Kapitel 44 - 31. Oktober 2011

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Wir hatten alles ausprobiert. Davina hatte noch versucht einen Zauber zu sprechen, wir hatten ihnen Vampirblut gegeben, aber nichts wollte helfen. Die beiden wurden immer schwächer und hatten mittlerweile nicht einmal mehr Kraft, sich aufzurichten.

Als Tims Herzschlag langsam verstummte, fing ich an zu zittern. Er hatte das Gift nur kurze Zeit vor Davina getrunken. Sie hatte nicht einmal mehr fünf Minuten zu leben. Es musste doch irgendetwas geben, was wir tun konnten.

"Du musst stark bleiben, Davina", flüsterte ich leise. "Wir werden irgendetwas finden. Du musst nur ein wenig durchhalten." Rebekah und Josh starrten uns schon seit einer gefühlten Ewigkeit fassungslos an. Keiner wusste, was er sagen sollte.

"Beerdigt mich nicht bei den Hexen", murmelte Davina und ich konnte sehen, wie sehr sie das anstrengte. Sie wusste selbst, dass meine Worte nur leere Versprechungen waren. Ich würde sie nicht beschützen können, niemand konnte das. "Ich will nicht, dass ich zu den Ahnen komme und sie dann meine Macht erhalten."

Verzweifelt blinzelte ich einige Tränen weg und nickte nur leicht. "Ich verspreche es dir", antwortete ich leise.

Davina sah noch einmal zwischen Josh und mir hin und her. "Nur dank euch konnte ich die letzten Wochen ertragen. Ihr seid wirklich gute Freunde. Danke für alles."

Ich wollte noch etwas sagen, aber bevor mir etwas einfallen konnte, schloss sie ihre Augen und auch ihr Herzschlag verstummte. Kraftlos brach ich neben ihr zusammen und ließ meinen Tränen endgültig freien Lauf. Nein, das konnte nicht das Ende sein. Das war nicht möglich. Sie hatte so viel überlebt, sie konnte jetzt nicht sterben. Das würde ich Niklaus niemals verzeihen. Am Rande bemerkte ich, wie Rebekah vorsichtig einen Arm um mich legte und mich von Davina fortzog, aber das war mir egal. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen. Sie sah so jung und unschuldig aus, wie sie dort auf dem Boden lag. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich gehabt. Ich konnte noch ihr Herz schlagen hören, das Geräusch ließ mich nicht los.

Bei diesem Gedanken fiel mein Blick auf Josh, der Davina so ansah, als könnte er es auch hören. War es tatsächlich möglich? Sofort drehte ich mich zu Rebekah um und auch sie sah auf Davinas Brust, als könne sie es kaum glauben. Langsam schlug Davina ihre Augen wieder auf und sah sich panisch um. Keine Sekunde später kniete ich wieder neben ihr.

"Shh, alles gut. Du bist am Leben, dir geht es gut", flüsterte ich, mehr um mich selbst davon zu überzeugen, dass das tatsächlich wahr war.

"Tim?", krächzte sie nur leise und nach einem kurzen Blick zu dem Jungen schüttelte ich traurig meinen Kopf.

"Ich weiß nicht, wie es sein kann, dass du wieder lebst, aber was auch immer dich gerettet hat, konnte ihm nicht helfen. Es tut mir leid", murmelte ich.

Sofort brach Davina in Tränen aus und klammerte sich an mir fest. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also drückte ich sie nur fest an mich und strich beruhigend über ihren Rücken. Keine Ahnung, wie lange wir so da saßen und außer ihrem leisen Schluchzen nichts zu hören war, aber irgendwann schlief sie ein und ich hob sie vorsichtig hoch, um sie nicht zu wecken. Sie brauchte diese Ruhe jetzt.

"Wo bringst du sie hin?", fragte Josh mich leise und ich zögerte. Gute Frage, wo sollte ich sie hinbringen? Ich konnte sie nicht zu Cami bringen, nicht zu dieser Uhrzeit, und eine andere Idee hatte ich nicht.

"Erst einmal zurück ins Anwesen", antwortete ich nach kurzem Nachdenken. "Klaus wird nicht einmal in ihre Nähe kommen, nicht solange ich bei ihr bin und das verhindere. Und falls sie fortgehen will, wenn sie aufwacht, werde ich sie höchstpersönlich wieder aus dem Anwesen rausschaffen."

Josh nickte nur kurz und verabschiedete sich dann. Er hatte nicht vor, auch nur in die Nähe von Niklaus zu gehen und das war auch das Klügste. Rebekah begleitete mich und öffnete mir die Tür, damit ich Davina reintragen konnte, ohne sie zu wecken.

Sofort lief uns Marcel entgegen, der seine Arme ausstreckte, um mir Davina abzunehmen. "Ich nehme sie ab hier."

Wütend funkelte ich ihn an. "Das kannst du vergessen. Davina ist gerade nicht besonders gut auf dich zu sprechen."

"Ich weiß. Aber was denkst du denn, wer die Hexen dazu gebracht hat, einen Schutzzauber über sie zu sprechen, damit sie nicht stirbt?"

Dann war er es also gewesen, der ihr Leben gerettet hatte. Aber ich war nicht bereit, mit ihm darüber zu diskutieren, ob er Davina jetzt geholfen hatte oder ob er sie nicht eher in diese Situation gebracht hatte. "Das kannst du ihr morgen sagen, wenn sie wieder aufwacht. Falls sie dann überhaupt mit dir reden will."

Mit diesen Worten ging ich an ihm vorbei und nach oben in Davinas Zimmer. Ich würde nicht mehr von ihrer Seite weichen.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt