Avalon Kapitel 60

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Avalon



Kapitel 60

Arthur und Merlin kamen in ihre Gemächer, nachdem sie sich mit Shaylon für später verabredet hatten. Ein Bad war schon für sie vorbereitet, aber Merlin ließ sich zuerst mit einem Seufzer in den Sessel fallen.
„Was ist?" wollte Arthur wissen.
„Mein Gott....da gehen wir in den Wald, damit wir nicht mehr in Verlegenheit kommen und was passiert....wir erwischen Shaylon und Linume beim Liebesspiel....klasse!"
Arthur grinste
„Sie waren, so wie es aussah ja schon fertig!"
Merlin stand auf und nahm sich etwas zu trinken, bevor er sich wieder setzte.
„Na....ein Glück, stell dir mal vor, wir wären schneller gewesen....O Gott....ich will gar nicht daran denken!"
Arthur setzte sich ihm gegenüber, nachdem er sich auch etwas zu trinken geholt hatte.
„Na, vielleicht hätten wir noch etwas lernen können....so wie sie geschrien hatten, denke ich, das sie sehr viel Spaß hatten....vor allem Shaylon!" sagte Arthur amüsiert.
„Das hatten wir auch!" meinte Merlin grinsend. Sie hatten sich im Wald ausgiebig amüsiert, ohne das sie Rücksicht auf andere nehmen mussten, weil sie später wieder das Gespräch des Tages gewesen wären. Sie hatten danach Arm in Arm auf dem Waldboden gelegen und relaxt, bevor sie die beiden schreien hörten. In der Annahme....irgendetwas stimmte nicht, rannten sie los, um zu sehen, was los war.
„So wie es aussieht, haben die zwei das gleiche Problem wie wir." stellte Arthur fest.
„Ja....noch dazu sind sie das Königspaar. Sie sind an Pflichten und Edikette gebunden. Sie können nicht tun, was sie wollen! Eigentlich traurig!"
Arthur wirkte nachdenklich, als er sagte
„Ich....würde gern mal wissen, wie das so bei Feen ist....wenn sie sich lieben. Sie haben Magie!"
„Warum?"
„Neugier!" sagte Arthur
Merlin grinste
„Dann frag doch Shaylon....du bist doch sein bester Freund!"
„Ich weiß nicht, ob er mir darauf eine Antwort gäbe."
„Wieso denn nicht? Sie haben das ja sowieso ziemlich locker gesehen, vor allem Linume. Etwas, was ich erstaunlich fand." meinte Merlin „Ich denke, wir waren verlegener als sie."
„Ja, du hast recht....sie nahmen es ziemlich gelassen. Mal sehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann frage ich ihn mal."
„Oder du gehst zu Navarr. Er gibt dir bestimmt eine Antwort."
Arthur winkte ab
„Um Himmels Willen....nein! Dann fragt er mich, warum ich das wissen will und fängt wieder an zu spekulieren. Nein, danke....darauf kann ich verzichten."
Merlin lachte, doch dann wurde er ernst, als er fragte
„Was denkst du, was Shaylon uns schenken wird?"
„Keine Ahnung!"
„Vor allem, das es etwas ist, was mir gut gefällt." sagte Merlin nachdenklich
„Warum sollen wir jetzt darüber raten....in einer Stunde wissen wir es!" meinte Arthur und stand auf.
„Ich denke, wir nehmen jetzt ein Bad und machen uns fertig, bevor das Wasser kalt ist. Schließlich hat er uns auch zum Essen eingeladen und ich möchte dort nicht verschwitzt und schmutzig auftauchen."
Merlin stand auch auf und begann sich auszuziehen.
„Ja, du hast recht....ein Bad wäre jetzt nicht schlecht. Aber so eine Dusche, wie Anna hatte, wäre jetzt noch besser."
Arthur grinste
„Ja, das war eine tolle Sache....vor allem, was man darin alles machen kann!"
Merlin gab ihm einen warnenden Blick.
„Arthur!"
Arthur breitete die Arme aus
„Was denn?"
Merlin seufzte
„Kannst du denn auch mal an etwas anderes denken?"
Arthur ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm, küsste ihn.
„Schwierig! Ich bin eben verrückt nach dir!"
„Und unersättlich!"
Er grinste
„Das auch!" und küsste Merlin wieder. Merlin schob ihn weg.
„Hör auf jetzt und lass uns baden. Wir wollen nicht zu spät kommen." sagte der Zauberer.
„Nun....das kann ich nicht versprechen!" sagte Arthur langsam und musterte ihn genüsslich von oben nach unten, denn Merlin hatte all seine Kleider schon abgelegt.
Er schüttelte resigniert den Kopf und stieg in die Wanne. Arthur folgte ihm grinsend.





