Avalon Kapitel 21

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Avalon


Kapitel 21



So vergingen die Jahre. Arthur, Merlin und Lancelot hatten sich geeinigt, das sie vorläufig zusammen blieben. Obwohl das Wort vorläufig in Avalon eine andere Bedeutung hatte, wenn sie bedachten, das sie die Ewigkeit hatten. Merlin und Arthur waren glücklich. Sie liebten sich und lebten ihre Liebe. Es verging kein Tag, an dem sie sich nicht küssten oder im Arm lagen und Lancelot schüttelte oft den Kopf über diese seltsame extreme Zuneigung, die sie füreinander empfanden. Er selbst und Freya waren endlich zusammen und oft war Lancelot stundenlang verschwunden. Wenn er dann zurückkam, machte er immer einen glücklichen Eindruck. Arthur und Merlin schmunzelten oft über ihn. So wie heute.
Lancelot betrat die Hütte. Arthur und Merlin hatten das Abendessen vorbereitet. Arthur sah ihn an
„Hallo Lancelot! Schon zurück?"
„Was heißt....schon zurück. Ich war seit heute Mittag weg. Ich bin nicht so maßlos wie ihr zwei."
Arthur sah ihn an
„Was soll das denn heißen?"
Lancelot setzte sich an den Tisch und grinste
„Ich bin nicht fast täglich den ganzen Tag verschwunden. Und ....wo zum Teufel geht ihr immer hin.?"
Arthur grinste ihn an
„Das würdest du wohl gerne wissen, aber keine Chance....mein Freund."
Merlin hatte an dem Tisch gesessen und ihr Gespräch belustigt verfolgt. Er schüttelte den Kopf, so das Arthur ihn fragend ansah.
„Was?"
„Man könnte nicht meinen, das Lancelot einmal dein Ritter war und du sein König. Ihr habt euch beide verändert."
Lancelot ergriff das Wort
„Natürlich haben wir uns verändert. Die ganze Situation hat sich verändert. Wir leben hier in so etwas, wie eine.....Gemeinschaft und sind alle gleich."
„Ja....gleich tot!" warf Arthur ein. Er war bestens gelaunt....sie waren erst eine Stunde zuvor vom See zurückgekommen. Lancelot warf ihm einen missbilligen Blick zu
„Früher war Arthur mein König und ich sein Ritter. Wir wohnten nicht zusammen und waren uns nicht gleichgestellt. Ich war loyal und befolgte seine Befehle."
Arthur grinste ihn an
„Gott, das ist etwas, was ich vermisse."
Lancelot schaute grimmig zurück
„Das kann ich mir gut vorstellen....aber keine Chance....Sir!"
Er neigte schmunzelnd seinen Kopf.
Merlin sah sie beide amüsiert an. Er wusste, das sie sich nur gegenseitig aufzogen. Das taten sie ziemlich oft. Aber in Wahrheit waren sie Freunde....eigentlich immer gewesen, früher sowie heute. Nur damals wäre es unmöglich gewesen, so miteinander zu reden. Lancelot hatte recht, die Situation hatte sich verändert und das war gar nicht mal so schlecht.
„Ich bin immer noch ein König!" beschwerte sich Arthur.
„Träum weiter, Arthur!" sagte Lancelot lächelnd
Arthur sah auffordernd zu Merlin. Der hob lachend die Hände
„Ich halte mich da heraus."
Arthur sah ihn mit einem strafenden Blick an
„Dafür wirst du bezahlen."
„Die Bezahlung kann ich mir lebhaft vorstellen." murmelte Lancelot schmunzelnd. Sie sahen sich einen Augenblick an, dann fingen sie an zu lachen.
„Was ist denn hier so lustig?"
Alle schauten zur Tür. Freya stand in der Tür und sah sie fragend an. Lancelot stand auf, ging auf sie zu und küsste sie.
„Nichts....wir haben nur herumgealbert. Willst du mit uns essen?"
Sie nickte
„Warum nicht!"
Sie setzten sich zu Arthur und Merlin.
Merlin sah in die Runde und beobachtete, wie sie sich unterhielten. Er hätte niemals gedacht, das sie einmal so zusammen sitzen würden. Lancelot, sein bester Freund....Freya, die er sehr schätzte und letztendlich Arthur, sein ein und alles. Er dachte ein wenig wehmütig an Camelot....an Gaius, den er liebte, wie seinen Vater. Er hatte das ermöglicht, das Arthur hier neben ihm saß. Er griff zärtlich nach seiner Hand. Arthur sah ihn stirnrunzelnd an
„Was ist los, Merlin?"
Er schüttelte lächelnd den Kopf
„Nichts....ich bin glücklich."
Arthur beugte sich vor und küsste ihn.
Lancelot schüttelte den Kopf
„Arthur....wir essen jetzt!"
Dieser wandte sich an Freya
„Wie hältst du es mit dem da aus?"
Er machte eine Bewegung mit seinem Kopf in Richtung Lancelot.
„Gewohnheit!" sagte sie und alle lachten, als Lancelot sie brüskiert ansah.





