Avalon Kapitel 75

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Avalon



Kapitel 75



Magnus saß am Tisch über den Plänen von Avalon und zuckte ruckartig mit dem Kopf hoch, als er den Ansturm der Magie auf ihn spürte. Er stöhnte auf, verstärkte sofort seine Abwehr, was ihm leicht viel, denn er war ein Hohepriester der alten Religion, ein direkter Nachfahre und ausgestattet mit mächtiger, dunkler Magie. Er sah sich um und schaute zu seinen Zauberer, die sich stöhnend den Kopf hielten. Die vier Zauberer, die in der Höhle saßen, schauten ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an.
„Magnus....was ist das? Ein Angriff von Magie?"
Magnus stand auf
„Verstärkt sofort eure Abwehr! Irgendetwas muss passiert sein und wir müssen herausfinden, was es ist!"
Nachdem sie das taten, standen sie alle auf. Magnus sah sie nacheinander an, sein Blick blieb an Roderik hängen. Er wusste, das der Zauberer der Schwächte von ihnen allen war und er würde die Abwehr wohl nicht lange aufrecht erhalten können....er würde sterben. Magnus könnte ihm helfen, indem er seinen Schutz auf ihn ausweitete, aber das würde er nicht tun. Im Grunde genommen, waren ihm seine Zauberer egal....sie waren Mittel zum Zweck, wie seine Soldaten.
„Macht euch bereit....wir brechen in zwei Stunden zu der Stadt auf! Ich muss wissen, was passiert ist!"
Sie nickten und gingen zu ihren Schlafplätzen, um sich bereit zu machen.
Magnus ging nachdenklich zum Höhleneingang, sah hinaus, ohne wirklich etwas zu sehen.
Was war jetzt passiert? Er fühlte die fremde Magie, die ihn unaufhörlich angriff. Fremd? Ja....sie fühlte sich fremd an, keine Feenmagie, zumindest nicht alles. Eine andere Art von Magie mischte da mit, aber von wem? Er wusste, das Shaylon keine anderen Zauberer in seinem Reich duldete, also....wo zum Teufel kam diese Magie her? Zum zweiten Mal, seit er in Avalon eingedrungen war, war er überrascht. Zuerst der große, schwarze Drache, dann ein Mensch, den der Drache beschützte und rettete. Er wusste immer noch nicht, wer dieser Mensch war, der Macht über diesen Drachen hatte. Er war kein Drachenmeister und auch kein Zauberer, das hätte Magnus direkt gespürt. Aber wer zur Hölle war er und wo kam diese fremde Magie her. Langsam musste er sich eingestehen, das er Shaylon unterschätzt hatte. Dieser König war zäh, wehrte sich mit aller Macht und....das musste er ihm zugestehen....er war klug. Er ließ Magnus in dem Glauben, das er schwach war und fast besiegt, bevor er zuschlug. Aber er würde ihm das vermasseln....er wollte Avalon, um jeden Preis und er wollte Shaylon tot sehen....ihn langsam und qualvoll töten, so wie sein Großvater damals seinen Vater.
Er grinste.
Ja, darauf freute er sich, den großen König wimmernd vor ihm liegen zu sehen....um Gnade bettelnd. Und was seine schöne Königin anging, nun....er würde sie nicht sofort töten, er würde sie seinen Zauberer geben, damit sie ein wenig Spaß hätten und....er ließe Shaylon dabei zusehen.
Er hasste Shaylon und Avalon. Sein Vater fand hier den Tod und seine Mutter hatte das nie verkraftet. Sie starb aus Kummer kurz nach seinem Vater. Er wurde bei fremden Leuten groß, aber der Hass und der Wunsch nach Rache wuchs mit den Jahren, so wie er wuchs. Nein, er würde dieses Paradies bekommen und eine Hölle daraus machen. Er würde alle töten, die ihm nicht bedingungslosen Gehorsam schwören würden.
Aber zuerst musste er herausfinden, wer dieser Mensch war und ihn töten, dann....wo die fremde Magie herkam und auch das eliminieren. Er war sich sicher, das er den König in die Knie zwingen konnte....er war Magnus.....Hohepriester der alten Religion und der mächtigste Zauberer, der noch lebte!