Mit einer Verspätung kamen sie zu den Gemächer des Königs. Arthur klopfte.
„Herein!" hörte er Shaylon sagen. Sie traten ein. Shaylon saß an seinem Schreibtisch. Er hatte Dokumente darauf liegen und eines in der Hand, als er aufblickte.
„Ah....meine Gäste! Ein wenig spät, aber besser spät als nie." sagte er lächelnd „Was hat euch aufgehalten?"
Merlin winkte ab
„Frag besser nicht!" sagte er mit einem strengen Seitenblick zu Arthur.
Arthur grinste ihn an und zuckte mit den Schultern.
Shaylon sah zu seinem Freund und schüttelte lächelnd den Kopf. Er konnte sich denken, was die beiden jungen Männer schon wieder aufgehalten hatte.
„Dann gehe ich mal davon aus, das ihr jetzt Hunger habt." sagte der König und zeigte auf den gedeckten Tisch.
Sie nickten und dann setzten sie sich an den Tisch.
„Wo ist Linume?" fragte Merlin.
„Sie dachte, das es besser wäre, wenn wir Männer unter uns sind. Sie sagte, sie fühle sich dann so deplatziert. Sie ist zu Anna gegangen....Navarr hat Wache und sie ist allein."
„Anna und Linume scheinen sich ja gut zu verstehen." meinte Arthur.
„O ja!" sagte er und lächelte, als er an den Nachmittag dachte „Und das ist auch gut so!"
„Bleibt Anna jetzt hier oder schickst du sie zurück?" fragte Merlin.
„Sie will hierbleiben....bei Navarr. Sie hatte mich angefleht, sie nicht zurückzuschicken und ich habe zugestimmt."
„Das ist toll!" freute sich Merlin.
„Die beiden lieben sich eben!" sagte Arthur.
Shaylon nickte
„Er wird sie heiraten!"
„Was?"
„Er hat ihr heute Mittag einen Heiratsantrag gemacht und sie hat zugestimmt." sagte der König.
„Ich finde das gut, das Anna ihr Glück mit Navarr gefunden hat." meinte Arthur
Shaylon machte eine vage Geste mit seinem Kopf
„Ich habe immer noch Bedenken, was die Zukunft angeht und auch Kinder. Aber sie wollen ihr Leben zusammen verbringen....dann soll es so sein! Ich werde der Letzte sein, der sie daran hindert."
„Aber was ist mit ihrer Familie?" wollte Merlin wissen.
„Sie sagt, ihre Familie ist hier und das sie keine richtige Familie je hatte."
„Dann haben wir bald eine Hochzeit....schön!" sagte Merlin erfreut. Sie waren mittlerweile fertig mit dem Essen und ein Diener kam und räumte ab. Dann goss er jedem ein Becher Wein ein, bevor er wieder die Gemächer verließ. Shaylon sah sie an.
„So, ich hatte gesagt, das ich euch etwas schenken werde. Ihr seid inzwischen meine besten Freunde, habt mir immer zur Seite gestanden und seid ohne zu zögern losgezogen, um Navarr zu finden.Dabei habt ihr Opfer gebracht und viel gelitten. Ich möchte euch hiermit meinen Dank ausdrücken. Als erstes möchte ich euch sagen, das ihr ab sofort euer eigenes Haus habt."
Arthur und Merlin sahen ihn erstaunt an.
„Ein eigenes Haus?"
Shaylon lächelte
„Ja....ab sofort braucht ihr nicht mehr bei Lancelot zu wohnen. Das Haus war eh zu klein für euch drei und außerdem denke ich, das Freya gerne bei ihm wohnen würde. Ihr habt euer eigenes Haus jetzt....mit allen Annehmlichkeiten....wie zum Beispiel ein großes Bett!" sagte er amüsiert.
„Und wo?"
Es liegt nicht weit von Lancelots Hütte entfernt....vielleicht eine halbe Stunde....im nächsten Tal."
Sie sagten nichts, sie waren sprachlos.
„Oder wollt ihr lieber im Schloss wohnen? Auch das ist möglich!"
Arthur schüttelte den Kopf
„Auf Dauer....zu schwierig und zu hellhörig!"
Shaylon lachte, dann nickte er
„Ja, das glaube ich auch! Aber wenn ihr kommt, sind eure Gemächer immer bereit für euch."
„Danke!" sagten sie „Ein schönes Geschenk und wir freuen uns sehr."
„Ich bin noch nicht fertig!" sagte der König und stand auf. Merlin und Arthur wechselten einen ungläubigen Blick und beobachteten ihn, wie er zu dem Schrank ging und mit einer größeren Schatulle zurückkam. Er stellte sie auf den Tisch und öffnete sie. Sie war mit einem feinen Tuch ausgeschlagen, aber was darin lag, ließ Merlin aufkeuchen. Er sah absolut überrascht und völlig erstaunt Shaylon an, als er leise fragte
„Ist es das, was ich vermute?"
Shaylon lächelte und nickte. Arthur sah ratlos von einem zum anderen, dann wieder zu der Schatulle. In dieser lag ein ovales, rotbraunes Ei.
„Könnte mich mal jemand aufklären?" fragte Arthur genervt. Merlin löste den Blick von dem Ei und sah Arthur an.
„Das ist ein Drachenei!"
„Ein Drachenei?" fragte er erstaunt und sah zu Shaylon. Der König nickte.
„Ja....das Letzte von den Drachen von Avalon!"
„Was? Hier gibt es auch Drachen?" fragte Arthur überrascht.
Der König schüttelte den Kopf
„Nein, sie sind alle schon lange tot. Aber ich sollte euch das erklären."
Er setzte sich.
„Vor sehr sehr langer Zeit, als mein Großvater noch König war, gab es auch Drachen. Ihr müsst wissen, das Avalon zu dieser Zeit Krieg hatte. Aufständige, die an die Macht wollten, erklärten meinem Großvater den Kampf. Es war damals ein erbitterter langer Krieg, in dem die Drachen eingesetzt wurden und auch starben.
Als mein Großvater einmal verwundet war und in einer Höhle in den Bergen Schutz suchte, fand er dieses Ei. Es war verlassen....wahrscheinlich waren seine Eltern im Kampf getötet worden. Mein Großvater nahm es mit, denn er hatte die Befürchtung, das die Zeit der Drachen vorbei war. Und er hatte recht. Nachdem er seine Widersacher besiegt hatte und den Frieden wieder herstellte, waren alle Drachen im Kampf getötet worden. Es waren sowieso nicht sehr viele gewesen....vielleicht zwanzig und sie waren alle tot. Aber auch diejenige, die sie befehligt hatten, waren in diesem furchtbaren Krieg gefallen. Niemand war mehr da, der dieses Ei zum Leben erwecken konnte. Und so verschloss er es in dieser Schatulle und brachte es in die Schlosskammer. Mein Großvater wurde wenig später von den letzten verbliebenen Anhänger seines Widersachers ermordet. Als mein Vater König wurde, fand er das Ei und war begeistert von der Idee, einen Drachen zu haben, der ihm gehorchte. Er war gierig auf Macht und wollte alles beherrschen. Aber er hatte niemanden mehr, der das Ei zum Leben erwecken konnte und so brachte er es wieder in die Kammer und dort lag es bis jetzt."
Es war einen Augenblick still, niemand sprach. Doch dann sprach Shaylon weiter
„Bis jetzt....und nun ist jemand hier, der die Möglichkeit hat, es wieder zum Leben zu erwecken." sagte er leise und sah Merlin an.
„Wer....ich?" sagte er ungläubig.
„Du bist der letzte verbliebene Drachenmeister. Es gibt keine mehr....weder hier in Avalon, noch in der Welt da draußen und....ich will es dir geben."
Merlin sah das Ei mit großen Augen an, dann wieder zu Shaylon
„Aber....aber....ich müsste Drachenmagie einsetzen, um es leben zu lassen. Ich denke, ich darf nicht in Avalon Magie anwenden?"
Shaylon schüttelte den Kopf
„Nein....du darfst deine Magie nicht anwenden, aber Drachenmagie ist etwas anderes und auch überall gleich....auch hier in Avalon. Ich will damit sagen, das Drachenmagie Avalon nicht schadet, weil wir ja selbst Drachen hatten, die damals im Krieg mit Magie befehligt wurden. Du kannst ganz unbesorgt sein."
Merlin stand auf und ging um den Tisch herum, bis er vor dem Ei stand. Er fuhr zärtlich über das Ei, fast andächtig. Dann sah er zu Arthur, der ihn absolut sprachlos ansah.
„Wie waren denn die Drachen in Avalon?" fragte er den König
„Sie waren anders, als in deiner Welt....etwas kleiner. Sie konnten auch Feuer speien, aber sie hatten eine Besonderheit, die eure Drachen nicht hatten."
„Was denn?"
Shaylon lächelte
„Das wirst du noch herausfinden!"
„Und du willst es mir wirklich geben....sicher?"
Wieder nickte der König
„Sicher....als Dank und meiner Wertschätzung!"
Wieder sah Merlin zu Arthur. Dieser nahm tief Luft, denn er wusste, was Merlin dachte. Shaylon gab ihnen hier sehr große Macht in ihre Hände. Ein absoluter Vertrauens und Freundschaftsbeweis, den der König ihnen damit gab. Shaylon sah sie an
„Ich weiß, ich gebe euch sehr viel Macht in eure Hände, aber ihr habt mir so oft bewiesen, das ihr meine Freunde seid und ich vertraue euch mehr, als ihr euch vorstellen könnt. Ich bin mir absolut sicher, das ihr dieses Vertrauen nie missbrauchen werdet. Also, so nehmt es....meine Freunde!"
Merlin lächelte und nickte und Arthur tat es ihm gleich. Denn beide wussten, das sie eher sterben würden, als Shaylons Vertrauen jemals zu zerstören.
Das war eine Tatsache, die unumstritten blieb!

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