Avalon Kapitel 51

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Avalon


Kapitel 51




Nachdem Anna das Haus verlassen hatte, sahen sich die drei an.
„Also gut!" sagte Shaylon „Wir warten fünf Minuten, dann folgen wir ihr!"
„Hast du einen Zauber auf sie gelegt?" fragte Navarr.
„Ja, heute Morgen! Ich werde wissen, wo sie hingegangen ist!"
Sie standen auf und verließen das Haus. Vor der Tür sahen sie den König an.
„Welche Richtung?" fragte Arthur. Shaylon schloss die Augen, dann sagte er
„Hier entlang....nach Süden!"
Sie gingen zügig durch die Straßen, kamen nach zwanzig Minuten in die Stadtmitte. Shaylon blieb einen Augenblick stehen, horchte in sich hinein. Dann sah er zu Arthur
„Sie ist ziemlich weit von der Stadt entfernt....etwas außerhalb in dieser Richtung." Er zeigte mit seinem Arm in die angesprochene Richtung.
„Wir brauchen für diesen Weg viel zu lange. Ich fürchte....wir werden zu spät kommen!"
„Nein! Das dürfen wir nicht!" rief Navarr verzweifelt.
Arthur sah sich um. Auf der anderen Straßenseite standen diese Wagen, die ein Schild auf dem Dach hatten, auf dem Taxi stand. Er erinnerte sich, das Anna ihm erklärt hatte, als sie damals in der Stadt waren und er sie gefragt hatte, was dieses Schild bedeutete. Sie hatte ihm erklärt, das Menschen, die kein Auto hatten oder nicht fahren konnten, sich dieser Taxis bedienten.
„Hat jemand von euch dieses sogenannte Geld bei sich?" fragte er, denn er wusste, das sie für eine Fahrt dieses Papiergeld nahmen.
Sie schüttelten den Kopf
„Nein, warum?"
„Dann könnten wir mit diesen Wagen fahren, aber sie wollen dieses Papiergeld." sagte er und zeigte auf die Wagen.
Navarr grinste
„Wenn wir angekommen sind, wird er sein Geld bekommen!"
Arthur sah ihn verwirrt an.
Sie gingen auf die andere Seite. Arthur, Navarr und Shaylon stiegen ein. Der König setzte sich nach vorne. Beide sahen sich in dem Wagen um, denn sie waren noch nie damit gefahren. Arthur lächelte leicht, als er in ihre angespannte Gesichter sah. Er wusste, wie sie sich fühlten. Ihm selbst waren diese Wagen immer noch nicht geheuer, aber im Gegensatz zu ihnen, kannte er das schon. Der Fahrer sah zu Shaylon
„Wo soll es denn hingehen?"
„Fahren sie einfach los, ich sage ihnen schon den Weg." sagte Shaylon
Der Fahrer sah ihn erstaunt an, tat aber, was der König verlangte. Er fädelte sich in den Verkehr ein und Shaylon dirigierte ihn durch die Stadt. Beide hielten sich auch krampfhaft an den Türgriffen fest. Kurz vor der Villa am Waldrand sagte Shaylon
„Stop!"
Der Fahrer bremste und hielt an.
„Hier steigen wir aus!" sagte der König
„Das macht fünfundzwanzig Pfund!" sagte der Fahrer. Shaylon sagte, ohne nach hinten zu schauen
„Navarr!"
Navarr tippte dem Mann auf die Schulter. Als er sich umdrehte und Navarr ansah, leuchteten seine Augen grün auf. Einen Moment sah Arthur auch das Grün in den Augen des Mannes, der dann sagte
„Okay, vielen Dank! Auf Wiedersehen!"
Sie stiegen aus und Arthur sah Navarr erstaunt an
„Was hast du getan?"
„Ich habe ihm suggeriert, das er das Geld bekommen hat."
„Magie ist etwas Wundervolles!" sagte Arthur. Er hätte niemals gedacht, das er so etwas jemals sagen würde.
