Dieses Versprechen einzuhalten fiel mir schwerer als ich es vermutet hätte. Die ganze Zeit sagte Monique irgendwelche fiesen Sachen über Davinas Outfit oder ignorierte sie komplett. Davina sah völlig verloren aus und ich musste mich zusammenreißen, um nicht direkt zu ihr zu gehen und sie für immer von den Hexen wegzubringen.
Ich tat so, als würde ich mir einen Drink holen, während ich eigentlich aus den Augenwinkeln Davina beobachtete. Einer von Hayleys Werwölfen ging gerade auf sie zu und lächelte sie charmant an. "Und, wie heißt das hübsche Mädchen, mit dem ich gleich tanzen werde?" Ich zwang mich, bei diesem schlechten Anmachspruch nicht die Augen zu verdrehen. Aber Davina schien sich zu freuen, dass überhaupt jemand sie beachtete. Bevor sie jedoch antworten konnte, zwängte sich Monique zwischen die beiden.
"Monique. Ihr Name ist Monique." Mit diesen Worten griff sie nach der Hand des Werwolfs und ging mit ihm auf die Tanzfläche.
Davine blieb alleine zurück und starrte ihr nur fassungslos nach. Selbst von hier konnte ich erkennen, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Nicht weil sie Interesse an dem Werwolf gehabt hätte, sondern weil Monique ihr schon wieder das Gefühl gab, nichts verdient zu haben.
Da wurde es mir zu viel. Ich hatte Elijah zwar versprochen, keinen Ärger zu verursachen, aber ich würde Davina jetzt nicht einfach allein da stehen lassen. Also stellte ich meinen Drink ab und ging direkt auf Davina zu. Elijah warf mir von weitem einen warnenden Blick zu, aber ich ignorierte ihn. Immerhin war diese Party auch dazu da, um den Frieden zwischen den Spezies zu sichern. Da konnte es nicht verkehrt sein, wenn ich mich als Hybridin mit einer Hexe unterhielt.
Leicht lächelte ich Davina an und hielt ihr auffordernd meine Hand hin. "Darf ich um diesen Tanz bitten?"
Sofort breitete sich wieder ein Lächeln auf ihren Lippen aus und sie nickte leicht, während sie nach meiner Hand griff. "Ich hasse Monique", flüsterte sie kaum hörbar, während ich sie auf die Tanzfläche führte. "Wie kann man nur so ätzend sein?"
"Mach dir keine Gedanken um sie", antwortete ich so leise, dass nur sie mich hören konnte. "Sie ist nur neidisch, weil du länger überlebt hast als sie und trotzdem wieder bei den Hexen aufgenommen wurdest. Aber es ist völlig egal, was sie über dich denkt. Oder was die anderen Hexen über dich denken, oder was die Ahnen von dir halten. Du solltest dich gar nicht um sie kümmern."
"Aber sie sind das einzige, was ich noch an Familie habe. Und ich kriege keinen einzigen Zauber hin, den sie von mir verlangen. Wie lange werden sie sich das noch ansehen?"
"Ich glaube, ich weiß, wo dein Problem liegt", flüsterte ich leise. "Du willst diese Zauber nur hinbekommen, um die Hexen zufriedenzustellen. Weil du Angst vor ihnen hast. Aber genau das ist es, was dich aufhält. Deine Angst vor ihnen hemmt dich. Vielleicht solltest du mal einen anderen Zauber probieren. Einen, den du nicht sprichst, um die Ahnen glücklich zu machen, sondern einen, den du für dich sprichst."
Nachdenklich sah Davina mich an und hörte dann auf zu tanzen. "Komm mit", murmelte sie und zog mich dann mit aus dem Anwesen. Ich war verwirrt, ließ mich aber widerstandslos mitziehen.
"Was machen wir hier draußen?", fragte ich, aber sie lächelte nur geheimnisvoll, während sie mich durch die Straßen zog. Auf direktem Weg ging sie zu einem kleinen Gewächshaus, das voller vertrockneter Rosen war. Anscheinend war das der Ort, an dem sie immer mit den anderen Erntemädchen ihre Zauber übte.
"Ich glaube, dass du recht hast", meinte Davina und griff nach einer der Blumen. "Ich habe die ganze Zeit Angst vor den Reaktionen der Ahnen, wenn ich zaubere. Aber ich will mich nicht vor ihnen fürchten. Ich will nicht zu ihrer Waffe werden und mich benutzen lassen. Und ich will diese Rose nicht mehr zum blühen bringen, damit sie meine Macht einschätzen können. Ich will es tun, weil ich es möchte."
Leise fing sie an, einen Zauberspruch zu murmeln und ich sah erstaunt dabei zu, wie die Rose in ihrer Hand zu blühen begann. Als Davina statt des vertrockneten Stängels eine leuchtend rote Rose in der Hand hielt, sah sie mich lächelnd an und fuhr sich dabei durch ihre Haare. "Das hätte ich ohne dich nie geschafft. Du bist die einzige, die mir auf diese Art helfen kann. Ich weiß nicht, wie du es machst, aber bei dir fühle ich mich, als ob ich alles erreichen könnte. Bei dir bin ich glücklich. Und deshalb meine ich... ähm... Ich würde dir diese Rose gerne schenken. Als Erinnerung an mich, damit du nie vergisst, wie wichtig du mir bist. Also... Nur wenn du willst natürlich." Unsicher hielt sie mir die Rose hin und lächelte erleichtert, als ich sie entgegennahm und sie strahlend ansah.
"Das bedeutet mir unglaublich viel. Vielen Dank, Davina."
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...