Arthur sah Merlin und Shaylon immer noch verwirrt an, als die Ältesten die Gemächer verließen. Sie verbeugten sich tief und voller Respekt vor Merlin, als sie an ihm vorbeigingen. Arthur sah das und schaute ihnen noch verwirrter nach, als er schon war. Dann wandte er sich wieder den beiden zu
„Würdet mir zur Hölle nochmal....irgendjemand mal erklären, was hier los ist? Warum verbeugen diese Feen sich vor dir? Was hast du getan?"
Shaylon lächelte, schloss die Tür und legte eine Hand an Arthurs Schulter, führte ihn in die Gemächer.
„Wir werden es dir erklären! Setz dich hin....es ist besser, wenn du sitzt!"
Arthur sah den König mit einem sonderbarem Blick an, setzte sich aber mit Merlin und Shaylon in einen Sessel um den kleinen Tisch. Der König stellte ihnen ein Glas Wein hin, als er sagte
„Ich denke, das haben wir jetzt verdient, obwohl wir noch einiges vor uns haben."
„Vor uns?" fragte Arthur.
„Ja, Magnus zum Teufel zu jagen!" sagte der König.
„Aber die Magie ist fast verbraucht. Wenn sie versagt....haben wir verloren!" meinte Arthur.
„Nicht mehr! Unsere Magie ist stärker, als jemals zuvor!"
„Unsere?" fragte er verwirrt.
„Ja, Merlins Magie und meine Feenmagie....wir haben uns vereint!"
„Was?"
Arthur sah zu Merlin, der bis dahin geschwiegen hatte.
„Wie? Vereint klingt irgendwie....sehr persöhnlich." fragte Arthur.
Merlin und Shaylon wechselten einen fast verlegenen Blick, was Arthur nicht entging. Er zog seine Stirn in Furchen. Das tat er immer, wenn ihm etwas nicht geheuer war. Es entstand ein Schweigen, indem Merlin unter sich sah und Shaylon sein Becher mit Wein sehr interessant fand.
„Also....sagt ihr mir jetzt, was ihr gemacht habt, oder muss ich den Feen nachlaufen, die deine Gemächer gerade verlassen haben?" sagte Arthur jetzt etwas gereizt. Er fühlte, das etwas zwischen Shaylon und Merlin vorgefallen war und er wollte jetzt genau wissen, was das war.
„Nun gut....also" begann der König „Der Schirm fing an zu versagen und du lagst im Sterben. Wir waren verzweifelt, denn wenn der Schirm fiel, dann wären wir alle verloren, aber Taleron hatte einen Vorschlag. Er erzählte uns eine sehr alte Legende von Avalon, in der sich die Feenmagie mit einer anderen vereinte. Ich rief die Ältesten, denn sie kannten sich mit der Legende aus."
„Was passierte in der Legende?" fragte Arthur.
„Ja....die Legende!" sagte Shaylon langsam und erzählte sie ihm. Nachdem er geendet hatte, herrschte Stille und Arthur sah beide völlig geschockt an.
„Ihr....ihr....wollt mir doch jetzt nicht sagen, das ihr zusammen....geschlafen habt....oder doch?" fragte er sehr langsam und kniff seine Augen zusammen.
„Nein....nein!" sagte Merlin schnell. Arthur sah zu Shaylon, der auch den Kopf schüttelte.
„Nein, das brauchten wir nicht....es gab einen anderen Weg!"
„Welchen?"
„Wir mussten uns gegenseitig an den Händen halten und uns öffnen. All unsere Geheimnisse und Erinnerungen....Gefühle....Liebe.....alles wurde gegenseitig offenbart, nur so konnte die Feenmagie entscheiden, ob sie sich mit Merlins Magie vereinen wollte und das tat sie, denn Merlins Magie, sowie er sind rein!"
Arthur sah Merlin an, ohne den Blick von ihm zu nehmen, als er fragte
„Und was hättet ihr getan, wenn es diesen anderen Weg nicht gegeben hätte?" Der kleine Dämon Namens Eifersucht kam an die Oberfläche. Merlin antwortete
„Ich hätte alles getan, um dich und Avalon zu retten, notfalls auch mit Shaylon geschlafen!" sagte er ehrlich „Und ich bin sicher, das auch Shaylon es getan hätte, um sein Reich zu retten!"