Shaylon zeigte auf das alleinstehende luxuriöse Haus.
„Hier ist Anna!"
Sie sahen den Landrover vor dem Haus stehen. Sie gingen schnell die Auffahrt hinauf und standen vor der Tür. Shaylon zauberte und öffnete leise die Tür. Arthur sah ihn an....er erinnerte ihn an Merlin. Feenmagie war anders, aber sie erfüllte den gleichen Zweck. Das Wohnzimmer war leer, doch sie hörten leise Stimmen im ersten Stock. Arthur zeigte wortlos nach oben und sie schlichen die Treppe hinauf. Sie folgten der Stimme, die eindeutig einem Mann gehörte.
Als sie vorsichtig in das Schlafzimmer sahen, stockte ihnen der Atem. Anna stand halbnackt in diesem Zimmer und dieser Bastard machte sich an ihr zu schaffen. Arthur ballte die Fäuste....Zorn baute sich in ihm auf, als er in der Tür stand, Shaylon und Navarr hinter ihm.




„Und glaube mir....ich wusste, das ich dich bekomme, denn ich bekomme immer das, was ich will!" sagte Max zu Anna.
„Diesmal nicht!" sagte Arthur in einem gefährlichen, ruhigen Ton.
Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig.
Max wirbelte herum, sein Gesichtsausdruck total überrascht, als er Arthur erkannte. Anna wich zurück, versuchte sich instinktiv mit ihren Händen zu bedecken, als sie überrascht rief
„Arthur!"
Navarr, der sich in das Zimmer drängte, die Situation in Sekunden übersah und schrie
„Du verdammtes Schwein....ich bring dich um!" und sich mit diesen Worten auf Max stürzte.
Arthur ging auf Anna zu, bückte sich und gab ihr ihre Kleider
„Zieh dich an!" sagte er im Befehlston.
Er hörte Shaylon schreien
„Navarr....lass ihn los!"
Arthur drehte sich um, Navarr kämpfte mit Max auf dem Bett und Shaylon zog Navarr von ihm weg.
„Hör jetzt auf, Navarr!" befahl er ihm, indem er ihn festhielt, als er sich wieder auf Max stürzen wollte.
„Navarr....wir brauchen ihn noch! Denk an Merlin!"
Jetzt hörte er auf und Shaylon ließ ihn los. Anna hatte sich inzwischen schnell angezogen und stand immer noch total überrascht an der Wand.
„Sieh mal an....der blonde Schönling aus dem Club. Und zwei von seinen kriminellen Freunde." sagte Max belustigt
Er erkannte Navarr nicht. Er hatte ihn nur kurz gesehen und damals hatte er Flügel. Außerdem schenkte er den zwei Feen keine Aufmerksamkeit. Aber die hatte Arthur!
„Das ist Hausfriedensbruch....mein Freundchen....mit Körperverletzung!"
Arthur ging auf ihn zu, zog Max, der auf dem Bett halb lag mit einer Hand an seinem Hausmantel hoch.
„Wo....ist....er?" sagte er drohend.
Max lachte
„Du suchst wohl deinen kriminellen Partner, was?"
„Ich frage dich jetzt noch einmal! Wo ist er?"
„Oder was? Willst du mich töten? Dann erfährst du nie ....wo er ist!"
Arthur schlug ihm mit der Faust in sein Gesicht. Max wäre auf das Bett gefallen, wenn Arthur ihn nicht festgehalten hätte. Seine Lippe platzte auf.
„Wo ist er?" sagte er immer noch ruhig. Max lachte. Wieder schlug Arthur zu. Jetzt stöhnte Max auf, aber er grinste ihn trotzdem an, als er mit seiner Zunge über die blutende Lippe strich.
„Du kannst mich totschlagen....ich werde dir nichts sagen! Und dein Freund ist wahrscheinlich auch tot....oder kurz davor!"
Wieder holte Arthur aus, aber dann trat Anna vor
„Ich weiß, wo Merlin ist! Er hat es mir gesagt!"
