Avalon Kapitel 2

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Avalon



Kapitel 2



Merlin öffnete die Tür zu Gaius Gemächer. Der Hofarzt stand an seinem Tisch und blickte auf, als er hereinkam.
„Ah Merlin! Ich habe gerade an dich gedacht. Wir müssen den Teleportation Zauber noch üben. Du weißt, das er sehr hilfreich wäre, falls die Prophezeiung über Arthurs Tod eintrifft. Du könntest in Sekunden von einem Ort zum anderen wechseln. Du wärst in der Lage, ihn besser zu beschützen, falls es zu der Schlacht mit Morgana kommt."
„Woher willst du wissen, das es wirklich so eintrifft? Vielleicht können wir es vorher abwenden."
Gaius kam auf ihn zu.
„Die Propheten haben sich noch nie geirrt. Seit Morgana sich von uns abgewendet und zum größten Feind geworden ist, ist sicher, das sie erst ruhen wird, wenn Arthur tot ist und sie den Thron von Camelot hat. Das müssen wir verhindern....besser.... du."
„Wir werden es verhindern. Gut....Arthur ist in der Ratsversammlung. Ich habe jetzt Zeit, um zu üben. Lass uns in den Wald gehen. Da sind wir ungestört."
Gaius nickte.
Merlin würde nicht zulassen, das Mordred Arthur töten würde. Es wurde so vorausgesagt, das er derjenige war, der Arthur den Tod bringen würde. Mordred war einmal ein Ritter der Tafelrunde. Durch unglückliche Vorfälle und einer Frau, die er geliebt hatte, aber Arthur gezwungen war, hinzurichten, weil sie ein erklärter Feind Camelots war, wurde er zu Arthurs Feind und war zu Morgana übergelaufen. Er würde alles dafür tun, um seinen König zu retten.
Kurz darauf waren sie auf dem Weg in den nahegelegenen Wald. Bald kamen sie auf eine kleine Lichtung. Sie war umgeben von dichten Bäumen und daher bestens geeignet als Übungsplatz.
„Hier ist es optimal für das Training. Die Bäume sind weit genug entfernt."
Gaius schaute sich um und nickte.
„Wieso?"
„Weil ich nicht möchte, das du dich mitten in einen Baum teleportierst, das wäre nicht so gut. Solange du den Zauber nicht hundertprozentig beherrscht, ist das sehr gefährlich."
Merlin sah ihn erschrocken an.
„Nett von dir, das du mir das jetzt sagst."
Gaius grinste und packte das Zauberbuch aus der Tasche.
„Ich bin sicher, das du keine Probleme haben wirst. Schließlich bist du der mächtigste Zauberer in unserem Land."
„Sehr beruhigend!" meinte Merlin sarkastisch.
„Also los....sage den Zauberspruch ein paar Mal, bevor du Magie einsetzt und achte darauf, das du die Worte zusammenhängend sprichst. Wenn du sie einzeln sprichst, funktioniert es nicht. Wenn du dann Magie einsetzt, musst du dir den Ort vorstellen, den du erreichen willst....oder die Person."
Merlin tat, was Gaius ihm sagte. Nachdem er den Spruch eine Zeitlang aufgesagt hatte, nickte der Hofarzt.
„Gut....versuch es! Teleportier dich in die Mitte der Lichtung. Sieh es dir an und stelle dir die Mitte in deinem Kopf vor....und konzentriere dich nur darauf, denn wenn du an Arthur denkst, könnte es passieren, das du gleich vor ihm stehst. Ich denke, du bist nicht besonders scharf darauf, ihm das zu erklären."
„Wieso sollte ich an Arthur denken?"
Gaius sah ihn nur an, hielt es aber für besser, nicht darauf zu antworten.
