Avalon Kapitel 47

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Avalon


Kapitel 47




Es war schon dunkel, als das Ufer des Sees mit Fackeln ausgeleuchtet wurde. Shaylon, Linume, Navarr, Lancelot und die Feensoldaten standen am Ufer. Shaylon ging zu seiner Frau
„Linume....du hast jetzt die Befehlsgewalt über das Reich."
„Mach dir keine Sorgen....ich werde es beschützen!"
Shaylon lächelte
„Das glaube ich....wer will sich denn schon mit dir anlegen? Sie wüssten nicht, was da auf sie zukäme."
Er liebte Linume sehr. Sie hatte alles, was eine Königin ausmachte. Sie war schön, sanft, mutig auch leidenschaftlich, was allerdings nur er wusste. Sie hatte einen starken Gerechtigkeitssinn und liebte ihr Volk. Aber sie war auch hartnäckig, wenn sie etwas wollte. Shaylon hatte das schon oft erlebt. Deshalb hatte er sich nicht gewehrt, als sie wollte, das Navarr mitkommt. Es hätte keinen Sinn gehabt.
Linume gab ihm einen leichten Stoß
„Hör auf und achte auf dich! Ich will dich nicht verlieren....und achte auf meinen Bruder!"
Shaylon stöhnte
„Musstest du denn darauf bestehen, das er mitkommt?"
Sie nickte lächelnd. Navarr hatte ihr von Anna erzählt und das er sie sehr mochte. Er erzählte eigentlich immer alles seiner Schwester. Sie waren sehr verbunden. Das kam daher, das sie Zwillinge waren. Sie teilten alles miteinander....Freude und Leid....Liebe und Kummer!
Der König sah sie strafend an
„Ihr zwei steckt ja sowieso unter einer Decke!"
„Er ist mein Bruder!"
Shaylons nickte wissend und sagte zerknirscht
„Ja.... manchmal denke ich, das ich mit ihm verheiratet bin!"
Linume lächelte ihn amüsiert an
„Glaub mir....das hättest du schon bemerkt!"
Der Feenkönig gab ihr einen vernichteten Blick, aber dann küsste er sie
„Also....dann bis bald, mein Herz!"
Shaylon drehte sich um und ging zu Arthur. Er wandte wieder seinen Zauber an, so das Arthur aus Avalon raus konnte. Dann nickte er Navarr zu, drehte sich noch einmal zu seiner Königin um und lächelte. Dann gingen sie zum Wasser. Bevor sie in den See stiegen, umhüllte Shaylon und Navarr ein grünes Leuchten und Arthur stellte, nachdem es erloschen war, fest, das ihre Flügel verschwunden waren. Sie sahen jetzt wie normale Menschen aus, allerdings mit sehr langen Haaren. Sie wateten in den See und schwammen in die reale Welt.
Es war dunkel und wahrscheinlich schon spät, als sie am anderen Ufer an Land gingen. Sie sahen sich vorsichtig um, aber es war niemand da.
„Also, was tun wir jetzt?" fragte Shaylon.
„Wir müssen aus den nassen Kleider raus. Wir gehen zu Anna!" sagte Arthur
Alle nickten und folgten Arthur, der den Weg kannte. Als sie die letzte Seitenstraße passierten, sah Arthur Annas Haus. Es brannte Licht, also war sie zu Hause. Er schaute sich immer wieder um, rechnete mit allem, aber nichts geschah. Sie gingen zu der Tür und Arthur klopfte an.
Anna öffnete die Tür und erstarrte. Sie sah ihn mit großen Augen an, unfähig irgendetwas zu tun.
„Anna?" fragte Arthur vorsichtig. Jetzt reagierte sie und lächelte, als sie ihm in die Arme fiel
„O mein Gott....Arthur....ich kann es nicht glauben.....Arthur!"
Sie sah über seine Schulter und blickte zu Navarr, als sie zärtlich seinen Namen sagte
„Navarr!"
Er lächelte sie an
„Kommt rein....ihr seid ja klitschnass!"
Sie traten ein und Anna sah fragend zu Shaylon. Das konnte nur eine andere Fee sein! Er war so schön, wie Navarr, mit langen schwarzen Haaren und intensive grüne Augen, die fast leuchteten. Arthur zeigte in seine Richtung
„Das ist Shaylon!"
Anna sah ihn überrascht und mit großen Augen an
„Du....ihr seid der Feenkönig!"
Shaylon nickte
„Ja....und ich bevorzuge, das du bei der persöhnlichen Anrede bleibst und....ich heiße Shaylon!"
Anna sah zu Navarr und lächelte
„Du hattest recht....ich mag ihn!"
Sie sah zu Arthur
„Wo ist Merlin?"
Alle wurden ernst und Arthur sagte
„Anna....es gab einen Zwischenfall, als wir das letzte Mal zurückgingen."
Anna legte ihre Hand an den Mund
„O Gott! Ich denke, ihr duscht jetzt alle und ich gebe euch trockene Kleider, danach kannst du mir alles erzählen."
Sie nickten, denn sie froren und die Kleider rochen nach dem See, abgesehen davon, mussten sie die Kleider dieser Zeit tragen.
Arthur stellte Shaylon die Dusche an, der das nicht so kannte und erklärte ihm alles. Dann ließ er ihn allein und wartete vor der Tür.
Anna war in der Küche, nachdem sie jedem Kleider gab. Navarr kam herein, zog sie ohne Worte an sich und küsste sie tief und leidenschaftlich. Anna seufzte in seinen Mund. Nachdem er sie losließ, sagte sie
„Mein Gott....ich habe dich so vermisst!"
„Ich dich noch viel mehr!"
Dann küsste er sie wieder. Anna sah ihn an
„Du siehst ohne Flügel komisch aus."
„Komisch? Ich sehe wie ein Mensch aus!"
„Ja....aber ich mag dich lieber mit Flügel!"
Er lächelte, dann sah man kurz ein grünes Leuchten und Navarr stand in seiner Feengestalt vor ihr.
„Wie hast du das gemacht?" fragte sie erstaunt.
„Feenmagie!" sagte er und zog sie wieder in einen Kuss.
„Navarr....Shaylon kommt!" warnte Arthur und Navarr ließ Anna los.
„Na, dann gehe ich mal duschen!" sagte er, als sein König hereinkam. Anna sah ihn fasziniert an. Er war sehr schön und strahlte Autorität aus, die Anna fast körperlich fühlte, wenn er sie mit diesen intensiven, grünen Augen ansah.
Anna machte ihnen Tee und als Arthur fertig war, brachte sie den Tee ins Wohnzimmer und sie setzten sich auf das Sofa.





„Also....was ist passiert?" fragte sie.
Arthur sah sie ernst an.
„Als wir an diesem Abend zum See gingen, hatten sie uns auf der großen Straße aufgelauert. Sie kamen mit drei Wagen und benutzten diese Waffen. Kurz, bevor wir den See erreichten, wurde Merlin von einer dieser Waffen getroffen."
Anna legte ihre Hand erschreckt an ihren Mund
„O mein Gott!"
Arthur sprach weiter
„Ich lief mit Navarr zurück zu ihm, dann hatten sie uns gestellt. Einer von ihnen sagte, das er dem Chef Bescheid sagen sollte, das sie uns hatten. Merlin war verwundet....er blutete, aber er war bei Bewusstsein. Er hatte dann Magie angewandt....so eine Art Schutzzauber, so das Navarr und ich zum Boot laufen konnten, ohne das sie uns mit ihren Waffen trafen oder gefangen nehmen konnten. Merlin sagte, das er ins Boot teleportieren würde, wenn wir weit genug draußen wären. Aber er hatte gelogen. Die Verwundung und Anwendung seiner Magie ließen keine Kraft mehr übrig, um zu uns zu kommen. Ich sah noch, wie er zusammenbrach, als Shaylon uns nach Avalon brachte."
Anna stand auf und lief im Wohnzimmer umher. Niemand sprach, als sie grübelnd hin und her lief. Dann sah sie auf
„Dieser verdammte Hund....ich wusste, das er nicht aufhört!"
Sie sah Arthur an
„Das war Max....ich verwette mein Leben darauf. Er hat Merlin."
Sie nahm tief Luft
„Jetzt verstehe ich das!"
Sie sah wieder zu Arthur
„Ich war nicht hier. Nachdem ihr verschwunden ward, bin ich am nächsten Tag zu einer Freundin nach London gefahren. Ich bin erst gestern zurückgekommen. Maya hatte mir heute erzählt, das Max mich wie verrückt gesucht hatte. Er hatte sogar bei Maya angerufen, aber sie hatte ihm gesagt, sie weiß nicht, wo ich bin. Was hat er nur vor?"
„Wir wissen es nicht mit Bestimmtheit, was er vor hat und ob er wirklich Merlin hat. Sollte es so sein, dann denke ich....das er mit dir in Kontakt treten wird." sagte Arthur
„Wieso?" fragte sie
Arthur nahm einen tiefen Atemzug
„Anna, wir wissen beide, was er will....was er immer wollte....egal wie!"
Anna nickte ernst
„Mich! Er ist krankhaft besessen von mir! Gott....wann hört das endlich auf! Ich hasse ihn!"
Arthur sprach jetzt sanfter
„Anna....er wird Merlin für seine Zwecke einsetzen. Er weiß, du würdest nie wollen, das ihm etwas passiert."
„Nein!"
„Sobald er in Kontakt mit dir tritt, sagst du es uns.....verstanden?"
Sie nickte
„Also gut! Es ist schon spät! Ich mache jetzt eure Zimmer!"
Alle nickten.
Sie ging die Treppe hoch. Shaylon sah zu Arthur
„Sie ist wirklich nett und sehr hübsch für einen Menschen."
„Das sage ich Linume!" sagte Navarr grinsend.
Shaylon sah ihn böse an
„Halt doch den Mund, Navarr!"
Arthur lächelte leicht.
Könige und ihre Familie!




Merlin öffnete die Augen. Er wusste nicht, wie lange er hier schon angekettet war. Er konnte sich nicht hinlegen, hängte quasi in den Ketten und schlief auch so. Anfang hatten sie ihn medizinisch versorgt, doch als nach drei Wochen seine Wunde fast verheilt war, hatte man ihn an die Wand gekettet. Er konnte keine Magie einsetzen, denn sie spritzten ihm regelmäßig etwas in seinen Arm, so das es für ihn unmöglich war, sich auf seine Magie zu konzentrieren, denn irgendwie war er deshalb nur halb bei Bewusstsein.
Der Raum war kahl, ein großer Mann saß in der Nähe der Tür und hatte einer dieser Waffen in der Hand.
Die Tür ging auf und ein Mann kam herein. Merlin konnte ihn nicht erkennen, weil das Licht so schwach war. Erst als er grinsend näher kam, erkannte er ihn. Es war dieser furchtbare Typ aus dem Club.
„Ah....du bist wach! Ich hätte da ein paar Fragen!"
Merlin sah ihn verächtlich an.
„Sag mir, wo ist die Kreatur und dein Partner?"
„Fortgeflogen?"
Max grinste böse
„Also.....ein ganz Schlauer....was? Ich frage noch einmal....wo sind sie?"
„Fortgeflogen!" sagte Merlin
Max schlug ihm mit der Faust in sein Gesicht. Der Schmerz explodierte in seinem Gesicht und seine Lippe platzte auf. Er schmeckte Blut.
„Tom!" sagte Max.
Der Mann an der Tür stand auf und ging zu Merlin.
„Was hast du am See gemacht? Was für Kräfte hast du?"
„Keine!"
„Falsche Antwort!"
Max nickte dem Mann zu.
Dieser schlug wieder zu. Merlin stöhnte auf, der Schmerz war unbeschreiblich. Seine Lippe blutete noch mehr.
„Wenn du mir keine befriedigende Antwort gibst, dann wird es sehr weh tun!" sagte Max.
„Nochmal! Wer war dein Partner?"
„Ein....ein Eichhörnchen?"
Der Mann schlug mit der Faust in Merlins Magen. Der Zauberer krümmte sich und kleine Sterne tanzten vor seinen Augen. Er würde lieber sterben, als diesem Bastard eine Antwort zu geben. Wahrscheinlich tat er das auch....sie würden ihn totschlagen. Er dachte an Arthur. Rief sich sein Gesicht vor seine Augen, seine schönen blauen Augen, das freche Grinsen. Gott, er war so froh, das er in Sicherheit war....in Avalon. Er würde ihn nie wiedersehen, das wusste er....und deshalb war es ihm egal, was sie mit ihm taten. Wieder schlug der Mann zu und wieder stöhnte Merlin auf.
„Wirst du mir jetzt eine Antwort geben?" fragte Max kalt.
Merlin hob mit Anstrengung seinen Kopf. Er hatte schlimme Schmerzen, als er keuchend sagte
„Du wirst von....von mir....nie ...eine Antwort bekommen....du....Bastard!"
Max nickte und der Mann schlug ihn, bis die Dunkelheit ein Erbarmen hatte.
Als Merlin ohnmächtig war, hob Max mit einem Finger sein Kinn an. Merlins Gesicht war geschwollen und er blutete. Er ließ seinen Kopf fallen und drehte sich um. Als er zur Tür ging, rief er
„Er bekommt kein Wasser....verstanden und versorge seine Wunden....ich brauche ihn noch lebend!"
„Ja, Sire!"