„Halt den Mund....Schlampe!" schrie Max. Arthur schlug noch zweimal zu, dann rührte sich Max nicht mehr.
Er ließ ihn auf das Bett fallen und drehte sich zu Anna herum
„Wo?"
„Hinter dem Haus fängt der Wald an. Ungefähr fünfhundert Meter im Wald ist ein alter Bunker. Dort ist er, aber er wird von einem seiner Männer bewacht."
Arthur stürmte nach draußen. Navarr, Anna und Shaylon folgten ihm. Hinter dem Haus blieb er stehen, drehte sich nach Anna um
„Wo....in welcher Richtung?"
„Das weiß ich auch nicht! Das hat er nicht gesagt!"
Arthur fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Shaylon trat zu ihm und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Arthur....das Band! Du hast eine Verbindung zu ihm! Du musst dich beruhigen und dich auf das Band konzentrieren. Da Merlin so nah ist, wird es dich zu ihm führen."
Arthur nickte, nahm tief Luft....schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Er horchte in sich hinein. Er fühlte die Übelkeit und den dumpfen Schmerz. Er ging in alle Richtungen, aber in einer von ihnen wurde die Empfindungen stärker.
„Dort entlang!" sagte er. Sie folgten Arthur, der jetzt zielstrebig losging. Manchmal blieb er stehen, horchte wieder in sich hinein, dann ging er weiter. Sie wechselten zweimal die Richtung, als Anna sagte
„Dort....dort ist es!"
Sie gingen darauf zu. Es sah aus, als wäre der Erdhügel künstlich geschaffen worden. In diesem Hügel war eine Stahltür. Der Hügel war bewachsen, was im Laufe der Jahre passiert sein musste. Sie standen vor der Tür. Shaylon sah Arthur an, der nickte
„Ja, hier sind die Empfindungen am Stärksten!"
Shaylon nickte, seine Augen leuchteten und er öffnete die schwere Eisentür. Es ging eine steile Treppe nach unten, die schwach beleuchtet war. Sie stiegen alle hinunter. Unten war ein schmaler Gang, indem sie jetzt Schritte hörten. Sie blieben stehen. Ein bulliger Mann kam um die Ecke und rief
„Wer ist da? Chef....sind sie das?"
Er sah die vier im Gang stehen, aber bevor er reagieren konnte, flog er an die Wand und blieb dort liegen. Arthur lief jetzt, rief immer wieder
„Merlin....Merlin!"
Keine Antwort!
Sie bogen wieder um eine Ecke und blieben vor einer Eisentür stehen. Arthur trat vor und öffnete sie. Alle vier blieben einen Moment geschockt stehen! Anna legte ihre Hand an ihren Mund und sagte
„Oh Gott!"
Merlin hing in den Ketten, den Kopf auf die Brust gesenkt. Sein Shirt war blutgetränkt....sein Gesicht geschwollen....die Lippen trocken und riesig von dem Flüssigkeitsmangel.
Arthur stürzte auf ihn zu, nahm ihn in den Arm
„Um Gottes Willen....Merlin!" schrie er, dann „Shaylon!"
Shaylon trat vor, entfernte mit einem Zauber die Ketten. Arthur sank mit Merlin in den Armen zu Boden, bettete ihn in seinen Schoß.
„Merlin.....Merlin....ich bin es....Arthur! Wach doch auf!"
Merlin öffnete mühsam flatternd seine Augen. Er brauchte ein paar Anläufe, bevor er flüsterte
„Arthur? Ich bin so froh....das....du....mir....ein....letztes....Mal....erscheinst....ich..."
Jeder konnte es sehen! Merlin lag im Sterben! Die schlimmen Misshandlungen, die Max kontinuierlich bei jedem Besuch ausgeführt hatte und der ständige Flüssigkeitsverlust konnte der Körper nicht mehr verkraften. Er blutete aus dem Mund, was auf innere Verletzungen schließen ließ. Arthur fuhr ihm zärtlich durch sein Haar. Er weinte still, Tränen rannen ihm über seine Wangen.