Der König nickte
„Wenn das die einzige Alternative gewesen wäre, hätte ich nicht gezögert!"
Arthur sagte nichts, presste die Lippen zusammen. Für Merlin ein sicheres Zeichen, das er ihre Antwort nicht mochte.
„Also wisst ihr jetzt alles voneinander?"
Sie nickten verlegen.
„Ja....alles! Das war die Bedingung!"
Auch das gefiel Arthur nicht. Wenn er ehrlich zu sich war, fand er diese Art der Vereinigung noch persöhnlicher und intimer, als miteinander zu schlafen, denn Shaylon wusste jetzt alles von Merlin, dessen er sich nicht sicher war, das er auch alles wusste. Wieder entstand ein unangenehmes Schweigen, das Shaylon brach
„Aber nach der Vereinigung habe ich etwas über Merlin herausgefunden, was ich nie vermutet hatte!"
„Was?"
„Merlin ist kein Zauberer....Merlin ist die Magie selbst....eigentlich die personifizierte Magie! Ich habe noch nie....und glaube mir, ich habe schon viel erlebt....so etwas jemals gesehen. Er ist so mächtig, das ich es nicht in Worte fassen kann....vielleicht allmächtig? Er hat dich in Sekunden geheilt, den Schirm um vielfaches verstärkt und die Zauberer angegriffen und ich denke, das hat ihn nur ein Augenzwinkern gekostet!" Arthur sah zu Merlin, der wieder verlegen unter sich sah. Er wollte nicht, das man ihn so hervor hob, wollte, wie er es immer getan hatte....im Verborgenen bleiben, was jetzt nicht mehr möglich war. Die Ältesten hatten gesehen, was er war und würden es jedem erzählen.
„Du bist die reine....Magie?" fragte Arthur fassungslos.
Merlin nickte, wagte ihn aber nicht anzusehen.
„Wieso?"
Jetzt sah Merlin ihn an
„Mein Vater sagte das zu mir, als er mir als Geist erschien....damals kurz vor der Schlacht mit Morgana. Er sagte, ich bin die Magie....herrsche über den Himmel....Erde....Wasser....Feuer....Wind....ich bin die Magie!"
Arthur sah ihn sprachlos an. Wer war der Mann ihm gegenüber, den er über alles liebte....aber überhaupt nicht kannte. Welche Geheimnisse hatte er noch vor ihm....ausgenommen natürlich Shaylon, der jetzt alles von ihm wusste. Eifersucht machte sich schon wieder bemerkbar. Eifersucht, das Shaylon alles von ihm wusste, all seine Geheimnisse und sein Leben, was er nicht alles kannte, da war er absolut sicher.
„Das hast du mir nie erzählt! Was hast du denn noch so alles verheimlicht vor mir....Merlin?" fragte er schroff.
Merlin antwortete nicht, sah ihn auch nicht an. Das war Antwort genug für Arthur und er presste die Lippen zusammen, nickte ein paar Mal leicht, dann stand er auf und verließ wortlos die Gemächer. Als die Tür zufiel, sah Merlin Shaylon an, der bis dahin geschwiegen hatte.
„Lass ihn nur....er wird sich wieder beruhigen." sagte der König und klopfte aufmunternd auf seinen Arm.
„Warum kann er sich nicht einfach freuen, das wir es geschafft haben, alle zu retten! Ich verstehe ihn nicht!"
„Es stört ihn, das wir beide alles voneinander wissen, der Älteste hatte schon recht, als er sagte....es ist sehr persöhnlich."
Merlin nickte
„Ja!" sagte er leise und sah den König an.
„Du bist ein....außergewöhnlicher Mann....Shaylon und ich habe Hochachtung vor dir!"
Shaylon lächelte
„Du denkst....weil ich so eine furchtbare Kindheit hatte?"
„Ja, du hast deine Mutter früh verloren und dein Vater....hat dich geschlagen, aber trotzdem bist du ein liebevoller, gerechter König geworden."