Er wusste, was Merlin für seinen König fühlte. Er hatte es gewusst, bevor den Beiden das klar wurde. Wenn man ein guter Beobachter war und sie beide kannte, so wie er, dann konnte man sehen, welche Blicke sie sich zuwarfen, wenn sie zusammen waren....oder die kleinen Gesten, wenn auch rein zufällig.
Sie hatten ein Band, das sie miteinander teilten. Liebe und Freundschaft stärkte es....auch diese Art von Liebe, selbst wenn sie unerfüllt blieb. Deshalb hatte sich Gaius Sorgen gemacht, als Arthur Gwen geheiratet hatte. Merlin war an diesem Tag am Boden zerstört gewesen, aber irgendetwas war zwischen Arthur und ihm vorgefallen, denn der Zauberer war nicht mehr so niedergeschlagen und lächelte wieder mehr. Was das genau war, wusste er nicht und Merlin wich ihm immer aus, wenn er nachhakte.
„Nun, fang an!"
Merlin sagte den Spruch auf, während seine Augen golden glühten. Und plötzlich war er vor Gaius verschwunden und stand....in der Mitte der Lichtung. Er lächelte und breitete die Arme aus, als er rief
„War ganz einfach!"
„Nun wieder zurück zu mir!"
Einen Augenschlag später stand er wieder vor Gaius. Merlin grinste ihn an.
„Und du hast dir Sorgen gemacht?"
„Nun....Bescheidenheit ist dem großen Zauberer wohl nicht gegeben."
„Komm schon Gaius....du hast gesagt, ich habe keine Probleme, weil ich ein mächtiger Zauberer bin. Du hattest recht!"
„Das werden wir sehen.....nochmal!"
Sie übten den ganzen Vormittag bis in den späten Nachmittag. Sie versuchten alle Variationen. Mal einen Ort, der weiter weg war und nicht zu sehen, oder das Merlin sich nur auf Gaius konzentrierte, wenn er weiter weg war und auch nicht zu sehen. Alles klappte auf Anhieb und Merlin wurde in der Anwendung dieses Zaubers immer sicherer.
„Kann ich denn jemanden mitnehmen, wenn ich teleportiere?" fragte Merlin.
„Ja, ich denke schon. Lass es uns versuchen! Nimm meine Hand und bring uns wieder in die Mitte."
Merlin tat es und beide standen einen Moment später in der Mitte der Lichtung.
„Sehr gut.....und bequem, das muss ich zugeben." lächelte Gaius.
Merlin sah zum Himmel. Die Sonne war fast hinter dem Horizont verschwunden.
„Himmel, wir müssen zurück. Ich muss Arthur sein Abendessen bringen. Es ist schon spät, wir müssen uns beeilen."
„Warum? Du kannst uns vor die Stadttore teleportieren. Stell dir eine Stelle in deinem Kopf vor."
Merlin schloss die Augen, nahm Gaius an der Hand und einen Augenblick später standen sie vor den Stadttoren.
„Ich wusste, das es für dich ein Kinderspiel war, diesen Zauber zu erlernen. Ich kenne einige Zauberer, die ein erhebliches Problem damit hatten." sagte Gaius
Merlin lächelte.
„Und du wunderst dich, das ich nicht bescheiden bin?" sagte er, während sie durch die Tore gingen. Gaius zog nur eine Augenbraue hoch.
Merlin wusste, das er sehr viel Macht hat. Wie viel genau....das wusste er allerdings nicht. Und er würde bestimmt nicht damit prahlen. Das war nicht seine Art. Er wurde so geboren und konnte es nicht ändern. Er würde nie darüber sprechen, denn das.....könnte ihn seinen Kopf kosten.
Zauberei war in Camelot bei Todesstrafe verboten!




Als sie in die untere Stadt kamen, mussten sie feststellen, das dort die Hölle los war. Viele Menschen waren auf der Straße und sie waren teilweise verletzt.
„Was ist denn hier passiert?" fragte Merlin.
Leon kam auf sie zu und winkte.
„Dem Himmel sei Dank, da seid ihr ja! Arthur hatte euch schon gesucht:"
„Sir Leon....was ist denn hier los?"
„Das sind Flüchtlinge von der Grenzstadt. Morgana hatte mit einer Armee von Sachsen und Magie die Stadt angegriffen. Viele sind hierher geflüchtet, aber die Stadt ist verloren. Sie ist auf dem Vormarsch nach Camelot. Gaius....es gibt viele Verletzte, die euch brauchen und Merlin....Arthur will dich sofort sehen."
„Ich werde mich sofort an die Arbeit machen." sagte Gaius und eilte davon.
Merlin rannte an der Menschenmenge vorbei in Richtung Burg.



„Wo zum Teufel warst du?" schrie Arthur, als er Merlin sah.
„Im Wald.....Kräuter sammeln....das hatte ich doch gesagt."
Arthur sah ihn einen Moment an, dann sagte er wesentlich ruhiger
„Komm mit, ich muss zu einer Einsatzbesprechung."
Arthur drehte sich um und schritt den Gang hinunter. Merlin folgte ihm. Es war ein reges Treiben in der Burg. Jeder rannte mit einer Aufgabe durch das Schloss.
Der König öffnete die Tür von seinen Gemächer und trat mit Merlin ein. Alle Menschen in diesem Raum sahen sie an. Gwaine, Persival, und Gwen standen um einen Tisch. Arthur ging zu ihnen. Erst jetzt sah Merlin, das auf dem Tisch Landkarten lagen. Er stellte sich in die Nähe des Fensters.
„Wo stehen wir?" fragte der König.
„Sire, Morgana ist mit einer riesigen Armee auf dem Weg nach Camelot. Sie wird in zwei, drei Tagen hier sein."
„Was können wir tun?"
„Nun....wir können hier warten, bis sie eintrifft. Camelot ist fast nicht einnehmbar.....wir wären hier geschützt."
„Nein....das wäre nicht gut. Wenn sie uns belagert, haben wir keinen Nachschub und irgendwann gingen uns die Lebensmittel aus. Wir müssen auch an die Menschen denken, die hier leben. Wir würden sie der Gefahr aussetzten.
Nein....ich denke, es ist besser wir kommen ihr entgegen und treffen sie hier!"
Arthur zeigte mit seinem Finger auf eine Stelle auf der Karte. Alle sahen auf diesen Punkt.
„Eine offene Schlacht? Ja, sehr gut. Das Gelände ist zerklüftet und würde auch ein wenig Schutz bieten. Und außerdem ist es der einzige Weg nach Camelot. Morgana könnte uns nicht umgehen." sagte Gwaine nachdenklich
„Wo ist das? Wie heißt der Ort?" fragte Persival.
„Camlann!"
Bei diesem Wort gefror Merlin das Blut in den Adern. Nein....das konnte nicht sein! Er hatte gehofft, diesen Namen nie zu hören. Die Prophezeiung kam ihm in den Sinn.
Arthur wird in einer Schlacht um Camelot den Tod durch Mordred finden an einem Ort Namens Camlann!
Merlin konnte es nicht glauben. Sollten all seine Alpträume wahr werden. Musste er sich jetzt seinem Schicksal stellen? Er musste Arthur schützen, egal was es kostete.
„In Ordnung....wir reiten bei Sonnenaufgang!" hörte er Arthur sagen.
Alle nickten und verließen den Raum, Merlin blieb.
„Merlin, sieh zu, das unsere Pferde morgen früh fertig sind, wenn wir reiten!"
„Arthur, ich....ich komme diesmal nicht mit!"
Der König blieb stehen und schaute ihn verwirrt an.
„Wieso?
„Ich muss etwas anderes Wichtiges erledigen."
„Was könnte wichtiger als Camelot sein?"
Du!
„Ich....ich muss etwas für Gaius erledigen. Es wird Verletzte geben und Gaius braucht noch wichtige Kräuter."
„Ich hatte nie gedacht, das du Angst hast. Für mich warst du immer der Tapferste, den ich kannte. Ich habe mich wohl getäuscht." sagte der König niedergeschlagen.
Merlin sah zu Boden. Was sollte er auch sagen. Er musste Vorbereitungen treffen, um Arthur zu schützen. Er konnte keine Magie einsetzen, wenn er an seiner Seite war und....ohne Magie waren sie verloren. Morgana würde ihre Magie mit allen Mitteln einsetzen. Nein, er musste von der zweiten Linie aus kämpfen, um seinen König zu schützen. Auch wenn das bedeutete, das Arthur enttäuscht war und ihn für einen Feigling hielt. Er würde alles ertragen, um ihn zu schützen.
„Das ist alles! Du kannst jetzt gehen!" sagte Arthur und seine Enttäuschung konnte Merlin in seiner Stimme hören.
„Arthur....
„Du kannst gehen!"
Merlin sah ihn einen Augenblick an, dann drehte er sich um und verließ die Gemächer.

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