Camelot....

Gwen stand nachdenklich am Fenster ihrer Gemächer. Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Fünf Jahre waren vergangen, seit Arthur gestorben war und sechs Jahre, seit Merlin den Tod fand. Manchmal kam es ihr so vor, als wäre es gestern gewesen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Arthur mit seinem hellblonden Haar und seinen schönen blauen Augen. Sie hatte ihn geliebt und ihn letztendlich an Merlin verloren. Aber wenn Gwen an ihn dachte, so tat sie das ohne Groll. Sie hatte diese unmögliche Liebe der beiden verstanden, auch wenn sie dabei auf der Strecke blieb. Sie konnte damals verstehen, das er sterben wollte, nachdem er Merlin verloren hatte. Sie wünschte ihm, das er das Glück gefunden hatte, das er verzweifelt mit Merlin gesucht hatte.
Gaius war vor ungefähr zwei Jahren gestorben, sein Herz versagte ihm seinen Dienst. Aber Gwen wusste, das sein Herz gebrochen war....an dem Tag, als Merlin starb und als er seinen jungen König zu Grabe getragen hatte. Sie hatte seine Hand an seinem Sterbebett gehalten. Seine letzten Worte hatten Merlin gegolten und Arthur. Er hatte die beiden nie vergessen; der Tod von ihnen war nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, auch wenn er sich das nie anmerken ließ. Er war nie mehr am See von Avalon gewesen.
Gwen hatte es nach Arthurs Tod auch nicht leicht gehabt. Die Bürde der Königin und die Herrschaft über das Reich war nahezu erdrückend für sie gewesen. Sie hätte es wahrscheinlich nicht geschafft, wenn nicht Gaius und Leon ihr hilfreich zur Seite gestanden hätte. Doch jetzt stand das Reich in voller Blüte, das Volk lebte glücklich und in Frieden. Arthur hatte mit seiner letzten Handlung Camelot den Frieden gebracht, indem er Morgana getötet hatte.
Leon hatte Gwen mit Rat und Tat zur Seite gestanden, hatte ihr viele Pflichten, was die Ritter betraf abgenommen und ihr immer gut geraten. Und so war passiert, was passieren musste.....sie hatten sich nach einiger Zeit verliebt und vor zwei Jahren geheiratet. Gwen liebte ihn und Leon liebte sie auch. Sie waren glücklich....sie war glücklich. Etwas, dessen Hoffnung sie aufgegeben hatte, als Arthur starb.
Die Tür ging auf und Leon trat in die Gemächer. Er ging zu ihr, legte seine Arme sanft um sie und sein Kinn auf ihre Schultern
„Du bist so nachdenklich. Woran denkst du?"
„Ich dachte an Arthur und Merlin. Ich habe mich gefragt, ob sie zusammen sind und glücklich."
Leon drehte sie zu sich herum und küsste sie auf die Stirn
„Das weiß niemand, weil niemand je in Avalon war. Aber ich denke, das es so ist. Das Schicksal wollte, das sie zusammen sind....dann sind sie es auch."
Sie lächelte
„Ja, ich glaube daran."
„Es war für alle eine schwere Zeit gewesen, besonders für dich, Gwen. Aber jetzt ist alles in Ordnung."
Sie sah ihn an
„Ja, du hast mir sehr geholfen, du hast mir immer zur Seite gestanden."
Es war einen Moment still, bis Leon leise fragte
„Bist du glücklich mit mir?"
Sie küsste ihn zärtlich
„Ja....ich liebe dich. Ich hatte das nie wieder erwartet, aber ich liebe dich und ich bin glücklich."
Leon küsste sie wieder
„Ich werde dich immer lieben."
Er legte einen Arm um sie und sie gingen zum Fenster und sahen auf das pulsierende Leben in der Stadt.
Ja, Camelot lebte und pulsierte in Macht, Wohlstand und Reichtum. Gwen regierte Camelot weise und gerecht und Leon stand ihr in jeder Situation zur Seite. Sie liebten sich und waren glücklich.
Was Gwen nicht wusste, war, das sie Arthurs Wunsch in jeder Hinsicht erfüllt hatte. Sie regierte weise und gerecht Camelot und wurde geliebt, wie sie es verdient hatte.
Das war alles, was Arthur jemals wollte.