Shaylon sah ihn ernst an
„Meine Mutter....sie war eine liebevolle Mutter, aber mein Vater schlug sie und demütigte sie, wann er konnte und obwohl sie ihm keine Veranlassung dazu gab. Als ich sechs Jahre alt war....hielt sie es nicht mehr aus und....nahm sich das Leben. Mein Vater war so wütend darüber, das er mich halbtot schlug. Von diesem Tag an....schlug er mich fast immer, bis ich mich nicht mehr rührte. Ruhe hatte ich nur, wenn er nicht da war, wenn er wieder seine Macht ausbauen wollte. Aber wenn er da war, kam er auch nachts in mein Zimmer, schlug mich fast bewusstlos, indem er immer schrie....ich würde ihr zu ähnlich sehen. Die Angestellten im Schloss wussten das, aber wagten nichts zu sagen oder zu tun, denn er hätte sie getötet. Manchmal dachte ich auch, das ich meiner Mutter folgen sollte, aber meine Amme, die mich, wenn er mich geschlagen hatte, getröstet hatte und meine Wunden versorgte, verdanke ich, das ich noch hier bin. Sie gab mir Stärke und den Glauben, eine bessere Fee, ein besserer König als mein Vater zu werden. Du kannst dir vorstellen, das ich nicht unglücklich war, als ich erfuhr, das du ihn getötet hattest. Ich war achtundzwanzig, als Fee ausgewachsen und unsterblich, als ich König wurde. Ich versprach mir selbst, ein glückliches, zufriedenes Reich zu regieren....ohne Gewalt. Ich denke, das war mir gelungen."
Merlin nickte
„Ja....das war dir gelungen!"
„Und was ist mit dir? Du warst verliebt in Freya?"
„Ja, sie war so liebenswert und verzweifelt. Ich half ihr zu entkommen und verliebte mich in sie. Ich wollte Camelot mit ihr verlassen, um ein neues Leben mit ihr zu beginnen, aber es kam anders. Arthur tötete sie in ihrer Monstergestalt, als sie nachts Camelot angriff. Sie starb am See von Avalon in meinen Armen und ich schickte sie zu dir."
„Weiß Arthur das?"
„Nein....er würde es nicht verstehen. Freya weiß das auch, denn sie sagte es ihm auch nicht."
Shaylon beugte sich vor
„Merlin....ich weiß nicht.... du solltest es ihm vielleicht sagen. Ein weiser Mann hatte mal zu mir gesagt....jedes kleine Geheimnis ist wie ein Gespenst und man hat nicht genug Platz in einer Partnerschaft für viele Gespenster."
„Weiß denn Linume von deiner Vergangenheit?"
Shaylon nickte
„Sie wusste es schon von ihrem Vater, der ihr alles über mich erzählt hatte, als wir uns näher kennen lernten."
Merlin wurde nachdenklich, dann sagte er
„Vielleicht sage ich es ihm, wenn er sich wieder beruhigt hat."
Dann stand er auf
„Aber zuerst werde ich etwas viel Wichtigeres erledigen!"
„Was denn?" fragte der König
Merlin sah ihn ernst und entschlossen an
„Ich werde jetzt Navarr holen!"
Shaylon sah ihn erstaunt an
„Wie?"
„Ich werde mich zu ihm teleportieren....und zurück....mit ihm!"
„Du kannst teleportieren?" fragte er überrascht.
Merlin nickte
„Einer meiner leichtesten Übungen, die ich noch Gaius zu verdanken habe. So habe ich damals in der Schlacht Arthur gerettet, in dem ich mich vor ihn teleportiert habe."
„Dabei wurdest du tödlich verwundet!"
„Ja, aber besser ich, als Arthur. Das konnte ich nicht ertragen."
„Der sture Holzkopf weiß eigentlich gar nicht, was er an dir hat!" sagte Shaylon kopfschüttelnd.
Merlin seufzte
„Da könntest du recht haben!"
„Aber jetzt muss ich los....bin gleich wieder da!"
„Halt!" sagte der König „Was ist mit Magnus?"
Merlin lächelte
„Kein Problem....bis gleich!"
Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf Navarr....stellte sich vor, wie er aussah. Dann war er weg und Shaylon sah sprachlos und fassungslos auf die Stelle, wo er gerade eben noch gestanden hatte.
Er konnte zehntausend Jahre alt werden.....das Leben hatte immer noch Überraschungen!

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