„Merlin....bitte!"
Merlin lächelte ihn zart an
„Ich.... liebe dich....ich...."
Er schloss langsam seine Augen und hörte auf zu atmen. Sein Leben war vorbei und Arthur schluchzte auf, wiegte ihn in seinem Schoß. Obwohl er wusste, das dies nicht endgültig war, schmerzte der Tod von Merlin mehr, als er sagen konnte. Ihn sterben zu sehen, vor allem so grausam, war sein schlimmster Alptraum, der jetzt wahr geworden war. Er sah Shaylon an.
Dieser nickte
„Nimm ihn und lass uns verschwinden. Wir gehen direkt zum See und sehen zu, das wir hier weg kommen....nach Hause."
„Nicht, bevor ich diesen Bastard getötet habe!" sagte Arthur hasserfüllt.
„Willst du das wirklich? Dann wärst du nicht besser als er!" sagte Shaylon
„Lass uns nach Hause gehen....du wirst ihn nie wiedersehen und er wird irgendwann seine gerechte Strafe bekommen."
„Aber diesmal fahre ich euch dorthin!" sagte Anna und hob die Hände, bevor jemand etwas sagen konnte „Und ich akzeptiere keine Widerrede!"
Arthur nickte, nahm den toten Merlin auf seine Arme. Sie verließen den Bunker, gingen zügig durch den Wald und erreichten bald den Landrover. Anna sah sich um, bemerkte, das der schwarze Jaguar nicht mehr da war.
„Max ist weg! Sein Auto ist nicht mehr da!"
„Okay....lass uns einfach verschwinden. Sie stiegen alle ein, Arthur hatte Merlin auf seinem Schoß, als Anna den Wagen startete und Richtung See fuhr.
„Wir brauchen das Boot!" sagte Navarr.
„Ich weiß....Freya wird es schicken, das hatte ich ihr gesagt!" sagte Shaylon. Er saß vorne und wandte sich jetzt an Anna
„Anna....verdammt, was hast du dir dabei gedacht, das du dich mit diesem Scheusal eingelassen hast?"
„Er hatte gesagt, das er Merlin tötet, wenn noch jemand davon weiß....ich hatte Angst um ihn!"
„Aber mit diesem Dreckskerl zu schlafen, war doch wirklich eine absurde Idee!" sagte der König
„Das war seine Bedingung, um ihn frei zu lassen!"
„Was hätte das gebracht? Er ist tot!"
Arthur mischte sich ein
„Shaylon....lass sie, vielleicht sollte es so sein! Sie hat aus ihm herausbekommen, wo Merlin war! Ich weiß nicht, ob wir das geschafft hätten. Der Bastard wäre lieber gestorben, als uns zu sagen, wo Merlin ist und wir hätten ihn vielleicht nie gefunden. Und wir kamen ja noch rechtzeitig, um Anna zu helfen!"
„Ja, vielleicht hast du ja recht." räumte Shaylon ein.
Anna sah dankbar in den Rückspiegel zu Arthur. Sie war den drei sehr dankbar, konnte das nicht in Worte fassen. Sie wussten bestimmt, was Anna durchgemacht hätte, wenn sie nicht rechtzeitig gekommen wären. Was ihr mehr Kummer machte, war die Tatsache, das sie jetzt Navarr verlor....für immer! Er hatte noch kein Wort gesprochen, sah nur vor sich hin. Anna wusste, was er fühlte, so wie sie....Kummer und Schmerz!
Sie sah den See. Er spiegelte sich im fahlen Mondlicht. Sie würde in Zukunft mit Kummer und Schmerz über diesen See blicken, weil sie wusste, das auf der anderen Seite ihr Herz war. Tränen wollten in ihren Augen aufsteigen, aber sie drängte sie zurück. Sie wollte Navarr den Abschied nicht noch schwerer machen. Sie parkte am Straßenrand und alle stiegen aus.

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