Aus Jahren wurden Jahrzehnte und es kam der Tag, an dem Freya in der Tür stand und sagte
„Morgen ist es soweit! Morgen werden wir alle in die Ruhephase treten."
Arthur, Merlin und Lancelot sahen sie an. Niemand sprach einen Augenblick. Aber dann fragte Lancelot
„Wann?"
„Morgen Abend. Wenn ihr schlafen geht, werdet ihr am nächsten Morgen nicht aufwachen. Das Reich wird ruhen."
„Alles?" fragte Lancelot
Freya trat zu ihnen
„Ja....bis auf die Schutzmagie und die Feen, die zum Schutz wach bleiben."
Arthur wusste das. Shaylon hatte ihm das erzählt. Der König selbst war bei dieser Schutzeinheit.
Sie sahen alle betreten unter sich, bis Lancelot leise sagte
„Hundert Jahre....mein Gott....es kam mir gar nicht so lange vor, oder?"
Er schaute zu Arthur und Merlin und beide schüttelten den Kopf. Freya setzte sich zu ihnen.
„Das ist der Einfluss der Unsterblichkeit. Je länger ihr unsterblich seid, umso kürzer sind die Jahrhunderte. Und ihr verändert euch nicht. Ihr seht immer noch so aus, als ihr gekommen seid."
„Wie lange werden wir ruhen?" wollte Merlin wissen. Freya zuckte mit den Schultern
„Ich weiß es nicht genau....ein paar Jahrhunderte!"
„Werden wir uns verändern?" fragte Arthur
„Nein...ein Teil der Magie bleibt aktiv, während sie sich erholt. Es ist das erste Mal für uns und der König hat gesagt, das wir uns keine Sorgen machen sollen. Es ist nur ein....so hat er sich ausgedrückt....ein kleines Schläfchen."
Arthur sah sie an
„Klein? Es sind Jahrhunderte!"
Wieder sprach niemand, bis Arthur seufzte und zu Merlin sah
„Also gut....dann wollen wir die Zeit nutzen. Pack die Sachen....wir verschwinden bis morgen."
Er grinste, als Merlin ihn berechnend ansah.
Kurze Zeit später standen sie mit Taschen und Decken vor Lancelot und Arthur sagte lächelnd
„Also....dann bis morgen. Du hast die Hütte! Viel Spaß!"
Lancelot sah ihn genervt an
„Ja....bis morgen. Ich glaube, ich bin nicht so unglücklich, wenn ich dich mal ein paar Jahrhunderte nicht sehe!"
Arthur lachte, dann gingen sie zu ihrem See.
Am darauf folgenden Abend saßen sie noch zusammen. Es herrschte eine gedrückte Stimmung. Sie waren Menschen, die normalerweise kein Jahrhundert lebten. Für sie waren Jahrhunderte noch eine sehr lange Zeit, nicht so für die Feen; sie kannten das, seit sie geboren wurden.
Lancelot stand auf
„Also dann...gute Ruhe. Wir sehen uns in ein paar Jahrhunderte."
Arthur nickte
„Ja....mein Freund."
Merlin und Arthur gingen in das Schlafzimmer und legten sich auf das Bett. Sie sahen sich an.
„Schlaf gut, Merlin....bis bald."
„Ja, Arthur....bis bald....ich liebe dich."
Sie küssten sich. Es war ein langer liebevoller Kuss, dann nahmen sie sich an den Händen und schlossen die Augen. Kurz darauf fielen sie in ein todesähnlicher Schlaf.
Das Reich ruhte. Es war still. Kein Vogel zwitscherte oder flog umher. Kein Tier war zu sehen. Keine Blumen blühten. Die Natur schien den Atem anzuhalten.


Shaylon sah aus dem Fenster von seinem Schloss über die Stadt. Sie war leer. Niemand auf den Straßen, wo zuvor immer reges Treiben herrschte. Das Schloss war still und ruhig. Er nickte zufrieden, während sein Blick über die Stadt strich.
Die Ruhephase hatte begonnen.

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