. Du benimmst dich eigenartig seit.....Merlin uns verlassen hat."
Arthur zuckte zusammen. Allein sein Name zu hören, verursachte solchen Schmerz. Er antwortete nichts, sah auf seinen Teller; Gwen sprach jetzt leise weiter.
„Ich weiß, was er dir bedeutet hat!"
Jetzt sah Arthur sie an.
„Ich weiß, das du ihn geliebt hast! Und das du dich nach ihm gesehnt hast!"
„Guinevere...."
„Nein, lass mich ausreden! Ich hatte das schon länger bemerkt, aber ich wollte nichts sagen. Aber jetzt will ich darüber reden. Und du brauchst es auch nicht abzustreiten, ich weiß es!"
Eine unangenehme Stille entstand, bevor Arthur fragte
„Woher willst du das wissen?"
Sie legte ihre Hand an ihre Brust.
„Ich bin eine Frau. Frauen sehen und fühlen so etwas viel eher als ein Mann. Sie haben ein Gespür dafür. Ich habe es in deinen Augen gesehen....wie du ihn angesehen hast....so....so voller Sehnsucht und deine kleinen Gesten ihm gegenüber. Einem Mann würde das nicht auffallen, nicht wirklich."
Wieder war es einen Moment ruhig. Arthur nahm tief Luft und sah sie wieder an.
„Du hast recht! Ich habe ihn geliebt. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Er ist tot!"
„Aber du kannst ihn nicht vergessen!"
Er schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Nein!"
Gwen nahm seine Hand und Arthurs Blick folgte dieser Geste.
„Ist schon gut, Arthur. Ich würde lügen, wenn ich sagte, das es mich nicht verletzt hatte. Aber ich verstehe dich. Ihr beide hattet etwas....Besonderes....eine innige Verbundenheit, weit über Freundschaft hinaus."
Arthur sah sie überrascht an. Er hatte mit allem gerechnet....nur nicht mit dieser Antwort. Was war das nur für eine Frau? Jede andere Frau hätte geschrien....geweint, ihn beschimpft und ihn letztendlich verlassen, aber sie nicht! Sie saß neben ihm, hielt seine Hand und spendete ihm auch noch Trost. Er konnte es nicht glauben! Aber trotz allem, fragte er sie leise
„Und was tun wir jetzt?"
Gwen lächelte ihn an.
„Nichts! Ich bin deine Königin und werde es bleiben. Auch wenn du mich nicht liebst.... nicht so wie du Merlin geliebt hast, ich bleibe bei dir. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Ich habe lange darüber nachgedacht."
Sie machte eine Pause, dann sagte sie
„Wir waren, als wir uns kennenlernten, zuerst befreundet.....vielleicht können wir das wieder sein.....Freunde!"
Arthur sah sie immer noch überrascht und total sprachlos an. Gwen schaute ihn, auf eine Antwort wartend an. Endlich gelang es ihm, etwas zu sagen
„Gwen, du....du bist unbeschreiblich und ....es tut mir so leid, das alles so gekommen ist."
„Muss es nicht! Ich liebe dich genug, um das zu akzeptieren! Nur eins möchte ich wissen....hast du und Merlin....ich meine...."
„Nein, das würde ich dir nicht antun!"
„Danke!"
Jetzt bedankte sie sich auch noch. Er sah sie verwundert an, aber dann drückte Arthur zärtlich ihre Hand, beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange, als er leise sagte
„Nein, ich habe zu danken....ich habe zu danken!"
Arthur lächelte sie an. Was für eine Königin! Er hatte sich in Gwen nicht getäuscht. Sie war stark, gerecht und vor allem mitfühlend. Sie verstand ihn, auch wenn es ihr das Herz brach. Und Arthur tat es unheimlich leid, das er sie nicht so lieben konnte, wie er Merlin liebte.
Denn sie hatte es verdient....so geliebt zu werden!

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