Ich sah meinen Vater ernst an, in der festen Erwartung, dass er das Thema wechseln oder irgendeine Ausrede erfinden würde. Zu meiner Überraschung tat er aber nichts dergleichen.
"Ich sehe das anders, weil ich eine Vergangenheit mit ihnen habe." Das war das erste Mal, dass er wirklich ehrlich auf eine meiner Fragen über die Mikaelsons antwortete. Aus Angst, dass ihn ein einziges Wort von mir wieder umstimmen könnte, sah ich ihn nur wortlos an, bis er weitersprach. "Es war etwa zwei Jahre, nachdem deine Mutter starb. Mikael war zu der Zeit nicht im Dorf und Esther war häufig bei mir zu Besuch. Ich habe versucht, mich dagegen zu wehren, aber es hat nicht lange gedauert, bis wir uns näher kamen. Wir waren beide einsam und haben Trost gesucht. Uns ist aber schnell klar geworden, dass wir nur vor unseren eigentlichen Problemen davonlaufen und so schnell das zwischen uns begonnen hatte, so schnell haben wir es auch wieder beendet. Wir wollten niemals jemandem davon erzählen, aber zu dem Zeitpunkt war es schon zu spät. Sie war schwanger."
Überrascht sah ich meinen Vater an. Das war wirklich das letzte, womit ich gerechnet habe. Er sollte eine Affäre mit Esther gehabt haben? Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, dass sie schon mal in unserem Haus gewesen sein sollte. Aber wie sollte ich das auch, ich war damals erst zwei Jahre alt gewesen. Nachdenklich sah ich meinem Vater in die Augen, während ich langsam nachrechnete. "Du sagtest, das sei zwei Jahre nach Mutters Tod gewesen?", fragte ich noch einmal nach und er nickte nur. "Aber das bedeutet dann ja..."
"Ja, genau das bedeutet es. Niklaus ist nicht Mikaels Sohn."
Fassungslos fuhr ich durch meine Haare, während ich versuchte, das zu verarbeiten. Mein Vater hatte eine Affäre mit Esther gehabt und Niklaus war mein Halbbruder. "Und Mikael weiß nichts davon. Deswegen wolltest du, dass ich mich von seiner Familie fernhalte. Du hast Angst, dass er irgendwann herausfindet, dass seine Frau ihn betrogen hat und sich dafür an dir rächen wird."
Wieder nickte mein Vater und sah mir fest in die Augen. "Es tut mir leid, dass ich dir das so lange verheimlicht habe, Alexandra. Aber das zu wissen, ist gefährlich. Mikael darf es niemals herausfinden. Bisher habe ich immer noch gedacht, dass er uns nicht wirklich etwas antun könnte, selbst wenn er irgendwann davon erfahren sollte, aber dieser Zauber von Esther hat alles verändert. Mikael ist stärker als wir, wir haben keine Chance. Sollte er jetzt erfahren, dass eigentlich ich der Vater von Niklaus bin, wird er nicht nur mich umbringen, sondern auch dich und unser gesamtes Rudel. Deshalb müssen wir fortgehen. Wir können dieses Risiko nicht länger eingehen. Er ist zu gefährlich geworden."
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...