Kapitel 139 - 23. März 2014

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"Verdammt Kol, was hast du dir dabei gedacht?" Davina klang wirklich wütend, aber das konnte ich voll und ganz nachvollziehen. „Uns einfach einen Abschiedsbrief zu schreiben und dann die Stadt verlassen? Ist das etwa eine Lösung für dich? Wir haben dir doch gesagt, dass wir einen Weg finden werden, um diesen Fluch zu brechen! Nur weil es nicht gleich beim ersten Mal geklappt hat, ist das doch noch kein Grund, einfach aufzugeben!"

„Na ja, zumindest hätten die Ahnen außerhalb von New Orleans keine Macht mehr über mich gehabt. Und selbst wenn, wäre ich wenigstens für euch keine Gefahr mehr, wenn ich weit genug weg bin. Aber jetzt reg dich nicht so auf, ich bin ja immerhin wieder da."

„Ja, aber auch nur, weil die Ahnen dich nicht gehen lassen wollten. Nicht weil du beschlossen hast, doch zu bleiben", erwiderte ich mit verschränkten Armen.

„Na super, jetzt fällst du mir auch noch in den Rücken."

„Wieso? Davina hat nun einmal recht. Du wolltest aufgeben und uns einfach allein lassen, ohne auch nur einmal mit uns darüber zu reden. Ich hätte mehr von dir erwartet."

„Ich wollte euch doch nur beschützen!", verteidigte sich Kol aufgebracht.

„Und wir haben dir gesagt, wir brauchen deinen Schutz nicht!"

Bevor unser kleiner Streit noch mehr ausarten konnte, klingelte Davinas Handy und ich war ganz froh über diese kleine Ablenkung.

„Marcel, was gibt es?", ging sie ran und als sich ihr Gesicht verdunkelte, fing ich sofort an, ihrem Gespräch zu lauschen.

„...also hat er sie gebissen. Luciens Biss ist tödlich für jeden Vampir. Wir suchen schon nach einem Heilmittel für Cami, aber die Chancen stehen nicht besonders gut. Tut mir leid, D."

Wie betäubt legte Davina auf und ließ ihr Handy sinken, bevor ihr Blick entschlossen wurde.

„Was hast du vor?", fragte Kol, dem diese Veränderung auch aufgefallen war.

„Ich werde zu Lucien gehen und ihn zur Rede stellen."

„Was? Bist du verrückt? Lucien ist in der Lage, mit einem einzigen Biss von ihm selbst einen Urvampir umzubringen! Jetzt zu ihm zu gehen und ihn herauszufordern ist reiner Selbstmord!"

„Ich kann auf mich aufpassen", antwortete Davina nur kurz.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein! Alex, sag ihr, dass das eine bescheuerte Idee ist!"

Nachdenklich sah ich zu meiner Freundin, seufzte dann aber leise auf. „Davina, das ist wirklich keine besonders gute Idee. Bist du dir sicher, dass du es mit Lucien aufnehmen kannst? Denn ich kann es vermutlich nicht. Ich habe ihn schon einmal unterschätzt, den Fehler solltest du nicht auch machen."

Schon als Davina mir in die Augen sah, wusste ich, wie ihre Antwort lauten würde. Ich hatte sie selten so entschlossen erlebt. „Cami ist unsere Freundin. Wir müssen ihr helfen, egal, welches Risiko wir damit eingehen. Und uns wird nichts passieren."

„Okay, ich werde dich begleiten."

„Was?", fragte Kol schockiert. „Ist das dein Ernst? Du kannst Davina doch auch nicht ganz alleine beschützen!"

„Ich komme nicht mit, um sie zu beschützen, Kol. Das ist das, was du einfach nicht verstehen willst. Was anscheinend keiner versteht. Davina ist alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich bin nicht dafür da, um sie von irgendetwas abzubringen. Wenn sie es für das Richtige hält, dann muss sie das tun. Ich halte es auch für das Richtige. Und ich begleite sie nicht, weil ich sie beschützen muss, sondern weil ich sie unterstützen will. Ich werde für sie da sein, ganz egal, in welcher Situation. So tut man das nun einmal, wenn man jemanden liebt."

Ohne Kol auch nur eines Blickes zu würdigen, griff ich nach Davinas Hand und verließ mit ihr den Raum. Ich hoffte wirklich, dass wir keinen Fehler begingen, wenn wir Lucien konfrontierten, aber was auch immer das bringen würde, wusste ich, dass ich Davina niemals im Stich lassen würde.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt