Avalon Kapitel 29

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Avalon


Kapitel 29



Die Sonne ging gerade unter, als Arthur, Merlin, Freya und Lancelot an den See kamen. Sie waren allein, der König war noch nicht da. Sie standen einen Moment am Ufer und starrten schweigend in den Nebel.
„Ich mache mir wirklich Sorgen um euch."
Beide sahen zu Lancelot.
„Es wird schon alles klar gehen." meinte Arthur
„Das kannst du doch gar nicht wissen, du weißt nicht, was dich dort erwartet."
Arthur ging zu Lancelot und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Merlin und ich haben entschieden, das wir Shaylon helfen. Selbst, wenn wir wollten, wir können nicht zurück. Shaylon ist unser Freund! Wir dürfen hier in seinem Reich leben.....oder existieren....wie man es auch sehen mag. Und das ist das Mindeste, was wir für ihn tun können. Verstehst du das denn nicht.....er braucht unsere Hilfe und du weißt, das ich nie meine Hilfe abgelehnt habe."
Lancelot nickte.
Alle drehten sich um, als sie die Feen hörten. Sie kamen in Gruppen angeflogen, die Shaylon anführte. Sie landeten unweit von den vier und der König kam mit zwei seiner Berater zu ihnen. Inzwischen war es fast dunkel, nur die Fackeln beleuchteten das Umfeld.
Der Feenkönig blieb vor Arthur und Merlin stehen. Er schaute sie ernst an, als er fragte
„Bereit?"
Sie nickten. Er wies Merlin an, ein Stück zurückzutreten. Dann sah er zu seinen Berater. Sie stellten sich links und rechts neben Arthur und legten eine Hand auf seine Schultern. Shaylon stellte sich dicht vor ihn und nahm seine Hände. Er senkte den Kopf und schloss seine Augen. Als er sie wieder öffnete, sah Arthur fasziniert in seine Augen. Sie leuchteten in einem phosphorisierendem grünen Licht. Einen Moment später war es erloschen und Shaylon lächelte ihn an.
„Ihr könnt jetzt das Tor passieren!"
Er trat zurück und tat das Gleiche bei Merlin. Danach gab er jedem von ihnen ein kleines Fläschchen mit einer roten Flüssigkeit. Und wieder ermahnte er sie
„Denkt daran, es zu trinken, bevor ihr das Tor bei eurer Rückkehr passiert."
Arthur ging zu Lancelot und umarmte ihn
„Bis bald, mein Freund!"
„Seid vorsichtig!"
Arthur lächelte
„Immer!"
Dann umarmte er Freya
„Vergiss das Boot nicht zu schicken."
Sie schüttelte den Kopf. Merlin tat es ihm nach und als sie sich verabschiedet hatten, gingen sie wieder zu Shaylon. Er streckte Arthur einen Arm hin und Arthur nahm ihn
„Viel Glück!" sagte der König. Er nickte Merlin zu. Dann sah Arthur zu Merlin. Er nickte leicht und beide gingen zum Ufer. Sie wateten ins Wasser, das unangenehm kalt war, schauten noch einmal zurück und schwammen davon. Bald waren sie im Nebel verschwunden und Lancelot konnte sie nicht mehr sehen.
Shaylon trat neben ihn.
„Ich hoffe, sie haben Erfolg und kommen zurück." sagte Lancelot
Der Feenkönig nahm einen tiefen Atemzug
„Das hoffen wir alle....das hoffen wir alle!"




Arthur schwamm durch den See. Er konnte nichts sehen, nur Nebel um sich herum.
„Merlin....bist du da!" rief er
„Ja!" kam es von seiner Seite.
„Bleib an meiner Seite! Ich kann....kann nichts sehen!"
„Schwimm einfach weiter. Der Nebel lichtet sich bald."
Nach einer Weile wurde der Nebel durchsichtig und sie konnten in der Ferne Lichter sehen. Sie schwammen darauf zu und erreichten bald das Ufer. Sie stützten sich gegenseitig, als sie aus dem kalten Wasser wateten. Es war Nacht und es regnete in Strömen, als sie das Ufer erreichten. Sie blieben einen Moment stehen und versuchten ihren Atem zu beruhigen. Es war eine lange Wegstrecke, die sie schwimmen mussten.
„Na, ein Glück, das wir schon nass sind." meinte Arthur sarkastisch und schaute kurz zum Himmel. Sie schauten sich um. Am Ufer standen Bäume und Büsche, aber was ihnen auffiel, war ein Licht, das nicht unweit von ihnen leuchtete. Sie gingen darauf zu und blieben vor einer Straße stehen. Die Quelle des Lichts war eine große Stange, an der am Ende ein Licht brannte. Beide verfolgten mit ihren Augen die Stange, bis zu ihrem Ende. Sie beleuchtete einen seltsamen dunklen Weg vor ihnen.
„Wo kommt das Licht her, Merlin? Ich sehe am Ende keine Fackel. Es brennt auch viel gleichmäßiger."
Merlin schüttelte den Kopf
„Ich hab keine Ahnung!"
„Und dieser Weg?" Arthur tippte vorsichtig mit einem Fuß darauf.
„Er ist hart!" rief er überrascht
„Und diese weiße Linien in der Mitte....seltsam."
„Shaylon hatte gesagt, das alles verändert ist." sagte Merlin.
In der Ferne hörten sie ein Geräusch und sie sahen in diese Richtung. Zwei Lichter kamen ziemlich schnell auf sie zu und dieses Brummen wurde immer lauter. Sie standen bewegungslos dort, als sie etwas großes Dunkles auf sich zukommen sahen. Arthur griff nach Merlin und beide machten einen Sprung in den nächsten Busch, der sich seitlich hinter ihnen befand. Das Ungetüm raste donnernd an ihnen vorbei und bald wurde dieses Brummen immer leiser.
„Was war das denn?" rief Arthur
Merlin schüttelte den Kopf
„Ich weiß es nicht! Vielleicht eine Kreatur dieser Zeit?"
Sie kauerten in diesem Busch und Arthur schaute sich wieder um. Erst jetzt bemerkte er die Gestalt, die unweit von ihnen stehen geblieben war. Er griff nach Merlin, ohne den Blick von ihr zu lassen.
„Merlin, sieh mal da!"
Merlin sah in seine Richtung, als die Person sprach
„Hey, Jungs!"
Sie war eindeutig weiblich und beide standen langsam aus dem Busch auf.
„Könnt ihr mir mal sagen, was das gerade sollte? Warum seid ihr in den Busch gesprungen?"
Sie kamen langsam näher. Die Person entpuppte sich als eine junge Frau, die sie jetzt verwirrt anstarrte. Sie hatte die Kapuze ihrer seltsamen Kleidung über ihren Kopf gezogen, so das man nur ihr Gesicht sah.
„Nun" begann Arthur „Wir brachten uns in Sicherheit....wegen dem Ding auf dem dunklen Weg."
Sie schüttelte verständnislos den Kopf
„Was für ein Ding....und was für ein dunkler Weg?"
Arthur zeigte mit seiner Hand auf die Straße.
Plötzlich verstand sie
„Ihr meint der LKW auf der....Straße?"
Sie nickten beide, obwohl sie mit den Begriffen nichts anfangen konnten.
„Wer seid ihr denn überhaupt und wo kommt ihr her?"
Arthur zeigte auf Merlin
„Das ist Merlin und mein Name ist Arthur."
„Arthur und Merlin!"
Sie nickte leicht und ihre Mundwinkel verzogen sich spöttisch
„Der Arthur und Merlin?" fragte sie amüsiert mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wieso?"
Sie musterte sie einen Augenblick. Das waren die bestaussehendste Jungs, die sie seit langem gesehen hatte. Aber sie trugen wirklich seltsame Kleidung....wie bei Theateraufführungen einer früheren Epoche.
„Seid ihr vom Theater?"
„Von einem.... was?" fragte Arthur verwirrt.
„Theater! Es ist im Moment sehr populär. Habt ihr etwas aus der Artussage aufgeführt?"
Die beiden sahen sich verständnislos an
Sie verdrehte die Augen und seufzte
„Arthur und Merlin....die Artussage.....Camelot und so....?"
Jetzt wurde Arthur hellhörig
„Camelot! Ihr kennt Camelot?"
„Natürlich....aus Büchern."
„Aus Büchern?" fragte Arthur langsam betont. Er sah Merlin an, aber der schüttelte nur den Kopf.
Sie lachte
„Ihr seid sonderbar. Woher kommt ihr?"
Jetzt antwortete Merlin
„Wir sind nicht von hier."
„Also gut....ich muss jetzt ins Trockene. War nett euch kennenzulernen."
Sie nickte ihnen zu und ging weiter, blieb aber nach einem Stück wieder stehen und sah zu ihnen zurück. Sie standen da, frierend und nass im strömenden Regen und wirkten irgendwie orientierungslos. Sie dachte an ihre Freundin, die sie immer ermahnte, keine Fremde anzusprechen. Aber die beiden jungen Männer taten ihr leid, wie sie so im strömenden Regen standen, die Köpfe gesengt und ihre Arme um sich geschlungen. Und sie waren hier in einer Kleinstadt. Eine Stadt, in der nie etwas Spannendes passierte. Sie sah wieder zu den jungen Männer, nickte zu ihrer Entscheidung und ging zurück.
„Hey ihr! Habt ihr eine Bleibe?"
„Eine was?"
„Etwas, wo ihr schlafen könnt."
„Ach so, ihr meint....eine Unterkunft?"
„Ja!"
Sie schüttelten den Kopf. Sie dachte einen Moment nach, dann sagte sie
„Ihr seid doch keine Killer oder Vergewaltiger?"
Arthur sah sie erbost an
„Natürlich nicht!"
„Na, wenn das so ist, dann könnt ihr bei mir übernachten. Mein Vater hat hier sein Haus, das ich allein bewohne. Ich habe genug Platz."
Sie nickten.
„Dann kommt mit und übrings....ich heiße Anna."
„Wir danken euch, Anna!"
Sie sah die beiden abschätzend an. Was waren das für Jungs, die sie in der dritten Form anredeten und so seltsam gekleidet waren. Die so verdammt gut aussahen und komischerweise Arthur und Merlin hießen. Ihre Neugier war geweckt....das musste sie herausfinden. Auf jeden Fall würde sie solche Jungs nicht im Regen stehen lassen, da konnte ihre Freundin schimpfen, soviel sie wollte. Sie lächelte sie an
„Na...kommt schon.....es ist nicht sehr weit."
Arthur und Merlin folgten ihr. Was sollten sie sonst tun?
Das war zumindest schon mal ein Anfang.

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