Anna kam wieder ins Wohnzimmer.
„So eure drei Zimmer sind fertig. Ich schlage vor, das wir jetzt schla...."
Sie sprach nicht weiter, weil Arthur sich auf dem Sofa krümmte. Alle sahen ihn überrascht an und Shaylon, der neben ihm saß, griff ihm besorgt an die Schulter.
„Gott....was hast du Arthur?"
Wieder stöhnte er auf, sah den König mit gerunzelter Stirn an und keuchte
„Ich weiß es nicht! Ich fühle mich plötzlich nicht sehr gut!"
Shaylon sah ihn sprachlos an, dann zu Navarr, der besorgt Arthur ansah. Arthur stöhnte wieder auf, krümmte sich zusammen.
Shaylon sah nachdenklich unter sich, doch dann hob er den Kopf
„Arthur....hat sich in eurem Band etwas verändert, seit du mir das letzte Mal davon erzählt hast?"
Arthur atmete schwer, er verzog das Gesicht, als er keuchend sagte
„Ja....Merlin und....und ich haben....bemerkt, das....mir ist so übel!"
Wieder krümmte er sich, hielt seinen Bauch.
„Es....es ist stärker geworden....wir haben es bemerkt, als....als wir uns....liebten!"
Shaylon nickte wissend
„Was du hier fühlst....nun....das hat mit Sicherheit etwas mit Merlin zu tun. Das Band wird stärker....es überträgt seine Zustand zu dir und wahrscheinlich auch umgekehrt. Ich kenne das nur bei eineiigen Zwillingsfeen....das ist unglaublich!"
„Unglaublich? Nein....das ist real! Merlin geht es wahrscheinlich nicht gut!"
„Navarr, bring ihn hoch ins Bett und sorge für ihn!"
„Ja, Sire!"
Navarr half Arthur aufstehen und ging mit ihm hinaus. Shaylon schüttelte den Kopf. Er war so alt, aber so etwas hatte er noch nie gesehen. Diese enge Verbundenheit war....mehr als einzigartig! Das Band unter so zwei unterschiedlichen Menschen, die biologisch nichts gemeinsam hatten, war wirklich unglaublich! Und es wurde über die Jahrhunderte immer stärker.
Aber was noch wichtiger war....jemand fügte Merlin irgendetwas zu! Shaylon wurde wütend und Anna bemerkte, das seine Augen leicht glühten.

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